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Hausarbeit, 2020
16 Seiten, Note: 2,5
1. Einleitung
2. Definition: Geschlecht und Weiblichkeit
3. Analyse Die rote Zora und ihre Bande
3.1 Inhalt
3.2 Wie wird erzählt?
3.3 Gender-Setting
3.4 Gender-Träger
3.4.1 Figurengruppen und -konstellationen
3.4.2 Bande der roten Zora
3.4.3 Arbeiterschicht
3.4.4 Soziale Oberschicht
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
„Lange vor den emanzipatorischen Kinder- und Jugendbüchern der siebziger Jahre hat Held eine Mädchenfigur geschaffen, die zumindest tendenziell auf eine Überwindung geschlechtsspezifischen Rollenverhaltens hindeutet“ (Hurrelmann 1995, 506). Laut Hurrelmann konstruiert Kurt Held mit seinem Werk Die rote Zora und ihre Bande ein unkonventionelles Muster der Geschlechterrollenorientierung (vgl. ebd., 506). In dieser Arbeit soll dieses unkonventionelle Muster untersucht werden. Die Darstellung des Geschlechts der Kinder- Jugendliteratur des 20. und 21. Jahrhunderts ist sehr heterogen. Sie kann beispielsweise sehr geschlechtsstereotypisch oder auch diversitätssensibel sein (vgl. Standke & Kronschläger 2020, 343). Wie wird Weiblichkeit in Die rote Zora und ihre Bande aus dem Jahr 1941 dargestellt?
Für diese Analyse wird im Voraus auf das Konstrukt Geschlecht eingegangen und darauf, welche kulturellen Stereotype dem weiblichen Geschlecht zugesprochen werden. Nach einem kurzen Einblick in die Handlung und zentralen Themen des Romans, folgt die Analyse der Erzählweise. Generell folgt die Arbeit dem Konzept der Analysekriterien von Genderkonzepten von Hans Krah (vgl. Krah 2016, 54 ff.), sodass erst auf das GenderSetting und dann in einer ausführlichen Analyse auf die Gender-Träger eingegangen wird. In dieser Analyse werden die Aktionen, Diskurse, Rhetorik und Zeichen von Gender mit berücksichtigt.
Der Duden unterscheidet bei der Definition von Geschlecht zwischen der Gesamtheit der Merkmale eines Lebewesens, besonders in Bezug auf der Funktion der Fortpflanzung, auf Grund dessen dieses eindeutig als männlich oder weiblich zu definieren ist, und dem sozialen Geschlecht „Gender“ (vgl. Dudenredaktion). Ersteres zielt auf ein dichotomes Interpretationssystem von weiblich und männlich ab (vgl. Markert 1998, 130), wohingegen Gender
nicht kausal mit dem biologischen Geschlecht verknüpft ist, sondern als eine kulturelle Interpretation des Körpers zu verstehen ist, die dem Individuum über eine Geschlechtsidentität und Geschlechterrolle einen spezifischen Ort innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung zuweist (Nünning 2004, 78, zitiert nach Hermes 2019, 454).
Laut der Geschlechterforschung ist Geschlecht demnach ein Konstrukt und geht nicht nur von naturgegeben Geschlechterunterschieden aus (vgl. Nünning & Nünning 2010, 255). Bei der Analyse geht es um die Korrelation zwischen der Narratologie und den Aspekten Sex, Gender und Sexuality (vgl. Nünning & Nünning 2002, 35). Sex meint die Identifikation einer Person eines Geschlechts. Dies ist beispielsweise an der Benutzung von Pronomen deutlich festzustellen. Wie schon erwähnt, meint Gender als soziales Geschlecht die Eigenschaften einer Person, mit der diese sich, laut Konventionen und der Kultur, als ein Geschlecht identifiziert. Es ist ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren. Beispielsweise den biologischen, wie dem Chromosomensatz oder dem Körperbau, den sozialen Faktoren, wie der Name, aber auch eine Aufteilung von Aufgaben in Hinsicht auf Ge- schlechterrollen. Als stereotypische Aufgabenverteilungen kann man dem männlichen Geschlecht die Aufgabe des Berufes zuteilen und dem weiblichen die Aufgabe der Kindererziehung und des Haushaltes (vgl. Steinrücke 2005, 153). Sexuality meint die erotische Orientierung einer Person (vgl. Nünning & Nünning 2002, 40).
