In dieser Arbeit wird ein Forschungsdesign für eine Fallstudie erstellt. In der konstruierten Forschungsarbeit soll der Frage nachgegangen werden, welche Einstellungen Lehrende, Schüler*innen und Eltern von Grundschulen in Bezug auf Inklusion zeigen und wie sich diese im Laufe der Zeit, durch Begegnungen, soziale Interaktion und Erfahrungen verändern können. Nach der Bestimmung des Forschungsfeldes wird die Wahl der Erhebungs- und Auswertungsverfahren dargestellt und begründet. Zudem werden Entscheidungen über das Sampling getroffen und die Forschung wird grundlagentheoretisch eingebettet. Am Schluss steht die Erstellung des Erhebungsinstruments.
Inhalt
Einleitung: Theoretischer Hintergrund
Fragestellung
Methodologische Positionierung
Bestimmung des Forschungsfeldes
Reflektierte Wahl der Erhebungs- und Auswertungsverfahren
Erhebungsverfahren
Instrumente des Erhebungsverfahrens
Gestaltung des Erhebungsverfahrens
Auswertungsverfahren
Entscheidungen überdas Sampling
Grundlagentheoretische Einbettung der Forschung
Erstellung des Erhebungsinstruments
Literatur
Einleitung: Theoretischer Hintergrund
Inklusion umfasst vielfältige Dimensionen von Heterogenität (vgl. Hinz, 2009). Das Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009, rückte den Umgang mit Kindern mit Bedarf an sonderpädagogischer Förderung, in den Fokus des allgemeinen Verständnisses für Inklusion.
Das Gelingen von Inklusion in Grundschule und Unterricht hängt dabei wesentlich von der Einstellung der Lehrerinnen ab (vgl. Avramidis & Norwich, 2002) und deren Bereitschaft zur Inklusionsarbeit. Die Bereitschaft hängt eng mit der Vorerfahrung oder entsprechenden Weiterbildungen zusammen (vgl. Sermier Dessemontet et al., 2001). Der größte Teil der Eltern befürwortet inklusive Konzepte (vgl. de Boer et al., 2010). Auch von den Kindern wird das gemeinsame Lernen größtenteils positiv eingeschätzt, (vgl. Schwab, 2015).
Die individuelle Einstellung aller Akteure, kann sich durch persönliche Erfahrungen, Interaktion, Entwicklung und Wechselwirkung jeder Zeit verändern (vgl. Werning et al., 2017).
Fragestellung
In der konstruierten Forschungsarbeit soll der Frage nachgegangen werden, welche Einstellungen Lehrende, Schülerinnen und Eltern von Grundschulen in Bezug auf Inklusion zeigen und wie sich diese im Laufe der Zeit, durch Begegnungen, soziale Interaktion und Erfahrungen verändern können.
Einstellungen werden hierbei als Erwartungs-Wert-Ansatz verstanden (vgl. Ajzen, 1991), da geringfügige Variationen des Kontextes, zu wesentlichen Veränderung in der Einstellung führen können (vgl. Stocké, 2002).
Methodologische Positionierung
Die qualitative Sozialforschung ist zur Bearbeitung der Fragestellung geeignet, da das Erkenntnisinteresse im Bereich der Erforschung von Lebenswelten und Interaktion liegt.
Die Lehrerinnen, Schülerinnen und Eltern können mit ihren Erfahrungen als Expertinnen gesehen werden, deren subjektive Sichtweise erfasst werden soll.
Da die Einstellungen der Akteure nicht statisch sind, und nicht immer rational, können diese am besten durch einen dynamischen Forschungsprozess erfasst werden.
Die Antwort auf die Fragestellung kann kein messbares Ergebnis darstellen, sondern impliziert Sinnverstehen. Daher ist eine induktive Vorgehensweise sinnvoll (vgl. Flick et al., 2011).
Bestimmung des Forschungsfeldes
Da Unterrichtende, Schülerinnen und Eltern einen Anteil an der Schulkultur und damit auch am Gelingen von Inklusion haben, sollen diese das Forschungsfeld bilden. Hierbei werden diejenigen Personen berücksichtigt, die Teil einer Schulklasse sind, in der Kinder mit und ohne Behinderung bzw. sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet werden.
Eingeschränkt wird das Forschungsfeld dadurch, dass für die Fallstudie nur Bewohnerinnen von Beispielhausen berücksichtigt werden, da hier die Umsetzung von Inklusion im Schulalltag bereits gängige Praxis ist.
Hierbei werden Besucherinnen von Schulen, bei denen sich seit Einführung der Inklusion überhaupt nichts verändert hat, nicht berücksichtigt, da hier nur von einer Pseudoinklusion gesprochen werden kann. Inklusionsarbeit setzt Konsequenzen für die organisationalen und individuellen Prozesse im Bildungsbereich voraus (vgl. Fend, 2008). Die strukturellen Rahmenbedingungen müssen angepasst werden (vgl. Erbring, 2018; Prengel, 2013; Textor, 2015) und Lehr- sowie Lernsituationen erfordern neue Formen und Methoden des Unterrichts (Laukner et al., 2018).
Reflektierte Wahl der Erhebungs- und Auswertungsverfahren
Erhebungsverfahren
Da die Forschungsfrage Einstellungen bzw. Einstellungsänderungen ergründen möchte, sollen die Probandinnen mittels problemzentrierten Interviews befragt werden.
