Diese Arbeit beinhaltet Konzepte und Strategien der individuellen Gesundheitsförderung. Es geht um ein Kursangebot, welches dem Handlungsfeld Bewegungsgewohnheiten und dem Präventionsprinzip "Reduzierung von Bewegungsmangel durch gesundheitssportliche Aktivität" zuzuordnen ist.
Das Kursprogramm trägt den Titel „Fit durch den Alltag“. Hierdurch kommt der hohe Alltagsbezug der Maßnahme zum Ausdruck. Außerdem wird die Zielgruppe der körperlich inaktiven Personen angesprochen, die einen Anreiz sehen sollen, ihren Alltag durch das Programm besser zu meistern.
Mangelnde körperliche Aktivität stellt ein Risikoverhalten dar, das zu verschiedenen nichtübertragbaren chronisch-degenerativen Erkrankungen führen kann. Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten nennt Bewegungsmangel als einen der Hauptursachen nichtübertragbarer Krankheiten. Diese wiederum waren 2016 in Deutschland die Ursache für 839.500 frühzeitige Todesfälle und werden von der WHO als Ursache für 91 % aller Todesfälle genannt.
Zuerst soll jedoch die Datenlage zur körperlichen Aktivität der deutschen Bevölkerung näher betrachtet werden. In der vorliegenden Arbeit wird die Zielgruppe des Kursprogramms auf Erwachsene eingeschränkt, weshalb auch das Aktivitätsverhalten dieser Bevölkerungsgruppe näher betrachtet wird.
Inhaltsverzeichnis
1.GRUNDLEGENDE INFORMATIONEN ZUR PRÄVENTIONSMAßNAHME
1.1. Bezeichnung des Kursangebotes
1.2. Handlungsfeld und Präventionsprinzip
1.3. Bedarf
1.4. Wirksamkeit
1.5. Zielgruppe
1.6. Ziele der Maßnahme
2.INHALTLICH-ORGANISATORISCHE GROBPLANUNG DES KURSPRO GRAMMS
3.INHALTLICH-METHODISCHE DETAILPLANUNG DES KURSPRO GRAMMS
4. DOKUMENTATION UND EVALUATION DES KURSPROGRAMMS
5. LITERATURVERZEICHNIS
6. TABELLENVERZEICHNIS
1. Grundlegende Informationen zur Präventionsmaßnahme
1.1. Bezeichnung des Kursangebotes
Das Kursprogramm wird den Titel „Fit durch den Alltag“ tragen. Hierdurch kommt der hohe Alltagsbezug der Maßnahme zum Ausdruck. Außerdem wird die Zielgruppe der körperlich inaktiven Personen angesprochen, die einen Anreiz sehen sollen, ihren Alltag durch das Programm besser zu meistern.
1.2. Handlungsfeld und Präventionsprinzip
Das Kursprogramm ist dem Handlungsfeld Bewegungsgewohnheiten und dem Präventionsprinzip „Reduzierung von Bewegungsmangel durch gesundheitssportliche Aktivität“ zuzuordnen.
1.3. Bedarf
Mangelnde körperliche Aktivität stellt ein Risikoverhalten dar, das zu verschiedenen nichtübertragbaren chronisch-degenerativen Erkrankungen (engl. noncommunicable diseases [NCD]) führen kann. Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten ([DANK]; Effertz et al., 2014) nennt Bewegungsmangel als einen der Hauptursachen nichtübertragbarer Krankheiten. Diese wiederum waren 2016 in Deutschland die Ursache für 839.500 frühzeitige Todesfälle und werden von der WHO als Ursache für 91 % aller Todesfälle genannt (World Health Organisation [WHO], 2018). Zuerst soll jedoch die Datenlage zur körperlichen Aktivität der deutschen Bevölkerung näher betrachtet werden. In den folgenden Kapiteln der vorliegenden Arbeit wird die Zielgruppe des Kursprogramms auf Erwachsene eingeschränkt, weshalb auch das Aktivitätsverhalten dieser Bevölkerungsgruppe näher betrachtet wird. Die DEGS1-Studie liefert dazu Daten für Erwachsene zwischen 18 und 79 Jahren (Krug et al., 2013): 24,5 % der Frauen und 23,3 % der Männer achten wenig bis gar nicht auf ausreichende Bewegung. Insgesamt wird im Alter von 30-39 Jahren am wenigsten auf körperliche Aktivität geachtet. Außerdem ist der Stellenwert der Bewegung bei Personen mit hohem Sozialstatus höher als bei Männern