Der Ring, Anfang des 15. Jahrhunderts von Heinrich Wittenwiler geschrieben, ist einer der spannendsten Texte, die aus dem Mittelalter überliefert wurden und gilt in der germanistischen Forschung als das bedeutendste „Haupt- und Schlüsselwerk“ im Mittelalter. Doch was ist der Schlüssel zu dieser Lektüre?
Diese Hausarbeit wird speziell den dritten Teil des „Ring“ behandeln, indem die literarische Verarbeitung der mittelalterlichen Kriegslehren erklärt wird, welche für dieses Element des Werkes textkonstituierend ist. Krieg und Kampf werden von Beginn der Erzählung an nicht in Frage gestellt und als Bestandteil des alltäglichen Lebens anerkannt. Sie werden als Mittel zur Konfliktlösung nicht nur akzeptiert, sondern gleichsam vorausgesetzt. Verständlich wird dies vor dem Hintergrund der Kenntnisse über das Leben im Mittelalter und der Inhalte ihrer epischen Dichtungen, wo der Krieg zum festen Bestandteil der Handlungen gehört. Selbst der Autor spielt bewusst auf den „welte lauff“ an und das Buch soll dadurch ein geschlossenes Ganzes darstellen, ebenso wie es der irdische Kosmos in der mittelalterlichen Vorstellung tut.
Doch gerade die Tatsache, dass die Gewalt nicht in Frage gestellt wird, bietet mir den Anreiz zur Erforschung dieses augenscheinlichen „Allgemeinzustandes“. Die zentralen Themen der ersten Kapitel bestehen daher aus Fragen wie: Welche Rolle spielte die Gewalt im alltäglichen Zusammenleben, wie selbstverständlich war der Ausbruch eines Krieges im späten Mittelalter und schließlich, wodurch er gerechtfertigt wurde?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Der Dörferkrieg in Heinrich Wittenwilers Ring: Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit
- I. Historische Hintergründe
- 1. Der Krieg als Alltagserfahrung und gängige Praxis im Mittelalter
- 2. Das Alte Testament und die göttliche Rechtfertigung des Krieges
- II. Die Kriegslehren im Mittelalter
- 1. Wittenwilers Quellen: Bedeutende Kriegstraktate im Mittelalter
- a.) Flavius Vegetius
- b.) Augustinus
- c.) Isidor von Sevilla
- d.) Thomas von Aquin
- 2. Das bellum iustum: Die Lehre von gerechten Krieg
- 1. Wittenwilers Quellen: Bedeutende Kriegstraktate im Mittelalter
- III. Verarbeitung und Funktion der Kriegslehren im „Ring“
- 1. Ausgangssituation des Dörferkrieges
- 2. Die Ratssitzung in Lappenhausen
- 3. Die Ratssitzung in Nissingen
- IV. Schluss: Auswertung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der literarischen Verarbeitung von mittelalterlichen Kriegslehren im „Ring“ von Heinrich Wittenwiler, insbesondere im dritten Teil des Werks. Sie untersucht, wie die im Werk dargestellte Gewalt und Krieg als selbstverständlicher Bestandteil des mittelalterlichen Lebens dargestellt werden und wie die historischen Kriegslehren in die Handlung des Dörferkrieges einfließen.
- Die Rolle von Gewalt und Krieg im mittelalterlichen Alltag.
- Die mittelalterlichen Kriegslehren und ihre Rechtfertigungen.
- Die literarische Verarbeitung der Kriegslehren im „Ring“.
- Die Motivationen für den Krieg der Dörfer Lappenhausen und Nissingen.
- Die Bedeutung des „Ring“ im Kontext seiner historischen und literarischen Einflüsse.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den „Ring“ von Heinrich Wittenwiler als wichtiges Werk der mittelalterlichen Literatur vor und erläutert die Bedeutung der Kriegslehren für die Interpretation des Textes. Das erste Kapitel behandelt die historischen Hintergründe des Krieges im Mittelalter, wobei die alltägliche Realität der kriegerischen Auseinandersetzungen und die Rechtfertigung von Kriegen durch das Alte Testament beleuchtet werden. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Kriegslehren des Mittelalters, darunter die Schriften von Flavius Vegetius, Augustinus, Isidor von Sevilla, Thomas von Aquin und Giovanni da Legnano sowie das Konzept des „bellum iustum“. Das dritte Kapitel analysiert die Verarbeitung dieser Kriegslehren im „Ring“, insbesondere im Kontext der Ratssitzungen in Lappenhausen und Nissingen und erläutert die Motivationen für den Dörferkrieg.
Schlüsselwörter
Mittelalter, Heinrich Wittenwiler, „Der Ring“, Kriegslehren, „bellum iustum“, Dörferkrieg, Lappenhausen, Nissingen, Gewalt, Rechtfertigung, Geschichte, Literatur, Literaturgeschichte, epische Dichtung, Gesellschaftsordnung, historische Hintergründe.
- Arbeit zitieren
- Dennis Berrendorf (Autor:in), 2013, Der Weltkrieg der Dörfer in "Der Ring" von Heinrich Wittenwiler. Sinnfrage und Funktion, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1150093