Diese Arbeit befasst sich mit der Baubeschreibung der Residenz in München. Das Stadtschloss ist ein Gefüge aus mehreren, autonomen Gebäuden. Der dadurch bedingte Stilpluralismus erfordert die Untersuchung epochaler Einflüsse auf den architektonischen Stil mittels individueller Betrachtung der Gebäude. Die Besprechung der einzelnen Gebäudeteile erfolgt mittels eines Rundganges im Uhrzeigersinn, angefangen im Süden. Es wird zum einen weniger Fokus auf die Innenräume gelegt, da sie vielmehr eine Interpretation damaliger Zeiten sind, welches das Ziel verfolgte, sie den Besuchern im musealen Zusammenhang näherzubringen und zum anderen werden die Innenhöfe außer Acht gelassen, weil sie lediglich die Außenfassaden widerspiegeln.
Der zweite Teil der Arbeit betrachtet die Baugeschichte der Residenz. Anhand der einzelnen Herrscherperioden lässt sich deren Wachstum nachvollziehen. Das in dieser Anlage abgebildete große Stück Zeitgeschichte, zeugt von einer sowohl politischen als auch persönlichen Bindung, die verheerende Brände und totale Zerstörung überdauerte. Der Kern der Analyse ist die Bautätigkeit des Architekten Leo von Klenze, dessen Arbeit das heutige Erscheinungsbild der Residenz prägt. Seine einzelnen Fassadenentwürfe der Allerheiligen Hofkirche, des Königs- und Festsaalbaus werden mit Bezug auf den Klassizismus diskutiert. Spiegelt doch gerade diese Stilepoche das Bedürfnis der Fürstenhäuser wider, weniger nach wehrtechnischen, als nach repräsentativen Gesichtspunkten zu bauen.
Die abschließende Bewertung des Baus dient der Untersuchung, inwieweit die Residenz als zusammenhängender Bau funktioniert, welche für Parallelen zwischen Leo von Klenzes Bauten existieren und wie sie sich in die städtische Umgebung einfügen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Baubeschreibung
2.1 Lage in der Stadt
2.2 Grundriss
2.3 Fassadenbeschreibung
3. Baugeschichte
3.1 Leo von Klenze als Architekt an der Münchener Residenz
3.2 Leo von Klenzes Pläne und Verwirklichungen
4. Schluss
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Münchener Residenz ist eine gewachsene Schlossanlage. Anfänglich als Burg mit ihrem abweisenden Charakter konzipiert, war sie zusätzlich von einem Wassergraben umgeben und entsprach dem mittelalterlichen Verständnis von Wehranlagen.1 Durch das Einbeziehen der Schutzburg in die Stadtbefestigung entwickelte sich der isolierte Bau zunehmend zu einem repräsentativen Stadtschloss. Den heutigen Status, als größtes Innenstadtschloss Deutschlands mit der europaweit bedeutendsten Kunstsammlung zu gelten, erhielt die Residenz durch das über vier Jahrhunderte politische und bauliche Wirken des Adelsgeschlechts Wittelsbach.2
Diese Arbeit befasst sich im ersten Teil mit der Baubeschreibung der Residenz. Das Stadtschloss ist ein Gefüge aus mehreren, autonomen Gebäuden. Der dadurch bedingte Stilpluralismus erfordert die Untersuchung epochaler Einflüsse auf den architektonischen Stil mittels individueller Betrachtung der Gebäude. Es ist anzumerken, dass das Schloss im zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde und der Wiederaufbau mehrere Jahrzehnte dauerte. Die Anlage entspricht weitestgehend dem ursprünglichen Zustand, obwohl eine teilweise neue Raumaufteilung vorgenommen wurde. Die Besprechung der einzelnen Gebäudeteile erfolgt mittels eines Rundganges im Uhrzeigersinn, angefangen im Süden. Es wird zum einen weniger Fokus auf die Innenräume gelegt, da sie vielmehr eine Interpretation damaliger Zeiten sind, welches das Ziel verfolgte, sie den Besuchern im musealen Zusammenhang näherzubringen und zum anderen werden die Innenhöfe außer Acht gelassen, weil sie lediglich die Außenfassaden widerspiegeln.
