In meinem Schulpraktikum lernte ich einen aufgeschlossenen und musikbegeisterten Erstklässler kennen. Er fiel den Lehrkräften bereits des Öfteren mit Lern- und Anpassungsschwierigkeiten im Unterricht auf. Der Wunsch, sein Verhalten besser zu verstehen, ließ mich seine Unterrichtsstörungen genauer betrachten.
Die Unterrichtsstörungen sollen in dieser Hausarbeit vorgestellt und besprochen werden. Es soll ihren möglichen Entstehungsursachen auf den Grund gegangen werden. Anschließend sollen Lösungsansätze vorgeschlagen werden, wie man dem Kind helfen könnte besser am Unterricht teilzunehmen. Es sollen dabei Strategien vorgestellt werden, welche dabei helfen können, Unterrichtsstörungen bereits im Vorhinein entgegenzuwirken.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2. Die Praktikumsschule
2.1 Lerngruppenbeschreibung der Klasse 1
2.2 Meine Rolle im Praktikum
3. Die Unterrichtsstörung
4. Kalles Unterrichtsstörungen
4.1 Kalle berührt die Trommeln
4.2 Kalle überhört die Aufgabenstellung
4.3 Kalle macht keine Trommelpause
4.4 Kalle redet beim Hören
4.5 Stopptanz ohne Stopp
5. Fazit
6.Literaturverzeichnis
1.Einleitung
Das Unterrichtsfach Musik möchte weit über die Schulzeit hinaus im Leben der Schüler*innen wirken und es bereichern (Jünger 2014, S.7). Leider können Unterrichtsstörungen eine negative Stimmung im Klassenraum verbreiten, und somit die positive Wirkung von Musik stören. Es kann dadurch passieren, dass Schüler*innen die Freude an ihr frühzeitig verlieren (Eberhard 2010, S.10). Es ist darum sehr wichtig, verschiedene Faktoren, welche zu Unterrichtsstörungen führen können in den Blick zu nehmen (ebd.). In meinem Schulpraktikum lernte ich den aufgeschlossenen und musikbegeisterten Erstklässler Kalle1 kennen. Er fiel den Lehrkräften bereits des Öfteren mit Lern- und Anpassungsschwierigkeiten im Unterricht auf. Der Wunsch, sein Verhalten besser zu verstehen, ließ mich seine Unterrichtsstörungen genauer betrachten. Kalles Unterrichtsstörungen sollen in dieser Hausarbeit vorgestellt und besprochen werden. Es soll ihren möglichen Entstehungsursachen auf den Grund gegangen werden. Anschließend sollen Lösungsansätze vorgeschlagen werden, wie man Kalle helfen könnte besser am Unterricht teilzunehmen. Es sollen dabei Strategien vorgestellt werden, welche dabei helfen können, Unterrichtsstörungen bereits im Vorhinein entgegenzuwirken. Lohmann (2010) schreibt hierzu "ein Gramm Prävention wiegt mehr als ein Pfund Intervention"(S.12). Aber auch Vorschläge, wie direkt auf Unterrichtsstörungen reagiert werden kann, finden ihren Platz, denn nicht immer können diese durch gute Unterrichtsplanung gänzlich vermieden werden.
2. Die Praktikumsschule
Die Grundschule ist eine offene Ganztagsschule in Schleswig-Holstein. Sie liegt zentrumsnah in der Stadt und hat eine bunt durchmischte Schülerschaft. Es herrscht eine engagierte Stimmung im Kollegium, auf alle Lernvoraussetzungen der Kinder zu reagieren. Dies zeigte sich auch durch großes Engagement der Lehrkräfte, Kontakt mit den Schülern und Schülerinnen während des Lock Downs zu halten und ihnen differenzierte Materialien zukommen zu lassen. Den veröffentlichten Zielsetzungen der Schule kann entnommen werden, dass selbstverständlich auch Schüler*innen mit Lernschwächen die Möglichkeit bekommen sollen, ihre Fähigkeiten und Stärken im Rahmen des Unterrichts einzubringen und zu erweitern. Während meiner Praktikumszeit konnte ich einen intensiven Austausch der Lehrerschaft über Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten beobachten. Im Schulkollegium wird viel Wert daraufgelegt, dass für diese Schüler*innen gemeinsame Lösungswege für den Unterricht gefunden werden. Unterstützende Handlungen wie eine Änderung des Sitzplatzes, Elterngespräche, Beantragungen von Schulbegleitungskräften oder Aufstockung der Stunden im DAZ Unterricht wurden fortwährend zwischen den Lehrkräften abgesprochen. Die Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten wurden sehr gut im Blick behalten. Einer dieser Schüler*innen ist der Erstklässler Kalle. Auch ich konnte in meiner Praktikumszeit beobachten, dass ihm die fokussierte Teilnahme am Unterricht wie auch die Integration in die Lerngruppe Probleme bereitete. Auf Kalles Unterrichtsstörungen wird im Verlauf dieser Arbeit eingegangen. Sie wurden im Musikunterricht beobachtet, welcher für die ersten Klassen einmal wöchentlich im Musikraum stattfindet. Aufgrund der Corona Situation gab es Einschränkungen für den Musikunterricht bei der Instrumentennutzung und für die Bewegungsmöglichkeiten. Außerdem galt ein Gesangsverbot. Es soll an dieser Stelle angemerkt werden, dass es aufgrund der Corona Situation insgesamt viele Regeln für die Schüler*innen gab. Ihr Bewegungsverhalten war stark reglementiert