Stellen Sie sich eine Welt vor, in der clevere Affen Kartoffeln im Meer waschen, Werkzeuge benutzen, um an Nahrung zu gelangen, und sich im Winter an Lagerfeuern wärmen. Dieses Buch enthüllt die faszinierenden Anpassungsstrategien von Affen an ihre jeweilige Umwelt und zeigt, wie sie durch soziales Lernen und präkulturelle Traditionen überleben und sich entwickeln. Entdecken Sie, wie das Erbgut des Menschen Überlebensinformationen speichert und wie sich Affen durch zufällige Mutationen und Neukombination der Erbanlagen anpassen. Erfahren Sie mehr über die bahnbrechenden Beobachtungen japanischer Primatologen, die die Kartoffelwaschtechnik der Rotgesichtsmakaken auf der Insel Koshima dokumentierten, und wie diese Innovation sich über Generationen hinweg verbreitete. Tauchen Sie ein in die Welt der Schimpansen und ihren Werkzeuggebrauch zur Nahrungsgewinnung, Körperpflege und Konfliktbewältigung. Untersuchen Sie die Bedeutung der jeweiligen Umweltbedingungen für das Anpassungsverhalten der Affen, wie die Beschaffenheit von Termitenhügeln in verschiedenen Regionen die Techniken der Affen beeinflusst. Dieses Buch bietet einen tiefen Einblick in die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Affen bei der Besiedlung neuer Lebensräume und zeigt, wie soziales Lernen und der Austausch von Erfahrungen es ihnen ermöglichen, Wissen anzuhäufen und für die Zukunft zu nutzen. Von der saisonalen Fortpflanzung der Berberaffen bis zum Bad in vulkanischen Quellen der Japanmakaken – dieses Buch beleuchtet die Vielfalt der Anpassungsmechanismen und die Rolle mutiger Vorreiter bei der Erschließung neuer Verhaltensweisen. Ein Muss für jeden, der sich für Evolution, Verhaltensforschung und die faszinierende Welt unserer nächsten Verwandten interessiert. Werden Sie Zeuge, wie Affen durch Beobachtung, Nachahmung und Innovation überleben und gedeihen, und erfahren Sie, warum die Sprache der Menschen ein entscheidender Faktor für die kulturelle Weitergabe von Wissen ist. Begleiten Sie uns auf einer Reise in die Welt der Affen und entdecken Sie die erstaunlichen Wege, wie sie sich an ihre Umwelt anpassen. Dieses Buch ist eine fesselnde Lektüre für alle, die mehr über die Intelligenz, das Sozialverhalten und die Anpassungsfähigkeit dieser bemerkenswerten Tiere erfahren möchten.
Affen- Anpassung an die Umweltbedingungen
Im Erbgut des Menschen sind Überlebensinformationen gespeichert. Sie sind das Resultat der Anpassung an bestimmte Umweltbedingungen. Änderungen kommen durch zufällige Mutationen und anschließende Neukombination der Erbanlage bei der Fortpflanzung zustande. Positive Änderungen, die den Vorgang der natürlichen Auslese ,,überleben", können sich deshalb nur sehr langsam ausbreiten, nicht schneller, als das Lebewesen sich fortpflanzt. Bei höher entwickelten Tieren, so auch dem Affen, kann Information jedoch von diesem schwerfälligen Mechanismus abgekoppelt werden. Sie wird dann über Schaltungen des Zentralnervensystems, speziell des Gehirns, weitergegeben: durch soziales Lernen. Erfahrungen und erlernte Fähigkeiten werden auf diese Weise von Artgenossen einfach übernommen und dann über Generationen weitergegeben. Spezielles Wissen über die Umweltbedingungen kann so in relativ kurzen historischen Zeiträumen angehäuft und für die Zukunft nutzbar gemacht werden. Diese Art der Anpassung macht den jeweilige Träger in der Anpassung an die Umwelt und der Besiedlung neuer Lebensräume viel flexibler. Ein schon selbstverständliches Beispiel der Anpassung von Affen an bestimmte Umweltbedingung ist die Anpassung an Bäume. Das Leben in den Bäumen bietet ein breites Nahrungsangebot- Früchte, Blätter, Insekten, Säfte- und gleichzeitig Schutz vor bodenbewohneneden Raubtieren. Das Leben in den Bäumen ist die einzige grundlegende Gemeinsamkeit aller nicht- menschlichen Primaten.
