Inhaltsverzeichnis
Einführung in das Thema
1) Geschichtlicher Abriss und aktueller Bezug
2) Medizinische Aspekte
3) Herstellungsverfahren und Nachweisverfahren
Versuchspraktische Umsetzung
Verfahren 1)
Aufbau
Durchführung
Beobachtung
Verfahren 2)
Aufbau
Durchführung
Beobachtung
Vergleich der Verfahren und Bewertung der Produkte
1) Objektive Kriterien
Vergleichende Dünnschicht- Chromatographie
Vergleich der pH- Werte
2) Subjektive Kriterien
3) Umsetzbarkeit der Verfahren
Abschlussbewertung
Anhang
Abbildung 1: Rezeptur
Abbildung 2: Strukturformel Thujon
Abbildung 3: Aufbau Destillationsapparatur
Abbildung 4: Aufbau Extraktionsapparatur
Abbildung 5: Gemälde
Literaturverzeichnis
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Alexander Worms
Einführung in das Thema
1) Geschichtlicher Abriss und aktueller Bezug
„Nach dem ersten Glas siehst Du die Dinge wie Du wünscht, dass sie wären. Nach dem zweiten, siehst Du die Dinge, wie sie nicht sind. Zum Schluss siehst Du die Dinge, wie sie wirklich sind, und dies ist das schrecklichste auf der Welt.“(Oscar Wilde)(1)
In dieser Facharbeit beschäftige ich mich mit dem Thema Absinth (lat. Absinthium).
Die Wermutpflanze ist der charakterisierende Grundstoff bei der Herstellung des Absinth. Typisch für den Wermut sind ätherische Bitterstoffe, die den unverdünnten Extrakt ungenießbar machen. Diese werden zum Beispiel auch in Magenbittern verwendet.
Die Geschichte des durch den Pflanzenfarbstoff Chlorophyll zumeist grünen Kräuterlikörs mit einem Alkoholgehalt zwischen 50 und 80 Prozent Volumen(% Vol) wurde 1796 eingeleitet, als die Schweizer Schwestern Henriod als erste Wermut (Artemisia absinthium) destillierten und diese Essenz als „Bon Extrait d’ Absinth“ verkauften. Henri Dubied erwarb das Rezept von den Schwestern und gründete 1805 mit seinem Schwiegersohn Louis Pernod eine Manufaktur im französischen Ort Pontarlier. In den folgenden Jahren wurde Absinth vor allem von Intellektuellen und in den Künstlerkreisen der Großstädte konsumiert und durch das französische Militär sogar bis in nordafrikanische Kolonien gebracht. Ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts kam es noch einmal zu einer Steigerung des Absinthkonsums, da es nun aufgrund seiner billigeren Inhaltsstoffe breiteren Massen zugänglich wurde. Nun entwickelte sich immer mehr ein massenhafter Absinthkonsum, wodurch bei häufig chronischem Missbrauch die eigene Bezeichnung „Absinthismus“ geprägt wurde. In Folge der nun auftretenden gesundheitlichen Probleme vieler chronischer Absinthtrinker wurden zwischen 1905 und 1923 in zahlreichen europäischen Ländern Gesetze gegen den Absinth beschlossen. Das Verbot von Absinth und absinthähnlichen Getränken blieb bis 1991 bestehen, seitdem ist durch die Umsetzung der von der EU geforderten Angleichung europäischer Richtlinien nun die Verwendung thujonhaltiger Pflanzen (Wermut, Beifu ß) oder Pflanzenextrakte erlaubt. Allerdings änderten sich die erlaubten Höchstmengen des im Absinth enthaltenen Thujons erheblich und sind mit höchstens 35mg/l heute deutlich unter den ursprünglichen Werten.
Heutzutage entwickelt sich Absinth zunehmend zu einem „Szene“- Getränk und kann sogar über das Internet erworben werden. Der Eindruck des Absinth- Trinkers Vincent van Gogh „Leute, die Absinth trinken sind wie Kreaturen von einem anderen Stern“(8) unterstreicht die Wirkung von Absinth als eine besondere. In allgemeiner Übereinstimmung wird dies auf den vor allem in der Wermutpflanze vorhandenen Inhaltsstoff Thujon zurückgeführt.
