Die Rolle des sozialen Miteinander in unserem täglichen Leben ist fundamental. Jedoch hängt die soziale Kompetenz von der Kultur ab, in der ein Kind aufwächst, sowie von den sozialen Erwartungen und Anforderungen, die diese Kultur voraussetzt. Auf diese Weise entstehen neue, der Umwelt angepasste soziale Strukturen. Wie äußert sich jedoch die Entwicklung sozialer Kompetenzen bei Kindern mit ADHS, welche sich deutlich von anderen Kindern unterscheiden?
Im Alltag sind oft Situationen zu finden, in denen sich angesichts eines wütenden Kindes die Frage stellt, ob im konkreten Fall die Erziehung fehlgeschlagen ist oder aber eine schwerwiegendere soziale bzw. emotionale Störung vorliegt. Bei solch einer Szene geht man womöglich zuerst von einer misslungenen Erziehung aus, nicht aber von dem Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivität-Syndrom. Obwohl diese Störung in den letzten Jahren sehr häufig in den Medien diskutiert wurde, spielt einer ihrer Ursachen, eine mangelnde Selbststeuerungskontrolle, in der medialen Aufarbeitung seltener eine Rolle.
Diese Unwissenheit führt auch oft zu ungerechtfertigten Beschuldigungen. Laut Huggenberger werden ADHS-Betroffene aufgrund ihrer Symptomatik häufig mit Vorwürfen des "Sich-nicht-Anstrengens", "Nicht-Wollens" oder "Zu-faul-Seins" konfrontiert. Diese voreingenommenen Vorwürfe sind laut Autor prägend und wirken sich auf das Selbstbewusstsein der Betroffenen negativ aus.
Somit lässt sich annehmen, dass demzufolge nicht selten, auch soziale Defizite bei Kindern mit ADHS auftreten. Häufig befinden sich diese Kinder in einer sogenannten sozialen Isolation. Ihnen zu einem gesunden sozialen Verhalten zu verhelfen, sollte jedoch als eine dringende Notwendigkeit angesehen werden. Aus diesem Grund sollte die Rolle der sozialen Entwicklung von Kindern mit ADHS in den Vordergrund gestellt werden. Dies kann nur durch ausreichende Aufklärung einer breiten Bevölkerung geschehen, weshalb eine Beschäftigung mit der Verbesserung sozialer Kompetenzen, eine herausragende Wichtigkeit besitzt. Die Forschungsfrage dieser Arbeit stellt sich daher folgendermaßen: Wie können die sozialen Kompetenzen bei Kindern mit ADHS im Vorschulalter verbessert werden?
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Soziale Kompetenz
2.1 Was ist soziale Kompetenz?
2.2 Entwicklungspfad der sozialen Kompetenz
3 ADHS im Vorschulalter
3.1 Was ist ADHS?
3.2 Symptome und Komorbiditäten
3.3 Warum eine frühe ADHS-Diagnose wichtig ist
3.4 Förderung
4 Methodisches Vorgehen
5 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die Rolle des sozialen Miteinander in unserem täglichen Leben ist fundamental. Jedoch hängt die soziale Kompetenz von der Kultur ab, in der ein Kind aufwächst, sowie von den sozialen Erwartungen und Anforderungen, die diese Kultur voraussetzt. Auf diese Weise entstehen neue, der Umwelt angepasste soziale Strukturen. Wie äußert sich jedoch die Entwicklung sozialer Kompetenzen bei Kindern mit ADHS, welche sich deutlich von anderen Kindern unterscheiden?
Im Alltag sind oft Situationen zu finden, in denen sich angesichts eines wütenden Kindes die Frage stellt, ob im konkreten Fall die Erziehung fehlgeschlagen ist oder aber eine schwerwiegendere soziale bzw. emotionale Störung vorliegt. Bei solch einer Szene geht man womöglich zuerst von einer misslungenen Erziehung aus, nicht aber von dem Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts Syndrom. Obwohl diese Störung in den letzten Jahren sehr häufig in den Medien diskutiert wurde, spielt einer ihrer Ursachen, eine mangelnde Selbststeuerungskontrolle, in der medialen Aufarbeitung seltener eine Rolle.
