Mit seiner Rede im rumänischen Băile Tuşnad am 26. Juli 2014 hat der ungarische Premier Viktor Orbán ein denkwürdiges Statement gesetzt: Vor tausenden Studierenden stellt der Regierungschef eines Mitgliedstaates der Europäischen Union das liberal-demokratische Modell infrage. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass Orbán von seinem Traum einer illiberalen Demokratie spricht.
Für die EU gehören Demokratie und Rechtsstaat eng zusammen. In Art. 2 des Vertrags über die Europäische Union (EUV) werden sie als Teil der der Union zugrundeliegenden Werte bezeichnet. Sollte es also innerhalb der EU einen Staat geben, der ihre eigenen Grundwerte nicht anerkennt, so wäre dies eine hoch problematische Situation. Die schlichte, aber nicht minder wichtige Frage, die diese Hausarbeit deshalb beantworten möchte, lautet also: Ist Ungarn eine illiberale Demokratie?
Dabei wird das ungarische System unter Rückgriff auf die Theorie der eingebetteten bzw. defekten Demokratie nach Wolfgang Merkel et al. mithilfe der wissenschaftlichen Literatur analysiert. Im Anschluss an dieses Kapitel soll zunächst die Theorie (2) vorgestellt werden, bevor die Methode (3) ausführlicher erläutert wird. Darauf folgt ein Überblick über die letzten Jahre in Ungarn (4). In Kapitel 5 wird anhand einer dreigliedrigen Analyse gezeigt, ob das Land die Kriterien einer illiberalen Demokratie erfüllt. Kapitel 6 fasst die Ergebnisse zusammen und gibt einen kurzen Ausblick auf die zu erwartenden Entwicklungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorie
- Methode
- Empirischer Fall
- a) Einfluss der Exekutiven & Legislativen auf die Judikative
- b) Einfluss der Judikativen auf die Exekutive / Legislative
- Geringe Bindungswirkung der Verfassung
- Einschränkungen der Bürgerrechte
- Religionsfreiheit
- Schutz vor Diskriminierung
- Freiheit der Wissenschaft und Lehre
- Fazit & Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Frage, ob Ungarn eine illiberale Demokratie ist. Sie analysiert das ungarische System mithilfe der Theorie der eingebetteten bzw. defekten Demokratie nach Wolfgang Merkel et al. und untersucht anhand wissenschaftlicher Literatur, Berichterstattungen und Indizes, ob die Kriterien einer illiberalen Demokratie erfüllt sind.
- Einfluss der Exekutive und Legislative auf die Judikative
- Einfluss der Judikative auf die Exekutive und Legislative
- Bindungswirkung der Verfassung
- Einschränkungen der Bürgerrechte
- Entwicklungen der ungarischen Demokratie seit dem Amtsantritt Viktor Orbáns
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des illiberalen Demokratiemodells in Ungarn vor, insbesondere im Kontext der Europäischen Union. Kapitel 2 erläutert die Theorie der eingebetteten und defekten Demokratie, die als analytisches Framework dient. Kapitel 3 beschreibt die Methode der Fallstudie und die Auswahl der relevanten Forschungsmaterialien. In Kapitel 4 werden die wichtigsten Entwicklungen der ungarischen Demokratie seit 2010 dargestellt. Schließlich analysiert Kapitel 5, basierend auf den zuvor entwickelten Kriterien, ob Ungarn die Merkmale einer illiberalen Demokratie aufweist.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, illiberale Demokratie, Ungarn, Viktor Orbán, Verfassungsgericht, Bürgerrechte, Religionsfreiheit, Wissenschaftsfreiheit, Schutz vor Diskriminierung, eingebettete Demokratie, defekte Demokratie, EU, EU-Recht, Grundrechtecharta.
- Arbeit zitieren
- Jens Fröhlich (Autor:in), 2020, Ungarn. Eine illiberale Demokratie mitten in Europa?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1240173