Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Suchtprävention an bundesweiten Schulen im direkten Vergleich mit bereits bestehenden Systemen in Bremen. Hauptsächliche Bestandteile sind die Gründe, weshalb Jugendliche zur Sucht neigen und besonders gefährdet sind, wie auch entsprechende Maßnahmen, um bereits im Gebiet der Primärprävention Kompetenzen zu bilden.
Einleitend in das Thema wird ein leichter Überblick gewährt, um eine grundlegende Basis zum Verständnis des Themas zu schaffen. Im folgenden Abschnitt wird darauf eingegangen, warum gerade Jugendliche besonders anfällig und gefährdet sind. Der vierte Teil beschäftigt sich mit dem Setting „Schule“ und weshalb es grade hier sinnvoll erscheint Prävention zu betreiben, wie diese aussieht und eventuelle Aussichten. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird verstärkt auf das Land Bremen eingegangen, wo chronologisch über den Bereich der Suchtprävention in Bremen und dortiger Einrichtungen und Vereine aufgeklärt wird. Im Fazit wird über die Erkenntnisse diskutiert und das Resümee über die aufgeführten Programme gezogen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundlagen
2.1 Historische Hintergründe von Alkoholismus und Prävention
2.2 Alkoholismus und die gesundheitlichen Auswirkungen von Alkoholmissbrauch
2.3 Verbreitung von Alkoholkonsum in der Altersgruppe
3. Soziale Einflussfaktoren bei Schülern
4. Umfeld der Prävention
4.1 Schulische Suchtpräventionen damals
4.2 Schulische Suchtpräventionen heute
4.2.1 Lions Quest - „Erwachsen werden“
4.2.2 Soester Programm in Nordrhein - Westfahlen
5. Suchtmittelerfahrung bei Bremer Schülern und Jungen Erwachsenen
5.1 Stellenwert von Alkohol
5.2 Geschlechtsspezifische Unterschiede
5.3 Anteil gefährdeter Schüler
5.4 Konsumorte
6. Aufbau der Suchtprävention in Bremen
6.1 Koordinierungsausschuss Drogen
6.2 Referat Suchtprävention im Landesinstitut für Schule
6.3 ISAPP
7. Maßnahmen der Suchtprävention in der Stadt Bremen
7.1 Gesetzlich reguliert
7.2 Angebote der Suchtprävention an Bremer Schulen
8. Fazit
9. Begriffsbestimmung
10. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Wenn man im Freundes- und Bekanntenkreis die Frage stellt, welche Droge wohl die größte Gefährdung für unsere Kinder und Jugendliche darstellt, so lautet die Antwort meist Cannabis oder „Gras“, wie es im Volksmund oft genannt wird. Tatsächlich aber ist Alkohol die Droge Nr.1 und das auch schon bei Schülern und jungen Erwachsenen. Das Einstiegsalter in den Alkoholkonsum liegt in Deutschland bei unter 14 Jahre. Uns bewegt die Frage, wie es kommt, dass bereits so junge Menschen dem Alkohol zusprechen, welche Vorraussetzungen müssen gegeben sein, damit Kinder überhaupt erst auf die Idee kommen, Alkohol zu probieren? Und wie müssten Schritte aussehen um diese Altersgruppe effektiv vor dem schädlichen Gebrauch dieser Droge zu bewahren?
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Suchtprävention an bundesweiten Schulen im direkten Vergleich mit bereits bestehenden Systemen in Bremen. Hauptsächliche Bestandteile sind die Gründe, weshalb Jugendliche zur Sucht neigen und besonders gefährdet sind, wie auch entsprechende Maßnahmen, um bereits im Gebiet der Primärprävention Kompetenzen zu bilden.