Das problemzentrierte Interview erfasst besonders gut individuelle Handlungen und subjektive Wahrnehmungen von gesellschaftlichen Gegebenheiten. Die Fragen werden problemzentriert gestellt. In der Kommunikation können Nachfragen zu Grundfragen immer präziser auf die Forschungsfrage eingehen (vgl. Witzei, 2000).
Die Kommunikationstechniken werden flexibel eingesetzt. Wenn die Befragten reflexiv und eloquent antworten, kann stärker auf deren Narration gesetzt werden. Wenn dies nicht der Fall ist, kann mit Dialog und Nachfragen während des Interviews reagiert und zur Forschungsfrage hingelenkt werden (vgl. Witzei, 2000).
Das Interview soll nicht, wie in der Meinungsforschung, als Frage-Antwort-Spiel konzipiert sein. Offene Fragen sollen den Befragten zum Erzählen und Reflektieren animieren. Dies baut die „Künstlichkeit der Forschungssituation“ ab (vgl. Berger, 1974) und fördert Vertrauen und Offenheit. So können die Befragten ihre Sicht entfalten und immer neue Aspekte zur Forschungsfrage entwickeln (vgl. Witzei, 2000).
Instrumente des Erhebungsverfahrens
Als erstes Instrument der Erhebung wird ein Kurzfragebogen eingesetzt. Dieser dient zur Ermittlung der Biographie der Befragten. Neben der Ermittlung von Sozialdaten, soll eine offene Frage im Kurzfragebogen einen Gesprächseinstieg erleichtern. Dies könnte zum Beispiel die Frage sein: „Denken Sie der Lernende muss sich in ein bestehendes System integrieren, oder muss ein Bildungssystem die Bedürfnisse aller Lernenden berücksichtigen?“
Ein weiteres Instrument der Erhebung ist ein Gesprächsprotokoll. Die Akzeptanz, der Probandinnen vorausgesetzt, wäre eine Tonaufnahme des Interviews noch besser. Diese kann den Kommunikationsverlauf genauestens erfassen und anschließend transkribiert werden. Dies bietet den Vorteil für den Befrager, dass er sich nicht auf die Protokollierung konzentrieren muss und somit in der Lage ist, auch nonverbale Aussagen zu erfassen (vgl. Witzei, 2000). Videographie wäre ebenfalls möglich, diese müsste aber einmal unter verbalen und einmal unter nonverbalen Aspekten ausgewertet werden.
Als Orientierungshilfe und Gedächtnisstütze, wird als drittes Instrument ein Leitfaden eingesetzt. Dieser soll neben den genannten Funktionen auch die Vergleichbarkeit der Interviews gewährleisten. Er kontrolliert, ob alle geplanten Bestandteile im Interview behandelt wurden.
Als viertes Instrument, werden unmittelbar im Anschluss an das Interview, Postskripte erstellt. In ihnen werden die Gesprächsinhalte notiert und Anmerkungen zu nonverbalen Gesichtspunkten und situativen Aspekten erfasst. Erste Ideen für die Interpretation oder thematische Auffälligkeiten können damit ebenfalls skizziert werden (vgl. Cicourel, 1974). Ein weiterer Vorzug dieser Postskripte liegt darin, das mit ihnen Ähnlichkeiten oder Gegenevidenzen sichtbar gemacht werden können. Sie begründen auch die Auswahl der Einzelfallanalysen (vgl. Glaser & Strauss, 1998).
Gestaltung des Erhebungsverfahrens
Als Gesprächseröffnung und um das Gespräch auf die Forschungsfrage zu zentrieren, wird eine feste Einleitungsfrage gestellt. Diese könnte beispielsweise lauten: „Welche Erfahrungen haben sie bereits mit dem Thema Inklusion gemacht? Erzählen Sie doch mal!“ Dies verdeutlicht außerdem den Interviewten, dass Raum für ihre individuellen Erfahrungen und Ansichten ist.
Der Gesprächseröffnung folgt die allgemeine Sondierung. Hierbei soll die Problemsicht der Probandinnen aufgedeckt werden. Hierzu werden als Technik Detailfragen verwendet, die eine genauere Ausführung einfordern, z.B. „Wie genau war das?“ Dies unterstützt die Befragten bei der Strukturierung des Themas und hilft dem Interviewer den Kontext des Problems einzukreisen (vgl. Schmidt-Grunert, 1999). Verständnisgenerierende Fragen können helfen Redundanzen und Wiedersprüche im Dialog zu klären (vgl. Witzei, 2000).
In der anschließenden spezifischen Sondierung sollen die Aussagen aus dem bisherigen Interview diskursiv aufeinander bezogen werden. Ziel hiervon ist, gewonnene Details miteinander in Verbindung zu bringen und so weiter zu klären bzw. nachzuvollziehen. Erste Interpretationen können mit dem Befragten im Gespräch diskutiert werden. Hierzu können je nach Situation die Kommunikationsmittel Zurückspiegelung, Konfrontation oder Verständnisfragen gewählt werden (vgl. Witzei, 2000).
Darauffolgend werden die im Vorfeld erarbeiteten Fragen, des Leitfadens gestellt. Dies sind all die Fragen, die für die Forschungsfrage zentral sind, aber erst zum Ende des Gespräches gestellt werden, um in einer fruheren Phase des Gespräches die Kommunikationssituation nicht zu storen.
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