Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Einordnung der Theorie der Interaktionsmedien in den theoretischen Hinter - grund der Systemtheorie
1.2 Klärung des Medienbegriffes im Rahmen des Alltagsverständnisses
1.3 Erläuterung des Vier-Felder-Schemas der verschiedenen Sanktionstypen
2. Geld als Interaktionsmedium
2.1 Eigenschaften des Mediums
2.2 Die Vier Freiheiten
2.3 Was macht Geld als Interaktionsmedium funktionsfähig?
2.4 Ist Geld ein Nullsummensystem?
3. Macht als Interaktionsmedium
3.1 Eigenschaften des Mediums
3.2 Macht und Gewalt
3.3 Macht und Autorität
3.4 Der Hierarchie-Aspekt in Machtsystemen
3.5 Das Nullsummenphänomen im Falle der Macht
4.Einfluss als Interaktionsmedium
4.1 Eigenschaften des Mediums
4.2 Typen von Einfluss
4.2.1 Politischer Einfluss
4.2.2 Fiduziärer / Treuhänderischer Einfluss
4.2.3 Einfluss mittels Appell an unterschiedliche Loyalitäten
4.2.4 Interpretativer Einfluss
4.3 Ist Einfluss ein Nullsummensystem?
5. Schlussbemerkungen
1. Einleitung
1.1 Einordnung der Theorie der Interaktionsmedien in den theoretischen Hintergrund der Systemtheorie
Um die Theorie der sozialen Interaktionsmedien verstehen zu können, muss zunächst kurz auf die Systemtheorie Parsons eingegangen werden, da diese den Hintergrund für die Theorie der sozialen Interaktionsmedien bildet.
Parsons geht zunächst von einer Teilung der Welt in drei Systeme aus. Zu diesen drei Subsystemen gehört das Telische System, das Handlungssystem und das Biologische bzw. Physikalisch- Chemische System. Das Handlungssystem gliedert sich wiederum in das Persönlichkeitssystem, das Organismensystem, das Kultursystem und das Sozialsystem, welches wiederum in vier Subsysteme aufgegliedert ist.Diesen vier Subsystemen sind bestimmte Aufgaben zugeordnet. : Das Subsystem Wirtschaft, von Parsons auch "economy" genannt, hat die Aufgabe der "adaption", d.h. Anpassung.
In diesem System kommen also bestimmte Prozesse zum Tragen, die dem System Ressourcen bereitstellen und es an seine Umwelt anpassen.
Das System der Politik bzw. "polity" hat die Zielerreichung, also das "goal attainment"zur Aufgabe, was bedeutet, dass bestimmte Prozesse über die Festlegung von Zielen, ihrer Reihenfolge und die entsprechende Ressourcenverteilung entscheiden.
Im System der gesellschaftlichen Gemeinschaft bzw. der sogenannten "societal community" sollen durch Integration Teilbereiche des Systems, die verschiedene Eigenschaften besitzen, zu Einheiten zusammengefasst werden.
Im vierten und letzen Subsystem des Sozialen Systems, dem Treuhändersystem, welches auch "fiduciary" genannt wird, spielt die Aufgabe der Strukturerhaltung bzw. "latent pattern maintenance" eine Rolle. Dabei handelt es sich um alle Prozesse, die die Identität des Systems wahren sollen und es somit von seiner Umwelt unterscheidbar machen.
Alle Subsysteme des Sozialen Systems stehen miteinander in Austauschbeziehungen.
Dabei werden von einem der Subsysteme aus alle anderen Subsysteme im Gesamtsystem als Umwelt betrachtet und da jedes dieser Teilsysteme in sich speziell organisiert ist, sind Verfahren nötig, welche den Austausch zwischen den Systemen ermöglichen. Genau an diesem Punkt setzt die Theorie der sozialen Interaktionsmedien an.Das System der Wirtschaft wickelt seine Austauschbeziehungen über das Medium Geld ab, das Politiksystem über das Medium Macht, die gesellschaftliche Gemeinschaft über das Medium Einfluss und das Treuhändersystem über die Wertverpflichtungen, auch "value commitments" genannt.
1.2 Klärung des Medienbegriffes im Rahmen des Alltagsverständnisses
Vereinfacht ausgedrückt steht im Hintergrund der Medientheorie die Frage: "Warum soll sich jemand, dem ich meine Wünsche und Absichten offenbare, auf solch eine Interaktion einlassen? " Diese Frage bezeichnet Parsons als "Problem des Selektionstransfers " und dahinter steht die Vorstellung, dass Situationen von verschiedenen Handlungspartnern auch verschieden interpretiert werden können und diese somit von verschiedenen Handlungsverläufen ausgehen.Da der Mensch aber auf sich allein gestellt, nicht überlebensfähig ist, ist er gezwungen, mit anderen Personen in Interaktion zu treten und sich auf Handlungen einzulassen. Um dieses Problem zu erleichtern, haben sich im Verlaufe der Evolution verschiedene Interaktionsformen gebildet, welche erhalten und stabilisiert werden müssen. Dies geschieht durch ständige Aktualisierung und Neuauswahl mittels Medien.Somit sind diese Interaktionsmedien also regulierende Steuerungsmechanismen für die Selektion und den Selektionstransfer mit dem Zweck der Erleichterung der Reproduzierbarkeit von erfolgreichen Problemlösungswegen.
Medien sind Mittel um im Handeln bestimmte Absichten deutlich zu machen und gleichzeitig beim Handlungspartner ein Motiv für das Eingehen auf diese Absichten zu erzeugen. Dies lässt sich leicht verständlich am Einsatz des Mediums Geld erläutern: Wenn man sagt: "Ich biete dir Geld und verlange als Gegenleistung von dir Ware!" , wird als eigener Wunsch, der Wunsch nach Ware genannt und gleichzeitig durch das Bieten von Geld das Motiv für die Erfüllung des Wunsches beim Handlungspartner erzeugt.Das Medium Geld selbst liefert also das Motiv für die Übernahme der Selektion.
