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Hausarbeit, 2021
13 Seiten, Note: 1.7
1 Einleitung
2 Prozess
2.1 Inneres Coming-Out
2.2 Äußeres Coming-Out
2.2.1 Coming-Out in der Familie
2.2.2 Coming Out in der Schule
2.3 Virtuelles Coming-Out
3 Unterstützungsmöglichkeiten in der Schule
3.1 Do’s & Don’ts
3.2 Vorschläge zum Coming-Out
4 Fazit und Schlussfolgerungen
Literaturverzeichnis
Abbildung 1: Quelle: Krell und Oldemeier 2015, S.
Abbildung 2: (Quelle: Krell und Oldemeier 2015, S.
Abbildung 3: Eigene Darstellung
Abbildung 4: Eigene Darstellung
Coming-Out bedeutet das absichtliche und bewusste öffentlich machen von etwas. (vgl. OxfordLanguages 2021) Doch hinter dem Begriff verbirgt sich noch viel mehr. Es ist vor allem ein Prozess der Selbsterkenntnis und der Selbstoffenbarung nach außen.
In dem folgenden Teil des Konzepts für das Sensibilisierungsprojekt an Schulen in Würzburg und Nürnberg wird herausgearbeitet mit welchen Schritten ein Coming-Out hat, welche Reaktionen durch das Umfeld kommen können und wie man dem begegnen kann. Ebenso wird auf die Rolle des Internets beim Outing-Prozess eingegangen und negative sowie positive Aspekte betrachtet.
Darauf aufbauend werden im letzten Teil zwei Unterstützungsmöglichkeiten für Schulen in Form von Do’s and Don’ts und Vorschläge zum Coming-Out herausgearbeitet. Da beide Punkte individuell variieren können sind diese nur als Denkanstöße gemeint und sollen keine Richtlinien bilden.
Ziel dieser Arbeit ist die Beantwortung der Forschungsfrage: Welche Probleme können auftreten beim Coming-Out von transidenten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen? Außerdem die Darstellung der diversen Aspekte, die Coming-Out mit sich bringt und welchen die betroffen Transmenschen begegnen müssen.
Von Oldemeier und Krell 2015 wurde der Prozess des Inneren Coming-Outs als ,,ein oft langer und komplizierter Prozess der Bewusstwerdung‘‘ beschrieben. (Oldemeier, Krell 2015, S. 415) Für Kinder ist dies meist einfacher: ,, In der Kindheit sind damit im Allgemeinen keine psychisch belastenden Konfliktsituationen verbunden.‘‘ (Rauchfleisch 2017, S. 437) Da Kinder sich meist noch problemlos zu Hause und in Kindergärten ausprobieren können, ohne dass sie in eine bestimmte Rolle gedrängt werden. „Die Transkinder erproben ihre transsexuellen Gefühle individuell auf verschiedenen Bühnen und Erlebnisfeldern, erleben und gestalten sie durchaus vergnüglich und integriert im Spiel, sozusagen als ich-synton anteilig.“ (Güldenring 2009, S. 26).
Für Jugendliche und junge Erwachsene stellt dieser Prozess, der sich mitunter über Jahre erstrecken kann, eine größere Hürde dar: häufig wissen die Betroffenen gar nicht, wie sie ihre Gefühle und Empfindungen einordnen sollen. Dietrich sieht die Gründe dafür in den Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz: Da sich mit etwa 10/11 Jahren die Geschlechter in gleichgeschlechtliche Peer-Groups aufteilen, besteht für Transjugendliche die Gefahr der sozialen Isolation. (vgl. Dietrich 2021, S. 21) Des Weiteren beginnt mit der einsetzenden Pubertät der Leidensdruck zu wachsen, aufgrund des Gefühls sich in die falsche Richtung zu entwickeln. Es entsteht eine ,,Sprachlosigkeit‘‘ (ebd.), da sich die Jugendlichen nicht in ihrem sozialen Umfeld austauschen können, ein Gefühl, welches oft bis zum Outing anhält.
,,Wie schnell sich Kinder und Jugendliche ihrer Identität bewusst werden, hängt wesentlich von der Einstellung ihrer wichtigsten Bezugspersonen ab. Je trans- oder homo negativer diese Personen reagieren, desto schwieriger wird es für die Kinder und jungen Erwachsenen, sich selbst einzugestehen, dass sie trans-, homo- oder bisexuell sind, und den Schritt zur Selbstakzeptanz zu tun.‘‘ (Rauchfleisch 2020, S. 38)
Wird dieser innere Prozess gestört, kann es zu psychischen Auffälligkeiten kommen, wie Depressionen, sozialer Rückzug oder schlimmstenfalls zu Selbstverstümmelung und Suizidversuchen.
