Die Drusen in Israel: Sie sprechen Arabisch, ihr Glaube ist geheim und der Dienst in der israelischen Armee ist für sie obligatorisch.
Obwohl sie viele kulturelle Gemeinsamkeiten mit den Palästinensern haben, sehen sie sich primär als Teil der israelischen Nation. Mit einer Politik des 'divide et impera' erwirbt der israelische Staat von den Drusen Loyalität, indem er ihnen Autonomie und kulturelle Identität ermöglicht.
Durch gemeinsame Interessen der drusischen Eliten und der israelischen Verwaltung wird eine eigens drusische Identität konstruiert.
Die Arbeit analysiert Mechanismen auf politischer, rechtlicher und kultureller Ebene sowie die Funktion des Militärdiensts, die zur Konstruktion jener drusischen Identität beitragen.
Insbesondere wird auf die Re-Konstruktion des Heiligenschreins von Shu'aib eingegangen, die zeigt, wie gemeinsame Geschichte „neu erfunden“ und instrumentalisiert wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung: Drusen in Israel - ein Sonderfall?
- 2 Geschichte
- 2.1 al-Hākim
- 2.2 Hamza und Darazī
- 3 Die Religion
- 4 Die Gesellschaft
- 5 Die Drusen in Israel
- 5.1 Drusen vor der Staatsgründung Israels
- 5.2 Drusen nach der Staatsgründung
- 5.3 Drusische Identität in Israel
- 5.3.1 Das politische System
- 5.3.2 Das Rechtssystem
- 5.3.3 Die Drusen im Golan
- 5.3.4 Diskriminierungen
- 5.4 Der religiöse Rat
- 5.5 Bildung
- 5.6 Der Schrein von Šu'aib
- 5.7 Die Armee
- 5.7.1 Wehrdienst
- 5.7.2 Einsatz
- 6 Drusische Identität
- 6.1 Drusische Identität in der Literatur
- 6.2 Konzept der Erinnerungsgemeinschaft
- 7 Versuch eines Ausblickes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion einer spezifisch drusischen Identität in Israel. Sie analysiert, wie gemeinsame Interessen der drusischen Eliten und der israelischen Verwaltung zur Herausbildung einer Identität geführt haben, die die israelischen Drusen nicht mehr primär als Teil der großen arabischen Umma, sondern als loyalen Bestandteil der israelischen Nation sieht. Die Arbeit beleuchtet die Mechanismen dieser Identitätsbildung auf politischer, rechtlicher und militärischer Ebene.
- Die Geschichte der Drusen und ihre Abspaltung vom orthodoxen Islam.
- Die Rolle der israelischen Politik ("divide et impera") in der Gestaltung der drusischen Identität.
- Die Konstruktion der drusischen Identität auf politischer, rechtlicher und militärischer Ebene.
- Das Konzept der Erinnerungsgemeinschaft und seine Bedeutung für die drusische Kohäsion.
- Die drusische Identität in der Literatur.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Drusen in Israel - ein Sonderfall?: Die Einleitung stellt die israelischen Drusen vor: Arabisch sprechende, religiös einzigartige Bürger Israels mit Wehrpflicht, die trotz kultureller Gemeinsamkeiten mit Palästinensern sich primär als Teil der israelischen Nation verstehen. Sie beleuchtet den Spagat zwischen der Zugehörigkeit zur arabischen Umma und dem pragmatischen Umgang mit jeweiligen Herrschern zur Erhaltung ihrer Gemeinschaft. Die Arbeit kündigt die Analyse der Konstruktion einer spezifisch drusischen Identität an, die durch gemeinsame Interessen drusischer Eliten und der israelischen Verwaltung geprägt ist, und nutzt Jan Assmanns Konzept der Erinnerungsgemeinschaft als theoretischen Rahmen.
2 Geschichte: Dieses Kapitel befasst sich mit der geschichtlichen Entwicklung der Drusen, insbesondere mit der Rolle des Fatimidenkalifen al-Ḥākim bi-Amri-Allah (997-1021 n. Chr.), der als letzte Reinkarnation Gottes angesehen wird. Es werden sowohl die kontroversen Aspekte seiner Herrschaft (willkürliche Hinrichtungen, Zerstörung von Kirchen und Synagogen) als auch seine positiven Leistungen (Gründung einer wissenschaftlichen Akademie) beleuchtet. Die unklare Todesursache al-Ḥākims verstärkt das Bild des rätselhaften und übernatürlichen Charakters. Die Kapitel erläutert die Verbindung der Drusen zu al-Ḥākim und wie seine Handlungen und sein Lebensbild die drusische Glaubensgemeinschaft geprägt haben. Die Schwierigkeiten, zwischen historischen Fakten und Legenden zu unterscheiden, werden hervorgehoben.
5 Die Drusen in Israel: Dieses Kapitel beschreibt die Situation der Drusen in Israel vor und nach der Staatsgründung, konzentriert sich auf die Konstruktion der drusischen Identität unter israelischer Herrschaft. Es beleuchtet die drusische Integration in das politische, rechtliche und militärische System Israels und analysiert die dabei entstandenen Herausforderungen und Diskriminierungen. Der Fokus liegt auf den Mechanismen der Identitätsbildung durch die Interaktion mit der israelischen Gesellschaft und Politik, sowie den Einfluss von Institutionen wie dem religiösen Rat und der Armee auf die drusische Identität in Israel.
