Überall im Fernsehen werden heute Computeranimation eingesetzt. Die Technik wächst stetig und mit ihr auch die Möglichkeit,
1.: Anspruch von Nachrichtensendungen
Nachrichtensendungen im Fernsehen sind vor allem um Objektivität bemüht. Sie haben dabei den Vorteil, das das Fernsehen unmittelbarer und glaubwürdiger erscheint als andere Medien, da Rezipienten dem visuell Faßbaren mehr Glauben schenken als dem pur auditiven. Die Relevanz der Fernsehnachrichten ist enorm: 90 % aller Personen über 14 Jahren sind in Deutschland an ihnen interessiert. Dies sind etwa 57 mio. Deutsche.
1.1.: Unterschied RTL / ARD
Der Anspruch der Nachrichtensendungen ist von Sender zu Sender zu verschieden. So will die Nachrichtensendung von RTL, „RTL-aktuell“, vor allem Nachrichten für den „kleinen Mann“ machen.
Sie zeichnen sich durch verständliche und einfache Sprache aus, während die „Tagesschau“ der ARD als besonders seriös gilt. Ihre Sprecher wirken nüchtern und kühl und lesen vom Blatt. Aus diesem Unterschied heraus ergibt sich auch der Einsatz von Fiktionalisierung. „RTL-aktuell“ macht zahlreich Gebrauch von Grafiken zur Visualisierung komplexer Sachverhalte. Wahlsondersendungen und das Wetter werden komplett virtuell dargestellt. 1997 war RTL der erste Sender der den Wetterbericht komplett virtuell dargestellt hat.
2.: Möglichkeiten und Einsatz von Fiktionalität
Zahlreiche, komplexe und schwierige Abläufe lassen sich besser bildlich als textlich darstellen.
Die Nachrichtensendungen bedienen sich der Computeranimation vor allem, um komplexe oder schwer verständliche Abläufe verdeutlichen zu können. Dies geht dank der Technik auch dann, wenn gerade keine Kamera vor Ort ist.
Beispiel: Der Unfalltod von Lady Di 1997
RTL-Aktuell zeigt in einer 3D - Animation von 15 Sekunden Dauer spekulativ die Rekonstruktion des Unfalls.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Originalton des Beitrages weist RTL daraufhin, daß es sich hierbei um pure Theorie handelt.
2.1.: verschiedene Verfahren:
Chroma-Key-Verfahren ( „ Blue-Box-Technik “ ):
Künstliche Hintergründe werden bei diesem Verfahren in Aufnahmestudios geschaffen. Ein Bildgeber projiziert ein Bild auf eine blaue oder anders einfarbige Spezialwand, diese wirft es in die elektronische Kamera zurück. Dies ermöglicht, hinter dem Sprecher eine jeweils zur Meldung passende Illustration als optische Stütze einzublenden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
virtuelles Studio:
Die Studiowelt ist bereits eine künstliche Wirklichkeit, das virtuelle Studio ist die Steigerung hierzu. Durch digitale Bildtechnik wird es möglich gemacht, Kulissen und Inventar nicht vorhanden sind. Lediglich der Moderator ist echt. Der Moderator bewegt sich in einem leeren, blauen Raum, der als Projketionsfläche für Computerbilder dient. Obwohl das ARD bereits mitte der neunziger Jahre das virtuellen Studio für den Einsatz in den Nachrichten getestet hat, ist es bisher nie in den Fernsehnachrichten zum Einsatz gekommen.
Komplette Computeranimation:
In den Nachrichtensendungen kommt dieses Verfahren zum Beispiel bei der Präsentation des Wetters zum Einsatz.
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Das Problem was es hierbei zu überbrücken gilt, ist Nichtvisuelles zu visualisieren. Weitere Beispiele: Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft werden in Nachrichtensendungen häufig mit den gleichen austauschbaren Bildern von Gebäuden, Konferenzen und Persönlichkeiten illustriert. Computergrafiken im Fernsehen gibt es bereits seit gut 25 Jahren. Sie können nicht nur statisch, sondern auch dynamisch dargestellt werden (z.B. Wetter).