Diese Unwissenheit führt auch oft zu ungerechtfertigten Beschuldigungen. Laut Huggenberger (2019, S. 15) werden ADHS Betroffene aufgrund ihrer Symptomatik häufig mit Vorwürfen des „Sich-nicht-Anstrengens“, „Nicht-Wollens“ oder „Zu-faul- Seins“ konfrontiert. Diese voreingenommenen Vorwürfe sind laut Autor prägend und wirken sich auf das Selbstbewusstsein der Betroffenen negativ aus.
Somit lässt sich annehmen, dass demzufolge nicht selten, auch soziale Defizite bei Kindern mit ADHS auftreten. Häufig befinden sich diese Kinder in einer sogenannten sozialen Isolation. Ihnen zu einem gesunden sozialen Verhalten zu verhelfen, sollte jedoch als eine dringende Notwendigkeit angesehen werden. Aus diesem Grund sollte die Rolle der sozialen Entwicklung von Kindern mit ADHS in den Vordergrund gestellt werden. Dies kann nur durch ausreichende Aufklärung einer breiten Bevölkerung geschehen, weshalb eine Beschäftigung mit der Verbesserung sozialer Kompetenzen, eine herausragende Wichtigkeit besitzt. Die Forschungsfrage dieser Arbeit stellt sich daher folgendermaßen: Wie können die sozialen Kompetenzen bei Kindern mit ADHS im Vorschulalter verbessert werden?
2 Soziale Kompetenz
Wie bereits erwähnt, ist die soziale Kompetenz kulturabhängig und muss somit erlernt werden. Die Fähigkeit sie zu erwerben, ist allerdings bereits primär angelegt. Da sich die Menschheit immer schon, um zu überleben, an ein ökologisches Umfeld anpassen musste, entwickelte sich eine Vielfalt von Formen sozialer
Strukturen. Doch was genau sind soziale Kompetenzen und wie werden sie erworben?
2.1 Was ist soziale Kompetenz?
Soziale Kompetenz soll laut Michaelis und Niemann (2017, S. 122f.) als eine Fähigkeit verstanden werden, die voraussetzt sich auf zunehmend komplexere Beziehungen mit anderen Menschen einzulassen sowie sich in einem engen oder erweiterten sozialen Umfeld kompetent verhalten zu können. Sozial kompetentes Verhalten beinhaltet mindestens zwei Aspekte: eigenes und fremdes. Zudem gilt ein Verhalten erst dann als sozial kompetent, wenn es dem Individuum gelingt, eigene Ziele und Bedürfnisse sowie die seiner Mitmenschen zu berücksichtigen. Dazu gehören die Fähigkeiten, die eigenen Gefühle zu steuern, Konflikte zu lösen, sich und andere gut wahrzunehmen, mit anderen gut zu kommunizieren sowie sich pro-sozial zu verhalten und vieles mehr (Schmitman gen. Pothmann, 2010, S. 19f.). Markway und Markway (2007, S. 164) betonen, dass die nonverbalen Aspekte der Kommunikation, wie zum Beispiel der Blickkontakt und die Körpersprache, ebenfalls zu den sozialen Fertigkeiten gehören, welche im Laufe des Lebens erworben werden. Laut ihnen können Kinder die soziale Kompetenz nur altersbedingt zum Ausdruck bringen und meistern.
2.2 Entwicklungspfad der sozialen Kompetenz
Nach Michaelis und Niemann (2017, S. 124f.) haben Kinder bereits im dritten Monat die soziale Kompetenz erworben, einen direkten Blickkontakt mit ihren Bindungspersonen zu suchen und eine gewisse Zeit lang auch zu halten.
Kinder haben am Ende des ersten Lebensjahres auch die Fähigkeit erworben verbal soziale Kontakte zu knüpfen sowie diese Kommunikation unter anderem selbst zu steuern. Diese Fähigkeit soll in einem späteren sozialen Kontext dazu dienen auf die Absichten eines anderen Individuums einzugehen oder auch abzublocken sowie die Intention des anderen wahrzunehmen und sich darauf einzulassen. In diesem Alter spielen Kinder nur für sich, beobachten aber bei bestehendem Interesse, was andere Kinder tun. Dieses Spielverhalten wird auch das sogenannte „Parallele Spielen“ genannt und zeigt auf, dass ein gemeinsames, wechselseitiges Spielen nicht möglich ist (Michaelis & Niemann, 2017, S. 124f.).