6 Drusische Identität: Dieses Kapitel erörtert die drusische Identität aus literaturwissenschaftlicher Perspektive und im Kontext des Konzepts der Erinnerungsgemeinschaft nach Jan Assmann. Es untersucht, wie die drusische Kohäsion über mehr als tausend Jahre aufrechterhalten wurde und analysiert, inwieweit die drusische Identität in Israel eine jüdisch-drusische Konstruktion darstellt. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verständnis der kollektiven Erinnerung und der kulturellen Identität als essentiellen Bestandteile drusischen Selbstverständnisses.
Schlüsselwörter
Drusen, Israel, Identität, Erinnerungsgemeinschaft, al-Ḥākim, arabische Umma, politische Integration, Rechtssystem, Militärdienst, Diskriminierung, Identitätskonstruktion.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Drusen in Israel - Ein Sonderfall?
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion einer spezifisch drusischen Identität in Israel. Sie analysiert, wie die Interaktion zwischen drusischen Eliten und der israelischen Verwaltung zur Herausbildung einer Identität geführt hat, die israelische Drusen primär als loyalen Bestandteil der israelischen Nation, und weniger als Teil der arabischen Umma sieht. Die Arbeit beleuchtet die Mechanismen dieser Identitätsbildung auf politischer, rechtlicher und militärischer Ebene und nutzt Jan Assmanns Konzept der Erinnerungsgemeinschaft als theoretischen Rahmen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Geschichte der Drusen und ihre Abspaltung vom orthodoxen Islam, die Rolle der israelischen Politik in der Gestaltung der drusischen Identität, die Konstruktion der drusischen Identität auf verschiedenen Ebenen (politisch, rechtlich, militärisch), das Konzept der Erinnerungsgemeinschaft und seine Bedeutung für die drusische Kohäsion, sowie die drusische Identität in der Literatur. Besonderes Augenmerk liegt auf der Integration der Drusen in das israelische politische, rechtliche und militärische System und den damit verbundenen Herausforderungen und Diskriminierungen.
Welche Rolle spielt al-Ḥākim in der drusischen Geschichte und Identität?
Der Fatimidenkalif al-Ḥākim bi-Amri-Allah (997-1021 n. Chr.) wird in der Arbeit als zentrale Figur der drusischen Geschichte dargestellt. Er wird als letzte Reinkarnation Gottes angesehen und seine Handlungen und sein Lebensbild haben die drusische Glaubensgemeinschaft maßgeblich geprägt. Die Arbeit beleuchtet sowohl kontroverse Aspekte seiner Herrschaft (Hinrichtungen, Zerstörung von Kirchen und Synagogen) als auch positive Leistungen (Gründung einer wissenschaftlichen Akademie). Die unklare Todesursache verstärkt das Bild des rätselhaften und übernatürlichen Charakters.
Wie wird die drusische Identität in Israel beschrieben?
Die Arbeit beschreibt die israelischen Drusen als arabisch sprechende, religiös einzigartige Bürger Israels mit Wehrpflicht. Trotz kultureller Gemeinsamkeiten mit Palästinensern verstehen sie sich primär als Teil der israelischen Nation. Die Arbeit analysiert den Spagat zwischen der Zugehörigkeit zur arabischen Umma und dem pragmatischen Umgang mit jeweiligen Herrschern zur Erhaltung ihrer Gemeinschaft. Die Konstruktion der drusischen Identität in Israel wird als Ergebnis gemeinsamer Interessen drusischer Eliten und der israelischen Verwaltung dargestellt.
Welche Rolle spielt das Konzept der „Erinnerungsgemeinschaft“?
Das Konzept der Erinnerungsgemeinschaft nach Jan Assmann dient als theoretischer Rahmen für die Analyse der drusischen Identität. Die Arbeit untersucht, wie die drusische Kohäsion über mehr als tausend Jahre aufrechterhalten wurde und analysiert, inwieweit die drusische Identität in Israel eine jüdisch-drusische Konstruktion darstellt. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verständnis der kollektiven Erinnerung und der kulturellen Identität als essentiellen Bestandteile drusischen Selbstverständnisses.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es jeweils?
Die Arbeit umfasst Kapitel zur Einleitung, Geschichte (inkl. der Rolle al-Ḥākims), der Religion, der Gesellschaft, den Drusen in Israel (vor und nach der Staatsgründung, politische, rechtliche und militärische Integration, Diskriminierung, religiöser Rat, Bildung, Schrein von Šu'aib, Armee), der drusischen Identität (literaturwissenschaftliche Perspektive, Erinnerungsgemeinschaft) und einen Ausblick.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Drusen, Israel, Identität, Erinnerungsgemeinschaft, al-Ḥākim, arabische Umma, politische Integration, Rechtssystem, Militärdienst, Diskriminierung, Identitätskonstruktion.
- Arbeit zitieren
- Anselm Schelcher (Autor:in), 2007, Drusen in Israel, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/121538