Ist es von Vorteil Filme im Geschichtsunterricht zu zeigen, wenn sie doch oft realitätsfern sind? Wenn ja, wie sollte dies am besten umgesetzt werden? Um diese Fragen zu beantworten, werden zunächst die verschiedensten Filmgattungen vorgestellt, die für den Einsatz im Unterricht in Frage kämen. Darauffolgend werden die Vorteile von der Arbeit mit Filmen im Fach Geschichte aufgezeigt, aber dem folgt auch eine kritische Betrachtung. Es ist wichtig sowohl die Pro- als auch die Contra-Argumente zu erwähnen.
Hat sich eine Lehrkraft nun für den Einsatz von Filmen in ihrem Unterricht entschieden, stellt sich die Frage nach dem Wann und Wie. Diese Fragen werden beantwortet und verschiedene Möglichkeiten genannt. Um zu verdeutlichen, wie ein Film didaktisch genutzt werden könnte, folgt ein Unterrichtsentwurf. Die Themenfindung mithilfe des Lehrplans für die Sekundarstufe I und die Auswahl eines guten Films gehen dem Unterrichtsentwurf voraus. Nachdem der Film "Der Junge im gestreiften Pyjama" kurz zusammengefasst wurde, folgt der Ablauf der fiktiven Unterrichtsstunde. Da die SuS in der Unterrichtsstunde mit Quellen arbeiten sollen, werden diese ebenfalls vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Terminologie der Filmgattungen
2.1 Das Filmdokument
2.2 Der Dokumentar- und Unterrichtsfilm
2.3 Der historische Spielfilm
3.Vorteile vom Film im Geschichtsunterricht
4. Kritische Perspektive zur Filmverwendung im Geschichtsunterricht
5. Filmeinsatz im Geschichtsunterricht
5.1 Der richtige Zeitpunkt
5.1.1 Was ist zu beachten?
5.2 Möglichkeiten des Filmeinsatzes
6. Überlegungen zur Themenfindung
7. Zum Film „Der Junge im gestreiften Pyjama“
8. Ablauf der Unterrichtsstunde
8.1 Die Quellen
9. Fazit
10. Quellen- und Literaturverzeichnis
10.1 Quellenverzeichnis
10.2 Literaturverzeichnis
10.2.1 Filme
11. Anhang
1. Einleitung
Die meisten Menschen in unserer Gesellschaft bekommen das, was sie von Geschichte wissen oder zu wissen glauben, durch Fernsehen bzw. durch Filme oder Serien vermittelt. Das dies häufig kritisch zu betrachten ist, sollte klar sein. Auch im Geschichtsunterricht werden immer häufiger Filme zu didaktischen Zwecken verwendet. Für Schülerinnen und Schüler1 ist Geschichte meist ein sehr trockenes und lese-lastiges Fach, was es für viele SuS eher uninteressant macht. Durch einen Film versuchen die Lehrkräfte Motivation und Spaß am Fach zu wecken. Doch ist es überhaupt von Vorteil Filme im Geschichtsunterricht zu zeigen, wenn sie doch so oft realitätsfern sind? Wenn ja, wie sollte dies am besten umgesetzt werden?
Um diese Fragen zu beantworten, sollen zunächst die verschiedensten Filmgattungen vorgestellt werden, die für den Einsatz im Unterricht in Frage kämen. Darauffolgend werden die Vorteile von der Arbeit mit Filmen im Fach Geschichte aufgezeigt, aber dem soll auch eine kritische Betrachtung folgen. Es ist wichtig sowohl die Pro- als auch die Contra-Argumente zu erwähnen. Hat sich eine Lehrkraft nun für den Einsatz von Filmen in ihrem Unterricht entschieden, stellt sich die Frage nach dem Wann und Wie. Diese Fragen werden dahingehend beantwortet und verschiedene Möglichkeiten werden genannt. Um zu verdeutlichen, wie ein Film didaktisch genutzt werden könnte, folgt ein Unterrichtsentwurf. Die Themenfindung mithilfe des Lehrplans für die Sekundarstufe I der nordrhein-westfälischen Gymnasien und die Auswahl eines guten Films gehen dem Unterrichtsentwurf voraus. Nachdem der Film kurz zusammengefasst wurde, folgt der Ablauf der fiktiven Unterrichtsstunde. Da die SuS in der Unterrichtsstunde mit Quellen arbeiten sollen, werden diese ebenfalls vorgestellt. Zum Schluss wird ein Fazit die Ergebnisse der Hausarbeit zusammenfassen.