aufgrund der Pausenhofaufteilung und dem verbotenen Körperkontakt bei Pausenspielen. Auch mussten sich die Kinder streng in Reihen des jeweiligen Klassenverbandes über das Schulgelände und durch das Schulgebäude bewegen. Dies erforderte eine hohe Konzentration und barg ein hohes Konfliktpotenzial aufgrund des Vordrängelns oder Schubsens. Das geforderte Händewaschen nach jeder Pause bedurfte ein weiteres geduldiges Anstehen im Klassenraum vor dem Waschbecken. Auch privater Austausch während der Frühstückspausen war verboten, weil keine Masken beim Essen getragen wurden und darum nicht geredet werden durfte. Die Schüler*innen hielten sich überwiegend gut an diese Regeln. Diese Reglementierungen im persönlichen Umgang miteinander auch außerhalb des Unterrichts könnten allerdings ebenfalls eine Ursache für aufkommende Unterrichtsstörungen sein. Denn den Schüler*innen wurden keine Alternativen gegeben, um beispielsweise die verbotenen privaten Gespräche während der Frühstückspause nachzuholen. Die verminderten Bewegungsfreiheiten auf dem Pausenhof führten dazu, dass körperliche Aktivitäten stark eingeschränkt waren und die Kinder körperlich wenig ausgelastet aus den Pausen zurück in den Unterricht kamen
2.1 Lerngruppenbeschreibung der Klasse 1
Die Lerngruppe setzt sich zusammen aus neun Mädchen und elf Jungen zwischen sechs und acht Jahren. Ein Schüler erhält privaten Musikunterricht. Sieben Schüler*innen besuchen zweimal wöchentlich die DAZ Stunden. Die meisten Kinder haben ein gutes Sprachvermögen und können Unterrichtsbeiträgen folgen oder selbst verständlich formulieren. Vereinzelnd kommt es zu Wortfindungsschwierigkeiten einzelner Kinder. Da sie an Mehrsprachigkeit gewöhnt sind, herrscht ein hilfsbereites Klima zwischen den Schülern und Schülerinnen. Fast alle haben sich gut an die Abläufe in der Schule gewöhnt. Abläufe wie das Treffen zu Beginn einer Musikstunde im Klassenraum, gefolgt von dem gemeinsamen Gang in den ein Stockwerk höher gelegenen Musikraum, funktionieren gut. Die Freude auf die einzige Musikstunde in der Woche ist bei einigen Kindern nicht zu überhören. Besonders große Freude bereiten der gesamten Lerngruppe Animationslieder, welche die Schüler*innen zu bestimmten Bewegungen auffordern. Auch zeigt die ganze Lerngruppe ein großes Interesse an Instrumenten. Viele Kinder finden Freude daran, Rhythmen auf Instrumenten zu spielen. Einige Kinder können die Rhythmen bereits halten und im richtigen Tempo zur Musik mitspielen. Oftmals üben die Instrumente eine sehr hohe Anziehungskraft auf einzelne Schüler*innen aus, sodass es vermehrt zu unaufgeforderter Benutzung der Instrumente kam. Des Weiteren können sich viele Kinder bereits auf kleine Höraufgaben im Musikunterricht einlassen und zeigen auch in Einzelarbeitsphasen eine gute Konzentrationsfähigkeit. Anderen fält es noch schwer einer Höraufgabe zu folgen, was sich in Form von Zwischenrufen und motorischer Unruhe offenbart. Die meisten Kinder halten sich sehr gut an vereinbarte Regeln im Unterricht. Viele Schüler*innen haben ein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis über private Ereignisse. Wird diesem Bedürfnis zu Beginn der Stunde etwas Raum gegeben, können sich die allermeisten während des Unterrichtes auf die Inhalte konzentrieren. Es gibt allerdings ein paar Schüler*innen in der Klasse, die verbal und körperlich sehr forsch agieren und dadurch immer wieder in Konflikte geraten. Einmal wöchentlich gibt es die Klassenratsstunde in der es oftmals dieselben Schüler*innen sind, über die sich andere Kinder beschweren, weil geärgert, gehauen, getreten, geschubst, oder verbal belästigt wurde. Es gibt meistens eine Zweitbesetzung in der Klasse. Während meines Praktikums bekundete meine Mentorin bereits den Wunsch nach einer Schulbegleitung für Kalle. Dieser Bedarf wird aktuell geprüft. Aufgrund dessen, dass bei Kalle ADHS diagnostiziert wurde, wird ihm mit großer Wahrscheinlichkeit im neuen Schuljahr eine Begleitung bewilligt.
2.2 Meine Rolle im Praktikum
Ich absolvierte mein gesamtes Praktikum zur Reduzierung von Kontaktpersonen in der Klasse 1 und konnte somit die Klasse und Kalle in vielen verschiedenen Unterrichts- und Pausensituationen beobachten. Dies hat es mir ermöglicht, mir ein umfangreiches Bild von Kalles Lern- und Sozialverhalten zu machen. Der Wunsch sein Verhalten besser einordnen zu können, um einen geeigneten Umgang mit ihm zu erlernen, führte zu einer näheren Betrachtung seiner unterrichtstörenden Handlungen. Zu meinen Aufgaben gehörte unter anderem die individuelle Lernbegleitung von Kalle. Dabei konnte ich ihn des Öfteren dabei unterstützen, die nötige Konzentration zu finden, um sich einer Aufgabe zuzuwenden. Ohne gesonderte Betreuung gelang ihm dies häufig nicht.
[...]
1 Name geändert