Der zweite Teil der Arbeit betrachtet die Baugeschichte der Residenz. Anhand der einzelnen Herrscherperioden lässt sich deren Wachstum nachvollziehen. Das in dieser Anlage abgebildete große Stück Zeitgeschichte, zeugt von einer sowohl politischen als auch persönlichen Bindung, die verheerende Brände und totale Zerstörung überdauerte. Der Kern der Analyse ist die Bautätigkeit des Architekten Leo von Klenze, dessen Arbeit das heutige Erscheinungsbild der Residenz prägt. Seine einzelnen Fassadenentwürfe der Allerheiligen Hofkirche, des Königs- und Festsaalbaus werden mit Bezug auf den Klassizismus diskutiert. Spiegelt doch gerade diese Stilepoche das Bedürfnis der Fürstenhäuser wider, weniger nach wehrtechnischen, als nach repräsentativen Gesichtspunkten zu bauen.3 Die abschließende Bewertung des Baus dient der Untersuchung, inwieweit die Residenz als zusammenhängender Bau funktioniert, welche für Parallelen zwischen Leo von Klenzes Bauten existieren und wie sie sich in die städtische Umgebung einfügen.
2. Baubeschreibung
2.1 Lage in der Stadt
Wie der Name schon verrät befindet sich die Residenz in der bayrischen Hauptstadt München. Ihre zentrale Lage in der Innenstadt am Odeonsplatz, südwestlich des Englischen Gartens, unterstützt die enorme Präsenz des Bauensembles. Eingerahmt durch eine Kulturlandschaft, im Westen die Theatinerkirche, im Osten die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., letztendlich der im Norden anschließende Hofgarten, zeigt sich die Anziehungskraft, die von diesem Gebäudekomplex ausgeht. Das Bauensemble selbst ist erfüllt von kulturellem Leben, ist es doch ein Museum, Konzert- und Veranstaltungshaus und Akademie zugleich.4 Der Max-Joseph-Platz, der sich im Süden der Anlage befindet, hat einen einladenden Charakter. Das Gebäude ist zwar von allen Seiten begehbar, die städtebaulichen Bedingungen aber leiten den Besucher zum südlichen Punkt der Anlage, um dann den Gebäudekomplex in Richtung Norden zu erfassen. Dementsprechend ist die Residenz ihrer Umgebung angepasst. Das Straßennetz ist so angelegt, dass dieses Bauensemble autonom für sich steht. Dabei sticht es nicht pompös heraus, sondern fügt sich, im architektonischen Sinne, in das Stadtbild ein. Auch seine enorme Größe relativiert sich im Vergleich zum Englischen Garten- das Stadtbild harmoniert.
2.2 Grundriss
Der Grundriss hat eine quadratische Form, verläuft jedoch an der Residenzstraße trapezähnlich schräg nach innen. Die Anlage ist von allen Seiten betretbar. Im Süden befindet sich der Haupteingang als Zugang zum Residenzmuseum und zur Schatzkammer. Von den drei Eingängen an der westlichen Seite, führt einer ebenfalls zu diesen beiden Museen, wobei dafür der Königsbauhof durchquert werden muss. Der Mittlere leitet in den Kapellenhof, der nördlichste Eingang dient als Zugang zum Kaiserhof. Im Norden ist der Konzertsaal zu betreten, im Osten befindet sich der Eingang zu den bayrischen Akademien der Wissenschaften. Die letzten beiden Zugänge führen einmal in den Apothekenhof und in die Allerheiligen Hofkirche. Von jedem einzelnen Eingang aus kann der gesamte Bau erschlossen werden. Die insgesamt zehn Innenhöfe dienen als Verbindungselement zwischen den bestehenden und neu angefügten Flügeln. Dadurch ist das Bauensemble ein Netzwerk einzelner Bauelemente, die sich quadratisch aneinanderreihen. Lediglich das Antiquarium mit dem anschließenden Brunnenhof unterbricht dieses Schema, da es Diagonal verläuft. Dies ist Resultat der baulichen Arbeiten Mitte des 16. Jahrhunderts. Aufgrund von Platzmangel entstanden jenseits der Wassergräben, der damals noch bestehenden Neuveste, neue Bauten, die sich der architektonischen Umgebung anpassen mussten.5
2.3 Fassadenbeschreibung
2.3.1 Der Königsbau, 1826- 35, Leo von Klenze