2. Terminologie der Filmgattungen
Es gibt verschiedene Arten des Films, die einen historischen Einblick geben und für den Geschichtsunterricht verwendet werden können. Betrachtet man die ganze Wandbreite an Filmgattungen, die zu unterrichtlichen Zwecken genutzt werden können, kommen folgende zusammen: Unterrichtsfilm, Dokumentarfilm, historischer Spielfilm, Kulturfilm, Filmdokumente, gefilmte Interviews, Features usw. Die Filme, die meines Erachtens für den Geschichtsunterricht am geeignetsten sind, sollen nun näher beleuchtet werden.
2.1 Das Filmdokument
Das Filmdokument ist eine Aufzeichnung im Originalzustand und darf nicht durch zusätzlichen Ton oder später eingefügte Bilder verändert worden sein. Ein Beispiel wären alte Nachrichtensendungen seit 1895, die dann als historische Quelle verwendet werden könnten.2
2.2 Der Dokumentar- und Unterrichtsfilm
Die wohl bekannteste Art des Filmes zu dieser Thematik ist der Dokumentarfilm. Hierbei werden meist historische Ereignisse oder auch Filmdokumente mit Elementen wie Standfotos, Zeitzeugenberichten, Historikerkommentaren oder Grafiken untermauert. Der Dokumentarfilm soll als Reproduktion der Wirklichkeit dienen. In neueren Dokumentationen werden bestimmte Szenen mit Schauspielern nachgestellt, damit sich der Zuschauer die Situation besser vorstellen kann. Es wird noch zwischen Unterrichtsfilm und Dokumentarfilm unterschieden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Unterrichtsfilme Dokumentarfilme sind, aber nicht alle Dokumentarfilme Unterrichtsfilme. Der Unterrichtsfilm ist demnach ein Dokumentarfilm, der didaktisch aufbereitet ist und lediglich für den Gebrauch im Unterricht vorgesehen ist. In diesen Filmen wird häufig mit Schauplätzen oder historischen Bildern etc. gearbeitet.3
2.3 Der historische Spielfilm
Eine weitere Kategorie ist der historische Spielfilm. Dies sind Dokumente für eine bestimmte Zeitsicht historischer Ereignisse. Sie dienen als Ausdruck eines spezifischen Zeitgeschmacks oder Zeitgeistes und spiegeln Wünsche, Hoffnungen und Ängste dieser Zeit wieder.4
3. Vorteile von Filmen im Geschichtsunterricht
Nach Zwölfer gibt es drei Aspekte, die das Einbinden filmischer Darstellungen im Geschichtsunterricht bestärken. Diese Aspekte kommen aber nur bei einzelnen Filmausschnitten zum Tragen. Wenn der Filmausschnitt nur 10 bis maximal 15 Minuten beträgt, kann die gesehene Sequenz im weiteren Verlauf der Unterrichtsstunde analysiert und mit Fragen versehen werden. Aus Zeitgründen wäre es nicht möglich, z.B. einen historischen Spielfilm in voller Länge in den Unterricht einzubinden. Der erste Aspekt umfasst die didaktische Ebene. Ein Filmausschnitt oder eine Dokumentation mit einzelnen nachgestellten Szenen fördert das Vorstellungsvermögen der SuS zu einer spezifischen Thematik. Oftmals wirken Sachtexte aus Geschichtsbüchern oder Quellentexte sehr abstrakt und SuS fällt es schwer, sich in die Gegebenheiten hineinzuversetzen und historische Kontexte zu verstehen. Dem Film gelingt ein besseres Verständnis, indem der historische Kontext, eine Handlung und die handelnden Figuren, die auf Personen zu einer Unterrichtseinheit basieren, in einer konkreten Konstellation oder Konfliktsituation gezeigt und verdichtet dargestellt werden.5 Dies gelingt dann am besten, wenn der grobe Kontext bereits im Unterricht durchgenommen wurde und SuS bereits einen Überblick über die Thematik haben. Dies ist besonders deshalb wichtig, da Spielfilme bspw. auch den Zuschauer unterhalten wollen und das Gezeigte nicht zu 100% der Wahrheit entspricht. Dies bietet wiederum gutes Material für eine Diskussion über das Gesehene. Das plastische Bild und die Denkweise regen die SuS dazu an, die Repräsentativität dieser Szene zu untersuchen. Anhand von Quellen können SuS in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit überprüfen, ob die gesehene Szene quellenbasiert dargestellt wurde. Durch die Frage, ob das stimmt, was im Film gezeigt wurde, wird bei SuS historisches Denken in Gang gesetzt und bietet dahingehend Herausforderungen durch eine Interpretation und einem Vergleich zwischen Film und Quellen. Durch diese Art der Quellenarbeit steigt auch der