1. Beispiel: Rotgesichtsmakaken
Forscher streuten im Jahre 1952 am Strand der südjapanischen Insel Koshima Bataten- Süßkartoffeln- aus, um die Affen anzulocken. Sie Waren lediglich zu faul, ihnen im Wald nachzuspüren. Im Herbst 1953 machten die Forscher dann eine ganz besondere Entdeckung: Imo, ein eineinhalbjähriges Weibchen, hatte offensichtlich den Sand satt, der beim Verzehr der Bataten zwischen den Zähnen knirschte. So trug sie die Kartoffel zum Wasser, um sie dann mit Hilfe beider Hände zu waschen. Neugierig ahmten andere Affen dieses Verhalten nach. Die Technik breitete sich während der folgenden Jahre in der ganzen Gruppe aus.
Gleichzeitig war ein weiteres Phänomen zu beobachten: Die Affen suchten zum säubern nicht mehr den nahen Bach auf, sondern wuschen ihre Nahrung im salzigen Meerwasser; sie hatten offenbar das Würzen erfunden. Die Tradition breitete sich ebenso aus. Es dauerte einen Monat, bis ein Spielgefährte von Imo die Technik übernahm und vier Monate, bis die Mutter von Imo auf diese Art die Kartoffeln wusch. Fünf Jahre später wuschen vier Fünftel der männlichen und weiblichen Jungtiere zwischen 2 und 7 Jahren ihre Kartoffeln. Von den Erwachsenen hatte lediglich ein Fünftel die Technik übernommen und zwar ausschließlich Weibchen. Auf diese Phase der ,,individuellen Verbreitung", nämlich der Weitergabe der Erfindung an die Lebende Generation, folgte die Phase der ,,präkulturellen Verbreitung", als immer mehr Neugeborene die Technik- meist über ihre Mütter- übernahmen. 1962 wuschen letztendlich von 59 Makaken 42 ihre Bataten. Zu denen, die sich nicht anschlossen, gehörten Kleinkinder und alte, ranghohe Männchen. Diese Haltung der Männchen hängt damit zusammen, daß sie als Heranwachsende überwiegend am Rand der Gruppe leben und wenig Kontakt zu Gruppenmitgliedern haben. Ihnen fehlen progressive Vorbilder. Wenn sie dann als ranghohe Tiere in den Mittelpunkt der Gruppe zurückkehren, sind sie schon wieder zu alt, um dazuzulernen. Männliche Tkasakiyama- Makaken haben die Eigenschaft, daß sie einzelne Jungtiere ,,adoptieren". Diese Ziehväter nahmen die Tradition ebenfalls an. Die japanischen Primatologen konnten eine ähnliche Entwicklung verfolgen, als sie Weizen ausstreuten.
Zunächst klaubten die Makaken Korn für Korn aus dem Sand. Wieder war es Imo, die eine geniale Methode erfand: Sie warf händevoll Sand mit Körnern ins Meer. Der Sand versank im Meer, während die Körner an der Wasseroberfläche schwammen. Das Getreide konnte Imo mit der Hand abschöpfen. Weitere Traditionen wurden eröffnet. Da die Makaken die Hände voll Getreide hatten, liefen sie immer häufiger aufrecht zum Wasser. Seit 1957 konnten die Wissenschaftler beobachten, daß die Makaken auch Muscheln knackten- eine neue Methode der Nahrungsbeschaffung. Die Forscher konnten des weiteren ein paar Jungtiere ausmachen, die Schwimmen und Tauchen lernten. Eines der Jungtiere schwamm bis zur Nachbarinsel.