Ein Medium besitzt zwei Aspekte, und zwar zum einen die Vordergrundkomponente und zum anderen die Hintergrundkomponente. Die Vordergrundkomponente bezeichnet eine Menge von Tauscheinheiten bzw. Tauschgrößen. Diese sind in einer Gesellschaft auf deren Mitglieder verteilt und werden von ihnen als Ressourcen eingesetzt.Diese Ressourcen sind in der Regel breit und flach verteilt, aber an einigen Punkten sind diese Ressourcen stark kummuliert, was sich am Beispiel des Mediums Geld wiederum stark verdeutlichen lässt. In einer Gesellschaft verfügt jede Person über eine bestimmte Menge an Geld. Aber es gibt bestimmte, besonders privilegierte Personen, die viel mehr Geld besitzen als dies die meisten tun. Dies sind also die Punkte an denen die Geldressourcen besonders stark kumuliert sind.
Die Hintergrundkomponente ist ein Netzwerk von Regeln, welches die Voraussetzungen und Folgen der Interaktionen regelt. Dieses Regelnetzwerk ist gesellschaftlich so strukturiert, das es mit den Ideologien der Herrschenden weitgehend übereinstimmt, aber der Einzelne hat auf die Gestaltung des Netzwerkes nur sehr geringen Einfluss. Diese Hintergrundkomponente ist deshalb so bedeutsam für das Funktionieren des jeweiligen Interaktionsmediums, weil es für die Tauschprozesse stabilisierend wirkt und Verlässlichkeit und Absicherung gegen Täuschungen schafft. Ein Beispiel für ein solches Regelnetzwerk ist das Rechtssystem, welches Personen vor Betrug schützt.
Ein Medium ist eine generalisierte Formel bzw. ein Symbol, welches eine komplexe Interaktionslage vereinfacht ausdrückt, und zwar als einfache Gegebenheit, die kein tieferes Nachdenken über die Voraussetzungen und Folgen des möglichen Handelns erfordert. Dies erspart im täglichen Leben vor allem Zeit und lange Verhandlungen, wobei natürlich die Voraussetzung erfüllt sein muss, das die Bedeutung und der Kontext des Symbols den Handelnden bekannt sind.Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Teilnahme an der Interaktion mittels Medien ist die Bedingung das die Interaktionspartner über ein Minimum an Medienkapazität verfügen müssen.
Ist diese Voraussetzung nicht erfüllt, ist eine Teilnahme an gesellschaftlicher Interaktion nicht möglich, was das Absinken in soziale Randschichten zur Folge hat. Wenn man beispielsweise nicht über ein Minimum an Geld verfügt, welches schließlich ein wichtiges Interaktionsmedium ist, kann man sich nichts kaufen und ist somit von den verschiedensten gesellschaftlichen Interaktionen ausgeschlossen. Dies hat zur Folge, das man beispielsweise obdachlos wird und somit in eine soziale Randgruppe absinkt.
Weiterhin wichtig für das Verständnis der Theorie der sozialen Interaktionsmedien ist, das es dabei nie um die direkte Bewegung von physischen Gütern geht, sondern immer um die dahinterstehende Kontrollgewalt, die die sozialen Einheiten innehaben und die im Tauschprozess übertragen wird. Ein Beispiel hierfür im ökonomischen Bereich ist das Medium Geld, welches die Fähigkeit der Handelnden, zu interagieren symbolisiert. Diese wird über Geldgrößen zum Interaktionsgegenstand gemacht. Man kann somit sagen, das Geld das Symbol für die Fähigkeit zur Teilnahme an sozialen Prozessen ist, bei denen Güter unter dem Aspekt ihres ökonomischen Nutzens gehandelt werden. Vereinfacht gesagt symbolisiert Geld also Nutzen.
Das Medium Macht symbolisiert die Fähigkeit, für ein Kollektiv verbindliche Entscheidungen zu treffen und das Medium Einfluss symbolisiert die Fähigkeit, andere in Interaktionen zu einem gewünschten Handeln zu bewegen, indem entsprechende Informationen geliefert werden.
Wenn ein Symbol bei sozialen Interaktionen ein generalisiertes Medium sein soll, müssen vier Definitionen zutreffen: Zum einen muss es sich um eine Klasse von Werten handeln, bei denen es um die Bedürfnisse der anderen Einheit geht. Zweitens muss es sich um eine Klasse von Interessen, also von Eigenschaften der Objekte in einer Handlungssituation handeln, die im Hinblick auf diese Werte bedeutsam sind. Die dritte Bedingung ist das Vorhandensein einer Definition der Situation derjenigen Elemente der aktualen Situation, die bei der Verfolgung dieser Interessen nutzbar werden können.
Die vierte Bedingung ist die Existenz eines normativen Rahmens von Regeln, der die Unterscheidung von legitimen und illegitimen Formen des Handelns bei der Verfolgung des jeweiligen Interesses ermöglicht.
Nur wenn alle diese vier Bedingungen zutreffen, ist zu erwarten, dass Handelnde die Risiken eingehen, die die Annahme von Symbolen anstelle von "reellen" Dingen mit sich bringen.
1.3 Erläuterung des Vier-Felderschemas der verschiedenen Sanktionstypen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um das Schema erläutern zu können müssen zunächst zwei Definitionen erklärt werden: Die handelnde Bezugseinheit wird als "Ego" bezeichnet und das Objekt seiner Veränderungsbemühungen als "Alter“.
