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Seminararbeit, 2020
16 Seiten, Note: 1,7
1. Einleitung
2. Personenbeschreibung der Protagonistin
2.1. Gwendolyn Shepherd
2.2. Gegenüberstellung mit Charlotte Shepherd
3. Rubinrot als Mädchenliteratur
3.1. Rubinrot - Ein traditionelles Mädchenbuch?
3.2. Rubinrot - Ein aktuelles Mädchenbuch?
4. Rubinrot - nur ein bestimmtes Genre?
4.1. Kinder- und Jugendliteratur
4.2. Fantasy & Science-Fiction
5. Fazit
6. Vorlesungsteil - Eine werkimmanente Analyse
Literaturverzeichnis
Anhang
Die Kinder- und Jugendliteratur ist in den letzten Jahrzenten immer vielseitiger, genre- und genderübergreifender geworden. Mit ihr ebenso der Bereich der Mädchenliteratur. Als Mädchenliteratur lässt sich nach Dagmar Grenz intentionale Kinder- und Jugendliteratur, welche speziell auf junge Mädchen ausgerichtet ist und für sie verfasst wird, beschreiben. (Grenz, 2005)
Rubinrot (Gier, Rubinrot - Liebe geht durch alle Zeiten, 2009) lässt sich zur Kinder- und Jugendliteratur zählen, aber kann sich die „Edelsteintrilogie“ von Kerstin Gier auch als Mädchenliteratur etablieren? Diese Frage versucht die Arbeit zu beantworten indem zuerst die Protagonistin Gwendolyn Shepherd genauer charakterisiert wird und ihr im Weiteren ihre Cousine Charlotte Shepherd, vergleichend gegenübergestellt wird.
Anhand der Charakterisierung der Mädchenfiguren soll, mittels Merkmalen für Mädchenliteratur (nach Dahrendorf, Schilcher, Wrobel und Grenz), geprüft werden, ob und inwiefern sich Rubinrot als traditionelles oder aktuelles/ modernes Mädchenbuch deklarieren lässt. Zudem wird eine kurze Definition der Genre Fantasy und Science-Fiction gegeben und analysiert, ob Rubinrot sich auch dazu zählen ließe. Diese Arbeit schließt mit einem Fazit ab, welches die Klärung der Frage anstrebt.
Im 6. Kapitel befindet sich die Aufgabe des Vorlesungsteils.
Gwendolyn Shepherd erscheint als ein gewöhnlicher 16-jähriger Teenager, mit allen Problemen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt. Doch die Pubertät sollte nicht ihr einziges Problem bleiben, denn sie erfährt im Laufe des ersten Buches (Rubinrot), dass sie bald ein Teil einer wichtigen Mission sein würde. Sie lebt gemeinsam mit ihrer alleinerziehenden Mutter Grace Shepherd und ihren Geschwistern, Caroline & Nick, unter einem Dach mit ihrer Großmutter Lady Arista, ihrer Großtante Maddy, ihrer Tante Glenda und ihrer Cousine Charlotte.
Es scheint als sei Gwendolyn das „schwarze Schaf“ der Familie, nicht allein durch ihr schwarzes und glattes Haar (Gier, Rubinrot - Liebe geht durch alle Zeiten, 2009, S. 39), welches in der rotschöpfigen Familie mit wallenden Locken deutlich heraussticht, sondern auch ihre tollpatschige und hitzköpfige Art. Innerhalb der Familie der Shepherds (ehemals Montrose) wird seit Jahrhunderten das Zeitreisegen vererbt, welches den Träger auf ungeregelte Zeitreisen schickt. Unerwarteter Weise soll es nun Gwendolyn sein, die Trägerin dieser besonderen Gabe ist. Das macht sie zum Mitglied einer geheimnisvollen Organisation namens Loge.
Hier wird sie regelmäßig auf gezielte Zeitreisen geschickt (im Buch als elapsieren bezeichnet) um ein ungeplantes und plötzliches springen in der Zeit zu verhindern und somit Gwendolyn nicht zu gefährden. Mit dieser Fähigkeit wird Gwendolyn auch eine große Verantwortung übertragen und sie hat sich im Zuge dessen an viele Normen und Regeln zu halten. Wider aller Warnungen und ohne Vorbereitungen, setzt Gwendolyn, oftmals ohne Bedacht auf Konsequenzen, ihren Willen durch und handelt gegen die Loge, der sie eher misstrauisch gegenübersteht.