Der Königsbau besteht aus 21 Fensterachsen. Je fünf Achsen zu beiden Seiten des Baus sind zwei-, die elf inneren Achsen sind dreigeschossig, bei einer Höhe von 33 m. Die 120 m lange Fassade ist von einem Rustika-Mauerwerk überzogen, deren Material Sandstein ist.6 Die Sockelzone besteht aus kleinen, rechteckigen Kellerluken, die mittig unter der Mittelachse der Fenster platziert sind. Ein glatter Fries leitet zu der darüber befindlichen Quaderung über, deren einzelne Quader größer sind als das restliche Rustika-Mauerwerk. Ein Fensterbankgesims schließt die Sockelzone ab. Das Erdgeschoss wird zusammen mit der Sockelzone mittig durch drei Portale unterbrochen. Den rechteckigen Sprossenfenstern ist jeweils ein Segmentbogenfenster aufgesetzt. Die Bogenquaderung, die die Fenster und Portale einrahmen, lassen diese deutlicher hervorstechen. Das Mauerwerk in diesem Geschoss besteht aus gleichmäßig großen Quadern. Die Enden des Baus sind verstärkt durch einen Wechsel von zwei kleinen Quadern, über die sich ein Quader erstreckt. Zudem treten die Ränder reliefartig hervor. Das Geschossgesims besteht aus einem glatten Architrav. Darüber folgt der Fries, bestehend aus einem Wechsel von Triglyphen und Metopen. Die anschließende Hängeplatte leitet zum Sockel des Hauptgeschosses über. Die Postamente der anschließenden Pilaster werden ebenfalls von einem Fensterbankgesims abgeschlossen. Das Hauptgeschoss ist ähnlich dem eben beschriebenen, nur dass sich das Mauerwerk hier aus einem Wechsel von schmalen und breiten Quadern zusammensetzt. Die Übergänge zwischen den Fenstern werden von einer ionischen Pilasterordnung7 gefüllt. Doppelpilaster verstärken auch hier die Ränder des Baus. Das folgende Geschossgesims ist äquivalent zum vorherigen Gesims. Über den jeweils fünf Fensterachsen zu beiden Seiten des zweiten Geschosses schließt eine Balustrade mit einem flachgedeckten Dach an. Das Obergeschoss gleicht dem Hauptgeschoss. Anstelle der ionischen tritt die korinthische Pilasterordnung8. Das Dachgesims tritt deutlich über den Bau hervor. Das Walmdach mit schwacher Neigung, besteht aus Kupferblech.
Der Königsbau zeichnet sich durch strenge Symmetrie mit Konzentration auf den Eingangsbereich aus. Vorbild sind die italienischen Palazzi Pitti und Ruccellai, deren Rezeption auf Wunsch des Königs geschah.9 Dementsprechend versteht sich dieser Bau als Überwindung des klassizistischen Dogmas und mündet in die einsetzende Neurenaissance. Das Formenrepertoire der Renaissance ist, unter Vorbehalt der Weiterentwicklung dieses Stils, authentisch eingesetzt.10
2.3.2 Der Residenzstraßenflügel
Der Residenzstraßenflügel besteht aus mehreren Bauten. Im Süden ist die Querseite des Königsbaus zu sehen. Seine sieben Achsen, mit einem Eingang in der Mitte, gleichen der Hauptfassade. Der eigentliche Fokus liegt auf dem 130 m langen Maximilianbau11, dessen zweigeschossige Fassade mit Dachgeschoss Regelmäßigkeiten aufweist, die Richtung Königsbau unterbrochen werden. Zwischen diesen beiden Bauten ist ein Übergang eingefügt worden, der sich dem Maximiliansbau anpasst, dennoch davon zu trennen ist. So weist der Übergang keine Architekturmalerei auf, die den übrigen Bau tektonisch gliedert und neben den anschließenden Flügeln nicht untergeht. Die Sockelzone ist mit einer Quaderung überzogen, unterbrochen durch kleine, rechteckige Kellerfenster. Über den sechsteiligen Sprossenfenstern im Erdgeschoss befinden sich Lichtgarden, denen ein Dreiecksgiebel mit Schlussstein aufgesetzt ist. Das Grundmuster der Wand ist eine Ziegelsteinmauerung. Zwischen den Fenstern befindet sich je ein Pilaster. Das Geschossgesims führt die Pilaster fort, welche dann in eine, mit Kanneluren überzogene Säulenarchitektur übergehen. Es handelt sich dabei um eine Kolossalordnung, da die korinthische Säule beide oberen Stockwerke überzieht. Die Fenster besitzen runde Lichtgarden. Diese sind wiederum durch einen Segmentbogen eingerahmt. Den viereckigen Fenstern im zweiten Obergeschoss ist ein Dreiecksgiebel aufgesetzt. Abgeschlossen wird die Fassade mit einem Kranzgesims. Über jeder zweiten Fensterachse befindet sich eine