In der ersten Spalte befinden sich die verschiedenen Sanktionstypen. Diese können entweder positiv oder negativ sein. In der zweiten Spalte befinden sich die Sanktionen, die über den Situationskanal geleitet werden, d.h. dass die Art der Sanktion in der Situation begründet ist.Ego versucht also potentielle Kontrolle über die Situation zu gewinnen, in der sich Alter befindet und in der er handele muss. In der dritten Spalte befinden sich die Sanktionstypen, die über den Absichtskanal geleitet werden, d. h. wo die Art der Sanktion innerlicher bzw. intentionaler Art ist. Hier kommt also der Versuch Egos zum Einsatz, Alter in seinen Absichten zu beeinflussen. Diese beiden Möglichkeiten Egos, über verschiedene Kanäle Alters Verhalten zu beeinflussen nennt man Kanalvariable.
Egos Verhalten ist kontingent, d.h. wenn Alter tut, was Ego will, wird Ego etwas tun, was Alters Situation zum Vorteil verändert bzw. nichts tun was Alters Situation verschlechtert. Dies ist die zweite Variable, nämlich die der kontingenten Folgen von Egos Intervention für Alter.
Die positive Sanktion, die über den Situationskanal geleitet wird, nennt man Anreiz. Ein Anreiz ist der Versuch Egos, von Alter die gewünschte Entscheidung zu erhalten, indem Ego Alter Situationsvorteile anbietet, wenn dieser Egos Wünschen entspricht.
Dies geschieht, indem Ego Alter das Medium Geld anbietet.
Eine positive Sanktion intentionaler Art ist die Überredung, bei der das Medium Einfluss angewendet wird. Eine Überredung ist der Versuch Egos, Alter zu dem gewünschten Verhalten zu bewegen, indem Ego Alter aufzeigt, dass es in Alters eigenem Interesse läge Egos Wünschen zu entsprechen.
Eine negative Sanktion, die in der Situation begründet ist und bei der das Medium Macht zum Einsatz kommt, ist die Einschüchterung.Dies ist der Versuch Egos, durch Drohung von Alter das gewünschte Verhalten zu erzwingen, so dass Alter Nachteile erleidet, wenn Ego seine Drohung wahrmacht.
Der zweite negative Sanktionstyp, der allerdings intentionaler Art ist, ist der Appell an Wertbindungen. Hierbei wird die Generalisierung von Commitments als Medium eingesetzt.Ego versucht somit Alter zu dem gewünschten Verhalten zu bewegen, indem er ihm Gründe aufzeigt, die belegen sollen, dass es aus Alters eigener Sicht falsch bzw. unrecht wäre, Egos Wünschen nicht nachzukommen.
2. Geld als Interaktionsmedium
2.1 Eigenschaften des Medium
Geld als Interaktionsmedium fungiert als Tauschmittel und Wertmesser.
Es ist hat Symbolcharakter, da es selbst keinen direkten Konsumwert und keinen Gebrauchswert hat. Es besitzt nur einen Tauschwert für den Besitz von Nützlichem. Den Gebrauch von Geld kann man somit als eine Kommunikation von Angeboten bezeichnen.
Bei einem direkten Tausch, d.h. Ware gegen Ware, wird Geld nicht verwendet.
Es ist die symbolische Verkörperung des Wertes "Nutzen“. Da man mit dem Medium Geld eine sehr große Gütervielfalt erwerben kann, steht es als Symbol auf einer sehr hohen Generalisierungsstufe.
Geld hat als Medium die Bedeutung der Beschaffung bzw. der Verwertungsmöglichkeit, um Zugang zur Kontrolle von Gütern zu erlangen.Dabei müssen allerdings vier Komponenten zutreffen. : Erstens muss es sich bei den zu erwerbenden Dingen um Objekte handeln die Güter sein können und innerhalb eines Systems verfügbar sind. So ist in unserem System beispielsweise der Handel mit der Kontrolle über Menschen als Sklaven ausgeschlossen, da unser Rechtssystem dies verbietet und wir deshalb über Menschen als Güter nicht verfügen können.
Zweitens müssen die Angebotsquellen im Interaktionssystem die Kontrolle über die Güter haben und sie müssen auch bereit sein diese im Austausch gegen andere Nutzgrößen, insbesondere Geld, aufzugeben.
Die dritte Komponente betrifft die Tauschbedingungen. Am wichtigsten dabei ist die Institutionalisierung des Angebotes in bestimmten Geldsummen als Anreiz zum Transfer der Kontrolle.
Die vierte Komponente betrifft die Frage der Zeitbeziehungen, die bei der Verbindung der Beiden Enden einer Tauschkette von Nutzgrößen entstehen.
Ein Beispiel hierfür wäre das Abtreten der Kontrolle über die eigene Arbeit an einen Arbeitgeber und das Erlangen der Kontrolle über Konsumgüter.
2.2 Die vier Freiheiten
Da Geld als symbolisches Medium fungiert und somit keinen direkten Nutzen hat, ergeben sich vier Freiheiten. :
Erstens kann Geld für irgendwelche angebotenen Güter ausgegeben werden. Man kann also selbst auswählen, wofür man es verwendet.
Zweitens hat der Besitzer des Geldes die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Angebotsquellen zu wählen.
Drittens hat er die Möglichkeit, den gewünschten Zeitpunkt des Kaufes selbst zu bestimmen.
Viertens ist es ihm möglich die Kaufbedingungen zu akzeptieren, abzulehnen oder eventuell sogar zu beeinflussen.
Aus dem selben Grunde, aus dem sich diese Freiheiten ergeben, nämlich das Geld als Symbol an sich wertlos ist, ergibt sich auch ein Risiko. Wenn man die Kontrolle über Güter mit "echtem" Nutzen gegen Geld abtritt, riskiert man, keinen vergleichbaren Gegenwert zu bekommen und auf dem Symbol "sitzen zu bleiben“.