2) Medizinische Aspekte
Thujon (s. Anhang Abb.2) ist ein bizyklisches Monoterpen aus der Reihe der Thujanderivate. Es wirkt nach internationalen Studien sowohl neurotoxisch als auch nephrotoxisch. So wurden bei Versuchen mit Ratten nach hoher Gabe von Thujon sogar Krampfanfälle ausgelöst und bei einer Person, die unverdünntes Wermutöl zu sich genommen hatte ein akutes Nierenversagen festgestellt. Bei dem Genuss von Absinth wird häufig eine euphorisierende Wirkung beschrieben. Deutlich wird dies auch in einem Gemälde von Albert Maignan aus dem Jahre 1895 (s. Anhang Abb.5). Allerdings kann übermäßiger Konsum sogar Bewusstseinsstörungen und Halluzinationen auslösen.
Die molekulare Struktur des Thujons ist der des Tetrahydrocannabiols(THC) ähnlich und „Thujon bindet an den Cannaboidrezeptoren des Gehirns“(1) wenn auch nachgewiesenermaßen nur zu einem sehr kleinen Teil. Untersuchungen konnten eine hierauf zurückzuführende biologische Wirkung nicht nachweisen.
3) Herstellungsverfahren und Nachweisverfahren
Als Herstellungsverfahren sind mir zwei prinzipiell ähnliche Verfahren bekannt:
Das gängige Verfahren ist in einem Rezept aus Pontarlier(s. Anhang Abb.1) von 1855 beschrieben. Hier werden verschiedene Kräuter, vorwiegend Wermut, Anis und Fenchel, mit Alkohol extrahiert und dann wieder abdestilliert. Nun wird ein kleinerer Teil des Destillates erneut mit Kräutern extrahiert, filtriert und schließlich wieder dem größeren zugeführt, um die typische grüne Farbe des Absinth zu erreichen.
Ein anderes grundsätzlich mögliches Verfahren ist die Heißextraktion mit Petroläther, die mir Dr. Lars Lobbedey, Chemiker am „Fresenius- Institut“ in Berlin, zukommen ließ. Die oben erwähnten Kräuter werden mit Petroläther in einer sogenannten „Souxhlet“ Apparatur extrahiert. Der Petroläther wird dann in einem weiteren Versuchsschritt durch Verdampfung wieder abgetrennt und der zurückgebliebene Extrakt wird mit Alkohol aufgefüllt.
Der Wirkstoff Thujon kann aus den erhaltenen absinthähnlichen Flüssigkeiten mittels einer speziellen Dünnschicht- Chromatographie nachgewiesen werden. Dieses Verfahren ist für mich aufgrund seiner Komplexität auf praktischem Wege nicht durchführbar, weshalb ich die entscheidenden Vorgänge hier nur kurz theoretisch beschreiben werde:
- Trägematerial ist eine mit Kieselgel beschichtete Alufolie.
- Auf diese wird die zu untersuchende Absinthprobe geträufelt.
- Als Fließmittel wird ein Gemisch aus Dichlormethan, Ethylacetat, und Aceton im Mengenverhältnis 95:3:2 hergestellt.
- Die beschichtete Folie wird vertikal in das Fließmittel gestellt, die einzelnen Bestandteile der Probe werden durch dieses mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten nach oben getragen, sodass verschiedene Fraktionen entstehen.
- Um Thujon farblich sichtbar nachweisen zu können wird die entwickelte Spezialfolie in ein Gemisch aus Anisaldehyd, Schwefelsäure und Essigsäure im Mengenverhältnis 0,95:1,95:97 getaucht und anschließend 5-10 Minuten auf 110°C erhitzt.
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] „Thujon erscheint als blau- violette Zone“(2)
Ich selbst wies in einer einfachen Form der Dünnschicht- Chromatographie lediglich die im Absinth enthaltenen Farbkomponenten nach.
Die beiden oben genannten Methoden zur Absinthherstellung werde ich im praktischen Teil meiner Arbeit umsetzen und anschließend bewerten.
