Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit sollen die Besonderheiten von Gallizismen, insbesondere ihre phonologischen und graphematischen Eigenschaften, stehen. In diesem Zusammenhang soll untersucht werden, welche Fremdheitsmerkmale zu Schwierigkeiten bezüglich der Rechtschreibung von französischen Entlehnungen führen können.
Zunächst soll eine kurze Bestimmung des Fremdwortbegriffs erfolgen, wobei zusätzlich eine Abgrenzung zwischen Fremd- und Lehnwort vorgenommen werden soll. Daran anschließend sollen die besondere Graphem-Phonem-Beziehung französischer Entlehnungen dargestellt werden. Hierfür sollen zunächst phonologische und nachfolgend graphematische Merkmale erläutert werden, die sich in Bezug auf das deutsche Kernsystem unterscheiden. Im Anschluss daran soll die durchgeführte Untersuchung zur Fremdwortschreibung dargestellt werden. Hierfür soll zunächst der verwendetet Testbogen näher erläutert werden, gefolgt von der Darstellung der Ergebnisse.
Der Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache besteht zu einem großen Teil aus Fremdwörtern, die im Laufe der Jahrhunderte aus vielen unterschiedlichen Sprachen ganz oder zum Teil entlehnt wurden. Trotz der Bezeichnung „fremd“ sind sie als ein Bestandteil des deutschen Sprachsystems zu verstehen. Im Vergleich zum nativen Kernsystem weisen sie jedoch strukturelle Auffälligkeiten und quellsprachliche Eigenschaften auf, die sie von Wörtern des deutschen Wortschatzes unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffserklärung - Fremdwort
3 Graphem-Phonem-Korrespondenzen bei Gallizismen
3.1 Phonologische Fremdheitsmerkmale
3.2 Graphematische Fremdheitsmerkmale
4 Darstellung des Testbogens
5 Darstellung der Ergebnisse
6 Fazit
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Der Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache besteht zu einem großen Teil aus Fremdwörtern, die im Laufe der Jahrhunderte aus vielen unterschiedlichen Sprachen ganz oder zum Teil entlehnt wurden. Trotz der Bezeichnung „fremd“ sind sie als ein Bestandteil des deutschen Sprachsystems zu verstehen. Im Vergleich zum nativen Kernsystem weisen sie jedoch strukturelle Auffälligkeiten und quellsprachliche Eigenschaften auf, die sie von Wörtern des deutschen Wortschatzes unterscheiden. Daher bedarf es einer Gegenüberstellung von Fremdwörtern und nativen Wörtern, um die spezifischen Regeln ihrer Schreibung verständlich zu machen. Die Fremdwortschreibung wurde viele Jahre über hinweg, kaum systematisch untersucht. Dabei zeigt sich ,insbesondere im Zuge der letzten Rechtschreibreform, dass die Schreibung der Fremdwörter ein stark diskutiertes Thema ist, dessen Spezifika gezielt und umfassend untersucht werden sollten.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit sollen die Besonderheiten von Gallizismen, insbesondere ihre phonologischen und graphematischen Eigenschaften, stehen. In diesem Zusammenhang soll untersucht werden, welche Fremdheitsmerkmale zu Schwierigkeiten bezüglich der Rechtschreibung von französischen Entlehnungen führen können. Zunächst soll eine kurze Bestimmung des Fremdwortbegriffs erfolgen, wobei zusätzlich eine Abgrenzung zwischen Fremd- und Lehnwort vorgenommen werden soll. Daran anschließend sollen die besonderen Graphem-Phonem-Beziehung französischer Entlehnungen dargestellt werden. Hierfür sollen zunächst phonologische und nachfolgend graphematische Merkmale erläutert werden, die sich im Bezug auf das deutsche Kernsystem unterscheiden. Im Anschluss daran soll die durchgeführte Untersuchung zur Fremdwortschreibung dargestellt werden. Hierfür soll zunächst der verwendetet Testbogen näher erläutert werden, gefolgt von der Darstellung der Ergebnisse. Den Abschluss der vorliegenden Arbeit bildet ein Fazit, in dem die erarbeiteten Ergebnisse zusammengefasst werden sollen.