2.3 Was macht Geld zu einem funktionierenden Medium?
Damit man nicht das Risiko eingehen muss, eventuell keinen vergleichbaren Gegenwert zu bekommen, muss eine Regel gelten.
Diese Regel ist die Bedingung der Gegenseitigkeit in der Annahme von Geld. Wer also anderen im Austausch gegen reelle Güter Geld "aufdrängt“, muss auch selbst bereit sein, von anderen Geld im Austausch für seine Güter anzunehmen. Nur diese gegenseitige Annahmebereitschaft macht Geld zu einem funktionierenden Medium. Geld in Form von Edelmetallen ist Gütern noch sehr ähnlich, aber da es in den entwickelten Gesellschaften eine komplexe Struktur von Kreditinstituten gibt, wird heute nur noch ein geringer Teil der Transaktionen über Edelmetalle abgewickelt. In größeren Mengen spielt es heute nur noch im internationalen Zahlungsausgleich eine Rolle. "Wertloses" Geld ist wird also als Interaktionsmedium verwendet. Die entscheidende Voraussetzung hierfür ist Vertrauen in das Geldsystem, denn wenn die Sicherheit dieses Systems nur auf der Konvertibilität von Geld in Gold bestände, wäre beinahe gar keine Sicherheit vorhanden, da die Edelmetallvorkommen der Erde nie für die Abwicklung sämtlicher Transaktionen ausreichen würden.
Geld ist nur solange als Medium funktionstüchtig, wie es in ein klar definiertes Regelsystem von Marktbeziehungen eingebettet ist. Dieses Marktsystem existiert heute weltweit und deshalb sind Maßnahmen zur Sicherung und Steuerung der nationalen Wirtschaften erforderlich. Dies geschieht durch Gesetze und im Rahmen dieser durch wirtschaftspolitische Maßnahmen.
2.4 Ist Geld ein Nullsummensystem?
Zum Abschluss seiner Ausführungen über das Medium Geld, wirft Parsons die Frage auf, ob das Geldsystem ein Nullsummensystem ist, d.h. ob der Geldgewinn einer Einheit automatisch zum Geldverlust einer anderen Einheit führt. Er kommt zu dem Ergebnis, dass dies nicht der Fall ist, da das Kreditsystem eindeutig nach anderen Regeln funktioniert.
Die Anleger bringen ihr Geld zur Bank, um es dort aufzubewahren. Die Bank verleiht nun Teile dieser Anlagen gegen Zinsen an andere, an sogenannte Kreditnehmer und verpflichtet sich dieses Geld nur nach bestimmten vertraglich festgelegten Bedingungen zurückzufordern. Dieses System funktioniert nur auf gegenseitiger Vertrauensbasis zwischen Anleger und Bank, denn würden plötzlich alle Anleger in Panik um ihr Geld geraten und ihre gesamten Anlagen zurückfordern, würde das System zusammenbrechen, da die Bank im Prinzip immer insolvent, also zahlungsunfähig, ist, da sie ja Teile des Geldes an Kreditnehmer verliehen hat und gar nicht in der Lage ist, sofort sämtliche Anlagen zurückzuzahlen.
Geld hat also sozusagen immer zwei Herren (den Anleger und den Kreditnehmer) und kann deshalb kein Nullsummensystem sein.
3. Macht als Interaktionsmedium
3.1 Eigenschaften des Mediums
Macht ist ein zirkulisierendes Medium innerhalb des politischen Systems und in alle angrenzenden Subsysteme. Als Medium bedeutet sie die generalisierte Fähigkeit zur Sicherung des Einhaltens bindender Verpflichtungen der Einheiten einer kollektiven Organisation. Voraussetzung hierfür ist die Legitimierung der Verpflichtungen in bezug auf kollektive Ziele und Zwecke. Bei Widerstand gegen diese Verpflichtungen muss der jenige mit dem Einsatz negativer Sanktionen rechnen. Macht wird also für das Einverständnis mit Verpflichtungen eingetauscht und der Empfänger der Macht erhält keine konkrete Gegenleistung, sondern nur die Erwartung, sich bei anderer Gelegenheit auf auf bestimmte Verpflichtungen der anderen verlassen zu können.
Das Ausgeben bzw. Anwenden von Macht ist mit dem Ausgeben von Geld vergleichbar, d. h. wird Macht für einen bestimmten Zweck ausgegeben bedeutet dies die Preisgabe möglicher Alternativen. Die Verpflichtung zu bestimmten politischen Optionen bedeutet also gleichzeitig den Ausschluss anderer Möglichkeiten.
Macht als Interaktionsmedium hat zwei Komponenten. Die eine Komponente ist die Generalisierung. Dies bedeutet das die Fähigkeit, Einverständnis sicherzustellen erst dann Macht ist, wenn diese generalisiert ist, d. h. nicht ausschließlich das Ergebnis eines spezifischen Sanktionsaktes ist und das Medium Macht symbolisch ist.
Die zweite wichtige Machtkomponente ist die Legitimität. Legitimität spielt in Machtsystemen die gleiche Rolle, wie das Vertrauen in die Verkehrsfähigkeit und Stabilität in Währungssystemen. Wenn Macht nicht legitimiert ist, d.h. aufgrund einer höheren Ordnungsvorstellung anerkannt ist, ist sie kein generalisiertes Interaktionsmedium.
Ein Machtsystem ist ein Beziehungssystem, in dem bestimmte Zusagen und Verpflichtungen als normativ bindend betrachtet werden. Auf deren Einhaltung können die Handlungspartner bestehen und diese können auch mit bestimmten Mitteln durchgesetzt werden. Zur Abschreckung können Drohungen benutzt werden und zur Strafe, mit dem Ziel das der Handlungspartner sich bei der nächsten Gelegenheit nicht widersetzt können negative Sanktionen eingesetzt werden.