Versuchspraktische Umsetzung
Verfahren 1)
Absinthherstellung im kleinen Maßstab nach einem Rezept aus dem französischen Ort Pontarlier von 1855 (Maßstab 1:400):
Aufbau
Geräte: 1 Rundkolben (500 ml), 1 Messzylinder (250 ml), 1 Liebig- Kühler,
1 Stativplatte, 2 Stativstangen, 2 Klemmen, 3 Muffen, 2 Klammern,
1 Normschliffthermometer, 2 Wasserschläuche, 1 Heizkorb,
1 Reduzierstück, 1 Destillationsaufsatz, 1 Trichter, 1 Erlenmeyerkolben, Filterpapier
Chemikalien: Ethanol (85 % Vol)
Kräuter: Wermut, Anis, Fenchel, Ysop, Zitronenmelisse
Aufbau: zum Versuchsaufbau s. Anhang Abb. 3
Durchführung
Zu Beginn des Versuchs reinigte ich alle benötigten Geräte gründlich mit einer speziellen Reinigungslösung, um sicherzustellen, dass keine in den Geräten zurückgebliebenen Chemikalien mein Versuchsprodukt verunreinigen würden.
Dann fettete ich die geschliffenen Stellen der Geräte, baute die Destillationsapparatur zusammen und fixierte die Übergänge mit Klammern.
6,25 Gramm(g) Wermut, 12,5g Anis und 12,5g Fenchel werden in einem Rundkolben bei Raumtemperatur etwa vier Tage lang mit 240 Millilitern(ml) Ethanol extrahiert. Ich nahm aber insgesamt 245ml Ethanol, weil ich vermutete, dass ich dadurch, dass sowohl ein kleiner Teil verdunsten würde als auch einige ml in die getrockneten Kräuter ziehen würden, am Ende nicht die geforderten 240ml Destillat würde abdestillieren können. Dann wurden 112,5ml Leitungswasser hinzugefügt, der Kolben in die Destillationsapparatur (s. Anhang Abb.3) gehängt und der Inhalt mit dem Heizkorb erhitzt. Bei 78,8°C siedete das Ethanol und aus dem Liebigkühler tropfte das Destillat in den Messzylinder. Nach etwa einer Stunde konnte ich im Messzylinder 240ml Destillat abmessen.
Von diesen 240ml nahm ich 100ml ab und extrahierte darin bei Raumtemperatur 2,5g Wermut, 2,5g Ysop und 1,25g Zitronenmelisse.
Dieses ist ein übliches Vorgehen, um ein möglichst gutes farbliches und geschmackliches Ergebnis zu erzielen. In diesem Zusammenhang wurden 20ml durch die getrockneten Kräuter aufgenommen und reduzierten dadurch das zurückgeführte Volumen auf 80ml. Die Flüssigkeit wurde dann durch ein Filterpapier gegossen und das erhaltene Filtrat mit den restlichen 140ml Destillat zusammengegeben.
Um am Ende das hergestellte absinthähnliche Getränk mit dem Industrieprodukt1 besser vergleichen zu können, verlängerte ich es mit 55ml Leitungswasser. Damit erreichte die Mischung einen Alkoholgehalt von 68%Vol. Diese wies einen pH- Wert von 7,0 auf.
Beobachtung
Schon wenige Minuten nach dem Versetzen der Kräuter mit Ethanol färbte sich dieser in dem Kolben bei Raumtemperatur grün. Nach vier Tagen war die Färbung noch deutlich intensiver und roch aromatisch nach Kräutern.
Als das Ethanol siedete, konnte ich eine Temperatur von 78,8°C auf dem Thermometer ablesen. Außerdem beobachtete ich, wie die Ethanoldämpfe in dem Destillationsrohr des Liebigkühlers kondensierten und ein nach Kräutern duftendes und klares Destillat in den Messzylinder tropfte.
Der zweite angesetzte Extrakt hatte eine dunkelgrüne Farbe und färbte das vorher klare Destillat in ein volles Grün. So erhielt ich am Ende 275ml meines selbst hergestellten Absinth.
