Diese Arbeit befasst sich mit der Darstellung von Angst in problemorientierten Bilderbüchern. Untersucht werden "Der kleine Angsthase" von Elizabeth Shaw (1963) und '"Hast du Angst?", fragte die kleine Maus' von Rafik Schami (2013).
Zunächst wird sich mit den historischen Hintergründen beider Bilderbücher auseinandergesetzt. Hierfür beschäftigt sich die Arbeit mit Büchern in ihrem zeitlichen Wandel, insbesondere mit den Exemplaren aus der Zeit der DDR und zur aktuellen Zeit. Hier wird die Bilderbuchanalyse nach Staiger mit einbezogen, fokussiert auf einen Aspekt seines fünfdimensionalen Modells der Bilderbuchanalyse, um die Darstellung der Angst genauer untersuchen zu können. Zuletzt wird ein abschließendes Fazit beider Bilderbücher im Hinblick auf die erarbeiteten Aspekte gezogen.
Heutzutage existiert eine Vielzahl an Kinderliteratur verschiedener Jahre auf dem Markt, die sich mit den unterschiedlichsten Ängsten von Kindern beschäftigt. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die Angst im Leben der Kinder meist eine zentrale Rolle einnimmt, was auf die kindliche Unerfahrenheit zurückzuführen ist. Da die Angst ein ständiger Begleiter in unserem Leben ist, ist es insbesondere im Kindesalter wichtig, mit ihr umgehen zu können. Somit stellt die Angst besonders für Kinder ein immer wiederkehrendes, aktuelles Thema dar.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die historischen Hintergründe der Bilderbücher
2.1 Bilderbücher zu den 1950er und 1960er Jahren in der DDR
2.2 Bilderbücher zur aktuellen Zeit
3 Analyse der Bilderbücher
3.1 Der kleine Angsthase
3.2 Bezug zu Michael Staigers Bilderbuchanalyse
3.3 „Hast du Angst?“, fragte die kleine Maus
3.4 Bezug zu Michael Staigers Bilderbuchanalyse
4 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Heutzutage existiert eine Vielzahl an Kinderliteratur verschiedener Jahre auf dem Markt, die sich mit den unterschiedlichsten Ängsten von Kindern beschäftigt. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die Angst im Leben der Kinder meist eine zentrale Rolle einnimmt, was auf die kindliche Unerfahrenheit zurückzuführen ist. Da die Angst ein ständiger Begleiter in unserem Leben ist, ist es insbesondere im Kindesalter wichtig, mit ihr umgehen zu können. Somit stellt die Angst besonders für Kinder ein immer wiederkehrendes, aktuelles Thema dar.
Aus diesem Grund möchte ich mich in meiner Hausarbeit intensiv mit der Darstellung der Angst in Kinderliteratur aus unterschiedlichen Jahrzehnten auseinandersetzen.
Hierfür habe ich mich auf zwei Bilderbücher spezialisiert, welche ich im Hinblick auf den oben genannten Aspekt untersuchen werde. Zum einen beschäftige ich mich mit dem Bilderbuch Der kleine Angsthase, verfasst im Jahre 1963 von Elizabeth Shaw und erschienen im Beltz Verlag. Im Vergleich hierzu schaue ich mir das Bilderbuch „Hast du Angst?“, fragte die kleine Maus , verfasst im Jahr 2013 von Rafik Schami und erschienen im Beltz & Gelberg Verlag, an. Die genannten Bilderbücher eignen sich gut für einen Vergleich, da sie beide das Thema Angst umfassen, jedoch in unterschiedlichen Zeiten entstanden sind.
Zunächst werde ich mich mit den historischen Hintergründen beider Bilderbücher auseinandersetzen. Hierfür beschäftige ich mich mit Büchern in ihrem zeitlichen Wandel, insbesondere mit den Exemplaren aus der Zeit der DDR und zur aktuellen Zeit.
Aus den gewonnenen Kenntnissen meiner Recherche werde ich die Darstellung der Angst in beiden Bilderbüchern unter Berücksichtigung der historischen Hintergründe untersuchen. Hier beziehe ich ebenfalls die Bilderbuchanalyse nach Staiger mit ein, fokussiert auf einen Aspekt seines fünfdimensionalen Modells der Bilderbuchanalyse, um die Darstellung der Angst genauer untersuchen zu können.
Zuletzt ziehe ich ein abschließendes Fazit beider Bilderbücher im Hinblick auf die erarbeiteten Aspekte.
2 Die historischen Hintergründe der Bilderbücher
2.1 Bilderbücher zu den 1950er und 1960er Jahren in der DDR
Das Bilderbuch Der kleine Angsthase erschien erstmals 1963 und wurde von Elizabeth Shaw, eine der bekanntesten Bilderbuchautoren der 1960er Jahre in der DDR, illustriert (vgl. Ritter 2014, 64). Zunächst wurden Bilderbücher zur Nachkriegszeit sehr einfach gehalten (ebd., 57). Hervorheben lässt sich, dass die Bücher ohne leuchtende Farben illustriert wurden und meist von den gesellschaftlichen Verhältnissen der herrschenden Zeit erzählten (ebd., 57). Dies hatte sich auch in den 1950er und 1960er Jahren nicht wirklich verändert, denn bei Betrachtung der Bilderbücher in der DDR zu dieser Zeit lässt sich ebenfalls feststellen, dass diese vorrangig die Realität abbildeten (ebd., 61). Somit sind die Bilderbücher der 60er Jahre eher solche, bei denen es sich um Alltagsgeschehnisse handelt (vgl. Hopp 2015, 40).
