Daß Qualität die Basis für Konkurrenzfähigkeit ist, haben die Unternehmen spätestens seit den Erfolgen der Japaner auf dem Sektor des Qualitätsmanagements begriffen. Es reicht nicht aus, durch Aussortieren, Nacharbeit und penible Endkontrollen den vom Kunden verlangten Qualitätsstandard zu erfüllen, wenn diese Maßnahmen ein Drittel der Gesamtaktivitäten im Betrieb einnehmen. Vielmehr sollten ganzheitliche, sich auf arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse stützende Konzepte eingeführt werden, die präventiv Qualitätsmängel beheben und nicht nur die Symptome bekämpfen. Nur zögerlich sind die Unternehmen bereit, die Arbeitswissenschaft als einen Weg zur Lösungsfindung zu akzeptieren, da ein unmittelbarer Erfolg, wie er sich bei technischen Neuerungen einstellt, selten zu verzeichnen ist. Die Stärken sind hier eher langfristig angesiedelt und setzen somit Sorgfalt und Geduld voraus.
Die Richtigkeit dieses Ansatzes wird durch die Verankerung der arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse in Gesetzen, Verordnungen und technischen Regelwerken bestätigt. So findet man z.B. im Arbeitssicherheitsgesetz von 1973, in der Arbeitsstättenverordnung von 1975, in der Gefahrstoffverordnung von 1986, dem Betriebsverfassungsgesetz von 1972 und den Unfallverhütungsvorschriften der gesetzlichen Unfallversicherungen konkrete arbeitswissenschaftliche Bezüge. In ihnen sind verbindliche Richtlinien über Lärmschutz, Klima und Beleuchtung sowie Maße zur ergonomisch richtigen Gestaltung von Arbeitsplätzen vorgegeben, die ein belastungsarmes Arbeiten gewährleisten sollen.
Die Arbeitswissenschaft umfaßt aber noch weitere Bereiche, die über die menschengerechte Arbeitsgestaltung hinausgehen. Sie stellt die Verbindung zwischen innerbetrieblichen Schwachstellen (technischer, organisatorischer und ergonomischer Natur), den daraus resultierenden menschlichen Fehlhandlungen und den Produktfehlern her. Menschliche Arbeitsfehler und Produktfehler können also nicht getrennt voneinander betrachtet werden, sie korrelieren.
Folglich lassen sich durch arbeitswissenschaftliche Maßnahmen Schwachstellen abbauen, menschliche Fehlhandlungen reduzieren und somit Produktfehler minimieren.
Auf dieser Annahme beruht das Forschungsprojekt, zu dem die vorliegende Diplomarbeit einen Beitrag leistet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das BMBF-Projekt Fehlerklassifikation
- Verbundprojekt
- Ziele des Projekts
- Das bereits Erarbeitete
- Zielsetzung der Arbeit
- Die Firma iwis-ketten
- Organisationsstruktur
- Der Untersuchungsbereich
- Vom Rohmaterial zum Fertigprodukt
- Die Montagestraße G 67/G 68-3
- Die bisherigen Ergebnisse und wie sie erreicht wurden
- Menschliche Arbeitsfehler und deren Auswirkungen auf das Produktionsergebnis
- Menschlicher Arbeitsfehler - Begriffsdefinition
- Klassifikation menschlicher Arbeitsfehler
- Produktfehler bei iwis und deren Kosten
- Systematische Erfassung der Produktfehler
- Modifikation des vorhandenen Erfassungsformulars
- Die Gesamtfehlerentwicklung im Bereich G 67/G 68-3
- Bewertung der augenblicklichen Situation
- Analyse der Fehlerursachen
- Erfassungstechniken zur Ursachenanalyse
- Ermittlung der Fehlerschwerpunkte nach der ABC-Analyse
- Fehlervernetzung
- Zuordnen der Produktfehler nach Entstehungsorten
- Fehlerbaumanalyse (Fault Tree Analysis)
- Handlungsanalyse – Erstellen von (Fehl-)Handlungsbäumen und Selektion der bedeutendsten Fehlerursachen
- Human-FMEA (Human Failure Mode and Effects Analysis)
- Fehlzeitenanalyse
- Statistische Datenerfassung in der G 67/G 68-3
- Kompensation der Fehlzeiten
- Fehlzeiten aufgrund von Arbeitsunfällen
- Erfassungstechniken zur Ursachenanalyse
- Arbeitswissenschaftlicher Maßnahmenkatalog
- Personelle Maßnahmen
- Gruppenarbeit in der G67/G 68-3
- Motivation von "Oben" und andere Anreize
- Qualifikation durch Visualisierung der Produktfehler
- Ergonomisch- arbeitsgestalterische Maßnahmen
- Konflikte zwischen ergonomischer Arbeitsgestaltung und technischer und wirtschaftlicher Realisierbarkeit
- Vorschläge zur Verbesserung der Umgebungsbedingungen
- Arbeitsplatzverbesserungen in der Kettenendkontrolle
- Organisatorische Maßnahmen
- Dezentrale Reinigung und Wartung der Maschinen
- Integration der Kettenreparatur in die G67/G 68-3
- Technische Maßnahmen
- Modernisierung des Maschinenparks
- Einsatz von Prüfmaschinen – Überwachung der Prozesse
- Anwendung der Maßnahmen auf die Produktfehler
- Personelle Maßnahmen
- Aufwand und Nutzen der Maßnahmen
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Analyse von menschlichen Arbeitsfehlern in der Produktion von iwis-Ketten. Das Ziel ist es, die Ursachen von Produktfehlern zu identifizieren und einen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, um die Qualität der Produktion zu verbessern und die Kosten durch Fehler zu minimieren.
- Fehlerklassifikation und Analyse von menschlichen Arbeitsfehlern
- Identifizierung von Fehlerschwerpunkten und -ursachen
- Entwicklung eines arbeitswissenschaftlichen Maßnahmenkatalogs
- Bewertung des Aufwands und des Nutzens der Maßnahmen
- Ausblick auf zukünftige Handlungsfelder
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das BMBF-Projekt "Fehlerklassifikation" und den damit verbundenen Forschungszielen. Anschließend wird die Firma iwis-ketten und ihre Organisationsstruktur vorgestellt. Im Fokus steht die Analyse der Montagestraße G 67/G 68-3, in der Steuerketten produziert werden.
Kapitel 5 befasst sich mit der Begriffsdefinition und Klassifikation von menschlichen Arbeitsfehlern. Daraufhin werden Produktfehler bei iwis-ketten systematisch erfasst und analysiert.
In Kapitel 6 werden verschiedene Erfassungstechniken zur Ursachenanalyse von Produktfehlern vorgestellt, darunter die ABC-Analyse, Fehlervernetzung, Fehlerbaumanalyse und die Human-FMEA.
Kapitel 7 widmet sich der Entwicklung eines arbeitswissenschaftlichen Maßnahmenkatalogs. Dieser beinhaltet personelle, ergonomisch-arbeitsgestalterische, organisatorische und technische Maßnahmen.
Abschließend werden der Aufwand und der Nutzen der Maßnahmen sowie ein Ausblick auf zukünftige Handlungsfelder diskutiert.
Schlüsselwörter
Fehlerklassifikation, Arbeitswissenschaft, FMEA, Produktfehler, Ursachenanalyse, Menschlicher Arbeitsfehler, Produktionsqualität, Maßnahmenkatalog, iwis-ketten, Montagestraße G 67/G 68-3.
- Arbeit zitieren
- Lutz Stehling (Autor:in), 1998, Industrieller Einsatz und Optimierung einer arbeitswissenschaftlich orientierten FMEA, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/11180