Zum 400. Jahrestag von Rembrandts Geburtstag gab es eine Fülle von Ausstellungen und
Veröffentlichungen zum Oeuvre des niederländischen Künstlers, die ihn vornehmlich im nationalen
Zusammenhang betrachteten. Aus der Reihe fällt die Ausstellung im Amsterdamer Van Gogh Museum
zur Gegenüberstellung von Caravaggio und Rembrandt, eine Parallele die bereits 1762 der Kunstkenner
Graf Francesco Algarotti in „Saggio sopra la pittura“ zog, als er Caravaggio als „il Rembrante dell`Italia“
bezeichnete.
Die Ausstellung Caravaggio-Rembrandt zieht Parallelen zwischen den Werken beider Künstler, die
mitunter etwas erzwungen wirken. Diese Arbeit soll zeigen, inwiefern es legitim ist, Rembrandt in die
Nachfolge Caravaggios einzuordnen. Dafür müssen Parallelen und Unterschiede stilistischer und
inhaltlicher Art in den Werken der Künstler untersucht werden, aber auch die Frage geklärt werden, wie
Rembrandt mit Caravaggios Kunst in Kontakt getreten sein könnte, welche Möglichkeiten ihm offen
standen, das Werk des italienischen Barockkünstlers und dessen Nachfolger zu studieren.
Innerhalb dieser Arbeit kann der Komplex der möglichen Caravaggio-Rezeption durch Rembrandt nicht
erschöpfend beantwortet werden. Neben der historisch-theoretischen Untersuchung, die sich nicht an
speziellen Werken orientiert, werden einige Werke exemplarisch für das Oeuvre zur Veranschaulichung
der Parallelen herangezogen.
Zunächst sollen Elemente herausgestellt werden, die für die Kunst Caravaggios charakteristisch sind:
Naturalismus und dramatische Inszenierung, Lichtführung und die Aktualität der Bildthemen. Dann
muss untersucht werden, wie die Rezeption durch niederländische Künstler verlief. Hierzu wird zum
einen die Rezeption durch Bartolomeo Manfredi in Italien und zum anderen durch die Utrechter
Malerschule, vor allem Gerard van Honthorst, Hendrick Ter Brugghen und Dirck van Baburen, beleuchtet
werden, Künstler, die in Italien die Werke Caravaggios studierten und als Mittler für mehrere
Malergenerationen in den Niederlanden dienten. Schließlich gilt es Rembrandts Rezeption caravaggesker
Kunst über die Werke Lastmans, Lievens und die Utrechter Schule zu verfolgen, um sein Verhältnis zu
Caravaggios Kunst zu bestimmen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: War Rembrandt ein caravaggesker Künstler?
- Rembrandt ein Caravaggist?
- ,,Caravaggio - il Rembrante dell` Italia“
- Unreflektierte Naturnachahmung oder dramatische Inszenierung?
- Die ganz besondere Lichtführung: Tenebroso
- Schurkenroman und Singspiel: Die Aktualität von Caravaggios Bildthemen
- Die Rezeption Caravaggios durch niederländische Künstler (Utrechter Schule und in Italien lebende Niederländer)
- Niederländische Rezeptionstradition und die Utrechter Schule
- Niederländische Caravaggisten
- Der am stärksten Rezipierte: Bartolomeo Manfredi
- Der bekannteste Utrechter Maler: Gerard van Honthorst
- Der begabteste Utrechter Künstler: Hendrick Ter Brugghen
- Weitere Künstler der Utrechter Schule
- „Rembrante – il Caravaggio del nord“
- Verbindung Rembrandts zu Caravaggio: Rezeptionsweg
- Caravaggeske Elemente in Rembrandts Werk
- Naturnachahmung versus dramatische Inszenierung
- Uncaravaggeskes Licht?: Chiaroscuro, aber kein tenebroso
- Themenwahl zwischen Profanisierung und Proletarisierung
- ,,Caravaggio - il Rembrante dell` Italia“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, inwieweit Rembrandt als Nachfolger Caravaggios betrachtet werden kann. Hierfür werden stilistische und inhaltliche Parallelen und Unterschiede in den Werken beider Künstler analysiert. Ein weiterer Fokus liegt auf der Erforschung des Rezeptionswegs von Caravaggios Kunst zu Rembrandt und den Möglichkeiten, die Rembrandt hatte, das Werk des italienischen Barockmeisters und dessen Nachfolger zu studieren.
- Rezeption von Caravaggios Kunst durch niederländische Künstler
- Stilistische Parallelen und Unterschiede zwischen Rembrandt und Caravaggio
- Der Einfluss der Utrechter Schule auf Rembrandt
- Analyse von Caravaggios charakteristischen Elementen (Naturalismus, Lichtführung, Themenwahl)
- Untersuchung von Rembrandts Zugang zu Caravaggios Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung vor und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit. Das Kapitel „Rembrandt ein Caravaggist?“ untersucht zunächst die charakteristischen Elemente von Caravaggios Kunst, wie Naturalismus, dramatische Inszenierung und Lichtführung, und beleuchtet die Rezeption seines Werkes durch niederländische Künstler, insbesondere die Utrechter Schule. Anschließend wird der mögliche Rezeptionsweg von Caravaggios Kunst zu Rembrandt über verschiedene Mittler untersucht.
Schlüsselwörter
Caravaggio, Rembrandt, Utrechter Schule, Barockmalerei, Naturalismus, Chiaroscuro, Tenebroso, Lichtführung, Rezeption, Stilvergleich, Bildthemen.
- Quote paper
- M.A. Alexandra Schäfer (Author), 2006, Rembrandt ein Caravaggist, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/125504