Gwendolyns Gefährte bei der Bewältigung der Aufgabe soll der zwei Jahre ältere Gideon de Villers sein, der ebenfalls das Zeitreisegen geerbt hat. Aus anfänglicher Abneigung beiderseits entwickeln sich im Laufe des ersten
Buches Gefühle seitens Gwendolyn, was ihre Klarsicht auf ihr Misstrauen gegenüber der Loge hemmt.
Im Gegensatz zu ihrer Cousine Gwendolyn, zeigt sich Charlotte „liebreizend und von bezaubernderAnmut“ (Gier, Rubinrot - Liebe geht durch alle Zeiten, 2009, S. 22). Sie zeichnet sich ebenso durch Besonnenheit, Intelligenz und Gehorsam aus, daher wirkt sie eher in der Form eines traditioneller gehaltenen Frauenbildes.
Alle erwarteten, dass sie Trägerin des Zeitreisegens sei und wurde aufgrund dessen speziell ausgebildet, um in jedem Jahrzehnt durch angemessenes Verhalten brillieren zu können. Fechten, Sprach- und Geschichtsunterricht waren einige der Ausbildungspunkte, damit sie auf ihre große Aufgabe bestens vorbereitet ist (Gier, Rubinrot - Liebe geht durch alle Zeiten, 2009, S. 25).
Große Enttäuschung machte sich nun breit als sie erfuhr, dass sie es nicht ist, die das Gen geerbt hat, sondern ihre unausgebildete und unvorbereitete Cousine Gwendolyn. Tante Glenda und Charlotte selbst halten Gwendolyn für unwürdig „[mit dem] Verstand so groß wie eine Erbse und zwei linke[n] Füße[n].“ (Gier, Rubinrot - Liebe geht durch alle Zeiten, 2009, S. 279). Unterschiedlicher als Gwendolyn und Charlotte hätten zwei Mädchen im gleichen Alter nicht sein können. Doch es gab etwas das beide teilten, und zwar die Zuneigung zu Gideon de Villers, was ihr spannungsreiches Verhältnis noch mehr zuspitzte.
Die Handlung Rubinrots spielt im 21. Jahrhundert, dennoch lassen sich im Buch einige Merkmale traditioneller Mädchenliteratur finden.
In Malte Dahrendorfs Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur (Dahrendorf, 1998) ist der Fokus traditioneller Mädchenliteratur stark auf die Erziehung der heranwachsenden Frau ausgerichtet.
In Rubinrot ist diese Erziehung funktional für das Zeitreisen, da es wichtig ist, in den unterschiedlichen Zeitepochen nicht aufzufallen und sich durch unangemessenes Verhalten in Gefahr zu bringen. So sind traditionelle Eigenschaften die ein Mädchen/ eine Frau im 19. Jahrhundert haben sollte ,,[...] Hingabe, Selbstlosigkeit, Opferbereitschaft, Bescheidenheit, Sanftmut und Passivität“ (Dahrendorf, 1998).
Diese Eigenschaften sind Charlotte durchaus zuzuschreiben, da sie diese in ihrer speziellen Vorbereitung für die Mission lernte, ebenso wie Gideon. Gwendolyn hingegen ist mit anderen Eigenschaften versehen, die sie dadurch als Protagonistin herausstechen lassen.
Rubinrot erfüllt nicht die für dieses Genre typische leseerzieherische Funktion wie es z.B. in den Backfischbüchern der Fall ist. Ebenso ist keine ersichtliche Überlegenheit des Mannes zu erkennen und es gibt keine typische Familienstruktur in den Bänden. Besonders im Hinblick auf die Familienkonstellation erweist sich die Literatur als komplex und verworren, denn Gwendolyn erfährt erst im 3. Band Smaragdgrün (Gier, Smaragdgrün - Liebe geht durch alle Zeiten, 2010), wer wirklich ihre Eltern sind. Grace Shepherd ist nicht wie erwartet die Mutter Gwendolyns, sondern ihre vermeintliche Cousine Lucy Montrose und Paul de Villers ist ihr Vater. Die beiden verstecken sich in der Vergangenheit mit dem gestohlenen Chronographen (ein kaminuhrähnliche Zeitreisemaschine), um Gwendolyn zu beschützen und die ominösen Pläne des Grafen von Saint Germain zu durchkreuzen.
Die aktuelle Mädchenliteratur hat eine ,,[...] Tendenz zur Entpolarisierung der Geschlechterrollen“ (Schilcher, 2012). Dies lässt sich an Rubinrot gut aufzeigen, auch wenn keine Auflösung von Geschlechtergrenzen erfolgt, so verschwimmen typische Verhaltensweisen zunehmend. Gwendolyn ist nicht die folgsame und bedachte Dame, woran sich die männlichen Charaktere oftmals stoßen;
Gideon zu Gwendolyn: „Charlotte hat immer getan, was ich gesagt habe. Du machst das nicht. Was echt anstrengend ist. Aber auch irgendwie ganz lustig. Und süß.“ (Gier, Rubinrot - Liebe geht durch alle Zeiten, 2009, S. 335).
