Die folgende Ausarbeitung basiert auf einem Interview, welches im Rahmen eines Forschungsseminars mit einer jungen Frau durchgeführt worden ist. Die Befragte ist Mutter einer 3-jährigen Tochter und steht damit im Zentrum der Gründung einer eigenen Familie.
Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, die Realisierung einer autonomen subjektiv sinnvollen Lebenspraxis unter Bedingungen der Enttraditionalisierung hinsichtlich des Faktors der Familie zu untersuchen. Im engeren Sinne wird auf der Basis objektiver familienbezogener Daten und der Auswertung des Interviews mit dem Gegenstand Familie, ein familiales Strukturmuster erkannt beziehungsweise rekonstruiert. Hierfür wurde das dargestellte Interview nach dem Modell der Grounded Theory nach Strauss und Corbin analysiert und mit der Theorie der psychosozialen Entwicklung nach Erikson verknüpft.
Zunächst werden die fallbezogenen objektiven Daten als Grundlage für die Analyse dokumentiert und zur Veranschaulichung in Form eines Genogramms graphisch dargestellt. Darauffolgend werden die Interviewsituation und das Thema des Interviews mit einer einleitenden Frage ausführlich beschrieben. In Kapitel vier wird die Grounded Theory als Auswertungsmethode qualitativer Sozialforschung in Form von verschiedenen Kodierverfahren erläutert und das pragmatische Modell nach Strauss und Corbin wird mit dem Fall in Bezug gesetzt. Der Hauptteil der Ausarbeitung besteht aus der Analyse der Falldarstellung. Hierfür werden Interviewzitate den zuvor herausgearbeiteten Kernkategorien zugeordnet und analysieret. Abschließend wird die Theorie der psychosozialen Entwicklung nach Erikson geschildert und die Entwicklungsphasen des frühen und des mittleren Erwachsenenalters mit der Interviewanalyse in Verbindung gebracht.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Falldarstellung
2.1 Objektive Daten
2.2 Genogramm
2.3 Portrait
3 Datenerhebung in Form eines Interviews
3.1 Setting
3.2 Thema des Interviews und Einleitende Frage
4 Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung
4.1 Allgemeines
4.2 Das offene Kodieren
4.3 Das axiale Kodieren
4.3 Das selektive Kodieren
4.5 Paradigmatisches Modell in Bezug auf den Fall
5 Analyse der Falldarstellung
6 Verknüpfung des Falls mit der Theorie der psychosozialen Entwicklung nach Erikson
7 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
1 Einleitung
Die folgende Ausarbeitung basiert auf einem Interview, welches im Rahmen eines Forschungsseminars mit einer jungen Frau durchgeführt worden ist. Die Befragte ist Mutter einer 3-jährigen Tochter und steht damit im Zentrum der Gründung einer eigenen Familie.
Ziel dieser Forschungsarbeit ist es die Realisierung einer autonomen subjektiv sinnvollen Lebenspraxis unter Bedingungen der Enttraditionalisierung hinsichtlich des Faktors der Familie zu untersuchen. Im engeren Sinne wird auf der Basis objektiver familienbezogener Daten und der Auswertung des Interviews mit dem Gegenstand Familie, ein familiales Strukturmuster erkannt beziehungsweise rekonstruiert. Hierfür wurde das dargestellte Interview nach dem Modell der Grounded Theory nach Strauss und Corbin analysiert und mit der Theorie der psychosozialen Entwicklung nach Erikson verknüpft.
Zunächst werden die fallbezogenen objektiven Daten als Grundlage für die Analyse dokumentiert und zur Veranschaulichung in Form eines Genogramms graphisch dargestellt. Darauffolgend werden die Interviewsituation und das Thema des Interviews mit einer einleitenden Frage ausführlich beschrieben. In Kapitel vier wird die Grounded Theory als Auswertungsmethode qualitativer Sozialforschung in Form von verschiedenen Kodierverfahren erläutert und das pragmatische Modell nach Strauss und Corbin wird mit dem Fall in Bezug gesetzt. Der Hauptteil der Ausarbeitung besteht aus der Analyse der Falldarstellung. Hierfür werden Interviewzitate den zuvor herausgearbeiteten Kernkategorien zugeordnet und analysieret. Abschließend wird die Theorie der psychosozialen Entwicklung nach Erikson geschildert und die Entwicklungsphasen des frühen und des mittleren Erwachsenenalters mit der Interviewanalyse in Verbindung gebracht.