Dachluke. Das Satteldach ist mit Ziegelsteinen gedeckt. Zwei große Bogenportale, die in den Kaiser- und Kapellenhof führen, schmücken die Fassade. Eine mit Götterstatuen reich verzierte Antikenarchitektur schmückt die Portale. Eine Nische mit der Patrona Boiariae, der bayrischen Schutzgöttin, ist in der Mitte des Flügels angebracht.12 Der „Übergangsbau“ besteht aus drei Fensterachsen. In der mittleren Achse ist das Erdgeschossfenster einer Tür gewichen. Im Vergleich zum Maximiliansbau ist das Erdgeschossniveau niedriger und die Fenster sind lediglich so groß wie die Lichtgarden. Die beiden Obergeschosse sind auf dem gleichen Niveau. Hier fehlen nur die runden Fenster.
Am nördlichen Ende schließt das Eckrisalit des Festsaalbaus an. Die vier Fensterachsen sind äquivalent zur Frontansicht und sollen im Folgenden beschrieben werden.
2.3.3 Der Festsaalbau, 1835- 42, Leo von Klenze
Der Bau entstand in Anlehnung an die Ideale der Hochrenaissance.13 Die Eck- und Mittelrisalite unterteilen den Bau. Während sie dreigeschossig sind, besteht die übrige Sandsteinfassade aus zwei Etagen. Dabei entfallen je drei Fensterachsen auf die Eckrisalite, 15 auf den Mittelrisalit und je 17 zu beiden Seiten des restlichen Baus. Der gesamte Flügel steht auf einem weiß abgesetzten Sockel mit je einer kleinen Kellerluke auf Höhe der Fensterachsen. Das Erdgeschoss besteht aus einem Quadermauerwerk. Unter den Fenstern ist eine Fensterbrüstung gerahmt von je einer Konsole. Das Fensterbankgesims leitet über zum Rundbogenfenster, eingefasst in eine Steinrahmung, die in den Zwischenflächen ein Relief aufweist. Ein Fenstersturz begrenzt den Rahmen. Das verkröpfte Gebälk besteht aus glatten, nicht verzierten Steinplatten. Die rechteckigen Fenster im ersten Geschoss sind ebenfalls in eine Steinrahmung eingefasst, nur dass der Fenstersturz je eine Konsole an seinen Enden aufweist. Der Übergang zum zweiten Geschoss ist nicht kenntlich gemacht worden. Die kleinen Fenster erfahren auch keine weitere Verzierung. Das Dachgebälk ist ähnlich dem eben beschriebenen Gebälk, nur dass es breiter und ausladender ausfällt. Das mit Ziegelstein gedeckte Satteldach ist von einer Steinbalustrade begrenzt. Je drei große, eiserne Portale akzentuieren den Flügel. Die Risalite dieses Flügels sind ähnlich aufgebaut. Die Fenster im ersten Geschoss gleichen einer Ädikula, dessen ionische Säulen zu beiden Seiten das Gebälk mit dem Giebel tragen. Das dritte Geschoss weist dieselben Fenster des ersten Geschosses auf, nur ohne Fenstersturz. Das kupferne Walmdach besitzt an dieser Stelle eine offene Balustrade. Das Mittelrisalit ist durch einen „kräftig vortretenden Pfeilerportikus mit vorgestellten ionischen Säulen im Obergeschoß betont.“14 Der Arkadengang ist neun Fensterachsen beit, dessen Rundbögen mit Konsolen akzentuiert sind. Die weißen Säulen sind den Pfeilern vorgelagert. Auf ihrem Gebälk befinden sich krönende Skulpturen, zwei Löwen als „Wächter über [die] Säulen“ und die allegorischen Standbilder der acht bayrischen Kreise.15 Die Decken dieses Vorbaus sind gewölbt, im ersten Stockwerk zudem mit Malerei verziert. Die palladianische Größenordnung und dessen Stil waren richtungsweisend für diesen Flügel.16 Insgesamt ist dieser Flügel in seinen gestalterischen Elementen sehr ausgewogen. Die Risalite bringen, auf die Länge dieses Baus hin betrachtet, Spannung in die Architektur, ohne dabei überladen zu wirken. Es strahlt ein vornehmes Selbstverständnis aus, das die Herrschaft des bayrischen Königshauses legitimiert.17
2.3.4 Ostfassade
Dieser Abschnitt beschränkt sich auf die Allerheiligen Hofkirche und die westlich gelegene Hauptfassade des Residenztheaters besprochen. Der Gebäudeteil, in dem sich die „Bayrische Akademie der Wissenschaften“ befindet, ist lediglich eine Fortführung des eben behandelten Festsaalbaus (siehe Abb.: 7). Der anschließenden Mauer, die den Kabinettsgarten vom Außengelände trennt, kommt keine besondere Bedeutung zu.