Einleitend in das Thema wird ein leichter Überblick gewährt um eine grundlegende Basis zum Verständnis des Themas zu schaffen. Im folgenden Abschnitt gehen wir darauf ein, warum grade Jugendliche besonders anfällig und gefährdet sind. Der vierte Teil beschäftigt sich mit dem Setting „Schule“ und weshalb es grade hier sinnvoll erscheint Prävention zu betreiben, wie diese aussieht und eventuelle Aussichten. Im weiteren Verlauf der Arbeit gehen wir verstärkt auf das Land Bremen ein, wo chronologisch über den Bereich der Suchtprävention in Bremen und dortiger Einrichtungen und Vereine aufgeklärt wird.
Im Fazit diskutieren wir unsere Erkenntnisse und ziehen unser Resümee über die aufgeführten Programme.
2. Grundlagen
Wie wollen in diesem Abschnitt über den geschichtlichen Hintergrund des Alkoholismus und auch der Suchtprävention, die Folgen eines übermäßigen Konsums, wie auch die Verbreitung in den Altersgruppen. Ziel ist es eine kleine, grundlegende Basis zu schaffen und darüber aufzuklären, warum grade Alkohol eine große Gefährdung für Jugendliche darstellt.
2.1 Der geschichtliche Hintergrund des Alkoholismus
„Er trank von dem Weine, ward berauscht und lag entblößt in seinem Zelte“ (Gen.9, 21)
Im Alten Testament der Bibel wird bereits beschrieben, wie Noah sich am Wein seines Weinberges berauscht. Lange Zeit war der Konsum von Alkohol jedoch ein Privileg der höheren Schichten. Bier und Wein wurden als Getränk, Opfergabe und Genussmittel geschätzt, aber auch die Möglichkeit des Missbrauchs war bekannt. Trunkenheit war im Rahmen kultischer Handlungen bekannt, im Alltag jedoch nicht akzeptiert (vgl. DHS Info 2004, S.2). Schon in früher Zeit kommt es zu Mahnungen an die Jugend, sich nicht dem Trinken hinzugeben, z.B. durch Platon, der in seinen „Gesetzen“ fordert, dass Menschen unter 18 Jahren überhaupt keinen Wein trinken sollten (Feuerlein zitiert nach Watzl, Singer 2005, S.6).
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird in der medizinischen Literatur der Begriff der „Trunksucht“ erstmalig verwendet. Das Alkoholproblem wurde zum Gegenstand der Medizin und des Gesundheitswesens (vgl. Schott 2001, S.1690).
Für das Proletariat war hochprozentiger Alkohol gar nicht erschwinglich, lediglich Bier spielte eine durchaus nicht unwichtige Rolle, zunächst als Grundnahrungsmittel, später als Universalgetränk. Erst die industrielle Produktion hochprozentiger Getränke (Branntwein) machte ihn für die arme Bevölkerung verfügbar, die durch hohen Konsum versuchten ihrem elenden Leben im Rausch zu entfliehen (vgl. DHS Info 2004, S.2).
Alkoholismus als Krankheit zu definieren, geschieht erst nach dem zweiten Weltkrieg, man beginnt zwischen Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit zu unterscheiden. Über die gesundheitlichen Auswirkungen des übermäßigen oder gewohnheitsmäßigen Alkoholtrinkens wollen wir in einem gesonderten Kapitel eingehen uns zuvor aber der Entstehung der Prävention zuwenden.
Es ist nur schwer möglich neben dem geschichtlichen Hintergrund des Alkoholismus die Erwähnung der Suchtprävention, welche sich aus der damaligen Drogenprävention entwickelt hat, zu vermeiden. Als Folge des verstärkten Konsums und der wachsenden Verbrei- tung von Drogen, Mitte bis Ende der Sechziger, wurde das Problem des Substanzmissbrauches gesellschaftlich immer weiter thematisiert und die Rufe nach einer funktionierenden Drogenpolitik wurden immer lauter. Hier raus entstand 1971 das Betäubungsmittelgesetz, welches den Besitz und Gebrauch illegaler Drogen kriminalisierte. Darüber hinaus entstanden auch erste Gedanken einer Drogenprävention, die ihren Ansatz vor dem Substanzmissbrauch hat und nicht erst im bereits bestehenden Verlauf der Erkrankung einsetzt. Die Gründung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (im Weiteren BZgA) im Jahr 1967 bildete bereits 4 Jahre zuvor einen wichtigen Schritt in Richtung einer neuen Behandlung und eines neuen Verständnisses dieses Themas.
