Ziel dieser Arbeit ist es, im wissenschaftlichen Sinne darzustellen, was unter Macht bzw. unter Machtmotivation zu verstehen ist. Es wird zudem herausgestellt, dass es sich bei der Machtmotivation, um ein Motiv höherer Art handelt und dass dieses durch Tests gemessen und bewertet werden kann. Über die Taxonomie von French/Raven (1959) wird dargestellt, welche Motive der Machtausübende beim anderen Individuum anspricht. Final kritisch betrachtet wird die Macht im Unternehmen, vor allem bei Führungskräften ab dem mittleren Management. Dabei werden das Reifestadienmodell der Macht von David McClelland als auch die Machtdistanz-Reduktion-Theorie von Mauk Mulder sowie die als pathologische Form des Machtmotivs – der Narzissmus – beleuchtet. Abschließend werden Empfehlungen als Erfolgswerkzeuge ausgesprochen, sodass der Umgang mit Macht positiv in die Unternehmenskultur integriert werden kann.
1 nhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Ziel dieser Arbeit
1.2. Definition -Machtbegriff
1.3. Ist Macht im Prinzip gut oder böse?
2. Organisational Macht
2.1. Machtmittel
2.2. Motivation
2.3. Machtmotivation
2.4. Machtmotiv im Kontext anderer Motive
2.5. Indikatoren des Machtmotivs
2.6. Thematische Auffassungstest
2.7. Operanter Motivtest
2.8. Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung ( BIP )
3. Macht im Unternehmen
3.1. Reifestadien der Macht
3.2. Narzissmus
3.3. Machiavellismus
3.4. Macht-Distanz-Reduktion-Theorie
3.5. Das Peter Prinzip
4. Erkenntnisse für die Unternehmenskultur
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Ziel dieser Arbeit
Ziel dieser Arbeit ist es, im wissenschaftlichen Sinne darzustellen, was unter Macht bzw. unter Machtmotivation zu verstehen ist. Es wird zudem herausgestellt, dass es sich bei der Machtmotivation, um ein Motiv höhere Art handelt und dass dieses durch Tests gemessen und bewertet werden kann. Über die Taxonomie von French/Raven ( 1959) wird dargestellt, welche Motive der Machtausübende beim anderen Individuum anspricht. Final kritisch betrachtet wird die Macht im Unternehmen, vor allem bei Führungskräften ab dem mittleren Management, dabei wird das Reifestadienmodell der Macht von David McC/elland, als auch die Machtdistanz-Reduktion-Theorie von Mauk Mulder, sowie die als pathologische Form des Machtmotivs - der Narzissmus - hinterleuchtet. Abschließend werden Empfehlungen als Erfolgswerkzeuge ausgesprochen, sodass der Umgang mit Macht positiv in die Unternehmenskultur integriert werden kann.
1.2. Definition - Machtbegriff
Macht ist ein Phänomen sämtlicher sozialer Gemeinschaften. Sie kann von einzelnen Personen oder Gruppen ausgehen, wie Parteien, Organisationen, Unternehmen oder Verbänden. Vom Staat wird auf die Gesellschaft ebenso Macht ausgeübt wie im zwischenmenschlichen Bereich, zwischen Eltern und Kindern, Lehrern und Schülern oder Partnern.
Machtverhältnisse haben grundsätzlich zwei Seiten. Eine Seite hat dabei mehr, die andere Seite weniger Macht. Es besteht ein Austauschverhältnis zwischen dem Mächtigen und dem Beherrschten.
Philosophen haben früh begonnen, sich mit verschiedenen Machtverständnissen auseinanderzusetzen. Aristoteles (384-322 v.Chr.) sprach von der politischen Herrschaft, bei der ihm zufolge Freie über Freie herrschen, die sich in ihren Machtpositionen abwechseln. Niccolo Machiavelli (1469-1527), ein florentinischer Philosoph und Politiker, be- fand, dass Macht anders als Autorität nicht legitimiert werden müsse, sondern eine praktische Tatsache sei. Für den Staatstheoretiker Thomas Hobbes (1588-1679) ergibt sich aus der natürlichen Aneignungsmacht der Menschen über die Natur und naturbedingten Machtunterschieden die Vorstellung eines Herrschaftsanspruchs aller über alle. Nur durch Machtkonzentration, etwa durch den Staat, könnten daraus folgende Konflikte verhindert werden.
Der Soziologe Max Weber (1864-1920) definiert Macht als:
„Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht.1 “
Hannah Arendt (1906-1975), politische Theoretikerin und Publizistin, schrieb: „Macht entspricht der menschlichen Fähigkeit, nicht nur zu handeln oder etwas zu tun, sondern sich mit anderen zusammenzuschließen und im Einvernehmen mit ihnen zu handeln.2 “ Macht ist für sie im positiven Sinne das Zusammenwirken von freien Menschen zugunsten des Gemeinwesens, nicht die Durchsetzung privater Interessen. Über Macht verfüge niemals ein Einzelner, sie sei nur existent, solange die Gruppe zusammenhalte.