Verfahren 2)
Absinthherstellung im kleinen Maßstab mit Hilfe von Petroläther:
Aufbau
Geräte: 1 Stativplatte, 1 Stativstange, 1 Heizkorb, 2 Klemmen, 3 Muffen,
1 Kugelkühler, 1 Rundkolben, 2 Wasserschläuche, 1 Trichter,
Filterpapier und die Geräte zum Aufbau einer Destillationsapparatur
Chemikalien: Petroläther, Ethanol (85%Vol)
Kräuter: Wermut, Anis, Fenchel, Ysop, Zitronenmelisse
Aufbau: zum Versuchsaufbau s. Anhang Abb. 4
Durchführung
Zuerst reinigte ich erneut gründlich die benötigten Geräte, fettete die Schliffe und baute die „Souxhlet“- Extraktionsapparatur zusammen. Dann befüllte ich den Extraktionskolben mit einer Kräutermischung, die vom Verhältnis her der vom Verfahren 1) entsprach, gab 270ml Petroläther in einen Rundkolben und hängte beide Geräte in die Apparatur. Der Extraktionskolben nahm nur etwa dreiviertel der Kräutermenge des Versuchs 1) auf, ich ging aber davon aus, dass trotz der geringeren Menge der Kräuter bei einer Heißextraktion durch eine entsprechend höhere Ausbeute dieses Minus kompensiert werden kann. Nach dem Einschalten des Heizkorbes fing der Petroläther bereits nach kurzer Zeit an zu sieden. Nachdem sich das Überlaufrohr fünf Mal geleert hatte, beendete ich die Heißextraktion. Um den Petroläther von den Kräuterextrakten wieder trennen zu können, füllte ich 130ml Ethanol in den Rundkolben und hängte diesen in eine Destillationsapparatur. Bei etwa 40°C begann die Flüssigkeit zu sieden und aus dem Liebig- Kühler tropfte ein klares Destillat, dass aufgrund seines Geruches eindeutig als Petroläther zu identifizieren war. Nach einer dreiviertel Stunde ließsich auf dem Thermometer eine Temperaturerhöhung bis auf 78,8°C, dem Siedepunkt von Ethanol, ablesen.
Nun beendete ich die Destillation, weil ich sicher sein konnte, dass kein Petroläther mehr in dem Rundkolben war. Das zurückgebliebene Ethanol- Kräuterextrakt Gemisch filterte ich in einen Messkolben und füllte ihn mit Trinkalkohol von 85%Vol auf. Um auf den gewünschten Alkoholgehalt von 68%Vol zu kommen, gab ich 55ml Leitungs- wasser hinzu, sodass ich am Ende 275ml dieses im zweiten Verfahren hergestellten Absinth erhielt.
Beobachtung
Beim Erhitzen des Petroläthers konnte ich beobachten, wie die Dämpfe in der untersten Kugel des Kugelkühlers kondensierten und in das Extraktionsgut tropften. Bereits nach dem ersten Leeren des Überlaufrohres des „Souxhlet“- Extraktionskolbens konnte ich deutlich erkennen, dass der zuvor klare Petroläther eine hellgrüne Färbung aufwies.
Diese verstärkte sich im weiteren Verlauf der Heißextraktion nur unwesentlich und wurde sogar am Ende durch das Hinzufügen von Ethanol und Leitungswasser noch weniger intensiv. Trotzdem konnte deutlich ein Kräuterduft wahrgenommen werden. Auch nach dem Filtrieren blieb eine weißliche Trübung in der hergestellten Flüssigkeit, die sich dann als Niederschlag wolkig auf dem Boden absetzte; die Flüssigeit selbst war nun klar, mit einer grüngelben Färbung. Am Ende erhielt ich 275ml von einer absinthähnlichen Flüssigkeit; diese wies einen pH- Wert von 8,0 auf.
Vergleich der Verfahren und Bewertung der Produkte
1) Objektive Kriterien
Vergleichende Dünnschicht- Chromatographie
Die verschiedenen optischen Ergebnisse der Verfahren 1) und 2) lassen die Aussage zu, dass Ethanol und Petroläther unterschiedliche Lösungseigenschaften gegenüber den verwendeten Kräutern haben.