Dies sind jedoch nur Beispiele. Forscher konnten Beobachtungen machen, daß die Erschließung neuer Nahrungsquellen einer Gruppe versetzt erfo lgt. So hatte eine beobachtete Affengruppe schon immer eine Vorliebe für Vogeleier, eine andere entdeckte sie erst im Jahre 1960.
Weitere Beispiele:
- Arm als Angel im Wasser; Krabben setzen sich daran fest; dann Verzehr
- Forscher entfachten Feuer; Affen setzten sich im Winter darum, um sich ihre Hände daran zu wärmen
- In Jigokudani: Japanmakaken baden in vulkanischen Quellen => Art, die sich dank ihrer Anpassungsfähigkeit am weitesten im Norden ausgebreitet hat
- Wichtigstes Sinnesorgan für das Leben auf Bäumen sind die Augen. Im Laufe der Evolution hat sich unter anderem die Stellung der Augen verändert, so daß Affen besonders gut Entfernung (z.B. von einzelnen Ästen) abschätzen können. Die Anpassung der Sinnesorgane ging mit entsprechenden Veränd erungen des Gehirns einher
- Saisonale Fortpflanzung der Berberaffen des Salemer Affenberges (Bodenseegebiet); 80% aller Neugeborenen kommen im April und Mai zur Welt => Anpassung an die jahreszeitlichen Schwankungen im Nahrungsangebot ihrer ursprüngliche n Heimat (Eichenund Zedernwälder Marokkos und Algeriens); Neugeborene hätten im strengen Winter der nordafrikanischen Gebirge kaum Überlebenschancen Bei all diesen Beispielen muß immer ein mutiges Tier ,,vorangegangen" sein.
2) Schimpansen; Werkzeuggebrauch zum Nahrungserwerb, Körperpflege, Konfliktbewältigung
Die Werkzeugbenutzung eröffnet allgemein neue Möglichkeiten zur Lebenssicherung und zur Auseinandersetzung mit der Umwelt. Bekannt sind Affen, die mittels entblätterter Stöckchen Termiten aus Baumlöchern oder Termitenhügeln angeln. Hier ist die Betrachtung der jeweiligen Umweltbedingung wichtig. In niederschlagsreichen Gebieten (Regenwald von Äquatorial- Guinea) sind die Wände der Termitenhügel porös und durch den Regen feucht. Die Affen können so mit Grabstöcken die Termitenhügel aufbrechen. In Savannen (z.B. Senegal) trocknen die Hügel während der Trockenzeiten stark aus, so dass die Affen auf besondere Techniken angewiesen sind. Die Voraussetzungen für Anpassungsverhalten beruhen also auch auf der unterschiedlichen Ökologie der Lebensräume. Im südwestlichen Kamerun wurde die Auffächerung von Stöckchen zur Tradition. Die Freß-, Werkzeug- und Sozialtraditionen bei nicht- menschlichen Primaten werden zu den präkulturellen Traditionen gezählt. Ein amerikanischer Zoologe (John Bonner) bezeichnete diese Tradition als die ,,Weitergabe von Information durch Verhalten, insbesondere durch den Vorgang von Lehren und Lernen".
Verhalten, das auf Anpassung beruht, zum Beispiel das Kartoffelwaschen der Japanmakaken kann in Vergessenheit geraten. Zur kulturellen Weitergabe über Traditionen ist die Sprache ein wichtiges Hilfsmittel, das die Affen jedoch nicht besitzen. Würden einer Makakengeneration eines Tages keine Bataten mehr zur Verfügung stehen, würde die Präkultur des Kartoffelwaschens in Vergessenheit geraten. Menschen hingegen können mittels ihrer Lautsprache und der Aufzeichnung erworbene Information unabhängig von Objekten und damit unabhängig von Ort und Zeit weitergeben.