Der französische Philosoph Michel Foucault (1926-1984) spricht von einer Allgegenwart von Machtbeziehungen. Machtverhältnisse bestimmen laut Foucault die gesamte Lebenswelt einer Gemeinschaft.
1.3. Ist Macht im Prinzip gut oder böse?
Was ist Macht? Ist Sie Fluch oder Segen? Ist Sie gut oder schlecht? Unser Verhältnis zur Macht ist beharrlich ambivalent. Gerade im deutschen Sprachraum verbinden wir mit dem Machtbegriff oft nichts Gutes. Zu nah ist die Erinnerung an den Machtmissbrauch, der die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte geprägt hat.
Die negative Konnotation des Machtbegriffes hat in Deutschland - anders als etwa im angelsächsischen Raum, wo der Begriff Power nicht negativ besetzt ist, dazu geführt, dass in vielen Bereichen keine unvoreingenommene Auseinandersetzung mit dem Machtbegriff stattgefunden hat. Besonders augenfällig ist dies in einem Bereich, in dem die Ausübung von Macht zum alltäglichen Geschäft gehört: in der Führung von Unternehmen. Hier sind die verschiedensten Aspekte der Macht - positive wie negative - immer in der einen oder anderen Form präsent. Doch selten wird dies offen diskutiert. Machtkämpfe spielen sich hinter den Kulissen ab. Schon Ihre bloße Erwähnung ist oft ein Tabu oder zumindest in offener Runde nicht opportun. Und selbst die positiven Seiten einer „gesunden“ Macht, jenseits von taktischen Spielen zügelloser Führungskräfte, werden im Unternehmensalltag ebenso wie in der Managementlehre kaum thematisiert, stattdessen „trägt man Verantwortung“.
Erst in den 1980er Jahren wird der positive Aspekt der Machtmotivation thematisiert. ,, Power is the capacity to effect [ or affect] organisational outcomes.3 ” Hier wird deutlich das Macht per se nicht etwas Schlechtes im Sinne von Herrschaft sein muss, sondern vielmehr eng mit Gestalten zusammenhängt.
2. Organisationale Macht
2.1. Machtmittel
Jedwede Kommunikation kann dazu benutzt werden, das Erleben und Verhalten anderer Menschen zu manipulieren. French/ Raven (1959) haben eine Taxonomie solcher Machtquellen aufgestellt:
Legitime Macht
Die legitime Macht bezieht sich z. B. auf die Macht von Vorgesetzten, aufgrund ihrer relativen Position in einer Organisationsstruktur. Legitime Macht ist identisch mit Autorität und ist abhängig von der Überzeugung von Individuen, vom Recht eines Vorgesetz- ten, seine Stellung innezuhaben und der Akzeptanz des Stelleninhabers. Legitimation kann auch durch Wahl, Rechtsprechung oder andere Verfahren geschaffen werden.
Macht durch Belohnung
Belohnungsmacht hängt von der Fähigkeit des Machtausübenden ab, Belohnungen zu vergeben. Neben materiellen oder finanziellen Belohnungen können auch Aufmerksamkeit, Lob und Zuwendung zur Anwendung kommen. Die Macht durch Belohnung bezieht sich z. B. auf die Möglichkeit von Vorgesetzten, den Mitarbeitenden Vorteile, Wohlstand oder Beförderung zu verschaffen oder ihren Lohn oder Verantwortungsbereich zu vergrößern.
Macht durch Zwang
Macht durch Zwang meint die Ausübung von negativen Einflüssen z. B. durch Degradierung oder Entlassung oder Zurückhaltung von Belohnungen. Der Gehorsam der Abhängigen wird durch den Wunsch nach wertgeschätzten Belohnungen oder die Angst vor deren Versagung erreicht.
Macht durch Identifikation
Diese Form der Macht bezieht sich auf die Fähigkeit des Machtausübenden, bei den Bezugspersonen ein Gefühl der Verbundenheit hervorzurufen. Der Machtausübende beeinflusst Einstellungen der Bezugsperson zur Machtperson (zu sich) selbst und damit die Emotionen, sowie Ziele und Absichten der Bezugsperson. Sie basiert auf dem Charisma des Machtinhabers. Die zu beeinflussenden Personen wollen sich mit den persönlichen Eigenschaften und Qualitäten des Machtinhabers identifizieren und gewinnen Befriedigung aus ihrer Akzeptanz als Mitläufer und Nachfolger.
