Aus dem Fazit:
Wegen der Rolle, die Engel im Koran spielen, ist wohl kaum ein muslimischer Gelehrter, der das Universum erklären will, an den Engeln vorbeigekommen – auch wenn die Meinungen vieler Gelehrter zu den Engel nicht oder nur indirekt überliefert sind. Deshalb ist die Angelologie des Islam ist ein interessantes Forschungsfeld, da sich an ihr die Kosmologien genauso wie zentrale theologische Fragen und Probleme, wie die Theodizee, beispielhaft darstellen lassen lassen.
Auch kann man an diesem Thema sehen, wie sich die Vorstellungen von Philosophen, Mutakallimūn und Sufis überschneiden und gegenseitig befruchten.
An der Geschichte von Hārūt und Mārūt lässt sich zeigen, dass sich in der Theologie sowohl über naql als auch über ʿaql nicht alles klären oder erklären lässt. So wurde unter den Gelehrten keine Einigkeit erzielt, was die Natur der beiden war; was sie den Menschen beibrachten; ob etwas von Gott auf sie herabgesandt worden war.
Wer Hārūt und Mārūt als Engel sieht, muss entweder an der Gerechtigkeit Gottes zweifeln, oder an der Doktrin, laut der Engel keinen eigenen Willen haben. Denn: Entweder haben die beiden keinen eigenen Willen gehabt und nur auf den Befehl Gottes hin gehandelt, dann erscheint ihre Bestrafung als ungerecht. Oder ihre Bestrafung war gerecht, da sie gegen den Willen Gottes gehandelt haben. Scheinbar könnte dieses Dilemma aufgelöst werden, wenn man sich Engel so vorstellt, dass sie zwar keinen eigenen Willen, aber die Möglichkeit zu einem eigenen Willen haben. In dem Moment, wo sie diesen nutzen, sind sie keine Engel mehr. Diese Argumentation verschiebt das Problem aber nur um ein kleines Stück. Denn als nächstes müsste man sich fragen, wie Engel, die noch an den Willen Gottes gebunden sind, entscheiden, die Möglichkeit des eigenen Willens zu nutzen.
Es bleibt also schwer zu erklären, warum Engel – nicht nur Hārūt und Mārūt, sondern auch Iblīs (so man in ihm einen Engel sieht) – offenbar gelegentlich tun, was sie wollen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundlegendes zu den Engeln im Islam
- 2.1. Engel im Koran
- 2.2. Iblis, Hārūt und Mārūt
- 3. Engelsvorstellungen bei den Falāsifa
- 4. Engelsvorstellungen bei den Mutakallimūn
- 5. Engelsvorstellungen bei den Sufis
- 6. Fazit
- 7. Quellen
- 7.1. At-Tabarī
- 7.2. Az-Zamahšarī
- 7.3. Ibn Kaṭīr
- 8. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit verfolgt das Ziel, Engelsvorstellungen bei Philosophen, Mutakallimūn und Sufis im Islam darzustellen. Es wird untersucht, wie verschiedene theologische und philosophische Schulen die Engel konzipiert und in ihre jeweiligen Kosmologien integriert haben. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse der koranischen Darstellung der Engel und der damit verbundenen Fragen der Verehrung und des Tauḥīd.
- Die Rolle der Engel im Koran und die Frage ihrer Verehrung
- Engelsvorstellungen bei den Falāsifa (Philosophen)
- Engelsvorstellungen bei den Mutakallimūn (Theoretischen Theologen)
- Engelsvorstellungen bei den Sufis (Mystikern)
- Der Zusammenhang zwischen Angelologie, Kosmologie und spiritueller Psychologie im Islam
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Angelologie im Islam ein und hebt deren Vielfältigkeit und Bedeutung für verschiedene theologische und philosophische Schulen hervor. Sie erwähnt die Relevanz der Engel für die Theodizee und den Tauḥīd und kündigt die Fokussierung auf die Perspektiven von Philosophen, Mutakallimūn und Sufis an. Die Arbeit wird zusätzlich die Rolle der Engel im Koran und die Fälle von Hārūt, Mārūt und Iblīs behandeln.