2 Begriffserklärung - Fremdwort
Im Folgenden Abschnitt soll eine kurze Bestimmung des Fremdwortbegriffs sowie eine Abgrenzung zum Begriff des Lehnwortes vorgenommen werden. Sprachen unterliegen einem stetigen Wandel. So hat sich der deutsche Wortschatz durch zahlreiche Entlehnungen von Wörtern und Wortinhalten aus anderen Sprachen, seit Jahrhunderten fortwährend vergrößert. Während bei vielen Wörtern die Herkunft aus einer anderen Sprache nicht mehr ersichtlich ist (Lehnwörter), wird der fremde Ursprung bei anderen entlehnten Wörtern, durch die Gegenüberstellung mit Wörtern des Kernwortschatz unverkennbar (Fremdwörter). Trotz etlicher Versuche den Begriff des Fremdwortes eindeutig zu definieren, kann nicht von einer allgemeingültigen Definition ausgegangen werden. Nach Eisenberg (2012, S. 29) muss bei der Betrachtung der Begrifflichkeiten die Fremdheitsmerkmale des Wortes als Ausgangspunkt genommen werden. Demnach ist ein Wort ein Fremdwort, wenn es „fremde Eigenschaften hat, die der Normalsprecher einer fremden Sprache zuschreibt.“ (ebd.). Aufgrund dessen kann die Unterscheidung vorgenommen werden, ob ein Wort als nativ oder nicht-nativ (fremd) charakterisiert wird. Dabei können die erwähnten fremden Eigenschaften von dem phonologischen, morphologischen oder graphematischen System der Empfängersprache abweichen. Hierdurch werden fremdsprachliche Merkmale in den nativen Wortschatz der jeweiligen Empfängersprache transferiert (Nübling 2017, S. 134). Auch wenn diese Wörter ganz oder nur teilweise aus anderen Sprachen übernommen werden sind sie Wörter des Deutschen, die einen besonderen Bestandteil im deutschen Wortschatz einnehmen (Eisenberg 2012, S. 2). Dies wird beispielsweise im Hinblick auf den Begriff Gallizismus, der ein Fremdwort aus dem Französischen bezeichnet, deutlich, zumal hier „zum Ausdruck [kommt], dass es sich nicht um ein Wort des [Französischen] handelt, sondern um eins, das ganz oder in Teilen aus dem [Französischen] stammt.“ (ebd., S. 9).
Unter dem Begriff Lehnwort versteht man Wörter, „die vollständig ins Deutsche integriert, also dem deutschen Wortschatz gänzlich angepasst (assimiliert) [sind].“ (Nübling 2017, S. 134). Die ursprünglich fremde Herkunft des Wortes ist weder im Bereich der Phonologie, der Morphologie oder der Graphematik zu erkennen. Da die Wörter nicht von den Normen der Empfängersprache abweichen, werden sie demnach vom Normalsprecher nicht als fremd wahrgenommen. Lediglich im Hinblick auf „sprachhistorische und allgemeinhistorische Fragen“ erscheint die genauere Betrachtung des herkunftssprachlichen Stammes des Lehnwortes von Interesse (Eisenberg 2012, S. 32)
3 Graphem-Phonem-Korrespondenzen bei Gallizismen
Ebenso wie das Deutsche ist auch das Französische eine Sprache mit Alphabetschrift, „der das phonographische Prinzip zugrunde liegt.“ (Volland 1986, S. 85). Für den Bereich der Fremdwörter gelten jedoch besondere Graphem-Phonem- bzw. Phonem-Graphem-Regeln, wobei die Gründe für das Auftreten phonologischer und graphematischer Art sein können (DUDEN 2009, S. 91). Im Gegensatz zu anderen Sprachen besteht ein Charakteristikum der deutschen Sprache darin, dass die Schreibung von Fremdwörtern zumeist herkunftssprachennah erfolgt. Dabei können, die durch Entlehnungen ausgelösten, Phänomene, welche auf dem Kontakt zwischen verschiedenen Sprachen bzw. Sprachsystemen beruhen, auf zweierlei Weise betrachtete werden. Zum einen können „die Lautung, Schreibung, Flexion und Bedeutung eines Wortes [aus einer anderen Sprache] übernommen, d.h. ins Deutsche transferiert werden (Transferenz).“ (Munske 2010, S. 617). Zum anderen können diese quellsprachlichen Transferenzen auch durch die Empfängersprache beeinflusst werden, indem die Entlehnungen „dem [deutschen Sprachsystem] angepasst, d.h. ins Deutsche integriert werden (Integration).“ (ebd.). Dabei deuten Transferenz und Integration
nur die Richtung der Interferenz, d.h. des Sprachwandels durch Sprachkontakte an [, da] entweder die deutsche Sprache betroffen [ist], indem ihr durch Entlehnungen etwas hinzugefügt wird oder die entlehnten Wörter sind betroffen, indem sie Anpassungen an die aufnehmende Sprache erfahren. (ebd.)
