[...] Mittlerweile hat sich dieses Bild jedoch gewandelt. Vietnam scheint den Weg aus der
wirtschaftlichen Talsohle gefunden zu haben. Enorme Wachstumsraten von fast 9%, hohe
Exportüberschüsse und der Durchbruch der außenpolitischen Isolation kennzeichneten den
plötzlichen Aufstieg des Landes in den neunziger Jahren.
Wie kam es jedoch zu dieser positiven Entwicklung? 1986 hat die vietnamesische Regierung
die Abkehr vom bisherigen zentralistisch gelenkten, sozialistischen Wirtschaftssystem und die
Einführung marktwirtschaftlicher Mechanismen beschlossen. Hanoi kam mit dieser
Umorientierung der Wirtschaftspolitik den sozioökonomischen Mißständen im Land, aber
auch weltpolitischen Erfordernissen nach.
Der Transformationsprozeß in Vietnam ist Thema der vorliegenden Arbeit. Seine
Hintergründe und Voraussetzungen werden in Kapitel 2 zusammenfassend dargestellt. Die
koloniale Vorgeschichte, die Zeit der Teilung Vietnams und die wirtschaftspolitische
Entwicklung nach der Wiedervereinigung des Landes stehen hierbei im Mittelpunkt.
Der dritte Abschnitt geht konkret auf den Transformationsprozeß des vietnamesischen
Wirtschaftssystems ein. Die ab Dezember 1986 eingeführten Reformen im Rahmen der Doi
Moi-Politik sollen wiedergegeben, ihre positiven und negativen Auswirkungen gegenübergestellt
werden und einen Ausblick ermöglichen.
An dieser Stelle soll bereits erwähnt werden, daß die Doi Moi-Reformen nahezu
ausschließlich für den ökonomischen Bereich Geltung fanden. Die politischen Verhältnisse in
Vietnam änderten sich während des Transformationsprozesses kaum: Das
Herrschaftsmonopol liegt nach wie vor fest in Händen der Kommunistischen Partei,
demokratische Neuerungen wie zum Beispiel die Installation eines Mehrparteiensystems sind
bis zum heutigen Tage nicht beabsichtigt. Aus diesem Grunde wird sich die vorliegende
Arbeit vornehmlich auf die wirtschaftliche Entwicklung Vietnams beschränken.
Von den unter Kapitel 4 angeführten Literaturangaben sollen vor allem die Arbeiten von
Javier Revilla Diez (1995) und Markus Diehl (1993) hervorgehoben werden, die die
Vorbedingungen und den Ablauf der Reformpolitik in Vietnam bis 1993 ausführlich wiedergeben. Aktuelle Entwicklungen und Tendenzen sind dem Internet unter
http://www.vietnamembassy-usa.org, http://www.batin.com.vn/10years/10yIndex.htm und
http://www.dse.de/za/lis/vietnam/vietnam.htm sowie einzelnen Beiträgen des Buches „Doi
Moi. Aufbruch in Vietnam“ (1999) entnommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgeschichte und Ausgangslage des Transformationsprozesses
- Die Teilung Vietnams 1954, ihre Vorgeschichte und Folgen
- Die politische und wirtschaftliche Entwicklung Vietnams nach dem Fall Saigons
- Der Weg in die Isolation und erste Reformversuche
- Reformpolitik „Doi Moi“
- Die Beschlüsse des VI. Parteitags der KPV im Dezember 1986
- Die Erfolge der „Doi Moi“-Politik
- Die Mißerfolge „Doi Mois“: Neue Herausforderungen für Vietnam
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Transformationsprozess in Vietnam, der mit der Einführung der Doi Moi-Politik im Dezember 1986 begann. Der Fokus liegt auf der wirtschaftlichen Entwicklung und den damit verbundenen Herausforderungen.
- Die Vorgeschichte und Ausgangslage des Transformationsprozesses
- Die Umsetzung der Doi Moi-Politik und deren Auswirkungen
- Die Herausforderungen des Transformationsprozesses
- Die Rolle der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV) im Transformationsprozess
- Der Vergleich des ökonomischen Systems Vietnams mit anderen sozialistischen Ländern
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Ausgangssituation Vietnams nach dem langen Krieg dar und führt in das Thema der Transformationsprozesse ein. Sie beleuchtet die Entwicklung Vietnams von einem der ärmsten Staaten der Welt zu einem Land mit hohen Wachstumsraten und Exportüberschüssen.
Vorgeschichte und Ausgangslage des Transformationsprozesses
Dieses Kapitel untersucht die Vorgeschichte Vietnams mit Fokus auf die französische Kolonialisierung, die Teilung des Landes im Jahr 1954 und die unterschiedlichen Entwicklungen in Nord- und Südvietnam. Die wirtschaftlichen und politischen Folgen der Teilung und der Kriegserfahrungen werden analysiert.
Reformpolitik „Doi Moi“
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Reformen, die im Dezember 1986 im Rahmen der Doi Moi-Politik beschlossen wurden. Die Auswirkungen der Reformen auf die vietnamesische Wirtschaft werden dargestellt, sowohl die positiven Aspekte wie auch die Herausforderungen und Mißerfolge.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Transformationsprozess, Vietnam, Doi Moi-Politik, Wirtschaft, Sozialismus, Kapitalismus, Entwicklung, Herausforderungen, Kommunistische Partei Vietnams, KPV.
- Quote paper
- Karsten Kramer (Author), 2000, Transformationsprozesse in Vietnam, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/12019