Um dies zu beweisen führte ich eine sogenannte Dünnschicht- Chromatographie durch. Mit Hilfe dieser können gelöste Einzelbestandteile optisch dargestellt werden. Als Trägermaterial verwendete ich eine speziell beschichtete Alufolie. Auf diese träufelte ich parallel zu einer dünn gezogenen Linie mehrmals zwei Proben der zuvor mit Ethanol und Petroläther hergestellten Absinthe und das Industrieprodukt, solange bis drei leicht grünliche und trockene Punkte entstanden waren. Nun stellte ich die Folie vertikal in eine mit Ethanol gefüllte Trennkammer. Das Ethanol löste die farbigen Punkte und trug über die Folie einzelne Bestandteile von diesen nach oben.
Nach dem Trocknen der Folie konnte folgendes Ergebnis beobachtet werden:
Die mit Ethanol durchgeführte Extraktion war vom Lösen einzelner Bestandteile her wesentlich effektiver als die Extraktion mit Hilfe von Petroläther. Bei ersterer konnte ich nämlich im Gegensatz zu der zweiten eine grüne, von dem grünen Pflanzenfarbstoff Chlorophyll herrührende, Fraktion erkennen. Bei dem Industrieprodukt wurden bei der Chromatographie eine rote, eine gelbe und eine blaue Fraktion sichtbar, die das Vorhandensein eines oder mehrerer zugesetzter Farbstoffe bewiesen.
Vergleich der pH- Werte
- Industrieprodukt: pH- Wert 8,0
- Verfahren 1): pH- Wert 7,0
- Verfahren 2): pH- Wert 8,4
2) Subjektive Kriterien der selbst hergestellten Absinthe im Vergleich mit dem Industrieprodukt
Neben den zuvor genannten objektiven Unterschieden der beiden selbst hergestellten Absinthe ergab sich bei mir die Frage, inwieweit sich diese durch subjektive Wahrnehmungen, wie Geschmack und Geruch voneinander, aber auch von einem Fertigprodukt unterscheiden würden. Um dieses herauszufinden befragte ich 22 Testpersonen auf die Ähnlichkeiten zwischen den in Verfahren 1) und 2) hergestellten Absinthen und einem „echten“ Absinth, im Bezug auf Geruch und Geschmack. Zu diesem Zweck füllte ich den mit Ethanol extrahierten Absinth als „Flüssigkeit 1)“, den mit Petroläther extrahierten Absinth als „Flüssigkeit 2)“ und ein industriell gefertigtes Absinth als Vergleichsprodukt jeweils in ein weites Weinglas. Die Testpersonen sollten nun als erstes Flüssigkeit 1) und dann Flüssigkeit 2) durch Riechen an den verschiedenen Gläsern mit dem Originalprodukt vergleichen. Dann konnten sie als Antworten die Kategorien große Ähnlichkeit, ähnlich, kaum ähnlich und keine Ähnlichkeit wählen. Als nächstes ließich die Testpersonen ein Wattestäbchen in die Flüssigkeiten 1) und 2) tauchen und den Geschmack dieser mit dem der Vergleichsflüssigkeit in den oben genannten Kategorien der Ähnlichkeit unterscheiden. Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der Befragung:
Antworten im Vergleichstest der beiden selbst hergestellten Absinthe zu einem Industrieprodukt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3) Umsetzbarkeit der Verfahren
Abgesehen von dem Aufwand des Reinigens der benötigten Geräte und des Abwiegens der verschiedenen verwendeten Kräuter, der bei beiden durchgeführten Verfahren im voraus viel Zeit in Anspruch nahm, gab es im direkten Vergleich der beiden Verfahren mehrere zeit- und aufwandstechnische Unterschiede:
Der Destillation im Verfahren 1) bedurfte es nach dem Einschalten des Heizkorbes wenig weiterer Kontrolle. Bei der Heißextraktion im Verfahren 2) erforderte vor allem das Leeren des Überlaufrohres eine ständige Kontrolle, weil hier die Gefahr bestand, dass siedender Petroläther Kräuter aus dem Kolben in den Kugelkühler drücken konnte.
Ein anderer vergleichender Aspekt des Verfahrens 2) war der wesentlich größere zeitliche Aufwand, denn neben der Heißextraktion musste ich noch einmal eine komplette Destillation durchführen, um den Petroläther von dem gewonnenen Extrakt trennen zu können. Zwar musste ich nicht, wie im Verfahren 1), mehrere Tage bevor die eigentliche Destillation stattfand mit dem Ansetzen der Kräuter beginnen, jedoch war der mit dem Verfahren 2) verbundene technische Aufwand im Verhältnis wesentlich höher.
