Dieser Essay verfolgt das Argument, dass Entwicklung – qua dem unserer Zeit zugrundeliegendem linearen Geschichtsverständnis – eine Zukunft besitzt. Fraglich ist jedoch, welche Qualität diese Zukunft besitzen wird. Es folgt ein Plädoyer für eine Entwicklungspolitik, die sich an mehr als an wirtschaftlicher Entwicklung und pro Kopf Einkommen orientiert, indem sie die Entwicklung menschlicher Fähigkeiten in den Fokus rückt und neue Wege zur Verbesserung menschlicher Lebensqualität geht. Um die Gegenwart und die Zukunft von Entwicklung zu verstehen, müssen wir jedoch ihre Vergangenheit kennen. Beginnend in der Zeit der Aufklärung (18. Jahrhundert) begleitet der Entwicklungsbegriff die Moderne bis zum heutigen Tag. Der Aussage Michel Foucaults "Wir müssen auch die historischen Bedingungen kennen, die eine bestimmte Art der Begriffsbildung motivieren. Wir brauchen ein geschichtliches Bewusstsein für die Situation, in der wir leben" folgend, verfolgt meine Ausführung einen genealogischen Ansatz, indem zunächst der historische Kontext der Entwicklungspolitik nachgezeichnet wird um am Ende ein Resümee bezugnehmend auf die Frage nach der Zukunft von Entwicklung auszusprechen.
Inhaltsverzeichnis
- Entwicklungsrhetorik: Asymmetrische Gegenbegriffe - Aufklärung - Trumans Point-IV
- Asymmetrische Gegenbegriffe
- Ideengeschichtliches Fundament: Zivilisations- und Fortschrittsphilosophie des 18. Jahrhunderts (Aufklärung)
- Startpunkt moderner Entwicklungspolitik: Harry S. Trumans Point-IV-Programm
- Revolutionäre Paradigmenwechsel: 70 Jahre Entwicklungsgeschichte
- Wachstum und Entwicklung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay argumentiert, dass Entwicklung, basierend auf dem linearen Geschichtsverständnis unserer Zeit, eine Zukunft hat. Jedoch ist fraglich, welche Qualität diese Zukunft besitzen wird. Er plädiert für eine Entwicklungspolitik, die über wirtschaftliche Entwicklung und pro Kopf Einkommen hinausgeht, indem sie die Entwicklung menschlicher Fähigkeiten in den Fokus rückt und neue Wege zur Verbesserung der menschlichen Lebensqualität erforscht. Der Essay beleuchtet den historischen Kontext der Entwicklungspolitik und zeichnet einen genealogischen Ansatz nach, um am Ende ein Resümee zur Zukunft von Entwicklung zu sprechen.
- Die Asymmetrie in der Entwicklungsrhetorik und ihre historische Entwicklung
- Die Rolle der Zivilisations- und Fortschrittsphilosophie der Aufklärung
- Der Einfluss des Trumans Point-IV-Programms auf die moderne Entwicklungspolitik
- Die Entstehung und Entwicklung von Paradigmen in der Entwicklungspolitik
- Die Beziehung zwischen Wachstum und Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Entwicklungsrhetorik: Asymmetrische Gegenbegriffe - Aufklärung - Trumans Point-IV
Das Kapitel beleuchtet die Rhetorik der Entwicklungszusammenarbeit und ihre tief verwurzelten Asymmetrien. Es zeigt auf, wie die Unterscheidung zwischen „entwickelten“ und „unterentwickelten“ Ländern aus einem langen historischen Prozess hervorgegangen ist, der bereits in der Aufklärung seinen Ursprung hat. Die Zivilisations- und Fortschrittsphilosophie des 18. Jahrhunderts, insbesondere die Ideen von Adam Ferguson und Marquis de Condorcet, legten den Grundstein für diese Denkweise. Das Kapitel stellt heraus, wie die Rhetorik der „Entwicklungshilfe“ auf dem Konzept einer linearen Entwicklung basiert und wie diese Denkweise in der Praxis zu einer hierarchischen Ordnung zwischen Ländern geführt hat.
Ideengeschichtliches Fundament: Zivilisations- und Fortschrittsphilosophie des 18. Jahrhunderts (Aufklärung)
Das Kapitel vertieft die Analyse der ideengeschichtlichen Wurzeln der Entwicklungshilfe und konzentriert sich auf die Zivilisations- und Fortschrittsphilosophie der Aufklärung. Es beleuchtet die Ideen von Adam Ferguson und Marquis de Condorcet und zeigt auf, wie diese Philosophen die Welt in „Fortgeschrittene“ und „weniger Fortgeschrittene“ unterteilt haben. Dieses Denken legte die Grundlage für die spätere Entwicklungshilfe, die als „nützliche Hilfe“ und „edelmütige Befreiung“ der „unterentwickelten“ Länder von den „entwickelten“ Ländern verstanden wurde. Das Kapitel betont, wie das lineare Zeitverständnis der Aufklärung die Entwicklung von „fortschrittlichen“ und „rückständigen“ Gesellschaften in den Vordergrund stellt.
Startpunkt moderner Entwicklungspolitik: Harry S. Trumans Point-IV-Programm
Das Kapitel betrachtet den historischen Wendepunkt der modernen Entwicklungspolitik mit der Rede von Präsident Harry S. Truman im Jahr 1949. Trumans Point-IV-Programm markierte den Beginn einer neuen Ära der Entwicklungshilfe, die auf den Transfer von technischem Wissen und industriellen Fortschritten aus den „entwickelten“ in die „unterentwickelten“ Länder zielte. Das Kapitel vergleicht Trumans Argumentation mit den Ideen von Condorcet und Ferguson und zeigt auf, wie die Rhetorik des „Wiederaufbaus“ und der „Befreiung“ von den USA im Kontext des Kalten Krieges zu einem neuen Verständnis von Entwicklung geführt hat.
Revolutionäre Paradigmenwechsel: 70 Jahre Entwicklungsgeschichte
Das Kapitel beleuchtet die wechselnden Paradigmen in der Entwicklungspolitik der letzten siebzig Jahre. Es analysiert die Bedeutung des Konzepts des Paradigmenwechsels, wie es von Thomas S. Kuhn geprägt wurde, und zeigt auf, wie sich unterschiedliche Denkmuster über die Probleme und Methoden der Armutsbekämpfung im Laufe der Zeit abgelöst haben. Das Kapitel zeichnet die Entwicklung von verschiedenen Paradigmen nach, die von der Betonung des Wirtschaftswachstums bis hin zu komplexeren Ansätzen der nachhaltigen Entwicklung reichen.
Schlüsselwörter
Entwicklungszusammenarbeit, Entwicklungshilfe, asymmetrische Gegenbegriffe, Zivilisations- und Fortschrittsphilosophie, Aufklärung, Adam Ferguson, Marquis de Condorcet, Harry S. Truman, Point-IV-Programm, lineare Entwicklung, Wirtschaftswachstum, Paradigmenwechsel, nachhaltige Entwicklung.
- Quote paper
- Luise Köcher (Author), 2021, Entwicklungsphilosophie. Geschichte, Rhetorik, Politik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1128098