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Hausarbeit, 2021
16 Seiten, Note: 1,0
1 Einleitung
2 Begriffe und Definitionen
3 Das ISSAB
4 Grundsätzliche Kritik am Hilfesystem
5 Kernprinzipen der Sozialraumorientierung
5.1 Orientierung an den Interessen und am Willen
5.2 Unterstützung von Selbsthilfe und Eigeninitiative
5.3 Konzentration auf die vorhandenen Ressourcen
5.4 Zielgruppen - und bereichsübergreifende Arbeitsweise
5.5 Vernetzung und Integration
6 Fallarbeit in der Sozialraumorientierung
6.1 Die fallspezifische Arbeit
6.2 Die fallübergreifende Arbeit
6.3 Die fallunspezifische Arbeit
7 Umsetzbarkeit und Umsetzungshindernisse
8 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Das Interesse des Autors der vorliegenden Arbeit am Thema Sozialraumorientierung beruht auf einer Vorlesungsreihe des Professor Frank Oltmann, in welcher sowohl die Sozialraumorientierung als auch Wolfgang Hinte als ein renommierter Fachmann thematisiert wurden. Antrieb und Motivation ist es, Hintergründe und Prozesse der Sozialraumorientierung, deren Ziele und Wirkung bei und für die angesprochenen Klientinnen genauer zu beleuchten und entsprechend Rückschlüsse zu ziehen. Des Weiteren ist es auch Ziel des Autors, ein weiteres Fachkonzept der Sozialen Arbeit kennenzulernen, deren Anwendungsfelder zu beleuchten sowie die Vorgehens - und Arbeitsweiseweise zu studieren, um Rückschlüsse auf die alltägliche Arbeit ziehen zu können.
Als anfängliche Informationsquellen werden die Bücher „Sozialraumorientierung revisited" von Gabriele Bingel, welches im Jahr 2011 im VS Verlag für Sozialwissenschaften erschienen ist, das Buch „Sozialraumorientierung - Fachkonzept oder Sparprogramm" von Oliver Fehren und Wolfgang Hinte aus dem Jahr 2013, erschienen im Verlag des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. sowie ein Interview mit Wolfgang Hinte aus dem Jahr 2016 über Sozialraumorientierung dienen.
Um einen sinnvollen Lesefluss zu gewährleisten, wird im Text auf eine verkürzte Zitierweise zurückgegriffen. Im Anhang erfolgt ein vollständiges Literaturverzeichnis in alphabetischer Reihenfolge. Ebenso werden im Interesse eines unterbrechungsfreien Leseflusses, an Stelle von vollständigen geschlechtsspezifischen Bezeichnungen, Gendersternchen (*) verwendet.
Im Verlauf der Recherche hat sich gezeigt, dass es keine einheitliche Definition des Begriffes Sozialraum gibt. Das Fachwörterbuch für Erzieherinnen und pädagogische Fachkräfte beschreibt Sozialraum als „ ... gesellschaftlicher Raum oder konkreter Ort mit seinen Objekten, den Lebensraum von Menschen, die Stadt, einzelne Stadtbezirke. Ebenso ist die dörfliche Umgebung ein Sozialraum." (Vollmer 2017: S. 53) Weiter heißt es „Der Sozialraum wird von Menschen konstruiert - er ist das Ergebnis von menschlichem Handeln, von sozialen Prozessen und damit entsprechend wandelbar." (Vollmer 2017: S. 53) Eine ähnliche Position nimmt Karl Hofinger ein: „Der soziale Raum definiert sich ständig neu, von den virtuellen Räumen hin zur gelebten Nachbarschaft, von der globalen Dimension hin zur überschaubaren Lebenswelt." (Hofinger, 15.11.2020)
Begriffliche Ursprünge der Sozialraumorientierung finden sich in der Stadtsoziologie und der Pädagogik. Es soll mit dieser Begrifflichkeit eine Verbindung zwischen der räumlichen Umgebung, wie zum Bespiel einem Stadtteil, und dem sozialen Handeln seiner Bewohner geschaffen werden. Der Begriff des Sozialraumes bezieht sich jedoch auch auf einen sozial konstruierten Raum, sprich einen Lebensraum und sozialen Mikrokosmos, in dem soziale und gesellschaftliche Entwicklungsprozesse stattfinden. (vgl. Hofinger, 15.11.2020)
Wolfgang Hinte, Leiter des Instituts für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung (ISSAB), sieht in der Sozialraumorientierung ein fachliches Konzept, mit dessen Hilfe und auf dessen Grundlage die soziale Arbeit ihre Kompetenzen und Lösungsansätze der Lebenshilfe in allen gesellschaftlichen Feldern so verankert, dass nicht weiterhin Sondersysteme für bestimmte Gruppen befördert werden müssen. Weiterhin sieht Hinte durch eine konsequente Umsetzung sozialräumlicher Konzepte die Möglichkeit, den gegebenen und wachsenden ökonomischen Druck und eine aufgeklärte sozialarbeiterische Fachlichkeit in eine Symbiose zu bringen (vgl. IVS Wien, 15.11.2020).