Die Protagonistin versteckt sich nicht hinter ihrer Weiblichkeit und der Rolle der Begleiterin Gideons, so rettet sie Gideon bspw. im Hyde Park das Leben als die beiden von Feinden bedrängt werden (Gier, Rubinrot - Liebe geht durch alle Zeiten, 2009, S. 259-263).
Es lässt sich zeigen, dass Gwendolyn nicht einfach in ein typisches Mädchenbild hineinpasst, sondern sehr facettenreich ist, facettenreicher als sie sich selbst beschreibt (Ich-Erzählperspektive).
Im Hinblick aufden Vergleich mit anderen Mädchen und Neid zwischen Figuren (Schilcher, 2012) wird in Rubinrot insofern Bezug genommen, dass Gwendolyn im durchgängigen Vergleich mit ihrer Cousine Charlotte steht. Sie sieht sich als untalentiert und unbeholfen im stetigen Schatten ihrer schillernden Cousine.
Gwendolyn:,,[...] Tante Glenda erkundigte sich ständig nach meinen Schulnoten, um sie dann mit Charlottes zu vergleichen, [...]“ (Gier, Rubinrot - Liebe geht durch alle Zeiten, 2009, S. 66)
Doch als die Protagonistin erfährt, dass sie das Zeitreisegen geerbt hat, wendet sich das Blatt, da nun Charlotte diejenige ist, die keinerlei Bestimmung mehr hat und neidisch auf Gwendolyn ist. Nicht zuletzt durch ihre innige Beziehung mit Gideon, die sie nun durch Gwendolyn gefährdet sieht. Betrachtet man die Mädchenfiguren hinsichtlich ihrer Begabung und der Leistungsfähigkeit ist in Rubinrot wieder eher auf Charlotte und ihre spezielle Ausbildung zu verweisen. Sie ist in allem was sie tut sehr beharrlich und engagiert mit großem Talent und Intelligenz im schulischen und musischen Bereich. Im Gegensatz dazu ist Gwendolyn ein Teenager ohne viel allgemeine Bildung und nicht sehr belehrbar, was ihr die Zeit bei der Loge nicht einfacher macht. Ihre Stärken liegen in völlig anderen Bereichen, z.B. in ihrer Furchtlosigkeit und ihre Begabung mit Geistern sprechen zu können, die ihr oftmals geholfen hat.
In Rubinrot ist die Thematisierung von Liebe sehr zentral, da in den Handlungssträngen von Lucy Montrose und Paul de Villers (Eltern Gwendolyns) und Gwendolyn und Gideon de Villers die Gefühle eine große Rolle spielen. Liebe und Sexualität werden in den Bänden ausführlich beschrieben und sind wichtiger Kern der Handlung. Im zweiten Band Saphirblau erfährt Gwendolyn, dass mit ihren Gefühlen seitens Gideon gespielt wurde, zum Zweck sie gefügiger zu machen, da sie eine Bedrohung für die Pläne des Grafen von Saint Germain darstellte:
Der Graf von Saint Germain zu Gwendolyn: „Nichts ist leichter zu berechnen als die Reaktion einer verletzten Frau. Niemand ist leichterzu kontrollieren als eine Frau, die von ihren Gefühlen für den Mann bestimmt wird.“ (Gier, Saphirblau - Liebe geht durch alle Zeiten, 2010, S. 365).
Diese Verunsicherung Gwendolyns erfüllte zuerst seine Aufgabe, doch es klärt sich in Smaragdgrün, dass Gideon den Auftrag erhalten hat, sich jedoch trotzdem in Gwendolyn verliebt hat und mit ihr gemeinsam versuchen wird den Grafen aufzuhalten.
Die Mädchenliteratur erfuhr nach 1970 einen Paradigmenwechsel hinsichtlich der inhaltlichen Gestaltung (Grenz, 2005). Nach Dagmar Grenz konnte die umbrüchige Literatur eine thematische Erweiterung, erweiterte Literarizität, neue Subjektivität, ein neues Kindheitsbild und eine erweiterte Autonomie gewinnen. Diese Punkte lassen sich auch in Rubinrot wiederfinden. Die thematische Erweiterung beschränkt sich hier nicht nur auf das Thema Liebe, sondern ebenso in der Zeitreise.
[...]
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