A. Michail Chechov Buchbesprechung Langfassung
Michail A. Chechov Die Kunst des Schauspielers. Moskauer Ausgabe. Hrsg. von Wolfgang Veit. Aus dem Russischen . Mit einem Nachwort von Marija Knebel und Natalia Krymova und einer biographischen Skizze. 283 Seiten, 25 Abb, kartoniert. ISBN 3-87838-671-0. DM 44.-
Methode und Mystik
Lee Strasberg ist bei uns der eigentliche Fortführer des Stanislawski - Systems. Seine Methode beruht auf der Psychotechnik des emotionalen, affektiven Gedächtnisses: Aus der gelebten Biographie des Darstellers werden sensorisch und emotional spezifische Situationen für die Rollenfigur assoziiert.
Ein zweiter, bei uns nicht so bekannt gewordener Nachfolger ist der Charakterdarsteller, Regisseur, Theaterpädagoge Michail A. Chechov, Schüler, später auch pädagogischer Mitarbeiter Stanislawskis.
Wie sein Meister hat Michael Chechow (1891 - 1955) die Gesetzmäßigkeit seines Tuns als Schauspieler, Regisseure durch beharrliche Selbstanalysen ergründet.
1986 erschien eine zweibändige Werkausgabe aus seinem literarischen Nachlaß in Moskau. Zentrum dieser ersten Werkausgabe ist die methodische Schrift "über die Technik des Schauspielers". Da im Russischen dieser Begriff der Technik Handwerk und schöpferische Kunst beinhaltet, trägt die deutsche Ausgabe den Titel Die Kunst des Schauspielers. Der Zusatz im Titel Moskauer Ausgabe weist darauf hin, daß es von diesem Buch eine gekürzte Fassung als Amerikanische Ausgabe gab, die 1979 in Deutschland unter dem Titel Die Werkgeheimnisse der Schauspielkunst von Michael Tschechow / Michail A. Chechov in Deutschland erschienen war.
Diese amerikanische/deutsche Ausgabe, 1953 in New York erstmalig veröffentlicht, eliminierte aus dem Originalmanuskript alle Hinweise, Bezüge und Zitate Rudolf Steiners .
Die hier besprochene vorbildlich editierte, mit genauen Anmerkungen, einem ausführlichen Register versehene deutsch/russische Ausgabe bezieht sich bewußt auf die geistigen Grundlagen der Anthroposophie, ohne aber dadurch ihren Nutzwert für grundsätzliche Fragen d Kunstkonzeption Rudolf Steiners in namentlich benannten Zitaten und vielen Anmerkungen immer wieder auftaucht. (Chechov begegnete Rudolf Steiner 1922 in Berlin, und hatte 1924 in Arnheim ein ausführliches Gespräch mit ihm. Vergleiche dazu B. Fedjudschin S. 269) Die organisch in die grundsätzlichen Betrachtungen über die Arbeit des Schauspielers an der Rolle eingeflochtenen 31 Übungsanweisungen lassen sich größtenteils auch ohne diesen anthroposophischen Hintergrund nutzen, um Lehrende und Lernende dem Endziel der dargestellten Methode näherzubringen: Wie das schöpferische Moment im Darsteller aufgerufen, diese Fähigkeit bewußt genutzt werden kann, der Darsteller also zu einer Selbstvervollkommung gelangen kann.
Geht der Leser darüber hinaus kritisch an den Text, wird er Unterschiede zu Stanislawski feststellen. Der Beitrag der Stanislawski- und Chechov-Schülerin (!) Marija O. Knebel in diesem Buch, einfühlsam, einer Bühnenpraxis nahe geschrieben, versucht die Gegensätze auszugleichen.
Chechovs Buch beginnt bei der Frage nach der Imagination. Seine Überlegungen knüpfen an den öFilm der Visionen" an, wie Stanislawskis es nannte. Im Zentrum der Imagination entsteht für Chechov aber die Rolle als ein eigenes Wesen, das zum Darsteller spricht. Sie nimmt Besitz von ihm und entwirft sich in ihm als geistig konturierte Gestalt. Dieser mystischen Einstellung, geboren aus zur schöpferischen Potenz des Darstellers mißtraute (nicht nur) Stanislawski. Stanislawski geht primär von dem persönlich-subjektiven Erleben des Darstellers aus, das sich mit der Rollenexistenz verbindet: Ein umgekehrter Weg.
