Essay: Kriege im Spiegel der AV-Medien von Markus Minning
Bei dem Gedanken an Krieg und seine schrecklichen Folgen schießen blitzschnell grausame Bilder durch den Kopf. Träume eines ewigen Weltfriedens zerplatzen, Szenarien des Schreckens reißen Krater in das Denkgebäude einer allumfassenden Friedlichkeit. Anstelle der weißen Friedenstaube fliegen Black-Hawk-Kampfhubschrauber und Bomber-Piloten durch die Lüfte und verwandeln den Erdboden mit ihren Napalmbomben in eine brennende Hölle.
Doch woher nehmen wir unsere Vorstellungskraft, wenn wir an die Soldaten und Zivilisten denken, wie sie lebendig gegrillt und zersiebt werden? Haben wir diese Bilder nicht irgendwo schon mal gesehen? Wirklich miterlebt haben diese Gräueltaten die wenigsten. Und wer sich solche Bilder vor Augen führt denkt schon daran, dass der Krieg auch seine ruhigeren, weniger blutigen Seiten haben kann? Zum Beispiel hinter der Frontlinie. Aber wer erfährt schon davon?
Die Bilder von Kampfhandlungen, die uns vor Gesicht kommen, werden hauptsächlich durch die Medien an uns herangetragen. Dabei kann es sich sowohl um realistische Dokumentationen, als auch um fiktionale Geschehnisse handeln. Meistens sind die fiktionalen Darstellungen der Wirklichkeit entlehnt. Die neue US-Serie "Over There" zeigt dem interessierten Beobachter die Arbeit der Soldaten im Irak, mit all ihren blutigen Seiten. (vgl. Pitzke. 2005) Die Stories sind fiktional und wiederum doch nicht, eben der Wirklichkeit entlehnt. An Action und Spannung fehlt es jedenfalls nicht. Doch das ist ja keine neue Erscheinung im Zuge des jüngsten Irak-Kriegs. Der Afghanistan-Feldzug hat auch schon hervorragende TV-Serien hervorgebracht. "Wenn die Nachrichtenredaktionen nicht an die Front dürfen, springen die für Unterhaltung zuständigen Redaktionen ein und sorgen für die Bewerbung des spannenden Kriegs." (Rötzer. 2002) Die 13-teilige Reality TV Serie "Profiles From the Front Line" begleitet amerikanische Truppen in ihrer ISAF-Mission. In Abstimmung mit dem Pentagon sollen an 6o Soldaten Digitalkameras ausgegeben werden.
Hier soll dem 'Glotzer' zu Haus durch das "Military Diaries Projekt" ein gefilmtes Tagebuch der Fighter aus dem Krieg gezeigt werden. (vgl. Rötzer. 2002) Aber die Zusammenarbeit von Pentagon und Filmindustrie ist ja nichts Neues. Also ist auch hier ein Stück Wahrheit zu beobachten. Im November 2001, fast genau zwei Monate nach den Anschlägen auf das WTC, traf sich ein hoher Berater George Bushs mit den Studiobossen der Entertainmentindustrie. Es wurde darüber diskutiert, wie das politische Klima im Schatten der Terror-Anschläge geändert werden könne. Im Zeichen des Angriffs auf Afghanistan ging es darum, u.a. die Message von Patriotismus zu verbreiten. (vgl. BBC. 2001) Auch die enge Zusammenarbeit von Militär und Produzenten diverser "Anti-"Kriegsfilme ist kein Geheimnis. Wenn für den Film militärisches Personal, Material oder Know-how erfordert wird, steht die Army stets zu Diensten. Dafür bekommt der Produzent und Regisseur sogar den Service, die Drehbücher von Militärs nach Authentizität durchforstet zu bekommen. Sollte irrtümlicherweise eine Szene, ein Satz oder ähnliches nicht in Einklang mit der Glorifizierung der US-Streitkräfte stehen, wird von den Korrekteren gerne selbst geändert. Ist der Regisseur nicht einverstanden, heißt es: Wegtreten! Der Film "Black Hawk Down" hat sein Ziel erreicht. Die Heroisierung der amerikanischen 'Missionare der Demokratie'. Nach solchen Heldenepos steigt turnusgemäß die Anzahl neuer Rekrutierungen. Mission complete. Das der Kampf vor Ort verloren wurde ist da eher nebensächlich. Doch daran müsste man ja in Amerika mittlerweile gewöhnt sein.
