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Hausarbeit, 2018
17 Seiten, Note: 1,7
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
SYSTEM-EBENENMODELL
MIKRO-EBENE
MESO-EBENE
EXO-EBENE
MAKRO-EBENE
BALANCEAKT :GRENZREGULIERUNG UND DIE BEDEUTUNG FÜR DIE GESTALTUNG DER HÄUSLICHEN PFLEGE
SORGEARBEIT
FAZIT
LITERATURVERZEICHNIS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Pflege heißt, den Alltag für den Pflegebedürftigen organisieren und zwar unter erschwerten Bedingungen. Dieser Alltag besteh nicht nur aus der Grundpflege, sondern aus allen Daseinstechniken, die man zur Haushaltsführung benötigt.“ (Steiner-Hummel:2000;S.49). Dies betrifft in den meisten Fällen nicht nur den zu Pflegenden, sondern auch die Personen, welche ihre Angehörigen im häuslichen Umfeld pflegen (im Folgenden Pflegende genannt), sondern häufig das ganze System Familie. Denn „mit dem Eintritt von Pflegebedarf gehen oft Veränderungen im sozialen und ökologischen Umfeld einher. Sowohl Pflegende als auch die Pflegebedürftigen haben sozial-ökologische Übergänge zu bewältigen, etwa einen Umzug oder Veränderung des Lebensrhythmus.“ (Bubolz-Lutz: 2006, S.57). Hierbei gilt zu erwähnen, dass viele Pflegeentscheidungen aufgrund von positiven Austauschverfahren getroffen werden mit dem Hinblick auf ein bestehendes vertrauensvolles Verhältnis (vgl. Bubolz-Lutz: 2006;S.44). „Die Einschätzung von Beziehungsqualität bestimmt den Erwartungshorizont und Handlungsrahmen sowohl der Pflegenden als auch der pflegebedürftigen Angehörigen (vgl. Steiner-Hummel: 1991; S.92). Austauschtheoretische Überlegungen, beschreiben dieses Verhältnis als ein „gegenseitiges Geben und Nehmen nach bestimmten Regeln“(Bubolz-Lutz:2006; S.44). Hierbei ergreifen pflegende Angehörige die Chance ihren nun pflegebedürftigen Angehörigen etwas zurückzugeben, sich dafür zu revanchieren, was in früheren Jahren für sie geleistet wurde, in diesem Fall handelt es sich zum Beispiel um unterstützende Leistungen bei der Beaufsichtigung der Enkel, Hilfe bei der Haushaltsführung oder Hilfe in Form von finanzieller Unterstützung.
Im Folgendem soll sich mit der Frage beschäftigt werden, wie sich die Pflege eines Angehörigen im häuslichen Umfeld auf die Struktur Familie auswirkt. Dabei soll verdeutlicht werden, was pflegende Angehörige leisten und warum sie der Schlüssel zu einer gut en professionellen Pflege sind. Schwerpunkt liegt dabei jedoch auf dem systemischen Ansatz zur Struktur Familie, da dieser Ansatz Wechselwirkungen auf verschiedenen Ebenen verdeutlicht.
„Nach Bertalanffy (1968) kann jeder Organismus als ein System [Hervorh. i. O.] bezeichnet werden, als eine dynamische Zuordnung von Teilen und Prozessen, die miteinander in wechselseitiger Interaktion stehen. Systeme sind jedoch nicht als konkret beobachtbare Sachverhalte zu verstehen: es sind vielmehr gedankliche Konstrukte, die und die Vorstellung über Wechselwirkungsprozesse erleichtern.“ (Bubolz-Lutz: 2000; S.42). Der systemische Ansatz bietet einen mehrperspektivischen Verständnisansatz, welcher eine übergreifende und bedeutsame Funktion hat, die dazu beiträgt, dass das „grundsätzliche Vorstellungsmodell, nach dem familiäre Pflege als Wechselwirkungsprozess verstanden wird.“(ebd.; S.42f.). Somit befasst sich der systemische Ansatz nicht (!) mit dem Charakter der einzelnen Individuen, sondern legt den Schwerpunkt der Interessen auf die „Bezüge, Beziehungen und Interaktionen“ (Ebd.). Es geht also darum, herauszufinden, wie werden die Beziehungspartner von Pflegebedürftigen beeinflusst und in welcher Weise gehen die einzelnen Beziehungspartner damit individuell und gemeinschaftlich um. Denn im systemischen Modell der Wechselwirkungen, spiegelt sich das Erleben von Gepflegtem und Pflegendem wider und beide Beziehungspartner sehen das Gelingen der (Pflege-)Beziehung als ein wesentliches Kriterium für das gegenseitige Wohlbefinden. Diese Einschätzung der Beziehungsqualität bestimmt laut Irene Steiner-Hummel (1991), den Erwartungshorizont und den Handlungsrahmen in dem sich die Beziehungspartner bewegen. Somit werden viele „Pflegeentscheidungen aufgrund von positiven Austauscherfahrungen und im Hinblick auf ein bestehendes vertrauensvolles Verhältnis getroffen.