Es bleibt festzuhalten, dass es derzeit keine allgemeingültige Definition der Begriffe Sozialraum und Sozialraumorientierung im wissenschaftlichen Sinne gibt. Daraus folgt, dass es derzeit auch keine festgelegten Methodensettings vorliegen. Andererseits ergibt sich eine wachsende Zahl von Fachgebieten, in welchen die Sozialraumorientierung Anwendung findet, so zum Beispiel neben der Gemeinwesenarbeit auch in der sozialen Jugendarbeit. (vgl. Hofinger, 15.11.2020)
Das Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung (ISSAB) an der Universität Duisburg Essen berät und unterstützt öffentliche und freie Institutionen beim Aufbau sozialraumorientierter Inhalte und Strukturen. Durch die Implementierung sozialraumorientierter Strukturen sollen bauliche und ökonomische Gegebenheiten sowie die sozialen und kulturellen Bedingungen in einem Wohnquartier zu Gunsten und nach dem Willen der dort lebenden Wohnbevölkerung beeinflusst werden. Eine aktive Beteiligung der dort lebenden Bevölkerung ist zum einen notwendig und wird zum anderen auch gefördert (IVS Wien, 15.11.2020).
Nach Hinte zeigt sich im System des derzeitigen Sozialstaates das Problem, dass das finanziert und unterstützt wird, was der Staat eigentlich verhindern möchte. Menschen werden erst dann von den Sozialsystemen unterstützt, wenn sie in eine Notsituation geraten. Eine Hilfe beziehungsweise Unterstützung, welche frühzeitig das Eintreten der Notsituation abwenden kann, wird durch das soziale System nicht gewährleistet. Da das Defizit erst attestiert werden muss, werden die Hilfssysteme, welche in der Mehrheit trägerbasiert sind, entsprechend auch erst dann greifen. Die Arbeit der Träger geschieht zwar auf sehr hohem Niveau, ist aber mehrheitlich auch kostenintensiv. (vgl. Hinte, 2016) Ein weiterer Punkt, welcher zu berücksichtigen ist, ist, dass eine Mehrzahl von Trägern privatwirtschaftlich organisiert sind und damit erst erhöhtes Interesse an den Klientinnen besteht, wenn der Unterstützungsbedarf bereits attestiert ist.
In der Umkehrung wird im Verhältnis wenig Geld in Bereiche investiert, welche präventiv gegen entstehende Notlagen beziehungsweise Hilfsbedürftigkeiten wirken können (vgl. Hinte, 2016). Die Sozialraumorientierung soll hier gegenwirken.
In der Sozialraumorientierung ist es nicht das Ziel beziehungsweise der Anspruch, Menschen in pädagogischer Absicht zu verändern. Vielmehr ist es Ziel, mit und durch die Sozialraumorientierung unter tätiger Mitwirkung der betroffenen Bewohner*innen Lebenswelten zu schaffen und Arrangements zu kreieren, in denen Menschen zurechtkommen. Insbesondere problematische Lebenssituationen sollen dadurch gemildert und gelöst werden (vgl. Fehren/Hinte 2013: S. 17). Um diesem Anspruch gerecht zu werden, haben sich fünf Kernprinzipien etabliert, auf die in den folgenden Absätzen eingegangen werden soll.
Der Wille und die Interessen der Adressat*innen sozialer Arbeit stellen einen zentralen Ausgangspunkt der Hilfsangebote dar. Gesetzlich definierte Bedarfe oder unbestimmte Wünsche stehen nicht im direkten Fokus der Arbeit (vgl. Fehren/Hinte 2013: S. 17). Dieser Ansatz, den Willen der betroffenen Menschen in das Zentrum der Arbeit zu stellen, ist entsprechend dem Ziel der Schaffung von jederzeit lebenswerten Arrangements folgerichtig und konsequent. Vor allem die Menschen, die in dem jeweiligen Quartier, dem Stadtteil oder dem Dorf wohnen, wissen, wie ihre Lebenswelt gestaltet werden soll. Insofern kommt ein externer Eingriff durch Behörden oder Träger einer Fremdbestimmung gleich. So gut ein Fremdeingriff auch gemeint ist, so erfordert er, dass die Menschen sich entsprechend anpassen und ändern sollen und müssen. Es ist jedoch festzuhalten, dass Menschen nur sehr schwer veränderbar sind, vor allem gegen ihren Willen. (vgl. Bestmann, abgerufen am 19.11.2020)
Die Unterstützung von Eigeninitiative und Selbsthilfe hat jederzeit Vorrang vor der sozialarbeiterischen Tätigkeit der Helfenden. Auf diese Weise sollen die Potentiale der Menschen aktiviert und genutzt werden. Getreu dem Grundsatz „So viel Hilfe wie nötig und so wenig Hilfe wie möglich!" (Fehren/Hinte 2013: S. 1718) sollten die Helfenden lediglich Unterstützungsleistungen erbringen, jedoch möglichst nie ohne aktive Beteiligung der Adressat*innen (vgl. ebd. S. 18). Auch wenn die Selbsthilfe immer zu bevorzugen ist, ist damit nicht gemeint, dass sozialstaatlich garantierte Leistungen gekürzt beziehungsweise geschwächt werden sollen. Genauso sollen die Adressatinnen nicht Probleme in ihrem sozialen Umfeld lösen, welche sie nicht zu verantworten haben beziehungsweise beeinflussen können (vgl. Bestmann, abgerufen am 19.11.2020).