Eine genaue Ausarbeitung der Parallelen und Differenzen zwischen dem Lehrer Stanislawski und seinem eigenständigen Schüler Michail Chechov dürfte einer künftigen Forschungsarbeit vorbehalten bleiben, zumal das Stanislawski - Bild momentan einer gründlichen Korrektur unterzogen wird.
Erste Ansätze dazu zeigten sich in der zweibändigen Ausgabe der Ausgewählten Schriften Stanislawskis, (Henschelverlag Berlin 1988) und während des Pariser Stanislawski - Symposions im Herbst 1988 (siehe Deutsche Bühne 89/2). Die Fortsetzung dieser Auseinandersetzungen ist im Sommer dieses Jahres in Essen zu erwarten: Prof. Ahrends von der Bochumer Ruhruniversität bereitet im Zusammenhang mit den Veranstaltungen Theater der Welt in Essen ein weiteres Symposion über Stanislawski in internationaler Besetzung vor.
2. Buchbesprevhung Jenisch Michail Chechov Kunst des Schauspielers: Kurzfassung
Methode und Mystik
Erschienen in Deutsche Bühne Köln 6/91
Lee Strasberg ist bei uns der eigentliche Fortführer des Stanislawski - Systems. Seine Methode beruht auf der Psychotechnik des emotionalen, affektiven Gedächtnisses: Aus der gelebten Biographie des Darstellers werden sensorisch und emotional spezifische Situationen für die Rollenfigur assoziiert.
Ein zweiter, bei uns nicht so bekannt gewordener Nachfolger ist der Charakterdarsteller , Regisseur, Theaterpädagoge Michail A. Chechov(1891 - 1955) Schüler, später auch pädagogischer Mitarbeiter Stanislawskis.
Wie sein Meister hat Michael Chechow (1891 - 1955) die Gesetzmäßigkeit seines Tuns als Schauspieler, Regisseure durch beharrliche Selbstanalysen ergründet.
1986 erschien eine zweibändige Werkausgabe aus seinem literarischen Nachlaß in Moskau. Zentrum dieser ersten Werkausgabe ist die methodische Schrift "Über die Technik des Schauspielers". Da im Russischen dieser Begriff der Technik Handwerk und schöpferische Kunst beinhaltet, Die deutsche Ausgabe trägt den Titel Die Kunst des Schauspielers. Der Zusatz im Titel Moskauer Ausgabe weist darauf hin, daß es von diesem Buch eine gekürzte Fassung als Amerikanische Ausgabe gab, die 1979 in Deutschland unter dem Titel Die Werkgeheimnisse der Schauspielkunst von Michael Tschechow / Michail A. Chechov in Deutschland erschienen war.
Diese amerikanische/deutsche Ausgabe, 1953 in New York erstmalig veröffentlicht, eliminierte aus dem Originalmanuskript alle Hinweise, Bezüge und Zitate Rudolf Steiners .
Die hier besprochene vorbildlich editierte, mit genauen Anmerkungen und einem ausführlichen Register versehene deutsch/russischen Ausgabe bezieht sich bewußt auf die geistigen Grundlagen der Anthroposophie,die die deutsch/amerikanische Ausgabe alle eliminiert hatte. Die russisch/deutsche Ausgabe verliert dadurch aber nicht ihren Nutzwert für grundsätzliche Fragen des kreativen Schaffens der Darsteller zu verlieren. Auch wenn die und vielen Anmerkungen immer wieder auftaucht. (Chechov begegnete Rudolf Steiner 1922 in Berlin, und hatte 1924 in Arnheim ein ausführliches Gespräch mit ihm.) (Vergleiche dazu B. Fedjudschin S. 269: Die organisch in die grundsätzlichen Betrachtungen über die Arbeit des Schauspielers an der Rolle eingeflochtenen 31 Übungsanweisungen lassen sich größtenteils auch ohne diesen anthroposophischen Hintergrund nutzen, um Lehrende und Lernende dem Endziel der dargestellten Methode näherzubringen: Wie das schöpferische Moment im Darsteller aufgerufen, diese Fähigkeit bewußt genutzt werden kann. , der Darsteller also zu einer Selbstvervollkommung gelangen kann.
Geht der Leser darüber hinaus kritisch an den Text, wird er Unterschiede zu Stanislawski feststellen. Der Beitrag der Stanislawski- und Chechov-Schülerin (!) Marija O. Knebel in diesem Buch, einfühlsam, einer Bühnenpraxis nahe geschrieben, versucht die Gegensätze auszugleichen.