“(Bubolz-Lutz: 2000; S. 44). „Der Gedanke der Wechselwirkung findet sich in der Fachliteratur zur Pflegethematik in verschiedenen Varianten wieder.“ (ebd.). In austauschtheoretischen Ansätzen geht es, wie in der Einleitung schon beschrieben, darum, dem älteren Angehörigen, etwas für die zuvor geleistete Unterstützung, in der Kindheit sowie auch im Erwachsenenalter, zurück zu geben und nun für ihn da zu sein. „Andere Ansätze heben den Aspekt des kontinuierlichen [Hervorh. i. O.] Austausches hervor: Die Pflege alter Eltern erwachse aus einem Kontinuum gegenseitiger Unterstützungsleistungen- die Motivation dazu sei also nicht als eine einmalige Rückzahlaktion zu interpretieren, sondern sie sei Ausdruck und Fortsetzung einer bereits bestehenden intergenerationellen Austauschpraxis (Nach: Walker et al.:1989; Klein/ White (1996)). Im Folgenden wird nun das System-Ebenenkonzept beschrieben, um zu verdeutlichen, wie sich der Austausch in Pflegebeziehungen vorgestellt werden kann. Erwähnt werden sollte, dass es mehrere Konzepte gibt, um sich diese Pflegebeziehungen vorzustellen, jedoch wurde das System-Ebenenkonzept an dieser Stelle gewählt, da dies die Wechselwirkungen am besten verdeutlicht und aufzeigt. Wie in der unten abgebildeten Grafik zu sehen ist, wird bei dem System- Ebenenmodell von einer Wechselwirkung von allen Aktionen der einzelnen Akteure untereinander ausgegangen. Jedoch wird, wie der Name „Ebenenmodell“ schon sagt, auf verschiedenen Ebenen gehandelt. Nach dem amerikanischen Entwicklungspyschologen Urie Bronfenbrenner (29.April 1917- 25.September 2005) gibt es im häuslichen Pflegeumfeld vier idealtypische System-Ebenen, welche in den nachfolgenden Unterkapiteln beschrieben werden.
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Als Mikro-Ebene, wird die kleinste Beziehungseinheit beschrieben, „nämlich zunächst die Beziehung zwischen Gepflegtem und der Hauptpflegeperson“ (Bubolz-Lutz:2000; S.46). Diese Beziehung wird auch als Dyade aufgefasst, was sich von dem griechischen Wort „dyas“ ableitet, was wiederrum Zweiheit bedeutet. Diese Beziehungseinheit, beschreibt das aber auch die „Beziehung zwischen der pflegebedürftigen Person und den engsten Verwandten, die direkt in die Sorgearbeit involviert sind. Bronfenbrenner begründet die Sichtweise auf diese Ebene wie folgt: „Die individuelle Entwicklung sei stets eingebunden in Beziehungen, angefangen mit der Dyade von Mutter und Säugling. Deshalb sei die Dyade als Ausgangspunkt sozialpsychologischer Forschung anzusehen und nicht das Individuum.“ (Bubolz-Lutz:2000; S. 47). Auf der Mikro-Ebene stehen also zunächst die Handlungen zwischen der Hauptpflegeperson und dem zu pflegenden Angehörigen im Mittelpunkt. „Diese kleinste Beziehungseinheit erschein als Angelpunkt [Hervorh. i.O.] familiärer Pflege.“ (ebd.). In der Untersuchung „Hauptpflegepersonen“ von N.Halsig (1995), spiegelt sich dies deutlich wider. „Deutlich wird, dass es zentrale Verantwortlichkeit bei der familiären Pflege gibt. Diese werden von den pflegenden Angehörigen angenommen (,ich bin die Hauptpflegeperson‘) und vom Umfeld bestätigt^..]“ (Bubolz-Lutz:2000; S.47). Wird von Bonfenbrenners Sichtweise abgewichen, so zählen auch „direkt mit der Sorge und Pflege befasste Familienmitglieder [. ]“(ebd.) im Mikro-System aufgefasst, „sofern ihre Beziehung folgende Merkmale aufweist, die für enge familiale Beziehungen charakteristisch sind:
- gegenseitige Beobachtung,
- aufeinander bezogene Tätigkeiten, gefühlsmäßige Bindungen und sinnhafte Orientierungen“ (ebd. S. 47f, und Matruana/Varela: 1982; sowie Luhmann:1984)