Im Vergleich der beiden Versuchsprodukte lässt sich vor allem das unterschiedliche optische Ergebnis nennen. Der im Verfahren 1) hergestellte Absinth wies mit der tiefgrünen Farbe eine erheblich größere Ähnlichkeit zu dem Industrieprodukt auf, als das grüngelbe Absinth mit dem mir nicht erklärbaren Niederschlag aus Verfahren 2).
Abschlussbewertung
Der Absinth hat in den letzten Jahren in Europa und insbesondere in Deutschland eine wahre Renaissance erlebt. Nachdem dieses Getränk über mehr als sechs Jahrzehnte gar nicht zugelassen wahr, haben neue EU- Richtlinien eine Öffnung des deutschen Marktes für Absinth gefordert- er war in Ländern wie Spanien, Portugal und Tschechien immer schon zugelassen.
Nach einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema, scheine ich dem Mysterium Absinth ein wenig auf die Spur gekommen zu sein. Seit den ersten Vorüberlegungen, meine Facharbeit über dieses Thema zu schreiben, bis zu diesem heutigen Tag habe ich das Gefühl, eine steigende Präsenz dieses Getränkes in der Gesellschaft mitzubekommen. Ob dies nur mit meiner eigenen geänderten Wahrnehmung zusammenhängt sei offengelassen, trotzdem bin ich mir sicher, dass es wichtig ist, diesem sich zu einem gewissen Kult entwickelnden Getränk eine kritische Beobachtung entgegenzubringen.
Ich wollte insbesondere herausbekommen, ob eine absinthähnliche Flüssigkeit mit dem klassischen Geruch und der typischen smaragdgrünen Farbe durch mir zugängliche Verfahren herzustellen ist.
Nach dem Thema dieser Facharbeit ging es mir darum, aus den gleichen Kräutern mit zwei verschiedenen Verfahren ein Resultat zu erzielen, das den optischen und geschmacklichen Eigenschaften eines im Handel erhältlichen Absinth möglichst stark ähnelt. Da ich diese Kriterien zugrundegelegt habe, stütze ich mich vor allem auf die subjektiven Eigenschaften der Versuchsprodukte im Vergleich mit denen des Originals. Geht man nach den Befragungsergebnissen, die in der sich oben befindenden Tabelle aufgelistet sind, so können zwei ähnliche Tendenzen beschrieben werden:
Nach der Frage, welche der Flüssigkeiten eher dem Industrieprodukt ähnlich sei, antworteten 86,4% der Befragten, dass Flüssigkeit 1), also der mit Ethanol extrahierte Absinth, ähnlich sei oder eine große Ähnlichkeit aufweise. Im Gegensatz dazu fand die gleiche Anzahl der Befragten, Flüssigkeit 2), also der mit Petroläther extrahierte Absinth, sei vom Geruch her dem Original kaum ähnlich oder es gäbe keine Ähnlichkeit. Das Ergebnis des Geschmackstests unterstreicht diese Tendenz.
So fanden 72,8% der Befragten, dass Flüssigkeit 1) dem industriell hergestellten Produkt ähnlich sei oder eine große Ähnlichkeit mit diesem habe. Nur 13,6% gaben dies bei Flüssigkeit 2) an.
Mit der Kaltextraktion mit Ethanol ist also ein im Vergleich zu der Petroläther- Heißextraktion deutlich effektiveres Verfahren gegeben. Die Ausbeute wie auch Geruch, Farbe und Geschmack sind durch die Ethanolextraktion deutlich besser.
Die Dünnschichtchromatographie hat dies zumindest für den Farbstoff Chlorophyll nachhaltig bestätigt.
