Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des Proseminars „Perspektiven der Bevölkerungsentwicklung Welt, Europa, Deutschland”, bei dem es im wesentlichen um das enorme Anwachsen der Weltbevölkerung und dessen wirtschaftliche, ökologische aber auch soziale und gesellschaftliche Auswirkungen ging. Parallel zu diesem, hauptsächlich die Entwicklungsländer betreffenden, Phänomen wurde auch das vermeintliche Paradoxon des gleichzeitig stattfindenden Bevölkerungsrückgangs in den wohlhabenden Industrieländern diskutiert. Mit diesem letztgenannten Thema wird sich meine Arbeit auseinandersetzen. Es geht dabei im speziellen um ein besonders interessantes und in dieser Form noch nicht da gewesenes Beispiel der demographischen Transformation, um den Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland, insbesondere ab den Wendejahren 1989/1990.
Die Grenzöffnung zwischen Österreich und Ungarn im September 1989, der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und die bereits knapp ein Jahr später gefeierte deutsch-deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 zogen nicht nur weitreichende politische, ökonomische und soziale Konsequenzen für Ostdeutschland nach sich, sondern wirkten sich auch nahezu „implosionsartig” auf die Bevölkerungsentwicklung aus. Mehr als zwei Millionen Menschen haben seit Herbst 1989 die Deutsche Demokratische Republik beziehungsweise seit der Wiedervereinigung die fünf neuen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie den Ostteil Berlins verlassen, Ziel waren fast ausschließlich die Alten Bundesländer. Neben dieser hohen Zahl an Abwanderern ist der enorme Bevölkerungsverlust Ostdeutschlands ab Anfang der neunziger Jahre auch auf einen zweiten Aspekt zurückzuführen, den dramatischen Geburtenrückgang. In den achtziger Jahren brachte eine Frau in der DDR noch durchschnittlich 1,7 Kinder zur Welt, heute liegt die TFR (Total Fertility Rate) bei nur noch 1,1.
Die dritte Komponente der Bevölkerungsentwicklung, die Sterblichkeit, hat im Gegensatz zu Migration und Fruchtbarkeit nur marginalen Einfluß auf die Bevölkerungsverluste Ostdeutschlands. Insgesamt (mit Einwanderungen) hat Ostdeutschland von den ca. 16 Millionen Bürgern im Sommer 1989 heute nur noch knapp 15 Millionen Einwohner.1 2
Ich werde mich in dieser Arbeit mit den Ursachen und Merkmalen, Folgen und möglichen Lösungsansätzen der hier bereits angerissenen Phänomene beschäftigen und dabei nicht nur Ostdeutschland als einheitliches Gebilde betrachten,[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bevölkerungsentwicklung in der Deutschen Demokratischen Republik (1949-1989)
- Migration
- Geburtenentwicklung
- Geburtenförderungspolitik
- „Die Wende“ 1989/90
- Abwanderung
- Geburtenrückgang
- Mortalitätskrise
- Die demographische Entwicklung Ostdeutschlands seit 1991
- Migration
- Geburtenentwicklung
- Warum keine Kinder?
- Mortalität
- Eheschließungen, Scheidungen
- Suburbanisierung
- Die demographische Entwicklung in einzelnen Regionen
- Der engere Verflechtungsraum Berlin-Brandenburg
- Die Lausitz-Region
- Mecklenburg-Vorpommern
- Lösungen des Dilemmas
- Schlußbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland, insbesondere ab den Wendejahren 1989/1990. Sie beleuchtet die Ursachen und Merkmale dieses Phänomens, analysiert seine Folgen und erörtert mögliche Lösungsansätze. Dabei wird nicht nur Ostdeutschland als Einheit betrachtet, sondern auch auf demographische Besonderheiten in einzelnen Regionen eingegangen.
- Die Abwanderung von über zwei Millionen Menschen aus Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung
- Der dramatische Geburtenrückgang in Ostdeutschland seit den 1990er Jahren
- Die demographische Entwicklung in einzelnen Regionen Ostdeutschlands
- Die Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands
- Mögliche Lösungsansätze für die Herausforderungen, die der demographische Wandel für Ostdeutschland mit sich bringt
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in das Thema und erläutert die Hintergründe des Bevölkerungsrückgangs in Ostdeutschland. Im zweiten Kapitel wird die Bevölkerungsentwicklung in der DDR von 1949 bis 1989 analysiert, wobei der Fokus auf Migration und Geburtenentwicklung liegt. Das dritte Kapitel befasst sich mit der demographischen Entwicklung Ostdeutschlands seit der Wiedervereinigung, insbesondere mit den Auswirkungen der Abwanderung und des Geburtenrückgangs. Die Kapitel 4 und 5 behandeln die demographische Entwicklung in einzelnen Regionen Ostdeutschlands und analysieren die Folgen des demographischen Wandels. Abschließend werden im sechsten Kapitel mögliche Lösungsansätze für die Herausforderungen, die der Bevölkerungsrückgang für Ostdeutschland mit sich bringt, erörtert.
Schlüsselwörter
Bevölkerungsentwicklung, Ostdeutschland, Wende, Abwanderung, Geburtenrückgang, demographischer Wandel, demographische Transformation, Überalterung, Regionen Ostdeutschlands, Lösungsansätze.
- Quote paper
- Philipp Kaufmann (Author), 2001, Bevölkerungsentwicklung in Ostdeutschland. Ursachen, Merkmale und Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/11312