2.3.4.1 Die Allerheiligen Hofkirche, 1826- 37, Leo von Klenze
Die klassizistische Allerheiligen Hofkirche war ursprünglich eine dreischiffige Basilika. Das linke Seitenschiff wurde, nach starker Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, für den Bürotrakt des Residenztheaters 1956 – 58 abgerissen.18
Die Fassade ist in zwei Geschosse geteilt und besteht aus einzelnen, aneinander gereihten Sandsteinquadern. Zu den Seiten des Portals befindet sich je ein Rundfenster, die mit einer Steinrahmung hervorgehoben sind. Das rechteckige Portal ist durch eine Freitreppe erhöht. Zwei korinthische Säulen säumen den Eingang und tragen eine Giebelkonstruktion. Der im Giebel befindliche Tympanon ist durch einen Segmentbogen geteilt. Ein Relief zeigt in der unteren Hälfte die Dreifaltigkeit, eine kleine Rosette füllt den oberen Bereich. Die Schräggeison des Giebels sind mit plastischen Voluten geschmückt. Ähnlich der Akroterien befindet sich auf der Spitze ein Ornament und an den Enden je eine Heiligen- Figur. Ein Zahnschnittähnlicher Mauerstreifen leitet ins Obergeschoss. Die Seitenschifffenster sind zwar größer aber sonst äquivalent zu den Unteren. Mit dem Portal in einer Achse befindet sich eine Rosette. Vertikal wird die Fassade durch zwei schlanke Säulen unterteilt, die über beide Etagen reichen. Das Dachgesims, bestehend aus Kranzgesims, Zahnschnitt und Voluten, die auch auf dem Giebel zu finden waren, nimmt das Portalmotiv wieder auf, sodass eine gestalterische Dopplung entsteht. Das, den Bau krönende Kreuz und den Ädikula ähnelnden Nischen am Rand des Daches unterstreichen diesen Aspekt. Das Seitenschiff besitzt denselben Dachabschluss.
Vorbild bei der Fassadengestaltung ist der in der Lombardei ausgebildete Typus, „bei dem durch vertikale Wandvorlagen auf die innere Gliederung in drei Schiffen hinter einer Giebelwand verwiesen wird“.19
2.3.4.2 Das Residenztheater, 1811- 25, Leo von Klenze und Karl von Fischer
Die Fassade des Residenztheaters ist der antiken Tempelarchitektur entlehnt, da der zweigeschossige Bau eine vorgelagerte Säulenhalle mit Giebeldach besitzt. Eine Freitreppe führt zu dem erhöhten Eingangsbereich. Von den neun Fensterachsen säumt je eine diese Tempelarchitektur. Im Erdgeschoss, das eine Mauerung ausweist, befinden sich eckige Fenster. Im Obergeschoss füllen längliche Rundfenster, welche mit einer Steinrahmung über dem Bogen hervorgehoben sind, die sonst glatt verputzte Wand. Im Tympanon befindet sich ein Relief mit heiligen Figuren. Der Mittelbau ist höher als der Eingangsbereich, sodass sich ein weiterer Giebel mit einem Tympanon hinter dem eben Erwähnten erstreckt. Diese Dopplung erinnert an das Pantheon in Rom.