Besondere Einschränkungen beim Genuss von Alkohol entstanden bereits um ca. 1900 rum, da ein übermäßiger Gebrauch in Zeiten der Industrialisierung und stetig wachsenden Wirtschaft als „irrational und dysfunktional“ (Sting, Blum 2003, S.14) angesehen wurde. Ein zentrales Beispiel bildet hier zum Beispiel die Alkoholprohibition in den USA, die im Dezember 1917 vom US-Kongress verabschiedet und später als Zusatz in die amerikanische Verfassung aufgenommen wurde. Hat man damals eine Abhängigkeit nur als „Laster“ angesehen, so wurden die Abhängigkeit und Sucht nach geraumer Zeit als Krankheit definiert für welche auch Behandlungsmethoden entworfen werden konnten.
Nach totalitären Präventionsprogrammen im 3. Reich welche unter anderem Entmündigung des Erkrankten beinhaltete, setzte sich in Deutschland nach und nach ein Wandel der Präventionspolitik fort. Es wurden gewisse „Schutz- und Risikofaktoren“ erkannt, welchen eine nicht geringe Bedeutung nach dem Wandel der Drogenprävention hin zur Suchtprävention beigemessen wird. Diese Faktoren finden sich in jedem Punkt der heutigen „Trias der Suchtursachen“ wieder, welche sich auf die Droge an sich bezieht, welche „Voraussetzungen“ ein Konsument mit sich bringt, damit er eine Abhängigkeit zu dieser Droge entwickelt und die Einflüsse der Umwelt, welche sich in gesellschaftliche Einflüsse und dem sozialen Nahraum unterscheiden (siehe Abb.1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1 Trias der Suchtursachen (Sting, Blum 2003, S.35)
An Hand dieser Methode lassen sich Umstände die zu einem Konsum und einer Abhängigkeit bzw. Sucht führen leichter erkennen und definieren. Unser Augenmerk wird sich hier besonders auf Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren und die aktuell laufenden Präventionsprogramme an Bremer Schulen richten, da sie sich als ein sehr effektives und umfangreiches Setting für den Betrieb von Prävention erwiesen haben und hier Jugendliche verschiedener sozialer Schichten und Altersgruppen gleicher Maßen erreicht werden.
2.2.Alkoholismus und die gesundheitlichen Auswirkungen bei Alkoholmissbrauch
Chronischer Alkoholkonsum kann alle Lebensbereiche infiltrieren und zu zahlreichen körperlichen, seelischen und sozialen Schäden führen (Singer, Teyssen 2005, S.143).
Alkoholismus ist eine Krankheit und als solche im ICD 10 (International Classification of Deseases) verankert. Es gibt für Jugendliche 3 relevante Formen des Alkoholmissbrauchs. An erster Stelle steht die akute Alkoholintoxikation, die so genannte „Alkoholvergiftung“. Jeder Mensch besitzt eine unterschiedliche Toleranz dessen, was er an Alkohol vertragen kann. Manch einer zeigt schon bei geringen Blutalkoholwerten Vergiftungserscheinungen, andere erst bei hohen Werten. Eine Blutalkoholkonzentration von > 5 Promille ist aber in fast allen Fällen tödlich (Herold 2006, S.801). Eine Alkoholintoxikation lässt sich also nicht auf einen Laborparameter beschränken, sondern wird geleitet durch Verhaltensmerkmale, wie zum Beispiel: „Enthemmung, Streitbarkeit, aggressives Verhalten, Affektlabilität, Aufmerksamkeitsstörungen, Einschränkung der Urteilsfähigkeit und Beeinträchtigung der persönlichen Leistungsfähigkeit“ (Remschmidt 2002, S.648). Außerdem ist min- destens ein objektiv feststellbares Anzeichen erforderlich, die Remscheidt wie folgt beschreibt: „Gangunsicherheit, Standunsicherheit, verwaschene Sprache, Nystagmus, Be- wusstseinstörung (Somnolenz, Koma), Gesichtsrötung, konjunktivale Injektion.“