Doch solche Film-Sagas nützen nicht nur dem eigenen Volk. Auch der Feind weiß sich mit solchem Material zu helfen. "Die Führung von Uday Husseins Fedayin-Miliz ließ Kopien des Films an ihre Männer verteilen. Als Vorbild und Motivation für den Kampf gegen die anrückenden Amerikaner." (Fischer. 2004. S. 268) Dass es nicht viel gebracht hat, zeigte die schwache Gegenwehr dieser Elitetruppe. Aber immerhin, die reguläre Armee ist bei der "Mutter aller Schlachten", Teil II, erst gar nicht angetreten. Das die Terroristen der Al-lahu akbar Ausschnitte in ihren 'best of jihad' Promofilm eingebaut haben, ist wohl ebenfalls nicht im Sinne des Erfinders. Dafür spricht es aber für "die endgültige Synthese aus Fiktion und Wirklichkeit." (Fischer. 2004. S. 269)
Wenn wir an die realen Kriege der heutigen Zeit denken, so können respektive konnten alle Interessierten daran teilnehmen. Ist das nicht super? Freiwillige vor! Doch damit ist natürlich keine aktive Teilnahme an den Kampfhandlungen gemeint. Das wäre ja viel zu gefährlich.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Essay "Kriege im Spiegel der AV-Medien"?
Der Essay "Kriege im Spiegel der AV-Medien" von Markus Minning untersucht, wie unsere Vorstellungen von Krieg und seinen Schrecken durch die Medien geprägt werden. Er analysiert den Einfluss von Dokumentationen und fiktionalen Darstellungen, insbesondere in Filmen und Fernsehserien, auf die öffentliche Wahrnehmung von Kriegen wie dem Irak-Krieg und dem Afghanistan-Einsatz.
Welche Rolle spielen die Medien bei der Darstellung von Kriegen?
Die Medien spielen eine zentrale Rolle bei der Vermittlung von Kriegsbildern. Sie zeigen sowohl realistische Dokumentationen als auch fiktionale Geschehnisse, die oft auf der Realität basieren. Der Essay betont, dass viele Menschen ihre Vorstellungen von Krieg hauptsächlich aus diesen medialen Darstellungen beziehen.
Wie beeinflussen fiktionale Darstellungen die Wahrnehmung von Kriegen?
Fiktionale Darstellungen, wie TV-Serien und Filme, können die Wahrnehmung von Kriegen erheblich beeinflussen. Sie können die Arbeit von Soldaten und die blutigen Seiten des Krieges zeigen, aber auch eine heroisierende Darstellung der US-Streitkräfte vermitteln. Der Essay argumentiert, dass diese Darstellungen oft der Wirklichkeit entlehnt sind und Spannung und Action bieten.
Gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Militär und Filmindustrie?
Ja, es gibt eine enge Zusammenarbeit zwischen Militär und Filmindustrie. Das Pentagon arbeitet oft mit Filmproduzenten zusammen, insbesondere bei Kriegsfilmen. Das Militär stellt Personal, Material und Know-how zur Verfügung, während die Drehbücher von Militärs auf Authentizität überprüft werden. Dies kann dazu führen, dass Szenen oder Sätze, die nicht mit der Glorifizierung der US-Streitkräfte übereinstimmen, geändert werden.
Wie nutzen Kriegsparteien Filme und Medien?
Sowohl die eigenen Bürger als auch der Feind können Filme und Medien nutzen. Im Essay wird das Beispiel von Uday Husseins Fedayin-Miliz genannt, die Kopien von Filmen an ihre Männer verteilte, um sie für den Kampf gegen die Amerikaner zu motivieren. Ebenso nutzen Terroristen Ausschnitte aus Filmen in ihren Propagandafilmen.
Was ist das "Military Diaries Projekt"?
Das "Military Diaries Projekt" ist eine Reality-TV-Serie, bei der amerikanische Truppen in ihrer ISAF-Mission begleitet werden. Soldaten werden mit Digitalkameras ausgestattet, um ein gefilmtes Tagebuch der Kämpfer aus dem Krieg zu erstellen. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit mit dem Pentagon und soll dem Zuschauer zu Hause Einblicke in den Krieg geben.
Wird die Berichterstattung über Kriege manipuliert?
Der Essay wirft die Frage auf, ob die Berichterstattung über Kriege manipuliert wird. Es wird hinterfragt, warum das Militär nicht bei der Ausstrahlung von Live-Shootings auf dem Schlachtfeld interveniert und ob Nachrichten und Bilder von der Front manipuliert werden, ohne dass man es auf den ersten Blick bemerkt.
- Quote paper
- Markus Minning (Author), 2005, Kriege im Spiegel der AV-Medien, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/109639