3.2 Macht und Gewalt
Gewalt kann als Druckmittel zur Durchsetzung des von Ego gewünschten Verhaltens eingesetzt werden. Wenn Ego also mit Gewalt droht, ist sein Ziel die Abschreckung Alters von nichtkonformen Verhalten.
Gewalt ist das effektivste aller Abschreckungsmittel und wirkt oft noch, wenn andere, auf institutionellen Ordnungen gegründete Mittel versagen. Aber ein Machtsystem, welches als einziges Druckmittel die Gewalt kennt, ist sehr primitiv und unfähig ein komplexes System von organisatorischen Interdependenzen zu mediatisieren. Gewalt ist also als Symbol nicht institutionalisiert und somit nicht legitimiert. Der Einsatz von Gewalt als einziges Mittel zur Durchsetzung von Macht, ist vergleichbar mit Einsatz von Geld nur in Form von Edelmetallen, da diese ebenfalls nicht als Medium generalisiert sind und keinen Symbolcharakter haben.
3.3 Macht und Autorität
Autorität ist das Recht auf Machtgebrauch oder Verhängung von Negativen Sanktionen und den Einsatz von Zwang, um eigene Prioritäten gegenüber denen von anderen durchzusetzen.
Die Annahme, Machtausübung sei für Untergebene grundsätzlich immer negativ, ist ungültig, da Machtausübung auch einfach nur bedeuten kann, eine Situation zu definieren und Rahmen zu klären, nach denen sich andere richten müssen. Die primäre Funktion von Autorität ist die Definition der Situation für untergeordnete Ebenen eines Kollektivs. Aber nicht nur die Untergebenen sind an die Anordnungen der Oberen gebunden , sondern im Konstitutionalismus** sind auch die Oberen an die normativen Regelungen gebunden, unter denen sie arbeiten. Dies kann also auch von Niederen gegenüber Höheren geltend gemacht werden. Voraussetzung dafür ist allerdings die gefestigte Institutionalisierung der Ordnung selbst. Der Hauptunterschied zwischen Macht und Autorität besteht darin, dass Autorität kein zirkulisierendes Medium ist. Der Inhaber eines Amtes kann zwar auf seine (Amts)-Autorität verzichten aber das ist nicht das selbe wie die schwindende Autorität eines Amtes.
Ein Mitglied eines Kollektivs verfügt über die Autorität zur Ausgabe von Macht, wenn es verbindliche Entscheidungen für das gesamte Kollektiv treffen kann. Seine Autorität dagegen ist unveräußerlich.
* Feld, innerhalb dessen ein abgeschlossenes System von institutionalisierten Rechten auf einsetzbare Macht besteht; eine Gesellschaft ist kein einzelnes Kollektiv, sondern ein ineinander verschränktes System von Kollektiven
** Staatsform, in der eine Verfassung die Rechte und Pflichten der Bürger, sowie die des Staates festlegt
3.4 Der Hierarchie-Aspekt in Machtsystemen
Die Frage, ob Macht - und Autoritätssysteme immer hierarchisch geordnet sind beantwortet Parsons auf folgende Weise.
Hierarchie ist nach seiner Betrachtung nur ein Teil der Struktur von Machtsystemen. Sie ist ein konstitutives Element der internen Struktur von Kollektiven, aber kein Kollektiv steht für sich als Sozialsystem allein, sondern steht stets in Verbindung zu Normen und Wertsystemen.
Das Prinzip der Autoritätshierarchie und somit der strikten Linienstruktur von Autoritätsketten, bei denen A über B steht und B über C u.s.w., wird an zwei Punkten durchbrochen. Zum einen geschieht dies bei der Beziehung zwischen politischer Führung und politischer Unterstützung, denn hier gilt das Prinzip der politischen Gleichheit. In den am weitesten ausdifferenzierten Systemen, nämlich den Führungssystemen der hochentwickelten Industrieländer, ist das Machtsystem durch das Prinzip des gleichen Wahlrechts systematisch gleich verteilt, und zwar durch die Wahlgrundsätze Universalitätsprinzip, geheime Wahl, "ein Mann / Frau - eine Stimme" und gleiches Stimmrecht für jeden.
Der zweite Punkt, an dem das Prinzip der Autoritätshierarchie durchbrochen wird, liegt im Bereich der Wirtschaft. Hier gilt nämlich das Prinzip der Chancengleichheit und somit die Angleichung und die Offenheit des Zugangs zu Leistungen. Die Auswahl kann somit nach qualitativen und quantitativen Gesichtspunkten erfolgen und es wird die Gefahr ausgeschlossen, dass kompetenzmäßig qualifizierte Bewerber ausgeschlossen und unterlegene Bewerber begünstigt werden. Diese beiden Prinzipien sorgen also dafür, dass nicht nur bestimmte Autoritätsinhaber begünstigt werden.
3.5 Das Nullsummenphänomen im Falle der Macht
Es stellt sich auch bei dem Medium Macht die Frage, ob diese ein Nullsummensystem ist, also ob der Machtgewinn einer Einheit automatisch zum Machtverlust anderer Einheiten führt.
Auch für das Machtsystem ist dieses System nicht gültig, denn wenn Wähler bestimmte Amtsinhaber wählen, gehen sie davon aus, dass diese ihre Forderungen erfüllen. Der Amtsinhaber investiert aber einen Teil der ihm durch die Wähler verliehenen Macht in andere kollektive Unternehmungen. Er unterstützt zum Beispiel mit Steuergeldern Forschung und Lehre. Dies ist vergleichbar mit der Vergabe von Krediten durch eine Bank. Er verleiht also einen Teil der ihm durch seine Wähler verliehenen Macht an andere. Wenn aber nun die Wähler die sofortige und strikte Abrechnung ihrer Macht verlangen würden, d.h. wenn sie darauf bestehen würden, dass der Amtsinhaber sofort alle ihre Forderungen erfüllt unter deren Voraussetzung sie ihn gewählt haben, wäre dieser Amtsinhaber im Prinzip wie eine Bank insolvent in dem Sinne, dass nicht alle Forderungen sofort erfüllt werden können, da der Amtsinhaber ja einen Teil seiner Macht für andere Unternehmungen verwendet hat.