Nach dem inneren Coming-Out, der Selbstakzeptanz der Transidentität, kann es nach einer Studie des deutschen Jugendinstitutes 3,5 bis 6,8 Jahre dauern, bis das äußere Coming-Out stattfindet. Dabei hängt es davon ab, wie das soziale Umfeld zu der Thematik steht und sich äußert. Die Studie hat herausgefunden, dass die häufigsten Ängste bei dem äußeren Coming-Out darin bestehen, von Freund*innen oder Familienmitgliedern abgelehnt zu werden. (vgl. Krell, Oldemeier 2015, S.13)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1
Nach Güldenring ist die „Offenbarung des transsexuellen Erlebens nach außen“ (Güldenring 2009, S. 29) die dritte Phase der Entwicklung von transidenten Menschen und geprägt von dem inneren Konflikt zu sein wer man ist und die Verwirrung des Umfeldes. Schlimmstenfalls kann es durch die Reaktionen des sozialen Umfeldes zu Diskriminierung- und Ablehnungserfahrungen, bis hin zu körperlicher Gewalt kommen. Andererseits kann das Outing auch Ressourcen zum Vorschein bringen, wie Unterstützung, Solidarität und ist mit einem Gefühl der Erleichterung verbunden. (vgl. Günther et al. 2019, S.91)
Transidente Menschen müssen jedoch lebenslang mit solchen Coming-Out Situationen rechnen, wenn sie auf neue Menschen treffen, den Arbeitsplatz wechseln, etc., was ein Machtgefälle in unserer Gesellschaft sichtbar macht: da der Großteil der Gesellschaft sich dem Cisgeschlechtlichen zugehörig fühlt und Transmenschen noch immer zur Minderheit zählen, entsteht ein Rechtfertigungsdruck, dem sich Transmenschen, sowie Menschen der LGBTQ Gruppe stellen müssen. ,,Dieses Machtgefälle birgt ein hohes Maß an Gewaltpotential gegenüber trans* Personen.‘‘ (ebd., S. 92)
Wie man Abbildung 1 entnehmen kann, ist die zweitgrößte Befürchtung vor dem Outing die Ablehnung der Familie. Gerade bei Minderjährigen Personen hat die Familie noch einen großen Einfluss, da sie noch rechtlich an die Entscheidungen der Elterngebunden sind. Die Studie des deutschen Jugendinstitutes hat ergeben, dass etwa 45% der Jugendlichen Diskriminierung durch die Familie nach dem Outing erlebt hat. ,,Insgesamt erlebten die Jugendlichen in der Familie meist neutrale bis positive Reaktionen auf ihr Coming-out. Ein Teil der LSBT* Jugendlichen berichtet allerdings von deutlicher Ablehnung der nicht-heterosexuellen und/oder nicht-cisgeschlechtlichen Identität bis hin zu Beziehungsabbrüchen mit Familienmitgliedern.‘‘ (Krell, Oldemeier 2015, S. 418)
Preuss merkt an, dass die Familie meist vor dem äußeren Coming-Out die Veränderungen des Kindes wahrnehmen. Beispielsweise durch den sozialen Rückzug merken Eltern, dass sich etwas verändert hat. (vgl. Preuss 2019, S. 34)
Das Outing an sich ist jedoch erst einmal ein Schockmoment, der verarbeitet werden muss. ,,Trans* Personen haben sich zum Zeitpunkt ihres äußeren Coming-outs häufig schon lange mit ihren Identitätsfragen beschäftigt und sind auf verschiedenen Ebenen Expert*innen ihrer selbst. Angehörige und auch Versorger*innen im psychomedizinischen Feld können davon manchmal überfordert sein.‘‘ (Günther et al. 2019, S. 93)
Das sollte beim Outing berücksichtigt werden, denn häufig sind Eltern in der Situation trotz aller Vorahnungen überfordert. Es kommt deshalb auch häufig zu verletzenden Aussagen und Reaktionen auf das Coming-Out: ,,Mit dem Coming-Out des Kindes einem oder beiden Elternteilen gegenüber, tritt meistens erst einmal eine Entlastung ein. Besonders für Eltern, die überrascht auf eine solche Öffnung reagieren, fragen sich, ob es sich vielleicht nur um eine „Phase“ handeln könnte. Sie hoffen noch, dass das geschlechtliche Unbehagen bald wieder vorübergehen wird.‘‘ (Preuss 2019, S. 34)
Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ist ein weiterer bedeutender Bereich des sozialen Umfeldes der Bildungsbereich: Kindergärten und Schulen stellen einen großen Teil der Lebenswelt in dem Alter dar und ist dementsprechend auch bedeutsam, wenn es um das Coming-Out geht. Die folgende Abbildung zeigt jedoch, dass es gerade in diesem Bereich häufig zu Diskriminierungserfahrungen kommt nach einem äußeren Coming-Out:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2
Es ist deshalb verständlich, wenn Transkinder und -jugendliche sich nicht in der Schule outen möchten. Dies sollte auch nie erzwungen werden durch die Eltern oder ,, als „therapeutische Auflage“ oder gar als Vorleistung für eine gewünschte Hormonbehandlung gefordert werden. Die Entscheidung, einen Rollenwechsel in der Schule zu vollziehen, muss ganz allein von der/dem betroffenen Jugendlichen ausgehen.‘‘ (Preuss 2019, S. 41)
Eine Möglichkeit besteht darin, mit der Schulleitung, Vertrauenslehrer*innen, Schulpsycholog*innen oder Schulsozialarbeiter*innen im Vorfeld zu reden, um aufkommende Fragen und Unsicherheiten zu beseitigen. Dennoch sind leider nicht alle Bildungseinrichtungen dazu bereit transidente Menschen zu unterstützen. (vgl. Rauchfleisch 2021, S. 110)
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