2 Falldarstellung
Im Folgenden Kapitel wird der in dieser Arbeit behandelte Fall umrissen und die Familienverhältnisse der Befragten verdeutlicht um spätere Zusammenhänge verständlich zu machen.
2.1 Objektive Daten
Interviewte (Ego)
Jahrgang: 1985
Schule/Ausbildung/Beruf: Abitur, abgebrochenes Studium Politikwissenschaften, Verkäuferin, in Ausbildung zur Industriekauffrau
Familienstand: verheiratet
Migration: Von Polen nach Deutschland
Kind Egos
Jahrgang: 2018
Tagespflege, ab August Kindergarten
Geschlecht: weiblich
Geschwister Egos:
Bruder
Jahrgang: 1983
Schule/Ausbildung/Beruf: Realschule, Ausbildung Automechaniker, aktueller Job: Schweißer
Familienstand: verheiratet
Migration: Nein
Partner Egos
Jahrgang: 1982
Schule/Ausbildung/Beruf: Realschule, abgebrochenes Abitur, Ausbildung Chemikant, aktueller Job: Lagerhelfer
Familienstand: verheiratet
Migration: Von Polen nach Deutschland
Geschwister des Partners:
Schwester
Jahrgang: 1984
Familienstand: verheiratet, zwei Kinder
Schule/Ausbildung/Beruf: Abitur, Bachelor Kosmetologie, Reinigungskraft,
Migration: Von Polen in die Niederlande
Halbschwester mütterlicherseits
Jahrgang: 1994
Familienstand: ledig
Schule/Ausbildung/Beruf: Abitur, Bachelor BWL, Socialmediamanagerin
Halbschwester väterlicherseits (1)
Jahrgang: 1994
Familienstand: ledig
Schule/Ausbildung/Beruf: Realschule, Ausbildung Krankenschwester, Krankenschwester
Halbschwester väterlicherseits (2)
Jahrgang: 1996
Familienstand: ledig, alleinerziehend (Tochter)
Schule/Ausbildung/Beruf: Realschule, Ausbildung Zahnarztassistentin, Verkäuferin
Halbbruder väterlicherseits
Jahrgang: 1998
Familienstand: ledig
Schule/Ausbildung/Beruf: Abitur, Student Informatik
Eltern des Partners:
Mutter
Jahrgang: 1960
Schule/Ausbildung/Beruf: Abitur, abgebrochenes Studium Ökonomie, Sekretärin und Kinderbetreuerin
Familienstand: geschieden, neu verheiratet
Migration: Nein
Vater
Jahrgang: 1960
Familienstand: geschieden, neu verheiratet
Schule/Ausbildung/Beruf: Abitur, Studium Ökonomie, Selbstständig mit Reinigungsfirma
Migration: Von Polen nach Deutschland
Großeltern des Partners:
Oma mütterlicherseits
Jahrgang: 1939, verstorben
Opa mütterlicherseits
Jahrgang: 1936, verstorben,
Oma väterlicherseits
Jahrgang: 1939
Familienstand: verheiratet
Schule/Ausbildung/Beruf: Hilfskraft in einem kleinen Laden, Rentnerin
Opa väterlicherseits
Jahrgang: 1935, verheiratet,
Schule/Ausbildung/Beruf: Arbeiter, Rentner
Eltern Ego:
Mutter
Jahrgang: 1959, verstorben: 2015
Schule/Ausbildung/Beruf: Realschule, Ausbildung Mechanikerin, ausgeübter Job: Mechanikerin, Handelskauffrau
Familienstand: verheiratet
Migration: Nein
Vater
Jahrgang: 1959
Schule/Ausbildung/Beruf: Realschule, Ausbildung Wärmetechniker, ausgeübte Jobs: Wärmetechniker, Lockführer, Bauarbeiter
Migration: Nein
Großeltern Ego:
Oma mütterlicherseits
Jahrgang: 1929, verstorben
Schule/Ausbildung/Beruf: Hausfrau und Schneiderin
Opa mütterlicherseits
Jahrgang: 1917, verstorben
Oma väterlicherseits
Jahrgang: 1935, verstorben
Schule/Ausbildung/Beruf: Hausfrau
Opa väterlicherseits
Jahrgang: 1928, verstorben
Schule/Ausbildung/Beruf: Arbeiter in der Landwirtschaft
2.2 Genogramm
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.3 Portrait
Die Person, welche in dem Interview befragt wird, wurde 1985 in Polen geboren und ist zum Zeitpunkt des Interviews 34 Jahre alt.