Somit ist auch das Machtsystem kein Nullsummensystem.
4. Einfluss als Interaktionsmedium
4.1 Eigenschaften des Mediums
Einfluss ist ein zirkulierendes Medium und ein Mittel der Meinungsbildung.
Es soll eine Entscheidung Alters erzielt werden, die ihm selbst als richtig erscheint, unabhängig von kontingenten Veränderungen seiner Lage einerseits und nicht der Verpflichtung wegen, die er durch eine Weigerung verletzen könnte andererseits. Einfluss ist also ein symbolisches Medium der Überredung. Ego überredet Alter, indem er diesem Informationen gibt, die ihn bei seiner Lage und Absicht zu einer bestimmten Entscheidung führen werden. Die Information ist eine Parallele zur Währung im Geldbereich. Die Bedingung dafür, dass Alter Egos Wunsch erfüllt ist die, dass Alter auf Egos Informationen vertraut und diese für wahr hält.Er muss Ego für eine vertrauenswürdige Informationsquelle halten und ihm glauben, auch wenn er selbst nicht in der Lage ist, diese Informationen nachzuprüfen. Der günstigste Fall hierfür wäre der, dass sich Ego und Alter im gleichen Kollektiv befinden und beide in diffuser Solidarität zueinander stehen, sodass es gar nicht in Egos Interesse liegen kann, Alter zu täuschen.
Die gemeinsame Zugehörigkeit zu einer Solidaritätsgemeinschaft ist also eine primäre Basis gegenseitigen Einflusses. Dies kann aber nur ein Sicherheitssystem sein, denn wenn nur nahe Gemeinschaftsmitglieder einander vertrauen würden, würde ein verzweigtes Einflusssystem nicht funktionieren.
Der Nutzer von Einfluss steht also unter dem Druck, seine Aussagen zu rechtfertigen, mit denen er Alters Handeln beeinflussen will, indem er sie zu Normen in Beziehung setzt, die für Alter verbindlich sind. Die Funktion dieser Rechtfertigung ist aber nicht die Verifizierung einzelner Aussagen, sondern eine Gesamtbasis für das Recht des Kommunizierenden zu schaffen, sich zu äußern ohne dass Alter jede dieser Äußerungen verifizieren muss.
Eine wichtige Kategorie der Rechtfertigung von Informationen ist die Reputation. Jemand mit gutem Ruf auf einem bestimmten Gebiet hat auf diesem Gebiet mehr Einfluss als jemand mit schlechter oder gar keiner Reputation. Eine handelnde Einheit hat also in dem Maas Einfluss , indem ihre unüberprüften Aussagen für wahre , verantwortungsvolle Informationen gehalten werden .
4.2 Typen von Einfluss
Parsons nennt vier Einflusstypen , nämlich den politischen Einfluss , den fiduziären bzw. treuhänderischen Einfluss , den Einfluss mittels Appell an unterschiedliche Loyalitäten und den interpretativen Einfluss wodurch er versucht , den Kreislaufcharakter des Mediums stärker herauszuarbeiten .
4.2. 1 Politischer Einfluss
Der erste Bereich politischen Einflusses ist folgender Art .
Wenn Amtsinhaber Entscheidungen treffen, die für das Kollektiv verbindlich sind, üben diese Macht aus, ebenso wie wenn man bei einer Wahl sei Stimmrecht ausübt, da das Stimmenverhältnis entscheidet, wer für ein Amt gewählt wird. Aber sowohl bei der Wahl für ein Amt als auch bei der Amtsausübung werden neben Macht auch andere Mittel benutzt, um ein Ziel zu erreichen. Eines dieser Mittel ist zum Beispiel Einfluss. Der Zielpunkt politischen Einflusses ist der Aufbau von
Führungspositionen als Amtsinhaber oder Amtsbewerber. Für dessen Gefolgschaft muss eine Vertrauensbasis vorhanden sein, die über den Einsatz bestimmter Informationen, Drohungen und Anreize hinausgeht.
Der zweite Bereich politischen Einflusses betrifft Prozesse, bei denen Einheiten, die keine Führungsposition innehaben, Einfluss auf die Führungsspitze besitzen und nutzen. Diese Einheiten sind meist Interessengruppen, die aus Teilen der Wählerschaft bestehen und die bestimmte Ansprüche an Parteien und Amtsinhaber haben. Sie nutzen ihren Einfluss z. B. in Wahlprozessen, um die Bedingungen festzulegen, unter denen sie als Wähler ihre Unterstützung gewähren. Hierbei wird eine Vertrauensbasis genutzt und das Recht sich zu äussern und für bzw. gegen eine Sache Stimmung zu machen.
Bei politischem Einfluss geht es also um Zielerreichung und er ist eine Form der generalisierten Überredung ohne den Einsatz von Macht und Drohungen.
4.2.2 fiduziärer / treuhänderischer Einfluss
Bei dieser Art von Einfluss geht es um die Verteilung von Ressourcen in einem System, indem es viele Kollektive gibt und somit die Rechtfertigung jeden Zieles problematisch ist.
Die Verteilung von Ressourcen muss in bezug auf Normen gerechtfertigt sein und diese Normen müssen allgemeiner sein als die alleinige Vorstellung, dass es schön wäre, zu bekommen, was man gerne hätte.