Unabhängig von den verfahrenstechnischen Fragen erscheint es mir dringend notwendig, die Folgen des deutlich gestiegenen Konsums von Absinth an dieser Stelle einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. Auch wenn heutzutage die erlaubten Höchstmengen von Thujon wesentlich niedriger sind als um 1900, so dürfen meiner Meinung nach die anfangs beschriebenen Neben- und Folgewirkungen nicht vergessen werden. Bei dieser Aussage geht es mir nicht darum, Absinth erneut verbieten zu lassen, sondern viel mehr darum, an das Bewusstsein des Konsumenten zu appellieren; sollte sich Absinth weiter als Partygetränk in der Gesellschaft etablieren, so muss diese gezielt über die Risiken aufgeklärt werden.
Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Absinth sich erneut zu einer „Szene“- Droge entwickelt, oder als ein alkoholisches Getränk unter vielen anderen seine Liebhaber findet.
Anhang
Abb. 1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zum zeichnen dieser Destillationsapparatur wurde folgende Software benutzt: C- Design 3. Of. Chemisches Zeichenprogramm
Abb. 4
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anhang
Abb. 1: Rezeptur
Macerate 2.5 kilograms of dried wormwood, 5 kilograms of anise and 5 kilograms of fennel in 95 liters of 85 percent ethanol by volume. Let the mixture steep for at least 12 hours in the pot of a double boiler. Add 45 liters of water and apply heat; collect 95 liters of distillate. To 40 liters of the distillate, add 1 kilogram of Roman wormwood, 1 kilogram of hyssop and 500 grams of lemon balm, all of which have been dried and finely divided. Extract at a moderate temperature, then siphon off the liquor, filter, and reunite it with the remaining 55 liters of distillate.
Dilute with water to produce approximately 100 liters of absinthe with a final alcohol concentration of 74 percent by volume.
Abb. 2
Souxhlet- Extraktionsapparatur
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zum Zeichnen dieser Extraktionsapparatur wurde folgende Software benutzt: C- Design 3. Of. Chemisches Zeichenprogramm
Abb. 5
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Literaturverzeichnis
1) HEIN, Jakob, LOBBEDEY, Lars, NEUMÄRKER, Klaus- Jürgen 2001: AbsinthNeue Mode, alte Probleme. In: DEUTSCHES ÄRZTEBLATT. Nr. 42. Vom 19. Oktober 2001. 2166- 2177.
2) O. V. 1996: Bestimmung von etherischen Ölen in pflanzlichen Arzneimitteln. In: CAMAG- Applikationsschriften zur Instrumentellen Dünnschicht- Chromatographie. September 1996. A- 67. 1, 1- 4.
3) O. V. 2001: Das Wahnsinns- Gesöff. In: MAXIM. Juni 2001.
4) ASSELBORN, Wolfgang, JÄCKEL, Manfred, DR. T. RISCH, Karl 1998: Chemie heute, Sekundarbereich 2. Saarlouis u. a. O. 217.
5) Universität Bonn 2002: http://www.uni- bonn.de/fslemi/gewuerze/html/stralshtml/thujon.html. Vom 1. Februar 2002 16 Uhr.
6) Drogen- Wissen 2001: http://www.drogen-wissen.de. Vom 1. Februar 2002 19 Uhr.
7) Universität San Francisco 1997: http://itsa.ucsf.edu/~mbagg/roughabsinthefaq.html. Vom 13. Januar 2002 21 Uhr.
8) STELZIG, Matthias 2001: Verflogener Rausch. In: FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND. Vom 5. Januar 2001.
© Alexander Worms 2002
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Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema dieser Facharbeit?
Diese Facharbeit beschäftigt sich mit dem Thema Absinth (lat. Absinthium), insbesondere mit seiner Herstellung, Geschichte, medizinischen Aspekten und Vergleich verschiedener Herstellungsverfahren.
Was sind die Hauptbestandteile von Absinth?
Der charakterisierende Grundstoff bei der Herstellung von Absinth ist die Wermutpflanze (Artemisia absinthium), die ätherische Bitterstoffe enthält. Weitere typische Bestandteile sind Anis und Fenchel.
Was ist die Geschichte des Absinths?
Die Geschichte des Absinths beginnt 1796 in der Schweiz mit den Schwestern Henriod, die als erste Wermut destillierten. Henri Dubied erwarb das Rezept und gründete 1805 mit Louis Pernod eine Manufaktur in Frankreich. Absinth war besonders bei Intellektuellen und Künstlern beliebt, bevor er im 20. Jahrhundert aufgrund von Gesundheitsproblemen im Zusammenhang mit "Absinthismus" in vielen europäischen Ländern verboten wurde. Seit 1991 ist die Verwendung thujonhaltiger Pflanzen wieder erlaubt, allerdings mit begrenzten Höchstmengen an Thujon.