Im Kontakt mit anderen Kindern erlangen Dreijährige bei Auseinandersetzungen um ein begehrtes Spielzeug die ersten negativen Erlebnisse mit sozialen Kontakten, welche sich nicht auf die Bindungspersonen beziehen. Diese Erfahrungen werden laut Michaelis und Niemann (2017, S. 126 f.) jedoch schnell wieder vergessen. Die weitere soziale Entwicklung sowie die Entwicklung des Selbstwertgefühls könne jedoch beschädigt werden, wenn sich diese negativen Erfahrungen häufen.
Im vierten Lebensjahr werden neben den sprachlich gegebenen Geboten und Verboten auch die nonverbalen Signale im sozialen Kontext verstanden. Diese können anhand von Mimik, Gestik und dem sprachlichen Ausdruck auch selbst übernommen werden. Des Weiteren wird die Imitation als eine Übernahme des sozialen Verhaltens von den Kindern aufgenommen. Nach Angaben der Autoren Michaelis und Niemann (2017, S. 126f.), könne soziale Kompetenz nur entstehen, wenn das bedeutsame „Gegenüber von Ich und Du“ begriffen wurde. Im Verlauf des vierten Lebensjahres erkennen Kinder falsche Meinungen bei anderen und bei sich selbst. Demnach haben sie nun begriffen, dass sie falsche Meinungen auch bei anderen, durch falsche Informationen oder welche, die verschwiegen wurden, verursachen können und, dass dasselbe auch von dem Gegenüber zu erwarten sein könnte. In dieser Altersklasse sind sie laut den Autoren auch fähig sich an Spielen mit Regeln zu beteiligen und diese auch einzuhalten.
Am Ende des fünften Lebensjahres sind Kinder auch bemüht fair zu handeln und zu teilen. In diesem Alter können auch sogenannte Gruppenbildungen mit Ausschluss einzelner durch einen „besten Freund“ oder eine „beste Freundin“, entstehen (Michaelis & Niemann, 2017, S. 126f.).
3 ADHS im Vorschulalter
Kinder mit einer ADHS Diagnose werden häufig mit negativ auffallendem Verhalten assoziiert. Als fröhlich, witzig, kreativ oder einfallsreich werden sie eher nicht beschrieben. Durch die vielen Auseinandersetzungen mit Erwachsenen und Gleichaltrigen besteht mit der Zeit die Gefahr, dass sie zu Außenseitern werden. Doch was bedeutet ADHS?
3.1 Was ist ADHS?
ADHS steht für „Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung“ und ist die häufigste psychiatrische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter (Sendera & Sendera, 2011, S. 156). Nach den Angaben von Soldner und Stellmann (2011, S. 697) umfasst der Begriff ADHS: Unkonzentriertheit, erhöhte Ablenkbarkeit, gering vorhandene Impuls- sowie Selbsthemmungskontrolle im Bereich des Denkens und Verhaltens, motorische Hyperaktivität und einen erhöhten Bewegungsdrang. Zur Diagnostik wird in Deutschland die internationale Klassifikation psychischer Störungen, auch ICD-10 genannt, verwendet. Gängiger in Deutschland sei jedoch das amerikanische System DSM-5, bei dem zwischen einer Aufmerksamkeitsstörung mit (ADHS) und ohne Hyperaktivität (ADS) differenziert wird (Hanswille, 2015, S. 253). Bei Letzterem wird die Aufmerksamkeitsstörung in den Vordergrund gestellt. Der ICD-10 hingegen, definiert ADHS als eine „hyperkinetische“ Störung. Dennoch verwenden beide Klassifikationssysteme einen Symptomkatalog, welcher sich kaum von dem anderen unterscheidet (Pfeiffer, Drescher & Hirte, 2007, S. 131).
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