Dabei kann die Integration eines fremden Wortes in circa vier Stufen untergliedert werden. Zunächst erfolgt die Schreibung nach der Herkunftssprache, gefolgt von der beginnenden Integration, der Integration sowie der Vollintegration in das deutsche Sprachsystem (Ossner 2010, S. 263). Diesen Weg muss jedoch nicht jedes Fremdwort vollständig durchlaufen, da einige Fremdwörter bereits auf einer früheren Stufe stehen bleiben, wodurch sogenannte Hybridformen entstehen können (ebd.).
3.1 Phonologische Fremdheitsmerkmale
Mit der Entlehnung von Wörtern aus anderen Sprachen werden im Deutschen zunehmend Laute übernommen, die im Phoneminventar des nativen Wortschatzes nicht vorhanden sind. Dabei können bei der Reproduktion dieser fremden Laute zwei Möglichkeiten in Erscheinung treten (Volland 1986, S. 18):
1. Der, für das deutsche Phonemsystem, fremde Laut wird vom Sprecher des Deutschen übernommen und imitiert (phonemische Transferenz). Nach Munske (1995, S 460ff.) haben diese fremden Laute jedoch keinen Phonemstatus mehr, „da sie im deutschen Wortschatz keine Minimalpaare bilden [und] ihre Realisierung primär der Imitation [und] der Orientierung an den Quellsprachen verdanken.“.
2. Der, für das deutsche Phonemsystem, fremde Laut wird mit einem ähnlichen und einen, für den Sprecher des Deutschen, bekannten Phonem ersetzt (phonemische
Integration). Dieser Vorgang wird auch als Substitution bezeichnet.
Im Folgenden sollen die wichtigsten Merkmale und Eigenschaften von Gallizismen im Bereich der Phonologie, getrennt nach Konsonanten und Vokalen, näher betrachtet werden.1
Konsonanten:
Das Französische besitzt mehrere Konsonanten, die im deutschen Sprachsystem nicht vorhanden sind. Hierbei spielen für die französischen Entlehnungen im Deutschen vor allem der stimmhafte, alveolare Frikativ [ᴣ], der stimmhafte Nasalkonsonanten [ɲ] sowie der (Halb-) Konsonant [w] eine wichtige Rolle.
Der alveolare Frikative [ᴣ] stellt eine Besonderheit dar, weil er sich als stimmhafte Korrelation zu [ʃ] gut in das Kernsystem der deutschen Konsonanten einreiht und so eine Bereicherung des deutschen Phonemsystems darstellt. (Eisenberg 2009, S. 98). Daher wurde die Aufnahme von [ᴣ] in das Phoneminventar der Kerngrammatik bereits mehrfach diskutiert, wodurch jedoch der Eindruck geschaffen wird, dass es sich im Hinblick auf den Lautbestand nicht um ein Fremdphonem handelt (ebd.). Die lautlichen Fremdheitsmerkmale des Konsonanten [ᴣ] werden erst bei der Betrachtung seiner Stellung innerhalb des Wortes ersichtlich. In französischen Entlehnungen kann der alveolare Frikative [ᴣ] hauptsächlich in drei Positionen auftreten.