Damals war es die vorherrschende Auffassung, dass Frauen und Männer sich auf Grund der körperlichen Ausstattung in Fähigkeiten und Neigungen unterscheiden (vgl. Hage- mann-White 2005, 32). Diese Frauen- und Männerbilder sind fester Bestandteil einer jeden Kultur (vgl. Cornelißen 1994, 13). Die Weiblichkeitsdarstellung ist oft diskriminierend und „[...] Frauen werden durchweg als unselbstständige, Männern und der Familie zugeordnete Wesen vorgeführt. Schönheit und eine gepflegte, adrette Erscheinung sind ihre zentralen Merkmale“ (Mühlen Achs 1995, 17). Die feministische Forschung hebt hervor, dass Frauen historisch in allen gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen benachteiligt sind (vgl. Hermes 2019, 454f.). Männer hingegen werden als unabhängiger, begabter und selbstbewusster gezeichnet. Kasten hat in seiner Veröffentlichung eine Auflistung von Adjektiven, mit denen man Frauen assoziiert. Darunter stehen unter anderen abhängig, ängstlich, attraktiv, familienbezogen, hilflos, mütterlich, unterwürfig, schwach und sensibel (vgl. Kasten 1996, 250ff.). Zusammenfassend kann man sagen, dass es eine geschlechtliche Ungleichheit gibt und man Frauen stereotypisch als das schwächere Geschlecht wahrnimmt (vgl. Steinrücke 2005, 152 f.).
Die rote Zora und ihre Bande, geschrieben von dem deutsch-schweizerischen Schriftsteller Kurt Held, wurde 1941 erstmals veröffentlicht. Der Roman ist Helds bekanntestes Werk. Hurrelmann ordnet es literaturgeschichtlich in die Tradition des Räuberromans ein (vgl. Hurrelmann 1995, 506). Für die Analyse wird die 5. Ausgabe des Romanes benutzt.
Die Geschichte beginnt mit dem Schicksalsschlag des 12-jährigen Brankos. Sein Vater ist als berühmter Geiger nie zu Hause und seine Mutter verstirbt. Nach dessen Tod ist er auf sich alleine angewiesen. Ihm bleibt nur noch seine, von der Bevölkerung als Hexe wahrgenommene, Großmutter Kata, die ihn jedoch nach einer Nacht auf die Straße setzt. Als er beim vermeintlichen Klauen eines Fisches erwischt wird und dafür ins Gefängnis kommt, wird er von Zora befreit. Diese wird von allen aufgrund ihrer roten Haare als die rote Zora bezeichnet. Nach einem Aufnahmeritual nimmt sie ihn in ihre Bande, noch bestehend aus den Straßenkindern Pavle, Nicola und Duro, auf. Sie selbst nennen sich die Uskoken, die „die berühmtesten Ritter, Kapitäne und Seefahrer an der ganzen Adria“ (Held 2015, 84) waren. Mit diesen identifiziert sich die Bande und nimmt sie als Vorbild. Tapferkeit, Gerechtigkeit und Rache gehören zu ihren moralischen Prinzipien (vgl. Hurrelmann 1995, 509). Die Kinder hausen in einer alten Burgruine und halten sich mit Mundraub und kleineren Diebstählen über Wasser, weswegen die Obrigkeit der Stadt den Kindern feindlich gegenübersteht. Hinzu kommt die Rivalität mit den Gymnasiasten, welche Söhne der angeseheneren Bürger der Stadt sind. Hilfe bekommt die Bande kaum, wenn nur von ärmeren Leuten, wie dem Fischer Gorian. Sie helfen ihm beim Fischfang und werden für ihre Mühe mit Geld vergütet. Durch weitere Sachbeschädigungen und einem Streich gegen den Bürgermeister spitzt sich der Unmut der Bevölkerung jedoch zu, sodass der Magistrat tagt, um eine Entscheidung über das Verbleiben der Bande zu besprechen. Durch die Verteidigung Gorians und weiterer Bürger, soll die Bande in die Gesellschaft integriert werden, anstatt sie zu verhaften. Die Uskoken werden aufgelöst - Zora und Branko dürfen bei Gorian bleiben, Duro wird Landwirt, Pavle Bäcker und Nicola Fischer.