Ein Beispiel für den Einsatz dieser Art von Einfluss ist die Planung eines Budgets. Verschiedene Interessenten formulieren ihre Ansprüche und die Planung muss zu einer Rangordnung dieser Ansprüche führen. Die Ansprüche und Rechte unterliegen ihren eigenen Rechtfertigungsregeln und es gibt niemals eine Vorgabe von Werten als solchen, da die Planungsinstanz mit knappen Mitteln arbeitet und immer die Situationsbedingungen und konkurrierenden Ansprüche berücksichtigen muss. Sie arbeitet somit auf der Normen- und nicht auf der Wertebene.
Wenn nun z. B. ein hochqualifizierter vertrauenswürdiger Experte auf seinem Spezialgebiet behauptet, er müsse ein bestimmtes Mindestmass an Mitteln bekommen, stehen die Budgetplaner vor dem Problem, das sie selbst keine Fachleute auf diesem bestimmten Gebiet sind und somit kaum in der Lage sind, den Bedarf dieses Experten zu beurteilen. Genauso wenig ist aber dieser Experte qualifiziert, die Dringlichkeit konkurrierender Fachleute auf anderen Spezialgebieten einzuschätzen.
Um diese Lücke zu füllen kommt nun Einfluss zum Einsatz.
Das selbe Prinzip wie bei der Budgetplanung gilt auch für den freien Markt.
4.2.3 Einfluss mittels Appell an unterschiedliche Autoritäten
Die Gesellschaft besitzt eine pluralistische Mitgliederstruktur auf der Ebene von Individuen und auf der Ebene von Kollektiven. Je stärker nun eine Gesellschaft ausdifferenziert ist, desto stärker ist auch jede konkrete Einheit ein verantwortungsvolles Mitglied einer Vielzahl von Kollektiven. Beispielsweise kann ein Mann gleichzeitig als Vater Mitglied einer Familie sein und gleichzeitig Mitglied im Kollektiv seines Berufes.
Die Ansprüche dieser verschiedenen Kollektive auf Loyalität ihrer Mitglieder müssen gegeneinander abgewogen werden. Bei dem Beispiel Familie und Beruf kommt es im stabilen Normalfall dabei nicht zum Konflikt zwischen den verschiedenen Loyalitätsanforderungen aber da sich Gesellschaften in einem ständigen Wandlungsprozess befinden, zerfallen ständig alte Kollektive und neue werden gebildet. Ein großer Teil der Bevölkerung ist somit ständig damit konfrontiert, neue Wertvorstellungen zu übernehmen, alte zu opfern oder beides, und alte Loyalitäten zu verschieben. Somit stellt sich also die Frage, für welche Loyalitäten man sich einsetzt und die Rechtfertigung dafür ist diese Art von Einfluss.
Dieser Einflusstyp hat zwei Elemente. Das erste Element ist die Forderung, dass sich der Aktor für gewisse Kollektivbelange einsetzen sollte und das zweite Element ist die Postulierung von Normen, die nach allgemeinen Auffassungen solche Entscheidungen regeln sollen.
Die Frage, ob man nun auf bestimmte Loyalitätsforderungen eingehen sollte, ist eine Frage der Wertverpflichtungen, sogenannter generalisierter Commitments. Sie sind das Versprechen, durch das der Aktor bestimmte Verpflichtungen eingeht und damit andere von vornherein ausschließt. Da diese generalisierten Commitments auf Werte gegründet sind, berühren sie sozusagen die Ehre desjenigen der sie eingeht und sind nicht leicht veränderbar. Die Prioritätsstufen dieser Commitments sind nach allgemeinen Maßstäben und Normen geregelt. Die Normen bestimmen Regeln, nach denen einzelne Verpflichtungen in bestimmten Situationen verändert und neu eingegangen, bzw. alte aufgegeben werden.
Die dritte Einflussart regelt also die Beziehung zwischen der Rechtfertigung von Veränderungen von allgemeinen Loyalitäten gegenüber bisherigen Verpflichtungen.
4.2.4 Interpretativer Einfluss
Der interpretative Einfluss regelt die Interpretation von Normen, v.a. von Rechtsnormen in den Befugnisinstanzen des Prozesswesens.
Normen vermitteln zwischen Wertbindungen, einzelnen Interessen und
Situationserfordernissen und müssen deshalb ständig Veränderungen auf diesen Ebenen angepasst werden. Interpretativer Einfluss hat die Aufgabe dies zu regeln. Er kommt z.B. zum Tragen bei der Reputation von Richtern oder Anwälten und bei der Auslegung ethischer Normen, die eine wichtige Rolle in religiösen Traditionen spielen.
4.3 Ist Einfluss ein Nullsummensystem?
Für den Bereich des politischen Einflusses beantwortet Parsons diese Frage mit einem klaren "ja“, weil dieser ein Kreislaufsystem ist, in dem der Prozess kollektiver Entscheidungsfindung mediatisiert wird.
Dies gilt aber nicht für Einfluss mittels Appell an unterschiedliche Loyalitäten.