Dieser Bau nimmt Motive älterer Flügel, wie die der Rundbogenfenster auf und setzt sie in eine moderne Fassung um, indem sie heutige Baustoffe, wie Beton und Glas, verwendet.
3. Baugeschichte
3.1 Leo von Klenze als Architekt an der Münchener Residenz
Ursprung der Münchener Residenz ist die 1385 errichtete Neuveste. Bis 1750 war sie die Basis von der aus die weiteren Flügel annektiert wurden. Die ersten Erweiterungsbauten waren der Ballsaal und das Antiquarium, welche zwischen 1565 und 1571 entstanden. Nach und nach folgten alle weiteren Flügel und Höfe. Vor allem der Herzog Maximilian I ließ die Residenz während seiner Regierungszeit 1598- 1651 innerhalb von 50 Jahren zu einer großen Bauanlage ausbauen. Nach einem Brand um 1750 wurde die Neuveste abgerissen, an deren Stelle jetzt der Festsaalbau seit 1832 steht.20
Über den Kronprinzen Ludwig I gelangte, der damals in Paris lebende, Leo von Klenze nach Bayern, der ihn dazu bewegte sich „am Wettbewerb der Glyptothek in München zu beteiligen“.21 Für beide galt die griechische Architektur als die Vollendung der Baukunst. So wünschte sich der Kronprinz den griechischen Stil im Norden zu etablieren, während Klenze bemüht war, diese Baukunst weiter zu entwickeln.22 Dadurch war eine gute Zusammenarbeit gewährleistet, die Klenze die Vormachtstellung in München sicherte. Er löste sich von der „klassizistischen Bedingtheit“23 und schuf neue Stilzusammenhänge, die sich der Umgebung anpassten, aber auch den Vorstellungen des Königs entsprachen. Klenze ging immer die Gradwanderung zwischen der eigenen künstlerischen Verwirklichung und den Vorgaben des Kronprinzen.24 Durch eine gemeinsame Italienreise 1823 bekam der Architekt neuen Input, konnte er doch antiken Studien an Originalbauten vollziehen, die dann in die Residenzbauten mit einflossen. Mit der Thronbesteigung Ludwigs I 1825 und durch zunehmend lauter werdende Kritik, bekam Klenze von Friedrich von Gärtner Konkurrenz, da sich zudem Kritik von außen breitmachte. Dennoch begann Klenze 1823 mit dem Bau des Festsaalbaus. Es folgte drei Jahre später der Königsbau und die Allerheiligen Hofkirche. Der Kirchenbau stellte eine Herausforderung dar, da Klenze den Wunsch des Königs, nach Vorbild byzantinischer Kuppelbauten zu bauen, befolgen musste. Dementsprechend musste er sich von seinen antiken Idealen und Vorbildern lösen.25 Damit war Klenzes Werk an der Münchener Residenz abgeschlossen.
[...]
1 WALZ, Tino, MEITINGER, Otto und BEIL, Toni: Die Residenz zu München, 1987, S. 8.
2 FALTLHAUSER, Kurt: Die Münchener Residenz, 2006, S. 7.
3 WALZ, MEITINGER und BEIL, 1987, S. 9.
4 FALTLHAUSER, 2006, S. 7.
5 Ebd. S. 19.
6 WALZ, MEITINGER und BEIL, 1987, S. 51.
7 DOLGNER, Dieter: Historismus, 1993, S. 50.
8 Ebd, S. 50.
9 Ebd. S. 50.
10 Ebd. S. 53.
11 WALZ, MEITINGER und BEIL, 1987, S. 47.
12 Ebd. S. 47.
13 DOLGNER, 1993, S. 51.
14 DOLGNER, 1993, S. 50.
15 NERDINGER, Winfried: Leo von Klenze. Architekt zwischen Kunst und Hof 1784- 1864, 2000, S. 294.
16 FEUCHTMAYR, Inge: Leo von Klenze als Maler und Zeichner, 1977, S. 11.
17 DOLGNER, 1993, S. 51.
18 NERDINGER, 2000, S. 386.
19 Ebd. S. 386.
20 Vgl.: FALTLHAUSER, 2006, S. 286ff.
21 FEUCHTMAYR, 1977, S. 10.
22 Ebd. S. 10.
23 Ebd. S. 10.
24 Vgl.: NERDINGER, 2000, S. 384.
25 FEUCHTMAYR, 1977, S. 12f.