motivationale Aspekt (zweiter Aspekt). Filmszenen bieten Anschaulichkeit, Dramatik und Spannung wie es in Sachtexten in Geschichtsbüchern oder Lehrervorträge nie möglich wäre. Eine Filmszene weckt Empathie und/oder Antipathie und bringt SuS zum Nachdenken. Bei einem guten Film wollen die SuS über das Gesehene sprechen und sich untereinander austauschen. Der Film bietet somit einen Sprechanlass, der durch Quellen häufig nicht erreicht wird, da oftmals der Bezug fehlt. Jede Schülerin und jeder Schüler kann spontan etwas zur gesehenen Szene sagen, da das Visuelle einfacher zu verstehen ist als eine gedruckte Quelle aus dem 17. Jahrhundert. Die Schülerin oder der Schüler kann nichts Falsches sagen und muss keine Angst haben, sich zu blamieren. Filmszenen fördern auch die kognitive Dissonanz, die Ausgangpunkt jeden problemorientierten Lernens ist.6
Der dritte Aspekt ist lernpsychologische begründet. Die Kraft der Bilder und die szenische Verdichtung, die oftmals auch durch Musik unterlegt wird, berührt SuS emotional. Dies gestaltet den darauffolgenden Lernprozess mehrdimensional, was ein wesentlicher Aspekt für die Stabilität des Lernprozesses ist. Der Film bzw. der Ausschnitt soll als Basis des historischen Analysierens und Denkens bezüglich eines bestimmten geschichtlichen Themas dienen. Auch schwache SuS können besser am Lernprozess teilnehmen, weil das abstrakte Unterrichtsthema immer wieder mit konkretem Bildmaterial untermauert wird. Wenn das Gesehene dann im späteren Verlauf der Unterrichtsstunde an Quellen geprüft werden soll, gelingt es meist zufriedenstellender die Quellen zu verstehen, da es mit dem Bildmaterial verknüpft wird. Voraussetzung ist hingegen, dass über den Filmausschnitt gesprochen und die geschichtlichen Zusammenhänge diskutiert wird. Zu lange Sequenzen sind eher weniger produktiv, da die Bilder die SuS mit Informationen überschütten könnten.7
Der Film darf aber nicht als einzelnes Materialangebot angesehen werden, sondern soll vielmehr als Schritt hin zum Text (Quelle oder Sachtext) im Buch führen. Nur dann kann der Lernerfolg und die Memorierfähigkeit gesteigert werden. Dies kostet die Lehrkraft mehr Zeit in der Vorbereitung, weil der ausgewählte Film zum Unterrichtsthema und den Quellen passen muss. Wenn es aber in die Unterrichtsreihe passt, verankert sich das Gelernte besser im Langzeitgedächtnis der SuS.
Der Film ist das Medium, dem am ehesten geglaubt wird. Er regt die Phantasiefähigkeit an wie es keinem anderen Medium gelingt. Der Film fördert die Bereitschaft, sich in die gezeigte Geschichte hineinzuversetzen und mit zu denken. Er schafft es eine Geschichte oder ein historisches Ereignis zu verdeutlichen und konkreter, plastischer erscheinen zu lassen. Doch kein Film, so echt er auch scheint, ist frei von Fiktion, weshalb auch die Darstellungsweise (Ton, Einstellungen etc.) in die Interpretation einbezogen werden.8
4. Kritische Perspektive zur Filmverwendung im Geschichtsunterricht
So positive Effekte der Film auch auf den Unterricht haben kann, so bringt er auch Nachteile mit sich. Der Zuschauer bzw. in diesem Fall die SuS sind der gezeigten Filmszene ausgesetzt. Sie haben keine Kontrolle über das, was sie sehen wollen und wie sie etwas auffassen. Der Kameramann und der Regisseur bestimmen die Art und Weise, wie sie bestimmte Szene zeigen möchten. Durch die Art der Darstellung gelingt es ihnen, Figuren so zu inszenieren, dass der Zuschauer diesen Charakter mag oder eben nicht mag. Der Zuschauer erlebt demnach ein distanzloses Miterleben und lässt sich kritiklos auf die Szene ein.9 Es ist die Pflicht der Lehrkraft, den SuS zu vermitteln, dass sie sich kritisch mit dem Gezeigten auseinandersetzen müssen und es nicht als die eine Wahrheit hinnehmen. Bei Filmdokumenten kommt beschwerlich hinzu, dass diese ihre ursprüngliche affektive Wirkung nicht verlieren. Ein Beispiel wäre die Darstellung der Hitlerjugend (HJ) zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Die dargestellten Szenen dienten zur Propaganda und sollten Kinder für die HJ begeistern. Demnach wurde der Film mitreißend und positiv dargestellt, was sich eventuell auf diese Weise auf die SuS projiziert.