Quellen:
- Volker Sommer; Die Affen (Unsere wilde Verwandschaft); Hamburg (1989)
- Volker Sommer & Karl Ammann (Fotograf); Die großen Menschenaffen (Die neue Sicht der Verhaltensforschung);
- www.hausarbeiten.de , www.schularbeiten.de , www.grin.de
Häufig gestellte Fragen zu "Affen- Anpassung an die Umweltbedingungen"
Worum geht es in diesem Text?
Der Text behandelt die Anpassung von Affen an ihre Umweltbedingungen. Es wird erklärt, dass Affen sich nicht nur durch genetische Veränderungen anpassen, sondern auch durch soziales Lernen und Weitergabe von Wissen über Generationen hinweg. Dies ermöglicht eine schnellere Anpassung und Flexibilität bei der Besiedlung neuer Lebensräume.
Was ist ein Beispiel für die Anpassung von Affen an Umweltbedingungen?
Ein Beispiel ist die Anpassung an das Leben in Bäumen, das Nahrung und Schutz bietet. Ein weiteres detailliertes Beispiel ist die Beobachtung von Rotgesichtsmakaken auf der japanischen Insel Koshima, die lernten, Süßkartoffeln im Wasser zu waschen und sogar mit Salzwasser zu würzen. Diese Technik wurde durch soziales Lernen verbreitet.
Wie haben die Makaken das Waschen von Süßkartoffeln im Wasser gelernt?
Ein junges Weibchen namens Imo erfand die Technik, Süßkartoffeln im Wasser zu waschen, um den Sand zu entfernen. Andere Affen ahmten dieses Verhalten nach, und die Technik verbreitete sich in der Gruppe. Einige Affen begannen sogar, die Kartoffeln im Salzwasser zu waschen, um sie zu würzen.
Wer hat die Technik des Kartoffelwaschens schneller übernommen?
Jüngere Affen zwischen 2 und 7 Jahren übernahmen die Technik schneller als ältere Affen. Erwachsene Weibchen übernahmen die Technik häufiger als Männchen, besonders solche, die engen Kontakt zu jüngeren Gruppenmitgliedern hatten.
Welche anderen Beobachtungen wurden bei den Makaken gemacht?
Die Makaken lernten, Weizen vom Sand zu trennen, indem sie Sand und Körner ins Meer warfen und das Getreide von der Wasseroberfläche abschöpften. Außerdem lernten sie, Muscheln zu knacken und einige Jungtiere lernten sogar zu schwimmen und zu tauchen.
Welche weiteren Beispiele für Anpassungen werden im Text genannt?
Es werden weitere Beispiele genannt, wie Affen Arme als Angeln im Wasser benutzen, sich an Feuern wärmen, in vulkanischen Quellen baden, ihre Augen an das Leben in Bäumen anpassen und saisonale Fortpflanzung praktizieren.
Wie passen sich Schimpansen an ihre Umwelt an?
Schimpansen nutzen Werkzeuge zur Nahrungssuche, Körperpflege und Konfliktbewältigung. Die Art der Werkzeugnutzung hängt von den jeweiligen Umweltbedingungen ab, z. B. der Beschaffenheit von Termitenhügeln in verschiedenen Regionen.
Was sind präkulturelle Traditionen?
Präkulturelle Traditionen sind Freß-, Werkzeug- und Sozialtraditionen bei nicht-menschlichen Primaten, die durch Lernen und Weitergabe von Verhalten entstehen.
Warum können Affen erlerntes Verhalten vergessen?
Da Affen keine Sprache wie Menschen besitzen, ist die Weitergabe von Wissen über Traditionen begrenzt. Wenn die Umstände, die zu einem bestimmten Verhalten geführt haben, sich ändern, kann das Verhalten in Vergessenheit geraten.
Welche Quellen werden im Text genannt?
Die im Text genannten Quellen sind Bücher von Volker Sommer und Karl Ammann, sowie Webseiten wie www.hausarbeiten.de, www.schularbeiten.de, www.grin.de und das Computerlexikon Encarta.
- Quote paper
- Nora Großkopf (Author), 2001, Affen - Anpassungsfähigkeit an bestimmte Umweltbedingungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/99935