Was genau müssen Detektive mitbringen, über das Institutionen nicht verfügen? Welcher Gehalt kann dem Machtzuspruch des Detektivs zugerechnet werden? Handelt es sich vielleicht um eine Kritik am Rechtssystem oder an den zeitgenössischen, gesellschaftlichen oder seelischen Normen? Ziel dieser Arbeit ist es herauszuarbeiten, welche Rolle die ermittelnden Parteien in Hoffmanns und Poes Erzählungen spielen. In welcher Beziehung stehen sie zueinander? Ferner soll eine Analyse dieser Machtverteilung unternommen werden.
Eine Bluttat, ein literarischer Mord als Ausgangslage, ruft dem Genre der Kriminal- oder Detektiverzählungen des 19. Jahrhunderts entsprechend zum Teil gänzlich gegensätzliche Parteien auf den Plan. Diese versuchen den Verbrechenshergang zu rekonstruieren und damit den Täter zu stellen. Allen voran wäre hier die Polizei als ausführendes Organ zu nennen. Sie ist „mit große[m] Aufgebot zur Stelle und mit löbliche[m] Eifer am Werk“, entpuppt sich aber meist doch nur als diensteifriger Routinier, der nichts weiter als sein berufliches Repertoire abspielt.
Nahezu antonym verhalten sich hingegen die (Amateur-)Detektive, die wörtlich Unberufenen, die ohne jede Berufserfahrung oder vielleicht gerade aufgrund ihrer fehlenden Praxis in den Untersuchungen so erfolgreich sind. So beispielsweise Edgar Allen Poes Figur C. Auguste Dupin, der zum Prototypen des Detektivs heranreifte und in einigen Erzählungen, beginnend bei The Murders in the Rue Morgue (1841), seine Intelligenz und sein Können unter Beweis stellt. Ebenfalls zu nennen wäre in diesem Kontext E.T.A. Hoffmanns Fräulein von Scuderi aus seiner Mordgeschichte Das Fräulein von Scuderi (1818), die mit einem unfehlbaren Gefühl und Ingeniosität des vermeintlich Schuldigen Unschuld beweist und ihn erfolgreich vor der damit unrechtmäßigen Exekution bewahrt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Detektiv als Komponente der Gruppe der ermittelnden Figuren
- Die beiden Detektive im Vergleich
- Der Detektiv und die Polizei
- Edgar Allan Poes The Murders in the Rue Morgue
- E.T.A. Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Rolle der ermittelnden Parteien in Hoffmanns und Poes Erzählungen zu untersuchen. Es soll herausgearbeitet werden, in welcher Beziehung diese Figuren zueinander stehen und welche Machtverteilung in den jeweiligen Werken dargestellt wird.
- Der Detektiv als Grenzgänger und -tester
- Der Detektiv als Symbol der Verbindung von Rationalität und Intuition
- Der Detektiv als Gegenentwurf zur etablierten Polizei
- Die Rolle der Frau in der Detektiverzählung
- Die Kontrastierung von Detektiv und Polizei
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der Detektiverzählung im 19. Jahrhundert dar und führt die beiden zentralen Figuren, C. Auguste Dupin aus Poes The Murders in the Rue Morgue und das Fräulein von Scuderi aus Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi, ein.
Kapitel 2 beleuchtet den Detektiv als Teil der ermittelnden Figuren und skizziert seine typischen Merkmale, wie Exzentrik und Isolation, sowie seine Arbeitsweise. Die Verbindung von rationalem Denken und Intuition wird als Schlüsselfaktor für den Erfolg des Detektivs herausgestellt.
Kapitel 3 vergleicht die beiden Detektive Dupin und das Fräulein von Scuderi. Dupins analytischer Verstand und seine Methode der Kontemplation werden beschrieben, während das Fräulein von Scuderi als eine Frau mit hohem Erfahrungsschatz und einer besonderen Intuition dargestellt wird.
Das Kapitel 4 befasst sich mit der Beziehung des Detektivs zur Polizei. In Poes The Murders in the Rue Morgue wird die Polizei als ineffektiv und unfähig dargestellt, während Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi eine komplexere Darstellung der Beziehung zwischen Detektiv und Polizei liefert.
Schlüsselwörter
Detektiv, Kriminalgeschichte, Ermittlung, Polizei, The Murders in the Rue Morgue, Edgar Allan Poe, Das Fräulein von Scuderi, E.T.A. Hoffmann, Rationalität, Intuition, Machtverteilung, Frauenrolle, Grenzgänger, Exzentrik, Kontemplation.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2020, Der Polizeibeamte und der Detektiv. Ein Vergleich des Beziehungsverhältnisses und der Ermittlungsarbeit der Ermittlerfiguren in "The Murders in the Rue Morgue" und "Das Fräulein von Scuderi", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1032213