Die Erzählung ist im Präteritum verfasst. Es liegt ein parataktischer Satzbau vor und handelt sich um einfache Sprache. Dies könnte mit der Grund sein, warum der Roman für Kinder ab dem Alter von zehn Jahren empfohlen wird (vgl. S. Fischer Verlage). Erzählt wird meist chronologisch, jedoch gibt es vereinzelt auch Rückblicke. Meist sind diese aus Brankos Vergangenheit, als seine Mutter noch lebte oder sein Vater Milan zu Besuch war. Die Dauer des Erzählens ist zeitraffend. Es liegt ein auktorialer und heterodiegetischer Erzähler vor, der eine Außenperspektive des Geschehens einnimmt und kein Teil der erzählten Welt ist. Auffällig sind die detaillierten Beschreibungen der einzelnen Figuren und die der Umgebung. Dem Erzähler liegt eine Innensicht mehrerer Figuren vor, wobei diese bei Branko in der Menge und Ausführung besonders ausgeprägt sind. Weiterhin gibt es viel wörtliche Rede.
Die Geschichte spielt in den 1930ern in dem kleinen kroatischen Küstenort Senj. Haupthandlungsort ist hier der Marktplatz, auf dem an Ständen Fische, Brote und Gemüse verkauft werden, und die Burg Nehajgra, welche von der Bande Uskokenburg genannt wird. Dort leben sie schon seit ungefähr 8 Monaten unbemerkt von der Bevölkerung (vgl. Held 2015, 81ff.). Aufgrund des häufigen Raumwechsels, kommen auch noch weitere Verstecke der Uskoken, der Strand, Gorians Zuhause, Katas Hütte, Cucins Haus und auch eine andere Stadt namens Brinje als Handlungsort der Geschichte vor.
Anscheinend gibt es nicht viele Einwohner und Einwohnerinnen, da erwähnt wird, dass sich alle Leute untereinander kennen (vgl. ebd., 16). Es herrscht eine klare Ordnung; es gibt „»bessere [...] << Leute von Senj“ (ebd., 29), ausschließlich bestehend aus Männern, die von den anderen Einwohnern aufgrund dessen Macht gefürchtet werden (vgl. ebd., 47).
Für die Analyse werden die Gender-Träger in drei verschiedene Figurengruppen unterteilt.
Analog zur sozialen Ordnung wird die Analyse in 3.4.2 Bande der roten Zora, 3.4.3 Arbeiterschicht und 3.4.4 Soziale Oberschicht unterteilt, um zudem herauszuarbeiten, wie die Darstellung und Verteilung der Gender in den einzelnen Schichten dargestellt wird.
Die Bande der roten Zora besteht aus Zora, Branko, Nicola, Pavle und Duro.
Zora
Zora wird klar als weiblich dargestellt. Es wird das Pronom sie für sie benutzt (vgl. Held 2015, 44), sie wird vom Erzähler mit „Mädchen“ (ebd., 46) benannt und sie selbst identifiziert sich mit „Ich bin auch ein Mädchen“ (ebd., 55) als eines.