Wenn man sich einer freiwilligen Vereinigung anschließt, gibt man diesem Verein seine Stimme, wie der Anleger, der der Bank sein Geld anvertraut. Der Verein tut aber mehr als nur Einfluss zu sammeln, sondern er schafft im Effekt ein Mehr an Einfluss, indem die Vereinsführung unabhängig entscheidet, wie der "Name " des Vereins benutzt wird, um bestimmte Engagements zu fördern, die für wünschenswert erachtet werden aber nicht im unmittelbaren Interesse der Vereinsmitglieder sind. Der Verein ist also eine Art Einflussbank, d.h. die Mitglieder treten dem Verein bei und geben ihm damit ihren Einfluss, weil sie sich davon erhoffen, dass der Verein bestimmte Mitgliederinteressen durchsetzt. Dies ist vergleichbar mit dem anlegen des Geldes bei einer Bank. Da der Verein aber auch andere Engagements fördert, die nicht direkt mit den Interessen der Mitglieder zusammenhängen, schafft er sich durch diese Förderung mehr Unterstützung und somit mehr Einfluss, was schließlich wiederum den Interessen der Mitglieder zugute kommt. Wenn aber die Mitglieder die strikte Abrechnung ihres gegebenen Einflusses fordern würden, wäre der Verein wie die Bank formal insolvent und dies würde die Handlungsfreiheit der Vereinsführer zerstören. Den Instanzen, die von der Unterstützung solcher Einflusslieferanten abhängig sind, würde die Grundlage genommen, die es ihnen ermöglicht, wichtige Verpflichtungen einzugehen.
5. Schlussbemerkungen
Diese Ausarbeitung soll einen Überblick über die Theorie der sozialen Interaktionsmedien liefern. Der vierte Aufsatz Parsons zur Medientheorie, der das Medium der generalisierten Commitments zum Thema hat, wurde nicht mit einbezogen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Hintergrund der Theorie der Interaktionsmedien?
Die Theorie der sozialen Interaktionsmedien basiert auf der Systemtheorie von Parsons. Parsons teilt die Welt in drei Systeme: das Telische System, das Handlungssystem und das Biologische/Physikalisch-Chemische System. Das Handlungssystem gliedert sich weiter in Persönlichkeitssystem, Organismensystem, Kultursystem und Sozialsystem, welches wiederum vier Subsysteme hat: Wirtschaft (Anpassung), Politik (Zielerreichung), gesellschaftliche Gemeinschaft (Integration) und Treuhändersystem (Strukturerhaltung).
Was sind soziale Interaktionsmedien?
Soziale Interaktionsmedien sind regulierende Steuerungsmechanismen für die Selektion und den Selektionstransfer mit dem Zweck, die Reproduzierbarkeit von erfolgreichen Problemlösungswegen zu erleichtern. Sie sind Mittel, um im Handeln bestimmte Absichten deutlich zu machen und gleichzeitig beim Handlungspartner ein Motiv für das Eingehen auf diese Absichten zu erzeugen.
Welche Komponenten hat ein Medium?
Ein Medium hat zwei Aspekte: die Vordergrundkomponente und die Hintergrundkomponente. Die Vordergrundkomponente ist eine Menge von Tauscheinheiten/Tauschgrößen. Die Hintergrundkomponente ist ein Netzwerk von Regeln, das die Voraussetzungen und Folgen der Interaktionen regelt.
Was ist Geld als Interaktionsmedium?
Geld ist ein Tauschmittel und Wertmesser mit Symbolcharakter. Es verkörpert den Wert "Nutzen" und ermöglicht den Zugang zur Kontrolle von Gütern.
Welche Freiheiten ergeben sich durch Geld als symbolisches Medium?
Geld bietet vier Freiheiten: die Wahl, wofür es ausgegeben wird; die Wahl zwischen verschiedenen Angebotsquellen; die Möglichkeit, den Kaufzeitpunkt selbst zu bestimmen; und die Möglichkeit, die Kaufbedingungen zu akzeptieren, abzulehnen oder zu beeinflussen.
Was macht Geld zu einem funktionierenden Medium?
Die Bedingung der Gegenseitigkeit in der Annahme von Geld ist entscheidend. Wer Geld im Austausch gegen reelle Güter "aufdrängt", muss auch selbst bereit sein, Geld im Austausch für seine Güter anzunehmen.
Ist Geld ein Nullsummensystem?
Nein, das Geldsystem ist kein Nullsummensystem, da das Kreditsystem nach anderen Regeln funktioniert. Geld hat sozusagen immer zwei Herren (den Anleger und den Kreditnehmer).
Was ist Macht als Interaktionsmedium?
Macht ist die generalisierte Fähigkeit zur Sicherung des Einhaltens bindender Verpflichtungen der Einheiten einer kollektiven Organisation.
Was ist der Unterschied zwischen Macht und Gewalt?
Gewalt kann als Druckmittel zur Durchsetzung von Verhalten eingesetzt werden, ist aber kein institutionalisiertes oder legitimiertes Symbol. Ein Machtsystem, das nur auf Gewalt basiert, ist primitiv.
Was ist der Unterschied zwischen Macht und Autorität?
Autorität ist das Recht auf Machtgebrauch oder Verhängung von Negativen Sanktionen und den Einsatz von Zwang, um eigene Prioritäten gegenüber denen von anderen durchzusetzen. Autorität ist kein zirkulierendes Medium.
Ist Macht ein Nullsummensystem?
Nein, auch das Machtsystem ist kein Nullsummensystem. Amtsinhaber investieren einen Teil der ihnen verliehenen Macht in andere kollektive Unternehmungen.
Was ist Einfluss als Interaktionsmedium?
Einfluss ist ein symbolisches Medium der Überredung. Ego überredet Alter, indem er diesem Informationen gibt, die ihn bei seiner Lage und Absicht zu einer bestimmten Entscheidung führen werden.
Welche Typen von Einfluss werden unterschieden?
Es gibt vier Einflusstypen: politischen Einfluss, fiduziären bzw. treuhänderischen Einfluss, Einfluss mittels Appell an unterschiedliche Loyalitäten und interpretativen Einfluss.
Ist Einfluss ein Nullsummensystem?
Für den Bereich des politischen Einflusses ja, da dieser ein Kreislaufsystem ist. Aber Einfluss mittels Appell an unterschiedliche Loyalitäten ist kein Nullsummensystem.
- Arbeit zitieren
- Birgit Eckler (Autor:in), 2001, T. Parsons Theorie der sozialen Interaktionsmedien, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/104732