Besonders bei historischen Spielfilmen ist Vorsicht geboten, die den SuS meist am besten gefallen, da sie meist spannender sind als eine Dokumentation. Dies bringt den negativen Aspekt mit, dass der Spielfilm eben auch spannend und mitreißend sein soll. Hierfür kommt es zu Verzerrungen der Realität bis hin zur Verfälschung. Kriegshandlungen dominieren meist die Filmhandlung und der historische Plot wird schnell nebensächlich. Im Vordergrund steht meist eine dramatische Liebesgeschichte, wodurch das historische Ereignis in den Hintergrund gedrängt wird. Der historische Spielfilm will oftmals eine Botschaft für die Gegenwart vermitteln. „Oft gibt die dargestellte Vergangenheit nur den Spiegel ab, der der Gegenwart vorgehalten wird“10. Die Realität im Film kann sich also stark von dem unterscheiden, was in der Geschichtswissenschaft rausgestellt wurde. Natürlich gibt es auch in der Geschichtswissenschaft nicht die eine Wahrheit und oftmals verschiedenste Thesen zu einer Thematik. Dennoch kann einiges anhand von verschiedensten Quellen rekonstruiert werden. Dasselbe gilt auch für die Filmdokumente, die nur eine Sichtweise der historischen Wirklichkeit bieten, aber nicht die Wirklichkeit an sich.11
Der Spielfilm setzt somit eine genaue Kenntnis des Gegenstands des Filmes voraus. Der kritische Blick der SuS muss hierbei zum Tragen kommen. Wie bereits erwähnt, sollte der Film nicht alleine als Unterrichtsmaterial eingesetzt werden, sondern muss stets durch die Analyse von Quellen untermauert und überprüft werden, um einen Lernerfolg faktenbasiert zu gewehrleisten. Selbst der Dokumentarfilm sollte kritisch betrachtet werden. Er zeigt zwar äußere Abläufe eines gewissen Ereignisses oder einer Situation und dies meist auch ohne dabei zu bewerten. Ursachen, Hintergründe von Zusammenhängen, Gefühle und Erwägungen von Personen werden hingegen nur in Ansätzen abgebildet.12 Dies hängt damit zusammen, dass die Thematik, die in der Dokumentation behandelt wird, komprimiert dargestellt werden muss. Dennoch sollen so viele Quellen, nachgestellte Szene und Kommentare von Historikern wie möglich gezeigt werden, um dem Erzählten Wahrheit zu verleihen. Das Einbeziehen von einzelnen Details sprengt den Rahmen eines Dokumentarfilms und dieser würde sich so sehr in die Länge ziehen, dass der Zuschauer irgendwann den Pfaden verliert. Also ist es die Pflicht der Lehrkraft auch bei Dokumentarfilm vorsichtig zu sein und diese im Unterricht stets zusammen mit Quellenarbeit einzuplanen.
5. Filmeinsatz im Unterricht
Die kritische Auseinandersetzung mit den verschiedene Filmgattungen hat gezeigt, dass der Film sich bei einer schlechten Stundenvorbereitung negativ auf den Unterricht auswirken könnte. Demnach sollte der Film im Unterricht niemals als Selbstläufer fungieren. Doch wann und wie plant man ihn am besten ein?