Das virtuell hergestellt Bild gelingt teilweise so perfekt, daß ohne Hinweise oder Kennzeichnung der Zuschauer nicht immer mit Sicherheit erkennen kann, ob es sich um ein künstlich erzeugtes Bild handelt. Dies ist im um so mehr von Bedeutung, als das auch nicht vorhandenes dargestellt werden kann. (s.o. Lady Di)
Literaturangaben:
- Darschin, Wolfgang/ Horn, Imme (1997): Die Informationsqualität der Fernsehnachrichten aus Zuschauersicht. Ausgewählte Ergebnisse einer Repräsentativbefragung zur Bewertung der Fernsehprogramme. In: Media Perspektiven, 5: 269 - 275
- Darschin, Wolfgang (1999): Tendenzen im Zuschauerverhalten. Fernsehgewohnheiten und Programmbewertungen 1998. In: Media Perspektiven, 4: 154 - 166
- Kloeppel, Peter (1997): Virtuelle Hilfsmittel. In: agenda, 31: 25/26
- Leder, Dietrich (1997): Libidinös besetzte Abenteuer. In: agenda, 31: 14-17
- Meckel, Miriam (1997): Bildersturm in Dosen. TV-Nachrichten unterliegen dem Zwang zur Visualisierung. Was tun, wenn die Bilder fehlen? Können Computerbilder reale Bilder ersetzen? In: agenda, 31: 23/24
- Meckel, Miriam (1998): Nachrichten aus Cyburbia. Virtualisierung und Hybridisierung des Fernsehens. In: Kamps, Klaus/ Meckel, Miriam (Hrsg.): Fernsehnachrichten. Prozesse, Strukturen, Funktionen. Opladen: Westdeutscher Verlag, 203 - 212
- Meckel, Miriam/ Kamps, Klaus (1998): Fernsehnachrichten. Entwicklung in Forschung und Praxis. In: Kamps, Klaus/ Meckel, Miriam (Hrsg.): Fernsehnachrichten. Prozesse, Strukturen, Funktionen. Opladen: Westdeutscher Verlag, 11 - 29
- Ruppmann, Kornelia (1995): Gespaltene Aufmerksamkeit. Rezeptive Präferenzen bei der Wahrnehmung von Bild-Schrift-Kombinationen im Fernsehen. Münster: Lit-Verlag
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in diesem Text über Fernsehnachrichten?
Dieser Text behandelt den Einsatz von Computeranimationen und Fiktionalisierung in Fernsehnachrichtensendungen, insbesondere im Vergleich zwischen RTL-aktuell und der Tagesschau der ARD. Er untersucht, wie diese Techniken eingesetzt werden, um komplexe Sachverhalte zu visualisieren und die Glaubwürdigkeit der Nachrichten zu beeinflussen.
Was sind die Hauptunterschiede zwischen RTL-aktuell und der Tagesschau hinsichtlich der Fiktionalisierung?
RTL-aktuell setzt stärker auf Grafiken und virtuelle Darstellungen, um Nachrichten verständlicher zu machen. Sie verwenden einfache Sprache und präsentieren Nachrichten für den "kleinen Mann". Die Tagesschau hingegen gilt als seriöser, mit nüchternen Sprechern und weniger offensichtlicher Fiktionalisierung.
Welche Verfahren der Fiktionalisierung werden in Fernsehnachrichten eingesetzt?
Der Text nennt das Chroma-Key-Verfahren (Blue-Box-Technik), virtuelle Studios und komplette Computeranimationen als Beispiele. Das Chroma-Key-Verfahren ermöglicht es, künstliche Hintergründe einzublenden, während virtuelle Studios komplette Kulissen digital erzeugen. Computeranimationen werden beispielsweise für Wetterberichte verwendet.
Warum werden Computeranimationen in Nachrichtensendungen eingesetzt?
Computeranimationen helfen dabei, komplexe oder schwer verständliche Abläufe zu verdeutlichen. Sie ermöglichen die Visualisierung von Ereignissen, bei denen keine Kamera vor Ort war, wie beispielsweise der Unfalltod von Lady Di.
Welche Kritik gibt es am Einsatz von Fiktionalisierung in Nachrichtensendungen?
Ein Problem ist, dass Zuschauer möglicherweise nicht immer erkennen können, ob es sich um ein künstlich erzeugtes Bild handelt. Dies kann problematisch sein, wenn nicht vorhandene Ereignisse dargestellt werden, da es die Glaubwürdigkeit der Nachrichtensendung untergraben kann.
Welche Literatur wird in diesem Text zitiert?
Der Text zitiert verschiedene Autoren und Publikationen, darunter Wolfgang Darschin, Imme Horn, Peter Kloeppel, Dietrich Leder, Miriam Meckel, Klaus Kamps, Kornelia Ruppmann und Winfried Schulz. Diese Werke behandeln Themen wie die Informationsqualität von Fernsehnachrichten, Zuschauerverhalten, virtuelle Hilfsmittel im Fernsehen und die Konstruktion von Realität in den Medien.
- Arbeit zitieren
- Carsten Lappe (Autor:in), 2001, Computeranimation in den Fernsehnachrichten, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/101764