Chechovs Buch beginnt bei der Frage nach der Imagination. Seine Überlegungen knüpfen an den "Film der Visionen" an, wie Stanislawski es nannte. Im Zentrum der Imagination entsteht für Chechov aber die Rolle als ein eigenes Wesen, das zum Darsteller spricht. Sie nimmt Besitz von ihm und entwirft sich in ihm als geistig konturierte Gestalt. Dieser mystischen Einstellung, geboren aus der schöpferischen Potenz des Darstellers mißtraute nicht nur Stanislawski. Er ging primär von dem persönlich-subjektiven Erleben des Darstellers aus, das sich mit der Rollenexistenz verbindet: Ein umgekehrter Weg.
Eine genaue Ausarbeitung der Parallelen und Differenzen zwischen dem Lehrer Stanislawski und seinem eigenständigen Schüler Michail Chechov dürfte einer künftigen Forschungsarbeit vorbehalten bleiben, zumal das Stanislawski - Bild momentan einer gründlichen Korrektur unterzogen wird.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Hauptinhalt der Buchbesprechungen zu Michail Chechovs "Die Kunst des Schauspielers"?
Die Buchbesprechungen behandeln Michail Chechovs Werk "Die Kunst des Schauspielers" und vergleichen seine Methode mit dem Stanislawski-System, insbesondere in Bezug auf Imagination, Rollenverständnis und die Nutzung des schöpferischen Potenzials des Darstellers. Es wird auch auf die Unterschiede zwischen der Moskauer Ausgabe und der Amerikanischen Ausgabe des Buches eingegangen, insbesondere in Bezug auf Rudolf Steiner und die Anthroposophie.
Wer war Michail Chechov und in welcher Beziehung stand er zu Stanislawski?
Michail A. Chechov (1891-1955) war ein Charakterdarsteller, Regisseur und Theaterpädagoge. Er war Schüler und später pädagogischer Mitarbeiter von Konstantin Stanislawski.
Was sind die Hauptunterschiede zwischen Chechovs Ansatz und dem von Stanislawski?
Chechov legt mehr Wert auf die Imagination und die Rolle als ein eigenes Wesen, das zum Darsteller spricht, während Stanislawski primär vom persönlich-subjektiven Erleben des Darstellers ausgeht, das sich mit der Rollenexistenz verbindet. Chechovs Ansatz wird als mystischer beschrieben, während Stanislawski einen stärker psychologisch fundierten Ansatz verfolgt.
Was ist der Unterschied zwischen der Moskauer und der Amerikanischen Ausgabe von "Die Kunst des Schauspielers"?
Die Moskauer Ausgabe, auf der die deutsch/russische Ausgabe basiert, enthält Bezüge und Zitate von Rudolf Steiner und der Anthroposophie, die in der Amerikanischen Ausgabe eliminiert wurden.
Welche Rolle spielt die Anthroposophie in Chechovs Ansatz?
Die Anthroposophie, insbesondere die Lehren Rudolf Steiners, beeinflusst Chechovs Denken und seine Methode. Die Moskauer Ausgabe des Buches enthält explizite Bezüge dazu. Allerdings wird betont, dass viele der Übungen und Prinzipien auch ohne anthroposophischen Hintergrund anwendbar sind.
Was wird in Bezug auf die zukünftige Forschung über Stanislawski und Chechov erwähnt?
Es wird angedeutet, dass eine genaue Ausarbeitung der Parallelen und Differenzen zwischen Stanislawski und Chechov ein Thema für zukünftige Forschungsarbeiten sein sollte, insbesondere angesichts der aktuellen Neubewertung von Stanislawskis Werk.
Wer ist Lee Strasberg und wie steht er im Verhältnis zum Stanislawski-System?
Lee Strasberg wird als ein wichtiger Fortführer des Stanislawski-Systems bezeichnet. Seine Methode basiert auf der Psychotechnik des emotionalen, affektiven Gedächtnisses.
Was ist die Bedeutung des Begriffs "Technik" im Zusammenhang mit Chechovs Buch?
Im Russischen beinhaltet der Begriff "Technik" sowohl Handwerk als auch schöpferische Kunst. Dies erklärt, warum die deutsche Ausgabe den Titel "Die Kunst des Schauspielers" trägt.
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- Anonym (Author), 2001, Jenisch Michail Chechov - Kunst des Schauspielers, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/100725