Ihre Eltern sind in Polen geboren, heirateten einander und brachten sie und ihren Bruder zur Welt.
Ihre Mutter ist 1959 in einer Kleinstadt in Polen geboren und ist 2015 dort verstorben. Sie machte ihren Realschulabschluss und eine Lehre zur Mechanikerin, als welche sie auch eine lange Zeit arbeitete. Später übte sie außerdem den Beruf der Handelskauffrau aus. Auch ihr Vater wurde 1959 in Polen zur Welt gebracht und lebt auch heute noch dort. Er absolvierte die Realschule und darauf folgte eine Ausbildung zum Wärmetechniker. Seine Berufe wechselten jedoch im Verlauf seines Lebens vom Wärmetechniker zum Lockführer und zum Bauarbeiter.
Der Bruder der Interviewten wurde zwei Jahre vor ihr geboren und machte nach seinem Realschulabschluss eine Ausbildung zum Automechaniker. Aktuell arbeitet er bei einer Firma als Schweißer in Polen, kommt jedoch für Aufträge zeitweise nach Deutschland. Sein Lebensmittelpunkt befindet sich gemeinsam mit seiner Frau in Polen.
Die Interviewte machte ihr Abitur in Polen und fing ein Studium der Politikwissenschaften dort an, brach dies jedoch nach einigen Semestern ab. Daraufhin ging sie als Aupair nach Deutschland und besuchte eine Sprachschule, um Deutsch zu lernen. Sie blieb länger als geplant in Deutschland und ging erst nach fast drei Jahren wieder zurück nach Polen, wo sie ihren Mann kennenlernte und heiratete. Zusammen entschlossen sie sich für ein bis zwei Jahre nach Deutschland zu gehen, um Geld zu verdienen. Sie bekam in Deutschland nach einiger Zeit einen Job im Einzelhandel, da ihr Deutsch schon gut war. Ihr Mann arbeitet von dort an bei einem Möbelhaus im Lager. Nachdem er seinen Realschulabschluss in Polen absolviert hatte, ließ er sich zum Chemikanten ausbilden.
Anfang 2018 bekam das Ehepaar in Deutschland eine Tochter. Sie ging nach ihrem ersten Lebensjahr zu einem Tagesvater mit mehreren Kindern und mit zweieinhalb Jahren dann in die Kita.
Nach der Elternzeit von einem Jahr begann die Interviewte eine Umschulung zur Industriekauffrau in Teilzeit. Zum Zeitpunkt des Interviews stehen ihr noch eineinhalb Jahre der Umschulung bevor. Eine Weiterführung ihres in Polen abgebrochenen Studiums kam für sie aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Dadurch, dass es sich bei der Umschulung um ein Programm der Agentur für Arbeit handelt, bekommt sie Arbeitslosengeld. Die Familie wohnt gemeinsam mit einem Hund in einer Drei-Zimmer -Wohnung in einer Siedlung in einem Stadtteil einer kleineren Großstadt.
Migration ist, wie schon erwähnt, in der Familie der Interviewten kein zentrales Thema, denn ihre komplette Familie wohnt in Polen. Bei dem Ehemann der Interviewten sind mehrere Familienmitglieder migriert. Sein Vater ist mit einer anderen Frau als seiner Mutter von Polen nach Deutschland gezogen und hat eine neue Familie gegründet. Seine Schwester ist zusammen mit ihrem Mann von Polen in die Niederlande gezogen. Die Mutter des Ehemanns wohnt weiterhin in Polen und gründete nach der Scheidung von dem leiblichen Vater des Ehemanns auch eine neue Familie.
3 Datenerhebung in Form eines Interviews
Kapitel drei erläutert die gewählte Erhebungsmethode und stellt die thematischen Schwerpunkte des Interviews dar.