Als Meso- Ebene bezeichnet man die Beziehung zu „im übertragenen Sinne entfernte Verwandte, Freunde und Nachbarn, die Freiwilligen als auch die professionellen Unterstützer.“(Bubolz-Lutz:2000; S.46). Sie wird auch als „ Unterstützungssystem außerhalb des engsten Kreises [Hervorh. i. O.]“ (ebd. S.49) bezeichnet. „Grundsätzlich gilt, dass bei länger andauerndem Pflegebedarf vornehmlich die familialen [Hervorh. i.O.] Bindungen für Pflegeleistungen aktiviert werden, Freunde und Nachbarn stellen sich nur dann als Hauptpflegeperson zur Verfügung, wenn Notsituationen entstehen und kein Familienmitglied in erreichbarer Nähe lebt.“ (ebd.). Bei dieser Ebene gilt zu betonen, dass im häuslichen Pflegefeld Nachbarn und Freunde als sehr wichtig empfunden werden, denn diese „Außenkontakte [bringen] ein verstärktes Erleben von Gegenseitigkeit, eine bessere Stimmungslage und eine Reduzierung von Spannungsgefühl im Miteinander der Pflege in Zusammenhang.“(ebd.). Dieser regelmäßige Kontakt wird von den Pflegenden Angehörigen als emotionale Entlastung empfunden. Um nicht vorwegzugreifen, soll an dieser Stelle nur kurz erwähnt werden, dass die Netzwerkpflege von pflegenden Angehörigen, oft als Aufgabe verstanden wird, welche sie zusätzlich Belastet, sodass sich das Netzwerk immer weiter verkleinert und zum Teil mit wachsendem Pflegebedarf des Pflegebedürftigen zerbricht, was wiederrum ein psychischer Belastungsfaktor für den pflegenden Angehörigen darstellt. „Zusätzlich zum engsten Familien- und Freundeskreis übernehmen professionelle Dienstleister die Aufgabe der Unterstützung des Mikro-Systems. Die angebotenen Dienstleistungen erstrecken sich von der medizinischen Behandlung durch einen Arzt über Institutionen stationärer und teilstationärer bis hin zu ambulanter Pflege und Beratung.“ (ebd.). Dies bedeutet, dass die Meso-Ebene, als Unterstützung der Mikro-Ebene gesehen werden kann, wenn auf der Mikro-Ebene nicht alles bewältigt werden kann.
Die Exo-Ebene beinhaltet vor allem Ereignisse, Personen und Bedingungen im Umfeld, welche keinen direkten Kontakt mit der pflegenden Familie haben. Sie umfasst „Bereiche, an denen die Akteure der Pflegebeziehungen nicht unmittelbar beteiligt sind.“ (ebd.;S.52). Hier haben die Ereignisse war einen mittelbaren Einfluss, jedoch ist dieser durch die einzelnen Akteure der Pflegeziehungen beeinflussbar. (vgl. Bronfenbrenner:1981;S.224). Ein Beispiel hierzu ist oft der Vergleich, dass sich die Pflegetätigkeit auf das Berufsleben der Hauptpflegeperson auswirkt, was anhand von erhöhten Fehlzeiten oder weniger Flexibilität bei der Arbeitszeit eine große Rolle spielt. Es geht hier also um die Lebensbereiche, an denen die einzelnen Beziehungspartner, also sowohl die Pflegeperson als auch der zu Pflegende, nicht direkt beteiligt ist, aber auf die die einzelnen Beziehungspartner einen Einfluss haben. So wirkt sich zum Beispiel ein stressiger Arbeitstag auch auf die zu pflegende Person aus, denn sie spürt dass die Pflegeperson gestresst ist und verhält sich dementsprechend.
Als Makro-Ebene wird, wie der Name (griech. Makros= groß) schon vermuten lässt, das große Ganze gesehen, in diesem Fall sind hier die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gemeint, die sich auf dieser Ebene nachzeichnen lassen. „Zum Verständnis der Struktur und der Dynamik von Pflegebeziehungen im häuslichen Bereich ist es unabdingbar, auch die gesellschaftlichen Rahmungen zu beleuchten, die möglicherweise die Entstehung individueller Schwierigkeiten und ein Belastungserleben in Pflegebeziehungen begünstigen können. Mißstände [sic!], die vordergründig als individuelles Versagen oder Problem des privaten Lebens gedeutet werden, sind stets daraufhin zu untersuchen, inwiefern sie sich auch in entsprechenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wiederfinden lassen.“ (Bubolz-Lutz:200; S. 52f.). Doch auch die Beziehungen zwischen Hilfsbedürftigkeit, Hilfeleistenden und politischen Entscheidungsträgern, spielen hierbei eine Rolle. „Eine Förderung von Freiwilligenengagement durch die Kommunen zielt nicht nur auf eine Entlastung und Stärkung pflegender Familien. Vielmehr soll darüber hinaus das allgemeine Bewus stsein gestärkt werden, dass die Kommune Bürgerbelange vertritt und Mitbestimmung und - gestaltung im öffentlichen Leben ermöglicht. (ebd.). Jedoch gilt hier zu erwähnen, dass die hierzu vorliegenden Studien sich nicht direkt auf den Makro-Bereich beziehen, sondern eher auf „die konkreten Effekte für die Betroffenen.“(ebd.- Sowie: Projekte gemeindenaher und klientenorientierter Sozialarbeit: Landtag Nordrhein-Westfalen:2005;S.260ff)
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Abbildung 2- Übersicht der System-Ebenen