und Frauen mit niedrigem oder mittlerem sozialen Status. Vor allem bei den Frauen wird zudem eine Diskrepanz zwischen der Aussage, auf ausreichende Bewegung zu achten und dem tatsächlichen Handeln deutlich. Nur 15,5 % der Frauen erreichen die Empfehlungen der WHO, 150 Minuten pro Tag körperlich aktiv zu sein. Bei den Männern ist der Wert mit 25,4 % leicht über dem Anteil derer, die auf Bewegung achten. Hier ist zudem sehr auffallend, dass jüngere Männer zwischen 18 und 29 Jahren zu 41,3 % das Ziel von 2,5 Stunden körperlicher Aktivität in der Woche erreichen, dieser Wert fällt dann mit zunehmendem Alter bis auf 16,5 % bei den über 70-jährigen. Bei den Frauen ist altersmäßig kein signifikanter Unterschied erkennbar. Unterschiede zwischen hohem und niedrigem sozialen Status wurden im Hinblick auf die körperliche Aktivität keine festgestellt. Sportlich inaktiv sind 33,0 % der deutschen Männer und 34,3 % der deutschen Frauen. Die 18- bis 29-jährigen Frauen treiben mit 27,5 % am häufigsten regelmäßig mindestens zwei Stunden pro Woche Sport, diejenigen zwischen 30 und 39 signifikant weniger. Zwischen 40 und 69 Jahren ist kein signifikanter Unterschied in der sportlichen Aktivität festzustellen, die mit durchschnittlich 22,8 % über der der 30- bis 39-jährigen liegt. Ab 70 Jahren sind 44,9 % der Frauen sportlich inaktiv. Bei den Männern sind nur 17,6 % der 18- bis 29-jährigen sportlich inaktiv, dieser Wert nimmt tendenziell zu, ab 70 Jahren treiben 44,4 % der Männer keinen Sport. Insgesamt betätigen sich Männer öfter mindestens zwei Stunden pro Woche sportlich, außer im Alter zwischen 50 und 59 Jahren. Außerdem liefert die DEGS1-Stu- die bezüglich sportlicher Aktivität deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit hohem und Personen mit mittlerem oder niedrigem Sozialstatus. So sind Frauen mit hohem sozialen Status etwa doppelt so häufig (33,7%) mindestens zwei Stunden pro Woche sportlich aktiv als Frauen mit niedrigem Sozialstatus (16,3 %). Bei Männern ist der Unterschied entscheidender bei denjenigen, die sich gar nicht sportlich betätigen. Liegt der Wert bei Männern mit niedrigem Sozialstatus über der Hälfte (51,3 %), so liegt er bei denjenigen mit hohem Sozialstatus unter einem Fünftel (19,0 %). Laut Finger, Mensink, Banzer, Lampert und Tylleskär (2017) hat die GEDA 2014/2015-EHIS 4/22 Studie ergeben, dass 42,6 % der Frauen und 48,0 % der Männer mit 2,5 Stunden Ausdauertraining (aerobe körperliche Aktivität) die Empfehlung der WHO erreichen. In dieser Studie wurde ebenfalls die Anzahl an muskelkräftigenden Einheiten pro Woche untersucht. Hierbei erreichen 27,6 % der Frauen und 31,2 % der Männer das Soll, das die WHO mit zwei Trainingseinheiten pro Woche vorgibt. Auch die GEDA - Studie zeigt, dass Männer unter 30 aktiver sind als ältere und dass es bei Frauen keine einheitliche Verteilung bezüglich der Altersklassen gibt. Die Frauen zwischen 45 und 64 Jahren sind am aktivsten. Die Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining gemäß den Empfehlungen erreichen nur 20,5 % der Frauen und 24,7 % der Männer. Insgesamt ist zudem festzustellen, dass bei beiden Geschlechtern und in allen Altersklassen die Personen mit höherem Bildungsstatus sowohl mehr Ausdauer- als auch mehr Krafttraining betreiben.
Betrachtet man die Ergebnisse dieser beiden breit angelegten Studien, kann festgehalten werden, dass das größte Präventionspotenzial bezüglich des Bewegungsverhaltens bei Männern zunehmenden Alters und Frauen zwischen 30 und 39 Jahren liegt. Außerdem sollten Personen mit niedrigerem Sozialstatus stärker berücksichtigt werden.
