Um 820/ 830 entstand der Stuttgarter Bilderpsalter, der mangels näherer Kenntnisse über seinen
Entstehungskontext, die Künstler beziehungsweise Künstlerwerkstatt oder etwaige Auftraggeber nach
seinem Aufbewahrungsort benannt wurde. In der Landesbibliothek von Baden-Württemberg (Bibl. fol.
23) in Stuttgart befindet sich seit mehr als 200 Jahren die Handschrift, die aufgrund der reichen
Ausstattung mit 316 farbigen Bildern und mehr als 470 biblischen Einzelszenen, die den Text auf 340
Pergamentseiten schmücken, illustrieren und kommentieren, den Zusatz Bilderpsalter erhielt. Seine
Pergamentblätter sind in Holzdeckel mit Schafsleder eingebunden und weisen heute einen sehr
unterschiedlichen Erhaltungszustand auf.
Auf 26,5 auf 17,5 cm messenden Seiten mit einem sehr unregelmäßigen Schriftspiegel enthält der
Psalter in lateinischer Sprache die gallikanische Fassung der 150 Psalmen des Alten Testaments, die,
nachdem sie in den ersten Jahrhunderten des jungen Christentums nur zur Lesung verwandt wurden,
dann dem zentralen gottesdienstlichen Gesang sowohl in der Messe als auch im kirchlichen
Stundengebet dienten. Da die Psalmen zudem in den Antwortgesängen der Lesung und bei
Prozessionen, der Kirchweihe und den Gebeten für Kranke und Tote Anwendung fanden, rückten sie
neben dem Evangeliar an eine zentrale Stelle im christlichen Gottesdienst5.
Obgleich in dem Psalter an keiner Stelle ein Hinweis auf seine Herkunft oder seinen
Entstehungskontext gegeben wird, gilt es inzwischen in der Forschung als erwiesen, dass das Kloster
St. Germain-des-Prés in der Nähe von Paris als Entstehungsort bezeichnet werden kann, wenn auch die
Frage nach dem Auftraggeber oder der Provenienz noch immer ungeklärt ist.
Wahrscheinlich kam die kostbare karolingische Handschrift in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts unter
Herzog Carl Eugen von Württemberg in die Württembergische Landesbibliothek, die dieser 1765
gegründet hatte. Licht in das Dunkel der Vorgeschichte versucht Helmut Boese zu bringen, wenn er
behauptet, dass einem Aktenstück der Bibliothek zufolge die Übernahme des Psalters in kurfürstlichen
Bestand sich auf den 19.April 1787 datieren lasse. Demnach schenkte Daniel Gottlieb Friedrich Faber,
zu diesem Zeitpunkt Obertribunalrat in Stuttgart, dem Kurfürsten die Handschrift, um sich
wahrscheinlich für eine Beförderung zu bedanken oder zu empfehlen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Wiederentdeckung nach 1000 Jahren – Eine Einführung zum Stuttgarter Bilderpsalter
- Der Stuttgarter Bilderpsalter
- Originaleinband und Farbfraß – Erhaltungszustand und Maße der Handschrift
- Datierungsversuch über ein Rautenmotiv? - Die Initialen
- 316 Bilder mit 470 Einzelszenen – Die Illustrationen
- Braune Vorzeichnung und mehrfiguriges Titelbild - Aufbau und Anfertigung
- Von lavierendem, zeichnerischem Stil zu kleinformatiger Deckmalerei - Der Gestaltungswandel der Illustrationen
- David, der Psalmendichter, und der Passionszyklus – Themen und Bildinhalte
- Drei Traditionsstränge – Einordnung des Stuttgarter Bilderpsalters
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, den Stuttgarter Bilderpsalter umfassend zu beschreiben und in seinen historischen Kontext einzuordnen. Der Fokus liegt auf der Beschreibung des Werkes, seinen Illustrationen und deren künstlerischer Gestaltung, sowie auf den Versuchen, den Psalter zu datieren und seinen Ursprung zu klären.
- Die Geschichte und der Erhaltungszustand des Stuttgarter Bilderpsalters
- Die künstlerische Gestaltung und der Stil der Illustrationen
- Die Themen und Bildinhalte des Psalters
- Datierungsversuche anhand der Initialen und anderer Merkmale
- Die kunsthistorische Einordnung des Werkes
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Wiederentdeckung des Stuttgarter Bilderpsalters nach 1000 Jahren und gibt eine erste Einführung in seine Geschichte und Bedeutung. Das zweite Kapitel beschreibt detailliert den Erhaltungszustand der Handschrift, inklusive Einband und Material, und beleuchtet die künstlerischen Besonderheiten der Illustrationen. Hier werden sowohl der Aufbau der Bilder als auch deren Stilentwicklung untersucht. Das dritte Kapitel widmet sich der Einordnung des Stuttgarter Bilderpsalters in den kunsthistorischen Kontext und verfolgt verschiedene Traditionsstränge.
Schlüsselwörter
Stuttgarter Bilderpsalter, karolingische Handschrift, Psalterillustration, Buchmalerei, Miniaturmalerei, Datierung, Kunsthistorie, mittelalterliche Kunst, Bildanalyse, Textanalyse, Paläografie.
- Arbeit zitieren
- M.A. Alexandra Schäfer (Autor:in), 2005, Der Stuttgarter Bilderpsalter, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/125540