3.1 Setting
Das themenzentrierte und offene Interview wurde am 13.05.2020 bei der Befragten zu Hause geführt und dauerte 29 Minuten lang. Hinzu kamen weitere 20 Minuten um die objektiven Daten aufzuführen. Das Interview wurde auf Deutsch geführt, jedoch sind einige sprachliche Fehler auf die polnische Herkunft der Interviewten zurückzuführen, welche in dem Interview bewusst nicht verändert wurden. Anwesend war kurze Zeit auch der Mann der Befragten, die Tochter und der Hund, da das Interview bei der Familie zu Hause geführt wurde. Das Interview führte eine Person der Gruppe alleine und zeichnete es mit dem Handy für die spätere Verschriftlichung und Auswertung auf.
3.2 Thema des Interviews und Einleitende Frage
Das Thema der Forschung, und damit einhergehend auch das Thema des Interviews ist die Realisierung einer autonomen, subjektiv sinnvollen Lebenspraxis unter Bedingungen der Enttraditionalisierung. Als Einleitung wurde die folgende Frage gestellt: „Was ist Dir im Leben wichtig?“.
Im Verlauf des Interviews wurden vier zentrale Themenschwerpunkte gesetzt. Es wurden Fragen zu der eigenen und auch zu der Herkunftsfamilie gestellt. Ein weiterer Schwerpunkt lag in der ökonomischen Autonomie, also die Zufriedenheit, oder auch die Unzufriedenheit mit dem Beruf und der finanziellen Lage. Des Weiteren ging es darum, innerhalb des Interviews die Anbindung an das Gemeinwohl und die soziale Unterstützung zu erfragen. Hier wurden Beziehungen zu anderen Menschen erfragt und untersucht, wie sesshaft die interviewte Person ist. Der letzte Schwerpunkt des Interviews war die persönliche Haltung, sowie die Auswirkungen und der Umgang mit der Corona- Pandemie.
Der Redefluss der Interviewten trug während des Interviews schon dazu bei, dass einige der Schwerpunkte von alleine thematisiert wurden. Die Interviewerin ging durch Nachfragen an einigen Stellen stärker ins Detail und brachte durch ein paar gezielte Fragen die eben genannten Schwerpunkte mit in den Verlauf des Interviews.
4 Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung
4.1 Allgemeines
In der qualitativen Sozialforschung ist die Grounded Theory die Methodologie. Die Grounded Theory ist durch Strauss und Corbin entdeckt worden. Sie ist ein Analyseverfahren und ein methodisches Instrument, welches zur Auswertung dient. Demnach ist es möglich einen Fall und die dazu gehörigen qualitativen Daten, wie beispielsweise Interviewtranskripte oder Beobachtungen systematisch aufzudecken und auszuwerten. Das Verfahren ermöglicht Theorien, anhand von Verhaltensmustern oder sozialen Interaktionen zu erstellen.
Das Verfahren wird auch als Kodierverfahren bezeichnet und besteht aus dem offenen Kodieren, dem axialen Kodieren und dem selektiven Kodieren. Das Kodierverfahren ist der bedeutsamste Prozess, in dem die Daten aufgeschlüsselt werden und aus diesen eine Theorie abgeleitet wird. Voraussetzung für ein erfolgreiches Analyseverfahren ist die theoretische Sensibilität und kreative Kapazitäten (vgl. Corbin & Strauss, 1996, S. 39).
4.2 Das offene Kodieren
Das offene Kodieren ist der erste Teil des Kodierverfahrens der Grounded Theory. Das offene Kodieren ist durch das Aufbrechen, das Untersuchen, das Vergleichen, die Konzeptualisierung und das Kategorisieren der Daten gekennzeichnet. Hierbei stehen die Identifizierung und Erschließung der Konzepte in Bezug auf Eigenschaften und Dimensionen im Vordergrund. Durch das Formulieren und Stellen von Fragen an die Daten besteht die Möglichkeit Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich zu machen. Demnach ist es möglich die Daten zu verifizieren und andererseits die Daten zu falsifizieren. Der erste Schritt ist das Benennen der Phänomene. An erster Stelle steht dabei die Beobachtung, welche aufgebrochen und konzeptualisiert wird. Das Phänomen wird durch die Datenzusammenfassung benannt und Phänomen und die Bezeichnung müssen gruppiert werden, um Gemeinsamkeiten erschließen zu können. Die bestimmten Phänomene werden dann einer Kategorie untergeordnet und einem konzeptuellen Namen zugeschrieben. Dies dient dazu, Eigenschaften und Dimensionen der Daten zu erkennen und durch Kategorien Gemeinsamkeiten und Unterschiede sichtbar zu machen. Bedeutsam ist demnach, dass das Benennen einer Kategorie „über ein einzigartiges dimensionales Profil“ verfüge (vgl. Corbin & Strauss, 1996, S. 51). Schließlich können durch das Erschließen einer Kategorie Überschneidungen, Zusammenhänge und die Komplexität der Daten deutlich gemacht werden.