Die WHO hat 2005 „Preventing chronic diseases: a vital investment“ veröffentlicht, in dem die Ursachen chronischer Krankheiten, v.a. Herz-Erkrankungen, Schlaganfall, Krebs, chronische-obstruktive Lungenkrankheiten und Diabetes dargestellt werden. Gemäß diesen Ausführungen können die meisten Fälle der chronischen Krankheiten auf allgemeine verhaltensbedingte (ungesunde Ernährung, körperliche Inaktivität und Tabakkonsum) in Kombination mit nicht beeinflussbaren Risikofaktoren (Alter, Geschlecht) zurückgeführt werden. Die WHO zeigt ebenfalls auf, dass diese grundlegenden Risikofaktoren zuerst zu weiteren Faktoren führen, die die Gesundheit negativ beeinflussen. Dazu zählen unter anderem erhöhter Blutdruck und Übergewicht bzw. Adipositas. Deshalb werden auch diese Risikofaktoren, die noch vor dem Auftreten der Erkrankung meist vorliegen, im Folgenden näher betrachtet.
Die Deutsche Adipositas Gesellschaft nennt den Bewegungsmangel als eine der Ursachen für die Entstehung von Übergewicht oder Adipositas (Hauner et al., 2014). Im Umkehrschluss wird ausreichende Bewegung als Präventionsmaßnahme dargestellt, um in Kombination mit bedarfsgerechter Ernährung die Energiezufuhr und den Energiever- 5/22 brauch zu kontrollieren und so eine Gewichtszunahme zu verhindern. In Deutschland haben nach der GEDA 2014/2015-EHIS 54,0 % der Erwachsenen einen BMI über 25 kg/m[2] (Schienkiewitz, Mensink, Kuhnert & Lange, 2017). 18,0 % der deutschen Frauen und 18,3 % der Männer sind sogar von einer Adipositas (BMI > 30 kg/m2) betroffen. Für beide Geschlechter ist auffällig, dass sowohl die Prävalenz von Übergewicht als auch der Adipositas mit zunehmendem Alter ansteigt. Da Adipositas selbst nicht nur als Risikofaktor sondern auch als Krankheit gilt, liegen die Krankheitskosten vor, die durch Adipositas verursacht werden. Diese werden in die direkten Kosten (mit der Krankenkasse abgerechneten Leistungen, z.B. Krankengeld, Rehabilitation, Pflegegeld) und die indirekten Kosten (Arbeits- bzw. Produktivitätsausfälle, Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit sowie vorzeitiges Versterben) unterteilt. Im Jahr 2015 beliefen sich die direkten Kosten auf 23,39 Milliarden Euro und die indirekten auf 33,65 Milliarden Euro. In Summe entspricht das 57,04 Milliarden Euro, die in Deutschland aufgrund der Adipositas anfallen (Klein, Krupka, Behrendt, Pulst & Bleß, 2016).
Zudem steht die körperliche Aktivität laut Bouchard, Blair & Katzmarzy (2015) auch im Zusammenhang mit erhöhtem Bluthochdruck-Risiko. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) hat in der Gesundheitsberichterstattung des Bundes bekannt gegeben, dass das Risiko für Bluthochdruck durch körperliche Aktivität gesenkt werden kann (Robert Koch-Institut [RKI], 2015). Bereits 30,9 % der Frauen und 32,8 % der Männer in Deutschland haben erhöhten Blutdruck laut der GEDA 2014/2015-EHIS (Neuhauser, Kuhnert & Born, 2017). Auffallend ist hierbei, dass der Anteil an Erkrankten mit zunehmendem Alter ansteigt. So weisen nur 4,2 % der Frauen und 4,4 % der Männer im Alter von 18-29 Jahren einen erhöhten Blutdruck auf, bei den über 65-jährigen sind es 63,8 % der Frauen bzw. 65,1 % der Männer. Die Krankheitskosten aufgrund einer Hypertonie beliefen sich 2015 in Deutschland auf 10.102 Millionen Euro (Statistisches Bundesamt [Destatis], 2020a). Bluthochdruck kann außerdem schwerwiegende Folgen haben, so sollen ca. 13 % aller Todesfälle in Deutschland darauf zurückzuführen sein, außerdem mehr als die Hälfte aller Schlaganfälle und knapp die Hälfte aller Erkrankungen der Herzkranzgefäße (RKI, 2015).
Körperliche Inaktivität in Verbindung mit einer Adipositas und Bluthochdruck sind, wie bereits erwähnt, Risikofaktoren für die Entstehung chronischer Erkrankungen.
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