Welche medizinischen Aspekte sind mit Absinth verbunden?
Der Inhaltsstoff Thujon im Absinth wirkt neurotoxisch und nephrotoxisch. Übermäßiger Konsum kann Bewusstseinsstörungen und Halluzinationen auslösen. Es gibt Hinweise auf eine euphorisierende Wirkung, aber auch auf gesundheitliche Risiken bei chronischem Missbrauch.
Welche Herstellungsverfahren für Absinth werden in der Facharbeit behandelt?
Es werden zwei Hauptverfahren behandelt: Erstens ein traditionelles Verfahren, bei dem Kräuter wie Wermut, Anis und Fenchel mit Alkohol extrahiert und destilliert werden. Zweitens eine Heißextraktion mit Petroläther, bei der die Kräuter mit Petroläther extrahiert und der Extrakt anschließend mit Alkohol aufgefüllt wird.
Wie wird der Wirkstoff Thujon nachgewiesen?
Thujon kann mittels einer speziellen Dünnschicht-Chromatographie nachgewiesen werden. Dieses Verfahren wird theoretisch beschrieben, aber aufgrund seiner Komplexität nicht praktisch durchgeführt.
Was ist Verfahren 1 und wie wird es durchgeführt?
Verfahren 1 ist die Absinthherstellung nach einem Rezept aus Pontarlier von 1855. Dabei werden Wermut, Anis und Fenchel mit Ethanol extrahiert und anschließend destilliert. Ein Teil des Destillats wird erneut mit Kräutern extrahiert, filtriert und dem Rest hinzugefügt.
Was ist Verfahren 2 und wie wird es durchgeführt?
Verfahren 2 ist die Absinthherstellung mit Hilfe von Petroläther. Die Kräuter werden mit Petroläther in einer Souxhlet-Apparatur extrahiert. Der Petroläther wird anschließend abdestilliert und der Extrakt mit Ethanol aufgefüllt.
Welche Unterschiede gibt es zwischen den beiden Herstellungsverfahren?
Die Verfahren unterscheiden sich in den verwendeten Lösungsmitteln (Ethanol vs. Petroläther), dem Extraktionsverfahren (kalte Mazeration und Destillation vs. Heißextraktion) und dem technischen Aufwand. Das mit Ethanol hergestellte Produkt ähnelt dem Industrieprodukt optisch stärker.
Wie werden die beiden Verfahren verglichen und bewertet?
Die Verfahren werden anhand objektiver Kriterien (Dünnschicht-Chromatographie, pH-Werte) und subjektiver Kriterien (Geschmack, Geruch) verglichen. Eine Umfrage unter Testpersonen bewertet die Ähnlichkeit der selbst hergestellten Absinthe mit einem Industrieprodukt.
Was zeigt die Dünnschicht-Chromatographie?
Die Dünnschicht-Chromatographie zeigt, dass Ethanol verschiedene optische Ergebnisse verglichen zu Petroläther erzielt, wenn es um die Extraktion der verschiedenen Kräuter geht. Weiterhin, dass die Ethanolextraktion effektiver bei der Lösung der Bestandteile ist und man, im Falle der Nutzung von Industrieprodukten, Farbstoffe findet.
Was ist das Fazit der Facharbeit?
Die Facharbeit kommt zu dem Schluss, dass die Kaltextraktion mit Ethanol ein effektiveres Verfahren zur Absinthherstellung ist als die Petroläther-Heißextraktion. Die Gefahren des erhöhten Konsums des Getränks werden ebenfalls angesprochen.
Welches Vergleichsprodukt wurde im Rahmen der subjektiven Kriterien genutzt?
Als Vergleichsprodukt wurde das Produkt „HUGUET 68 ABSINTHE“ herangezogen.
- Arbeit zitieren
- Sander Worms (Autor:in), 2002, Vom Wermut zum Absinth - theoretische und versuchspraktische Annäherung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/107319