2. Grundlegendes zu den Engeln im Islam: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Engel im Koran und betont, dass der Glaube an ihre Existenz als grundlegendes Glaubensgut gilt, vergleichbar mit dem Glauben an Gott, den Jüngsten Tag und die Propheten. Es wird hervorgehoben, dass die Verehrung der Engel verboten ist (Širk) und dies im Kontext vorislamischer Religionen und dem Konzept des Tauḥīd diskutiert. Die absolute Abhängigkeit der Engel von Gottes Willen wird als Argument gegen deren Verehrung angeführt, da sie ohne Gottes Willen nicht einmal Fürbitte leisten können. Die Beschreibung der Engel als nicht-weiblich im Koran wird ebenfalls thematisiert.
Schlüsselwörter
Engel, Islam, Angelologie, Koran, Falāsifa, Mutakallimūn, Sufis, Tauḥīd, Theodizee, Širk, Hārūt, Mārūt, Iblīs, Kosmologie, spirituelle Psychologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Engelsvorstellungen im Islam
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die unterschiedlichen Engelsvorstellungen bei Philosophen (Falāsifa), Theologen (Mutakallimūn) und Mystikern (Sufis) im Islam. Sie analysiert, wie diese verschiedenen Schulen die Engel in ihre jeweiligen Kosmologien integriert haben und welche Rolle die Engel im Kontext des monotheistischen Glaubens (Tauḥīd) spielen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Rolle der Engel im Koran, die Frage ihrer Verehrung (und die Ablehnung dieser Verehrung als Širk), die Engelsvorstellungen der Falāsifa, Mutakallimūn und Sufis, sowie den Zusammenhang zwischen Angelologie, Kosmologie und spiritueller Psychologie im Islam. Besondere Aufmerksamkeit wird den Figuren Hārūt, Mārūt und Iblīs gewidmet.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Hausarbeit bezieht sich auf verschiedene klassische islamische Quellen, darunter Werke von At-Tabarī, Az-Zamahšarī und Ibn Kathir (genaueres Quellenverzeichnis im Dokument).
Wie ist die Hausarbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Einleitung, Grundlagen der Engel im Islam (mit Fokus auf den Koran), Engelsvorstellungen bei den Falāsifa, Mutakallimūn und Sufis, ein Fazit, ein Quellenverzeichnis und ein Literaturverzeichnis. Jedes Kapitel fasst die jeweilige Thematik prägnant zusammen.
Welche Rolle spielen der Koran und der Tauḥīd in der Arbeit?
Der Koran bildet die Grundlage der Analyse, da er die primäre Quelle für die islamische Vorstellung von Engeln ist. Der Glaube an die Engel ist ein fundamentaler Bestandteil des islamischen Glaubensbekenntnisses. Die Arbeit untersucht, wie die verschiedenen Denkschulen den Glauben an Engel mit dem Prinzip des Tauḥīd (der Einheit Gottes) vereinbaren und die Verehrung von Engeln als Širk (Götzendienst) ablehnen.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Perspektiven auf Engel im Islam zu vermitteln und die Vielfalt der theologischen und philosophischen Interpretationen aufzuzeigen. Sie soll die Bedeutung der Engel für das Verständnis des islamischen Weltbildes verdeutlichen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Engel, Islam, Angelologie, Koran, Falāsifa, Mutakallimūn, Sufis, Tauḥīd, Theodizee, Širk, Hārūt, Mārūt, Iblīs, Kosmologie, spirituelle Psychologie.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Hausarbeit enthält eine Zusammenfassung jedes Kapitels, welche die wichtigsten Punkte und Erkenntnisse jedes Abschnitts kurz und prägnant zusammenfasst.
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- Marius Meyer (Author), 2009, Engel im Islam, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/125072