In der Forschung wurde die ambivalente Rolle der deutschen Frau, welche während der Zwischenkriegszeit einer widersprüchlichen Mischung zwischen liberalen Reformvorstellungen und traditionell, konservativen Werteprinzipen entsprach, ausführlich diskutiert. Um Aussagen über die Erwartungen an Frauen in den 1920er Jahren und die damit
verbundenen Handlungsoptionen treffen zu können, erscheint es sinnvoll zu Beginn einen kurzen Überblick über die zeitgenössische Weiblichkeitskonstruktion zu geben.
Der ausführlichere Teil dieser Arbeit befasst sich jedoch mit der Frage, wie spezifische Geschlechtsmerkmale und Strömungen (bürgerlicher) zeitgenössischer Geschlechtsideologie für propagandistische Zwecke im Kontext der Ruhrkrise vereinnahmt wurden und welche innen- und außenpolitische Wirkung dieses hatten. Dafür wird zunächst gezeigt, mit welcher Form der Ausgrenzung und Diffamierung Frauen konfrontiert wurden, die sich nicht an den geforderten Widerstand hielten und damit als Verräter galten.
Anschließend werden zeitgenössische Berichte über Übergriffe auf Frauen auf ihre Besonderheiten analysiert, um
sprachliche Überspitzungen aufzudecken und Erzählmuster zu hinterfragen. Zuletzt soll außerdem noch knapp die Rolle politisch aktiver Frauen beleuchtet werden, welche aufgrund ihrer Überzeugungen, in den politischen Widerstand gegen die Besatzung gegangen sind.
Ziel dieser Hausarbeit ist es, anhand verschiedener Beispiele zu verdeutlichen, dass die Kategorie des Geschlechtes zentral für die Konstruktion politischer Kampagnen gegen die Besatzer war und sich besonders effektiv nutzen ließ, um ein bedrohliches Feindbild zu erschaffen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konstruktion von Geschlecht und Weiblichkeit in der Weimarer Republik
- Franzosenliebchen: Instrumentalisierung von unerwünschten Beziehungen zwischen deutschen Frauen und französischen Soldaten
- Frauen als Opfer: Vergewaltigungen und Übergriffe
- Übergriff auf eine Hebamme
- Vergewaltigung einer jungen Frau
- Politische aktive Frauen
- Weibliche Widerstandsbewegungen in Deutschland
- Internationale weibliche Widerstandsbewegungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie die Konstruktion von Geschlecht und Weiblichkeit in der Weimarer Republik zur politischen Instrumentalisierung im Kontext der Ruhrkrise genutzt wurde. Sie analysiert, wie die Geschlechterideologie im propagandistischen Kampf gegen die Besatzer eingesetzt wurde und welche Auswirkungen dies auf Frauen hatte.
- Die Konstruktion von Weiblichkeit in der Weimarer Republik und ihre Bedeutung für die politische Kultur
- Die Instrumentalisierung von Frauenbildern zur Erzeugung von Angst und Hysterie in der Bevölkerung
- Die Rolle der Frauen im Widerstand gegen die Besatzung und ihre unterschiedlichen Erfahrungen
- Die Auswirkungen der Ruhrkrise auf die Geschlechterbeziehungen und die politische Rolle von Frauen
- Die Nutzung von sexuell aufgeladener Sprache und Symbolen in der politischen Propaganda
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historische Situation der Ruhrkrise vor und erklärt, wie die (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen zur politischen Instrumentalisierung genutzt wurde. Sie skizziert die Forschungsfrage und die zentralen Themen der Arbeit. Das zweite Kapitel analysiert die Konstruktion von Geschlecht und Weiblichkeit in der Weimarer Republik und untersucht die dominanten Geschlechterrollen und -ideologien. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Instrumentalisierung von "Franzosenliebchen" - der Darstellung von Beziehungen zwischen deutschen Frauen und französischen Soldaten - als Mittel zur politischen Propaganda. Kapitel 4 untersucht die Darstellung von Vergewaltigungen und Übergriffen auf Frauen, die im Kontext der Ruhrkrise als Mittel zur Konstruktion von Feindbildern und zur Manipulation der öffentlichen Meinung eingesetzt wurden. Das Kapitel behandelt verschiedene Fallbeispiele, um sprachliche Überspitzungen aufzudecken und Erzählmuster zu hinterfragen. Das fünfte Kapitel beleuchtet die Rolle politisch aktiver Frauen im Widerstand gegen die Besatzung und die Auswirkungen ihrer Überzeugungen auf die politische Landschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Geschlecht und Weiblichkeit, politische Propaganda, Ruhrkrise, Geschlechterideologie, Instrumentalisierung, Feindbilder, Widerstand, sexualisierte Gewalt, deutsche Geschichte, Weimarer Republik.
- Arbeit zitieren
- Aileen Illing (Autor:in), 2020, Frauen während der Ruhrkrise. Die Vereinnahmung von Weiblichkeitskonstruktion für politische Zwecke, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1034444