Zum einen steht er am Anfangsrand einer Vollsilbe wie in Genie, Genre, genieren oder Gelatine. In diesen Fällen, in denen [ᴣ] im Anlaut der Vollsilbe steht, bleibt die Stimmhaftigkeit des Konsonanten zumeist erhalten (Eisenberg 2009, S. 99). Auch wenn hier eine deutliche Stabilität zu verzeichnen ist, wird [ᴣ] nicht zu einem Phonem des nativen Wortschatzes, da keine Minimalpaare im Kernwortschatz gebildet werden können, in denen [ᴣ] und [ʃ] in Opposition steht (ebd.). Des Weiteren kann der alveolare Frikative [ᴣ] intervokalisch, d.h. am Anfangsrand einer Reduktionssilbe wie in Blamage, Garage, Plantage oder Massage, sowie im Auslaut, z.B. in den Wörtern beige, orange oder Rouge, stehen. Die Fremdheit des Phonems wird insbesondere in der letztgenannten Position deutlich, da das Deutsche das Merkmal der Stimmhaftigkeit im Auslaut nicht kennt bzw. da das Auftreten von stimmhaften Obstruenten im Auslaut in Wörtern des Kernwortschatzes nicht existiert (ebd.). Hierbei erfolgt häufig eine Integration des unbekannten Lautes durch Entstimmung, wodurch [ᴣ] als [ʃ] realisiert wird (Volland 1986, S. 62).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wird das „stumme e am Wortende des Französischen im Deutschen als Schwa gesprochen“ (Eisenberg 2009, S. 99), so kann die Entstimmung vermieden werden. Dies ist beispielsweise in den entlehnten Wörtern der Fall, in denen der alveolare Frikative [ᴣ] intervokalisch, d.h. am Anfangsrand einer Reduktionssilbe steht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ein weiteres Phonem, welches im deutschen Sprachsystem nicht vorhanden ist, das jedoch im Bereich der französischen Entlehnungen eine wichtige Rolle spielt, ist der palatale Nasalkonsonant /ɲ/. Dieser Laut liegt artikulatorisch gesehen zwischen [n] und [ɳ] des Kernwortschatzes (ebd.). Hierbei besteht jedoch im Deutschen die Schwierigkeit [n] und [j] gleichzeitig bzw. aufeinanderfolgend zu sprechen (Volland 1986, S. 63). Aufgrund dieser Ausspracheschwierigkeiten erfolgt im Deutsch fast immer eine Integration des Phonems [ɲ]. Dieses wird durch ersetzt, durch „de[n] unmarkierten Nasal [n] und de[n] stimmhaften, palatalen Frikativ [ʝ].“ (Eisenberg 2009, S.99).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der (Halb-) Konsonant [w] ist im Französischen weit verbreitet. Für die französischen Entlehnungen ist er jedoch eher von untergeordneter Bedeutung und soll daher nur kurz erläutert werden. Dieser (Halb-)Konsonant tritt nicht allein auf, sondern nur in Verbindung mit Vokalen, z.B. [me’mwa:rən] Memoiren (Volland 1986, S. 51). Die Schwierigkeit bei der Aussprache dieses Phonems im Deutschen besteht darin, dass der Laut mit „velarer Enge und Lippenrundung gebildet wird.“ (Eisenberg 2009, S. 100). Daher wird das Phonem [w] im Deutschen häufig mit einem öffnenden Diphthong [o̯a] – [kro̯a’sã:] (Croissant) ersetzt (Integration) und stellt die normale Aussprache dieser französischen Entlehnungen dar (ebd.). Bei fortschreitender Integration des Wortes kann das Phonem auch zu einem einfachen [o] integriert werden, z.B. [tolɛtə] Toilette (ebd.).
Vokale:2
Das Französische kennt vier Nasalvokale, die im nativen Wortschatz des Deutschen völlig fehlen: [ɛ̃] vin, [ã] Orangenade, [õ] Monteur und [œ̃] Parfum. Die Schwierigkeit bei der Artikulation dieser nasalierten Vokale im Deutschen besteht darin, „Mund und Nase für den Luftstrom zu öffnen und dies bis zum Ende durchzuhalten.“ (Volland 1986, S. 45ff.). Während [œ̃] in französischen Entlehnungen eher selten auftreten, ist das wesentlichste Vorkommen der anderen drei Nasalvokale „das in offener, betonter Silbe und so, dass dem Vokalbuchstaben im geschriebenen Wort ein <n> folgt.“ (ebd., S. 103).
[ɛ̃] - Cousin, Refrain, Terrain, Genre, Kretin
[ã] - Appartement, Branche, Restaurant, Balance, Pendant
[õ] - Annonce, Balkon, Monteur, Ballon, Coupon, Saison
[...]
1 Für die Untersuchung der deutschen und französischen Lautung wurde folgende Wörterbücher verwendet: Duden (2005) „Das Aussprachewörterbuch“ und Krech et.al. (2009) „Deutsches Aussprachewörterbuch.
2 Da die Lang- und Kurzvokale auf dieselbe Weise wie im deutschen Kernwortschatz geschrieben werden, soll im Folgenden die Kennzeichnung der Länge nicht explizit markiert werden.