Inwieweit wird ein selbstinitiiert veränderter Körper als sinnliches/ästhetisches Selbst für das natürliche Selbst wahrnehmbar? Es geht in dieser Arbeit im Besonderen um die philosophische Frage der Identifikation des natürlichen Selbst mit dem neu geschaffenen, künstlichen/künstlerischen Selbst.
Um den Körper, der durch künstlerische Eingriffe ein kunstvoll neuer wird, in einem Dialog mit der Kunst betrachten zu können, bedarf es eines Medienbegriffs, der so breit fungiert, dass er dieses Denken zulässt. Dafür bieten sich zwei Betrachtungsweisen an: Mahr (2003) und Cassirer (1923). Um die Forschungsfrage beantworten zu können, ist es zusätzlich notwendig, den Begriff der Ästhetik einzugrenzen.
Daher wird im ersten Kapitel und hier im ersten Unterkapitel, nach einer kurzen Darstellung der Genealogie des Begriffs der Ästhetik, im Besonderen der Ästhetikbegriff Mahrs, weil er auf Aristoteles zurückgreift und damit einerseits an der begrifflichen Substanz arbeitet und andererseits durch seinen Bezug zu Aristoteles das Körperliche und das Seelische mitdenkt, was zum Bearbeiten des Themas von Relevanz ist, einer Beschreibung herangezogen. Cassirer definiert Sprache, Wissenschaften, Kunst, Technik, aber auch Mythos und Religion als symbolische Formen, die mit dem Körper in einen Austausch gehen und dadurch auch als Medien geltend gemacht werden können. Die sinnlich (ästhetisch)-symbolische Dimension dieses Dialogs und dessen Bedeutung für das Selbst werden im zweiten Unterkapitel einer Betrachtung unterzogen. Das dritte Unterkapitel zeigt eine zusammen-führende Schlussfolgerung der Unterkapitel eins und zwei.
Die Ambivalenz, die sich aufgrund physischer selbstinitiierter Manipulation und medialer Darstellung des Selbst ergibt, da davon auszugehen ist, dass zwischen natürlichem Selbst und neu geschaffenem, künstlichem/künstlerischem Selbst eine Kluft hinsichtlich des Seelisch-ästhetischem herrscht, der es einer Überwindung bedarf, wird im zweiten Kapitel behandelt. Dazu werden additiv Ausführungen in puncto Legitimationsdiskurse schönheitschirurgischer Eingriffe genauso herangezogen, wie Normalisierungstendenzen im ästhetischen Bereich des menschlichen Körpers und in Unterkapiteln diskutiert, um abseits des philosophischen Diskurses die kulturelle und humanistische Relevanz dieser Thematik darzustellen. Eine begriffliche Fassung von Körper und Leib wird einführend dem Kapitel 2 vorangestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Fragestellung
- Etymologie des Begriffs der Ästhetik
- Die ästhetische Dimension des Mediums nach Mahr
- Die sinnlich (ästhetisch)-symbolische Dimension des Mediums Körper nach Cassirer
- Zusammenfassung
- Physische selbstinitiierte Manipulation und mediale Darstellung des Körpers
- Körper - Leib
- Körpersoziologische Perspektiven: Normalisierung als Phänomen dargestellt am Beispiel der Enthaarung
- Körpersoziologische Perspektiven: Schönheitschirurgie als Biopolitik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit ein selbstinitiiert veränderter Körper als sinnliches/ästhetisches Selbst für das natürliche Selbst wahrnehmbar ist. Sie analysiert die philosophische Frage der Identifikation des natürlichen Selbst mit dem neugeschaffenen, künstlichen/künstlerischen Selbst im Kontext von Körpermanipulation und ästhetischer Bedeutung des Körpers.
- Die ästhetische Dimension des Körpers in modernen Medienwelten
- Der Einfluss sozialer Medien auf Körperbilder und Körperentwürfe
- Körpermanipulation als Ausdruck von Selbstfindung und Selbstgestaltung
- Die Rolle von Kunst und Medien im Kontext der Körpermanipulation
- Die philosophischen und ethischen Implikationen von Körpermodifikationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und führt in die Thematik der selbstinitiierten körperlichen Manipulation und ihrer ästhetischen Bedeutung ein. Sie beleuchtet die Problematik von Körper-Leib-Dualismen und die Frage nach dem Selbst in einem medial vermittelten Kontext.
Kapitel 1 befasst sich mit der Etymologie des Begriffs der Ästhetik und analysiert verschiedene Perspektiven auf die ästhetische Dimension des Mediums, insbesondere im Hinblick auf den Körper. Es wird die Bedeutung des Körpers als (primäres) Medium und seine Rolle in der Nutzung (sekundärer) Medien diskutiert.
Kapitel 2 untersucht die physische selbstinitiierte Manipulation des Körpers und betrachtet verschiedene soziologische Perspektiven auf Normalisierung und Schönheitschirurgie. Es werden relevante Beispiele wie Enthaarung und Schönheitschirurgie als Phänomene der Biopolitik diskutiert.
Schlüsselwörter
Körper, Selbst, Ästhetik, Medien, Körpermanipulation, Selbstinitiierung, Körperbild, Körperentwurf, Biopolitik, Normalisierung, Schönheitschirurgie, Human Enhancement, Medienwelten, Kunst, Philosophie, Medienbegriff, Sinneswahrnehmung, Kultivierungsanalyse.
- Quote paper
- Sabine Oberneder (Author), 2020, Durch selbstinitiierte körperliche Manipulation mehr Selbst werden?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1193120