Die Arbeit beschäftigt sich mit der Politisierung und Instrumentalisierung des Nibelungenlieds, die sich durch das Kaiserreich bis in die Zeit der Weimarer Republik und schließlich die Zeit des Nationalsozialismus hindurch zog. Diese Vereinnahmung durch die Politik, genauer die Politik der Nationalsozialisten, ist Gegenstand der Untersuchung. Betrachtet werden insbesondere zwei wesentliche Bezugnahmen der Nationalsozialisten auf das Nibelungenlied, die Dolchstoßlegende mit einer kurzen Erwähnung der Nibelungentreue und die Stalingrad-Rede von Hermann Göring im Jahr 1943.
Das Nibelungenlied ist um die Jahrhundertwende vom 12. Jahrhundert zum 13. Jahrhundert entstanden und von einem unbekannten Dichter verfasst worden. Das Lied erzählt eine Geschichte, die auf Erzählstoffen beruht, welche zum Zeitpunkt der Entstehung bereits mehrere Jahrhunderte alt waren. Trotz der Zeitlosigkeit der Handlung, welche keinen nationalen Bezug herstellen lässt, sind es vor allem die Figuren des Nibelungenliedes, welche den Deutschen im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts einen Anhaltspunkt in der Suche nach einer eigenen Identität geben.
Diese Figuren verkörperten in der damaligen Auffassung die Tugenden der Deutschen, welche nach dem Nationalepos ihres Landes suchten, welches andere Nationen bereits besaßen. In der Zeitschrift Eunomia wird bereits im frühen 18. Jahrhundert vom ältesten und fast einzigen National-Epos der Deutschen gesprochen und das Nibelungenlied als "deutsches Ilias" bezeichnet. Die Identifikation nimmt stetig zu, sodass schon bald die Wahrnehmung des Nibelungenlieds in der Öffentlichkeit, beispielsweise der nationalen Kunst, zunimmt. Dies zeigt beispielsweise die Oper Richard Wagners "Der Ring der Nibelungen". Zeitgleich nimmt aber auch die Ablehnung des Enthusiasmus für die Nibelungen zu.
Doch mit dem wachsenden Patriotismus der Deutschen durch die Gründung des Kaiserreichs im Jahr 1871, wuchs auch das Bedürfnis nach einer Tradition des neuen Reichs, um das Land zu vereinen und um eine gemeinsame Identität finden zu können. Ein nationaler Mythos war daher notwendig, weshalb auf das Nibelungenlied zurückgegriffen wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Dolchstoßlegende in der historischen Betrachtung
- Die Dolchstoßlegende in Bezugnahme auf das Nibelungenlied
- Der Mord an Siegfried im Nibelungenlied
- Die Stalingrad-Rede Hermann Görings
- Historischer Rückblick
- Bezug zum Nibelungenlied
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Instrumentalisierung des Nibelungenlieds durch die Nationalsozialisten, insbesondere im Kontext der Dolchstoßlegende und der Stalingrad-Rede von Hermann Göring. Sie beleuchtet, wie diese historischen Ereignisse mit dem mythologischen Stoff des Nibelungenlieds verbunden werden und welche politische Botschaft die Nationalsozialisten damit transportieren wollten.
- Die Verwendung des Nibelungenlieds als Instrument nationaler Propaganda
- Die Dolchstoßlegende und ihre Verbindung zum Mord an Siegfried
- Die Stalingrad-Rede als Beispiel für die gezielte instrumentalisierung des Nibelungenlieds
- Die ideologischen Ziele der Nationalsozialisten im Kontext des Nibelungenlieds
- Die Folgen der Instrumentalisierung des Nibelungenlieds für die deutsche Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Nibelungenlied als ein zentrales Element der deutschen Kultur vor und beleuchtet die historische Bedeutung des Werks für die Entwicklung der deutschen Identität. Die Arbeit fokussiert sich auf die politische Instrumentalisierung des Nibelungenlieds durch die Nationalsozialisten.
Die Dolchstoßlegende in der historischen Betrachtung
Dieses Kapitel behandelt die Dolchstoßlegende im Kontext des Ersten Weltkriegs. Es analysiert die Entstehung und Verbreitung der Legende, die besagt, dass das deutsche Heer nicht durch militärische Niederlage, sondern durch Verrat von innen besiegt wurde. Die Arbeit zeigt, wie die Dolchstoßlegende den Weg für die nationalistische Ideologie der Nationalsozialisten bereitete.
Die Dolchstoßlegende in Bezugnahme auf das Nibelungenlied
Dieser Abschnitt untersucht die Verbindung der Dolchstoßlegende zum Nibelungenlied. Die Arbeit analysiert, wie die Nationalsozialisten die Figur des Siegfrieds und die Geschichte seiner Ermordung durch Hagen für ihre politische Propaganda einsetzten.
Die Stalingrad-Rede Hermann Görings
Dieses Kapitel analysiert die berühmte Stalingrad-Rede von Hermann Göring im Jahr 1943. Die Arbeit beleuchtet, wie Göring das Nibelungenlied nutzte, um die deutsche Bevölkerung zum Kampf gegen die Sowjetunion zu mobilisieren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Nibelungenlied, Dolchstoßlegende, Stalingrad-Rede, Hermann Göring, Nationalsozialismus, deutsche Geschichte, Propaganda, politische Instrumentalisierung, nationalistische Ideologie.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2021, Das Nibelungenlied als Instrument der Nationalsozialisten. Untersuchung der politischen Vereinnahmung des Epos, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1151347