5.1 Der richtige Zeitpunkt
Ein Filmdokument, ein Dokumentarfilm oder ein historischer Spielfilm kann im Grunde zu jeder Zeit in den Unterricht einbezogen werden. Der genaue Zeitpunkt sollte aber von der Lehrkraft eingeplant werden, da der Einsatz von Filmen meist mehr Zeit in Anspruch nimmt als das Lesen eines Sachtextes. Ein Film kann zu Beginn einer Unterrichtseinheit dazu dienen, die SuS mit neuen Problemen zu konfrontieren, Forschungsfragen anzureizen und neue Hypothese zu bilden. Es wird nicht erwartet, dass die SuS die Antworten auf ihre Fragen direkt nach dem Film finden. Der Film sollte vielmehr als Denkanstoß für die darauffolgende Unterrichtsreihe dienen. Ein Film kann auch während einer Unterrichtsreihe einen Sachverhalt, eine Fragestellung oder ein Problem aus verschiedensten Perspektiven beleuchten. Er dient dazu, eigene Ansichten zu einem spezifischen Thema nochmal zu überdenken und mehr Spannung in den Geschichtsunterricht zu bringen. Am Ende einer Unterrichtseinheit kann der Film die Lernergebnisse zusammenfassen oder zu neuen Inhaltsaspekten überleiten, die mit der Thematik der Unterrichtsreihe zusammenhängen. Darüber hinaus kann der Film den Wissensstand weiter konkretisieren. Zu guter Letzt ist es möglich, den Film außerhalb des Unterrichts einzusetzen.13 Ein zusätzliches Angebot an Informationen (durch einen Film vermittelt) hilft dabei, Aspekte, die im Unterricht aus Zeitgründen zu kurz gekommen sind, anzusprechen. Der Film bietet den SuS die Möglichkeit, ein Thema, welches sie besonders interessant fanden, eigenständig zu vertiefen.
5.1.1 Was ist zu beachten?
Wenn sich die Lehrperson für einen für sie richtigen Zeitpunkt entschieden hat, beginnt erst die Planung, wie sie diese Unterrichtseinheit nun gestalten will. Die Lehrperson sollte darauf achten, dass sie nur Filme oder eben einzelne Filmsequenzen präsentiert, die sie selbst (im besten Fall öfter) angesehen hat. Sie sollte sich die Fragen stellen, ob die SuS psychisch und intellektuell in der Lage sind, den Film zu verarbeiten. In Holocaust-Szene (siehe folgender Unterrichtsentwurf) überwiegen meist brutale und angsteinflößende Sequenzen. Keine Schülerin und kein Schüler sollten dazu gezwungen werden, einen Film, in dem Gewalt und Tod im Mittelpunkt stehen, anzuschauen. Es ist unmöglich, dass die Lehrerin/der Lehrer bei jeder einzelnen Schülerin und bei jedem einzelnen Schüler in der Lage ist, einschätzen zu können, ob der Film sie oder ihn verstören könnte. Es macht einen enormen Unterschied, ob SuS bspw. über den Holocaust einen Sachtext lesen, der eventuell mit Bildern untermauert ist oder einen Film über die Massenermordung sehen. Der Film ist oftmals viel detailreicher dargestellt und die Distanz zum Text ist größer als zum visuellen Material. Es sollte allen SuS freigestellt sein, das Klassenzimmer an einer bestimmten Stelle zu verlassen, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Ein Einstieg vor dem Film ist sinnvoll, um die SuS auf den Film einzustimmen, ohne zu viel vom Film zu verraten. Wenn nur bestimmte Sequenzen eines Films gezeigt werden sollen, ist es auch sinnvoll zu klären, was bis zu dieser Szene passiert ist und wie der Film ausgeht.14
[...]
1 Zukünftig mit SuS abgekürzt.
2 Vgl. Sauer, Micheal: Geschichte unterrichten. Eine Einführung in die Didaktik und Methodik, 3. Auflage, Seelze-Velber 2004, S.176.
3 Vgl. ebd., S.176f.
4 Vgl. Schneider, Schneider, Gerhard: Filme. In: Pandel, Hans-Jürgen (Hg.) u.a.: Handbuch Medien im Geschichtsunterricht, 2. Auflage, Schwalbach 2002, S.368.
5 Vgl. Zwölfer, Norbert: Filmische Quellen und Darstellung. In: Günther-Arndt, Hilke: Geschichtsdidaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II, 4. Auflage, Berlin 2009, S.127.
6 Vgl. ebd.
7 Vgl. ebd.
8 Vgl. Schneider 2002, S.370f.
9 Vgl. ebd., S.375.
10 Ebd., S.376.
11 Vgl. ebd., S.376f.
12 Vgl. ebd., S.377.
13 Vgl. ebd., S.379.
14 Werner, Tilo: Holocaust-Spielfilme im Geschichtsunterricht. Schindler Liste, Der Pianist, Drei Tage im April, Das Leben ist schön, Norderstedt 2004, S.47f.