Kreolsprachen sind niemals einzige Sprache in ihrem Geltungsraum, meist befinden sie sich in einer Situation der Diglossie oder des Multilinguismus und haben häufig den Status einer dominierten Sprache, vielfach sogar einer gefährdeten. Grammatiken, Wörterbücher und Lexika aber auch Gedichte, Liedtexte und Romane tragen mit dazu bei, den Status der jeweiligen Kreolsprache aufzuwerten und ihre Verwendung als Schriftsprache im öffentlichen Leben und im Erziehungswesen zu verbreiten und zu etablieren. Dazu bedarf es als Basis dafür zuerst einmal einer einheitlichen Schriftform.
Dass der Vorgang, ein einheitliches Schriftsystem zu entwickeln, nicht nur für die jeweilige kreolische Bevölkerung sondern auch für die Sprachwissenschaft von großem Interesse ist, zeigt folgendes Zitat:
„Kreolsprachen haben in den letzten Jahren ein verstärktes Interesse der Linguistik gefunden, nicht zuletzt, weil sie gerade im Hinblick auf neueste Forschungen zu Sprachtypologie, Universalien und dem Übergang von Mündlichkeit zu Schriftlichkeit Sprachdaten von großem Wert bereitstellen.“ Im Fall der Kreolsprache des französischen Überseedepartements La Réunion beschäftigen sich Linguisten seit einiger Zeit mit dieser Problematik, ohne bisher eine zufrieden stellende Lösung gefunden zu haben. Aus der Tatsache heraus, dass das Reunion-Kreolische historisch bedingt nur mündlich überliefert wurde, gab es erst in den letzten 50 Jahren mehrere Versuche, eine allgemeingültige Schrift für diese sehr junge Sprache zu entwickeln und einzuführen. Dieser aktuelle Vorgang ist Thema dieser Arbeit und soll hier in seinen Grundzügen dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aktuelle Schreibweisen
- Etymologische Schreibweise
- Phonologische Schreibweisen
- Lékritir 77
- KWZ
- Tangol oder Graphie 2001
- Kritische Betrachtung der Schreibweisen
- Die Etymologische Schreibweise
- Lékritir 77
- KWZ
- Graphie 2001
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung und den aktuellen Stand verschiedener Schreibweisen des Réunion-Kreolischen. Das Hauptziel ist die Darstellung der verschiedenen Ansätze zur Verschriftlichung dieser Sprache und ihrer jeweiligen Vor- und Nachteile.
- Entwicklung verschiedener Schreibweisen des Réunion-Kreolischen
- Vergleich der etymologischen und phonologischen Schreibweisen
- Analyse der Lékritir 77 und KWZ
- Bewertung der unterschiedlichen orthographischen Ansätze
- Die Rolle der Sprachwissenschaft in der Standardisierung der Schriftsprache
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Herausforderungen bei der Entwicklung einer einheitlichen Schriftform für Kreolsprachen, insbesondere im Kontext des Réunion-Kreolischen. Kapitel 2 beschreibt die aktuell verwendeten Schreibweisen, kategorisiert in etymologische und phonologische Ansätze. Die etymologische Schreibweise, orientiert an der französischen Orthographie, wird anhand eines Gedichtbeispiels illustriert. Kapitel 2.2 präsentiert verschiedene phonologische Schreibweisen, beginnend mit Lékritir 77, deren Besonderheiten an einem Textauszug erläutert werden. Die KWZ Schreibweise wird als Weiterentwicklung von Lékritir 77 vorgestellt, wobei Unterschiede in der Verwendung bestimmter Buchstaben hervorgehoben werden.
Schlüsselwörter
Réunion-Kreolisch, Schreibweisen, Etymologie, Phonologie, Lékritir 77, KWZ, Diglossie, Multilinguismus, Sprachstandardisierung, Orthographie.
- Arbeit zitieren
- Daniel Bohé (Autor:in), 2008, Créole réunionnais oder Krëol rënyonë?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/123238