Eine weitere Form ist der so genannte „schädliche Gebrauch“. Er kann festgestellt werden, wenn es einen deutlichen Zusammenhang gibt zwischen Alkoholkonsum und körperlichen oder psychischen Problemen Die Gebrauchsmuster können Hinweise auf einen schädlichen Gebrauch geben, wenn sich diese Muster Beispielsweise über einen Monat hinziehen oder innerhalb eines Jahres wiederholt auftreten. Man kann den schädlichen Gebrauch definieren in dem man Symptome wie zum Beispiel: chronische Bauchschmerzen, Leberfunktionsstörungen oder sexuelle Funktionsstörungen diagnostiziert (vgl. Schmidt 2005, S.30). Die dritte für Jugendliche relevante Form ist das Alkoholabhängigkeitssyndrom, hier müssen 3 oder mehr Kriterien mindestens einen Monat lang oder innerhalb von 12 Monaten wiederholt beobachtet werden. Die Abhängigkeitskriterien sind:
- „Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang zum Konsum („craving“).
- Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung oder Reduktion des Konsums.
- Nachweis einer Toleranz (um die ursprünglich durch niedrigere Dosen erreichten Wirkungen hervorzurufen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich; eindeutige Beispiele sind Tagesdosen, die bei Konsumenten ohne Toleranzentwicklung zu einer schweren Beeinträchtigung oder sogar zum Tode führen können).
- Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Konsums, erhöhter Zeitaufwand um die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen.
- Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen, wie z.B. Leberschädigung durch exzessives Trinken, depressive Verstimmungen infolge starken Alkoholkonsums oder eine Verschlechterung der kognitiven Funktionen.“
(Schmidt 2005, S.33)
Wenn man Alkoholmissbrauch betreibt kann dadurch fast jedes Organ im Körper geschädigt werden. Es kommt zu einem erhöhten Krebserkrankungsrisiko im Bereich der Speiseröhre, des Dickdarms, der Leber, der Bauchspeicheldrüse und der Brust. Fast alle Alkoho- liker sind gleichzeitig auch Raucher mit den entsprechenden Folgen, besonders bei den Herzkreislauferkrankungen und auch der Krebserkrankungen in der Mundhöhle (vgl. Herold 2006, S.803f).
Spricht man von den gesundheitlichen Folgen des Alkoholmissbrauchs kann man natürlich die psychosozialen Folgen des Alkoholismus nicht außer Acht lassen. Herold (2006) beschreibt diese als: Partner-/Familienkonflikte (Alkoholkrankheit = Familienkrankheit), Probleme am Arbeitsplatz, erhöhte Inzidenz von Unfällen und Gewalttaten (25% aller Ar- beits- und Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss), finanzielle, straf- und zivilrechtliche Probleme (z.B. wiederholter Führerscheinentzug wegen Trunkenheit am Steuer).
Obwohl die Auswirkungen des übermäßigen Alkoholkonsums in der Bevölkerung zumindest laienhaft bekannt sind, ist es doch erschreckend zu beobachten, wie viele Kinder und Jugendliche Alkohol konsumieren. Wie die genaue Verteilung in der Altersgruppe aussieht wollen wir im folgenden Kapitel eingehender betrachten.
2.3 Verbreitung von Alkoholkonsum in der Altersgruppe
Unser Augenmerk bei der Betrachtung der potentiell gefährdeten und bereits süchtigen bzw. abhängigen Schüler richtet sich auf die Altersgruppe der 12 bis 17-jährigen Schüler. Eine Betrachtung dieser Gruppe scheint sinnvoll, da Jugendliche bereits „im Alter zwischen 10 und 14 Jahre“ (Alkohol asisinformation k.J.) erste Erfahrungen mit Alkohol machen.
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