Macht durch Wissen
Hier entsteht Macht durch situationsbezogenes, wertvolles Wissen des Machtausübenden. Diese Macht der Experten beruht auf deren Fähigkeiten oder Erfahrungen. Anders als die anderen Machtbasen ist diese hochspezifisch und auf den speziellen Bereich eingeschränkt, auf welchem der Experte erfahren und qualifiziert,
Macht durch Informationsvorsprung
Nötig sind nur der Zugang zu den Informationen und die Kontrolle über die Kommunikationskanäle. Durch Verbreitung von Information oder ihrer Fälschung (Desinformation) werden die Informationsempfänger beeinflusst.
2.2. Motivation
Motivation beschreibt einen bewussten leicht aktualisierbaren Zugang zur Handlungsquelle. Motivation hat mit Zielen zu tun und mit der Überzeugung, Dinge schaffen zu können. Zur Motivation gehören demnach Ziele, die selbst (intrinsisch ) oder von außen gesetzt sind ( extrinsisch ).
2.3. Machtmotivation
Das Machtmotiv zählt zusammen mit dem Leistungs- und dem sozialen Anschlussmotiv, zu den Motiven höherer Ordnung und kann, wie diese ebenfalls gemessen werden.
2.4. Machtmotiv im Kontext anderer Motive
McClelland unterscheidet drei zentrale Motivgruppen, bei denen Menschen sich stark unterscheiden. Diese sind Leistungsmotive, Machtmotive und soziale Anschlussmotive. Je nach Ausprägung dieser Motive zeigen Menschen eine sehr unterschiedliche Motivation und unterschiedliches Verhalten am Arbeitsplatz, wie folgende Abbildung zeigt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Motive und Motivation nach McClelland ( 1975 )
Leistungsmotive
Leistungsmotive beschreiben den Antrieb, Erfolg zu haben und anspruchsvolle Ziele anzustreben und zu verfolgen. Sie führen zu Leistungsmotivation. Menschen mit hoher Leistungsmotivation streben nach Erfolg und danach, Dinge besser und effizienter als andere Menschen zu machen. Sie bevorzugen Arbeitstätigkeiten und Bedingungen mit hoher Eigenverantwortung, persönlichem Einfluss auf das Arbeitsergebnis, schnellem Feedback und sie wünschen Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Menschen.
Machtmotive
Machtmotive sind ein Antrieb, Einfluss über andere zu gewinnen und in der Hierarchie aufzusteigen. Sie führen zu Machtmotivation. Personen mit hoher Machtmotivation beschäftigen sich mit Status und Prestige und weniger mit der Arbeitsleistung. Sie orientieren sich an mächtigen anderen Personen im Umfeld und bevorzugen Arbeitsumgebungen mit Einfluss und Kontrolle über andere Menschen.
Soziale Anschlussmotive
Soziale Anschlussmotive beschreiben das Verlangen nach freundschaftlichen und engen sozialen Beziehungen und Bindungen mit anderen Menschen. Sie führen zur sozialen Anschlussmotivation. Bei hoher Ausprägung suchen Menschen kooperative Arbeitsbeziehungen, vermeiden starken Wettbewerb und wünschen sich ein gutes soziales Klima am Arbeitsplatz.
2.5. Indikatoren des Machtmotivs
Ansprechbarkeit auf Machtreize:
- Affektverstärker
- bessere Erinnerung an machtspezifische Themen der eigenen
Verhalten:
- Innehaben von Ämtern
- Wettkampfsportarten
- Alkoholkonsum
- Sexualität
Einfluss auf andere:
- besonders durch Mimik/Gestik
Gesundheit:
- erhöhte Aktivität sympathischen Nervensystems
- verminderte Anitkörperbildung
- erhöhter Testosteronspiegel
2.6. Thematische Auffassungstest
Der Thematische Auffassungstest (TAT) bzw. Thematischer Apperzeptionstest ist ein 1935 von Henry A. Murray und Christiana D. Morgan entwickelter projektiver Test , der als Persönlichkeitstest oder, in der Motivationspsychologie, zur Messung von Motiven eingesetzt wird. Dies sind Verfahren, bei denen der Fachmann in die Antworten des Kandidaten etwas hineinprojizieren muss, er muss Sie ergo interpretieren.
In diesem Verfahren legt man dem Probanden schwarz/weiße Bildtafeln vor, die überwiegend Menschen in alltäglichen Situationen abbilden. Zu jedem Bild soll er eine kurze Geschichte erzählen, welche die dargestellte Situation interpretiert. Leitfragen sind:
[...]
1 Weber, Max (1972): Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. Erste Auflage veröffentlicht 1921/1922
2 Hannah Arendt: Macht und Gewalt. TB; München, Zürich 2003
3 Henry Mintzberg, Power in and Around Organizations (The theory of management policy), Februar 1983