Beim offenen Kodieren gibt es verschiedene Möglichkeiten die Daten zu analysieren. Die Zeile- für- Zeile- Analyse ist ein Verfahren, welches bei Interviews häufig angewendet wird. Diese Analyse findet von Zeile zu Zeile statt und ist demnach sehr detailliert. Eine andere Möglichkeit ist das Verfassen von Kode- Notizen. Hierbei stehen Randnotizen als Kode- Notiz im Vordergrund.
Die Kategorien unseres Falles sind die Ökonomische Lage, die Rollenverteilung, der Bildungshintergrund und die Migration (Siehe Kodiertabelle – evt. Hinweis auf Anhang) Diese haben wir erstellt, indem an erster Stelle ein Konzept gebildet wurde und daraus die Kategorie erschlossen wurde. Ein Beispiel ist das Konzept „Regelmäßiger Tagesablauf“, welches wir durch das offene Kodieren der Kategorie der Rollenverteilung zugeordnet haben.
4.3 Das axiale Kodieren
Beim axialen Kodieren steht die Verbindung zwischen den einzelnen Kategorien im Vordergrund. Dies hat den Vorteil, dass die Daten des offenen Kodierens aus einer neuen Sichtweise analysiert werden können. Aus diesen Ergebnissen lassen sich bestenfalls Handlungen und Interaktionen erschließen. Durch das Kodierverfahren ist es möglich Hypothesen aufzustellen, welche die verschiedenen Beziehungen deutlich machen. Darüber hinaus werden Verbindungen zwischen Kategorien und Subkategorien festgestellt (vgl. Corbin & Strauss, 1996, S. 76). Eine Subkategorie ist eine Kategorie, welche mit einer speziellen Beziehung einer jeweiligen anderen Kategorie verbunden werden kann. Demnach entsteht aus den Daten ein Bedingungsgeflecht, welches die einzelnen Zusammenhänge und Beziehungen deutlich macht.
Paradigmatisches Modell (vgl. Corbin & Strauss, 1996, S.78f.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Durch das Paradigmatische Modell werden die zuvor genannten Subkategorien mit einer jeweiligen Kategorie durch eine Aussage von Beziehungen, welche auf ursächliche Beziehungen, auf ein Phänomen, auf einen Kontext, auf intervenierende Bedingungen, auf Handlungs- und interaktionale Strategien und auf Konsequenzen deuten. Dadurch werden die Daten systematisch aufgebrochen, in Verbindung gesetzt und demnach miteinander verglichen. Im Zentrum steht hierbei das Phänomen, welches durch seine ursächlichen Bedingungen ausgelöst wurde. Bei einer Erschließung eines Phänomens ist es bedeutsam den Kontext, beziehungsweise den Hintergrund mit einzubeziehen, um das gesamte Phänomen in all seinen Facetten beleuchten zu können. Aus dem Phänomen werden Handlungsstrategien durch intervenierende Bedingungen erstellt, was im Nachgang zu Konsequenzen führen kann. Die entstandene Konsequenz kann demnach eine darauffolgende Handlung oder Interaktion beeinflussen. Ein Phänomen ist immer ein Ereignis, welches durch eine Handlung oder Interaktion markiert ist. Die ursächlichen Bedingungen dürfen bei dem axialen Kodieren nicht ausgelassen werden, denn die mit einhergehenden Eigenschaften müssen definiert werden. Der Kontext, welcher berücksichtigt werden muss, bietet die Möglichkeit die Ereignisse anzuordnen, welche zu dem jeweiligen Phänomen geführt haben.
Schließlich ist die Hintergrundgeschichte existenziell bei dem Axialen Kodieren. Intervenierende Bedingungen sind Bedingungen, welche auf die entsprechenden Handlungs- und interaktionalen Strategien antworten.
[...]