Das Ziel ist es, Kinder mit der Literatur im Sinn der sozialen Erziehung in gewisser Weise zu beeinflussen (vgl. Ritter 2014, 61). Folglich sollten die Bilderbücher zu dieser Zeit einen pädagogischen Anspruch erfüllen (ebd., 61). Ein Realitätsverlust sollte vermieden werden und zwar dadurch, dass in den Bilderbüchern die Nähe zur Realität gegeben wird (ebd., 61). Es wurde beispielsweise die verniedlichte Darstellung vermieden, so wie es zur Epoche der Romantik und des Biedermeiers der Fall war (ebd., 61). Daraus ergibt sich der Anspruch die Bilderbücher so zu gestalten, dass Kinder mit der Realität konfrontiert, sowie vertraut gemacht werden (ebd., 62). Diese Realität wird jedoch, in Bezug auf die Gesellschaft, idealisiert dargestellt (ebd., 65). Zudem werden allgemein humanistische Werte vermittelt wie beispielsweise die Erhaltung des bedrohten, tierischen Lebens (ebd., 64).
Ein weiteres Ziel ist es, Kindern den Wunsch zu vermitteln sich kollektiv einzugliedern. Dies entwickelte sich in den 1960er Jahren in einigen Bilderbüchern mehr in die Richtung der kindlichen Individualität (ebd., 65). Es handelte sich immer weniger um moralisch – didaktische Literatur, sondern mehr um solche, die als kindgemäß galt (vgl. Weinmann 2013, 301).
In der DDR existieren zwei Ansichten, welche als kindgemäß beschrieben werden (vgl. Zöhrer 2010, 82) . Zum einen gilt als kindgemäß die Einfachheit der Bilderbücher (ebd., 82). Hiermit ist gemeint, dass sie die Phantasie des Kindes zwar anregen, jedoch nicht alles was geschieht erklären (ebd., 82). Zum anderen wird die Komplexität von Bilderbüchern als kindgemäß bezeichnet (ebd., 82). Dies meint, dass sich die Inhalte von der Vorstellung der naiven Weltansicht des Kindes lösen (ebd., 82). So entwickelt sich das Bild des Kindes insgesamt immer mehr von der inaktiven Anpassung an die Normen zu einem selbstständig und verantwortungsvoll handelnden Kind (vgl. Ritter 2014, 62). Den Helden oder die Heldin der Geschichte stellt nun das eigenständige Kind dar (vgl. Weinmann 2013, 301). Ein Beispiel hierfür ist das Werk Pippi Langstrumpf, welches als Schlüsselwerk für diesen Themenwechsel in der Kinder - und Jugendliteratur gilt (ebd., 301). So entstand ein gewisser Eigenwert der Kindheit, eine neue Kindheitsvorstellung, sowie ein bevormundungsfreies Leben der Kinder (vgl. Hopp 2015, 32). Sich in die Gemeinschaft einzugliedern bleibt zwar ein wichtiger Aspekt, jedoch wird der Fokus auf den Einzelnen gelegt (vgl. Ritter 2014, 65). In diesem Zusammenhang spielen die Gefühle und die inneren psychischen Vorgänge der Kinder eine wichtige Rolle (ebd., 65). In Bezug auf die Erwachsenen lässt sich sagen, dass diese in den Büchern meist an den Rand gedrängt werden, um der kindlichen Figur die autonome Freiheit zu ermöglichen (vgl. Weinmann 2013, 312).
Ebenfalls zeigt sich im Hinblick auf die Protagonisten zu dieser Zeit eine Entwicklung, welche jedoch in unterschiedliche Richtungen geht (vgl. Ritter 2014, 65). Auf der einen Seite gibt es Bilderbücher, welche nicht nur von politischen Einflüssen geprägt sind, sondern in dieser Hinsicht mehr Freiräume bieten (ebd., 65). So haben beispielsweise Protagonisten zu Charakteren Kontakt, welche nicht politisch geprägt sind (ebd., 65). Auf der anderen Seite existierten Bilderbücher von Autoren, welche Kinder weiterhin zu Mitgliedern der Gesellschaft erziehen wollen (ebd., 65). Der Protagonist wird hier als fordernder und denkender Charakter dargestellt, sowie als Mitgestalter seiner Beziehungen (ebd., 65).
Um den Bezug zur Wirklichkeit zu erhalten, werden demnach eher dörfliche Umgebungen gewählt und ein großes, soziales Umfeld der Protagonisten, um die Wichtigkeit der Gruppengemeinschaft zu vermitteln (ebd., 62). Dies sollte zu dieser Zeit ein wichtiger Bezugspunkt für Kinder sein. Durch den gegebenen Bezug zur Realität, sollen die Bilderbücher den Leser zum Mitfühlen, sowie Mitdenken anregen und ihn aktiv zum Handeln bewegen (ebd., 62).
Im Hinblick auf die Illustratoren lässt sich sagen, dass unterschiedliche dominierten. Zum einen Künstler, die malerisch ihre Bilder erschaffen und solche, die linear arbeiten (ebd., 64). Linear arbeitende Künstler meint, dass sie sich bei ihren Illustrationen auf kolorierte Zeichnungen spezialisieren. Zu dieser Gruppe zählt unter anderem Elizabeth Shaw (ebd., 64). Alles in allem sollten die Bilderbücher jedoch eher weniger abstrakte Darstellungen fantastischer Welten beinhalten, um den Bezug zur Realität zu wahren und die Wirklichkeit so treu wie möglich wiederzugeben (ebd., 61). Generell wird meist eine Darstellungsform mit klaren Konturen und Farben zum Illustrieren genutzt, da dies lediglich einen einfachen Erfahrungsraum der Kinder voraussetzt (vgl. Zöhrer 2010, 82).
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