Dieser Essay macht es sich zum Anspruch, Holm Tetens Argumentationslinie zu rekonstruieren und sie im Anschluss kritisch zu diskutieren.
Ein Philosoph, der sich in unseren Tagen ernsthaft zum Ziel setzt, den irrationalen Glauben im Terrain der Philosophie zu rehabilitieren, setzt sich vor seinen Kollegen nicht nur, im Geiste Camus, dem Vorwurf des philosophischen Selbstmordes aus, ein solcher Buchtitel dürfte bei radikalen Verfechtern des Bilderverbots darüber hinaus für einen heftigen Affront sorgen. Das wäre jedoch ungerechtfertigt: Denn der mittlerweile emeritierte Berliner Professor für theoretische Philosophie Holm Tetens (*1948) vollzieht in seinem Buch "Gott denken – Ein Versuch über rationale Theologie" keinen irrationalen Glaubenssprung oder Ähnliches. Vielmehr wagt er ein Gedankenexperiment, welches uns – sollte es denn gelingen – erlaubt, Gott anzusehen als "eine begriffliche Möglichkeit, die zu erwägen keineswegs an den Haaren herbeigezogen ist".
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführende Bemerkungen – eine Gewinnwarnung
- II. Gott denken?
- A. Der Naturalismus als defizitäre Metaphysik.
- B. Gott als unendlicher Geist - Tetens' Panentheismus.
- C. Die Notwendigkeit des Leids – Der Theodizee Erster Teil..
- D. Rationale Eschatologie - Der Theodizee Zweiter Teil..
- E. Von moralischer und unmoralischer Metaphysik.....
- III. Kritische Würdigung – Ein Strauß voller Möglichkeiten
- IV. Abschließende Bemerkungen – Der Glaubenssprung ist der Willkür entzogen......
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit Holm Tetens' Buch "Gott denken: Ein Versuch über rationale Theologie" und analysiert seine Argumentation für einen rationalen Theismus im Kontext der naturalistischen Philosophie.
- Die Kritik am Naturalismus und dessen Defizite in der Erklärung des Mentalen
- Die Entwicklung eines panentheistischen Gottesbegriffs
- Die Rolle des Leids und die Theodizee
- Rationale Eschatologie als Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens
- Die Abgrenzung von moralischer und unmoralischer Metaphysik
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einführende Bemerkungen – eine Gewinnwarnung
Die Einleitung stellt Tetens' Buch vor und argumentiert, dass er keinen irrationalen Glaubenssprung vollzieht, sondern ein Gedankenexperiment unternimmt, um Gott als "begriffliche Möglichkeit" zu erwägen. Sie differenziert Tetens' Gottesbegriff vom christlichen Dogma und stellt seinen Ansatz als religionsphilosophische Prüfung des Theismus dar. Tetens' Anliegen ist es, die Unzulänglichkeiten des Naturalismus aufzuzeigen und eine Alternative in Form des Panentheismus zu entwickeln.
II. Gott denken?
A. Der Naturalismus als defizitäre Metaphysik
Dieser Abschnitt kritisiert den Naturalismus für seinen Anspruch, die Welt ausschließlich mithilfe naturwissenschaftlicher Termini und Relationen zu erklären. Er argumentiert, dass der Naturalismus in der Metaphysik gefangen ist, doch aufgrund der Unverfügbarkeit transzendentaler Erkenntnis seit Kant in eine prinzipielle Notlage gerät. Tetens bezeichnet die methodische Vorgehensweise des Naturalismus als "methodischen Atheismus" und kritisiert dessen Unfähigkeit, das Phänomen des Geistigen ausreichend zu erklären.
B. Gott als unendlicher Geist - Tetens' Panentheismus
Tetens' Panentheismus wird als Antwort auf die Defizite des Naturalismus vorgestellt. Er argumentiert, dass die reduktionistische Sichtweise des Naturalismus die komplexe Beziehung zwischen Materie und Geist nicht erfassen kann. Der Panentheismus hingegen versteht Gott als unendlichen Geist, der die Welt durchdringt und ihr zugrunde liegt.
C. Die Notwendigkeit des Leids – Der Theodizee Erster Teil
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit dem Problem des Leids und der Frage, wie es sich mit einem allmächtigen und gütigen Gott vereinbaren lässt. Tetens argumentiert, dass das Leid nicht unbedingt ein Zeichen für Gottes Abwesenheit ist, sondern eine notwendige Bedingung für menschliches Wachstum und Entwicklung sein kann.
D. Rationale Eschatologie - Der Theodizee Zweiter Teil
Tetens' Konzept einer rationalen Eschatologie wird vorgestellt, die eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens bietet. Er argumentiert, dass das Leid in einer größeren kosmischen Ordnung Sinn erlangen kann und dass das Leben nach dem Tod nicht als "Vergeltung" zu verstehen ist, sondern als Fortsetzung des menschlichen Entwicklungsprozesses.
E. Von moralischer und unmoralischer Metaphysik
Dieser Abschnitt untersucht die ethischen Implikationen des Naturalismus und des Panentheismus. Tetens argumentiert, dass die naturalistische Metaphysik zu einem unmoralistischen Weltbild führen kann, während der Panentheismus eine moralische Grundlage bietet, die auf der Wertschätzung allen Lebens basiert.
Schlüsselwörter
Dieser Text beschäftigt sich mit zentralen Themen der Philosophie, Theologie und Religionsphilosophie, wie z.B. Naturalismus, Panentheismus, Theodizee, Eschatologie, Gottesbeweise, Leid, Moral und Metaphysik. Tetens' Buch analysiert die Unzulänglichkeiten des Naturalismus und präsentiert eine alternative Sichtweise auf Gott und die Welt, die auf der Grundlage von Vernunft und Rationalität aufgebaut ist.
- Arbeit zitieren
- Roman Rogg (Autor:in), 2021, Holm Tetens Versuch über rationale Theologie. Eine kritische Untersuchung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1137573