Obwohl beim Erzählverhalten eine interne Fokalisierung auf Branko vorliegt und Zoras Gedanken nicht thematisiert werden, Gefühle lediglich von außen beschrieben und Motive nur durch direkte Figurenrede benannt werden, kann man die Figur Zora eindeutig als Protagonistin deuten. Begründen kann man dies mit der Erwähnung Zoras in dem Titel des Romanes, aber auch mit ihrer Darstellung auf dem Buchcover. Auf dem Cover der 6. Auflage sind alle fünf Bandenmitglieder in schwarz-weiß abgebildet, wohingegen sie als Einzige heraussticht. Grund sind ihre farbigen Haare und ihre Stellung ganz vorne. Zudem wird sie auf dem Buchcover der Sonderausgabe, welche am Februar 2021 zum 80. Jubiläum erschienen ist, ganz alleine und abstrakt von der Seite dargestellt (vgl. S. Fischer Verlage). Ein weiterer Anhaltspunkt ist die Erwähnung Lisa Tetzners, der Frau von Kurt Held, dass im „Mittelpunkt ein Mädchen“ (Tetzner 1940, in Gresele 2013) steht. Dieses Zitat stammt aus einem Brief vom 17. Oktober 1940 an den Aargauer Verleger Hans- Remigius Sauerländer und ihre Intention war es, das Buch ihres Mannes anzuwerben.
Wie auf dem Buchcover angedeutet, sind die roten Haare ihr Markenzeichen und sie wird nur durch diese von Karamann wiedererkannt (vgl. ebd., 46, 212 f.). Die Farbe rot ist ein symbolhaftes Attribut von ihr. Mit rot werden Feuer, Wärme, Teufel, Hexen, Liebe und Leidenschaft assoziiert (vgl. Hurrelmann 1995, 511). Diese Assoziationen lassen sich in den Eigenschaften Zoras auch wiederfinden. Die Benennung Zoras mit „Teufelsmädchen“ (vgl. Held 2015, 58) und „Feuerteufel“ (vgl. ebd., 373) stützen diese These. Neben ihren roten Haaren wird sie als groß, mager, mit schmalem Mund, kleinen Ohren, mit vielen Sommersprossen, hellen gelben Augen wie Bernsteine und einem derben Gesicht beschrieben. Von Branko wird ihre Erscheinung als knabenhaft wahrgenommen. Die Beschreibung knabenhaft ist eindeutig dem männlichen Geschlecht zuzuordnen. Es gibt zwei Bedeutungen hierzu: „in der äußeren Erscheinung wie ein Junge“ und „[gehoben] für einen Jungen typisch, nach der Art eines Jungen“ (dwds). Ändern tut sich dies, als sie ihre roten Haare mit den Händen verdeckt und man durch den Schatten ihre Sommersprossen nicht mehr erkennen kann. Durch das Wegfallen dieser Attribute wird sie von ihm als mädchenhaft und schön wahrgenommen (vgl. ebd., 62). Außer einem grünen Pulli und einem braunen Rock trägt sie nichts weiteres (vgl. ebd., 44, 53). Den Rock kann man als eindeutiges Gender-Zeichen für Weiblichkeit deuten. Von Branko wird sie bei Gorian in Schutz genommen. Laut dem kulturell vorgeprägten Genderwissen „Frauen schlägt man nicht“ setzt sich Branko dafür ein, dass Gorian Zora nicht schlägt (vgl. ebd., 110). Eine ähnliche Situation liegt vor, als die Gymnasiasten Zora festhalten, um sie zur Polizei zu bringen. Ein Passant schreitet ein, da sie gegenüber einem Mädchen handgreiflich werden. Er handelt anscheinend auch nach dieser Moral. Nach der Information, dass es sich bei dem Mädchen um Zora handelt, stört ihn das nicht weiter (vgl. ebd., 373). Offenbar erscheint ihm Zora nicht weiblich genug.
Zora hat fast nur hauptsächlich Kontakt zum anderen Geschlecht - sie ist das einzige Mädchen bei den Uskoken und die Helfer der Bande sind auch fast ausschließlich Männer. Eine Mutter hat sie nicht mehr. Diese ist vor vier Jahren gestorben und da sie keine weiteren Verwandten hatte, kam sie zu der Einrichtung der grauen Schwestern, aus der sie jedoch ausriss (vgl. ebd., 118 f.).
Sie, als Anführerin, hat eine besondere Stellung in der Bande. Sie läuft meistens an der Spitze (vgl. ebd., 72), entscheidet über die Regeln in der Bande (vgl. ebd., 61), hat die
[...]
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