Die vorhandenen persönlichen und sozialräumlichen Ressourcen spielen bei der Gestaltung der Lebensräume der Adressat*innen die vorrangige Rolle. Grundsätzlich geht Hinte davon aus, dass jede menschliche Verhaltensweise eine potentielle Stärke und Ressource darstellt, mit der gearbeitet werden kann und sollte (vgl. Hinte 2016). Anstelle einer Diagnose von Experten bedeutet dies eine konsequente Orientierung am Können und Wissen der betroffenen Menschen und damit an Zielen, welche diese aus eigener Kraft erreichen können und wollen (vgl. Fehren/Hinte 2013: S. 18). Damit kann erreicht werden, dass die mitarbeitenden Menschen dem Geschaffenen und auch sich selbst gegenüber eine andere Wertschätzung beimessen. Insofern erfahren die Adressat*innen auch eine Steigerung ihres Selbstwertgefühls. Eine weitere wichtige Ressource sind die Vereine, Dienstleister und Unternehmen im Sozialraum. Diese können ebenso zur Mitarbeit aktiviert werden (vgl. ebd. S. 18). Der gegenseitige Identifikationseffekt ist nicht zu unterschätzen. Insofern können auch die Unternehmen deutlich, auch wirtschaftlich, profitieren.
Sozialräumliche Aktivitäten sind immer bereichs - und zielgruppenübergreifend angelegt, da die fachlichen Interessen Themen und Vorhaben beziehungsweise Projekten gilt. In diesem Zusammenhang müssen auch wirtschaftliche Handlungsfelder berücksichtigt werden (vgl. Fehren/Hinte 2013: S. 18). Außerdem ist dem Fakt Rechnung zu tragen, dass es keinen homogenen Sozialraum gibt, sondern im Sozialraum immer eine Vielzahl von Individuen und verschiedenen Gruppen gemeinsam aktiv sind. Selbst wenn die Sozialarbeitenden sich auf nur eine Zielgruppe konzentrieren wollen, muss dennoch auch mit Menschen zusammengearbeitet werden, die der Zielgruppe nicht angehören (vgl. Hinte, 2016).
In der sozialen Arbeit werden verschiedene Problemfälle von verschiedenen Stellen beziehungsweise von unterschiedlichen Trägern und Fachkräften angegangen. Diese stehen nicht selten auch im wirtschaftlichen Wettbewerb zueinander. Grundlegend kommt es daher, durch die Maßnahmen - Vergabepraxis der öffentlichen Hand noch bestärkt und bedingt durch einen harten Verdrängungs- wettberb, zu einer Leistungserbringung auf unterstem Niveau. Sinnvoller und entsprechend einer sozialräumlichen Orientierung stellt eine Vernetzung und Integration der verschiedenen sozialen Dienste und Träger eine Grundlage für funktionierende Einzelfallhilfen dar. Über vielfältige kommunikative Plattformen und Foren können sowohl ehrenamtliche Akteure als auch Professionelle aus verschiedenen Bereichen Absprachen treffen, sowie Zusammenarbeiten planen und gemeinsame Projekte durchführen (vgl. Fehren/Hinte 2013: S. 18 - 19). Ein weiterer positiver Effekt einer guten Vernetzung ist eine sinnvolle Kooperation und Zusammenarbeit mit weiteren Beteiligten im Sozialraum, deren Zweck nicht vorrangig die soziale Arbeit ist. So helfen beispielsweise vielmals Kontakte zu Unternehmen bei der Integration Langzeitarbeitsloser in den Arbeitsmarkt und der beruflichen Qualifikation der Adressat*innen.
In der sozialen Arbeit unterscheidet man klassisch die Einzelfallhilfe, die Gruppen - und die Gemeinwesenarbeit. Auch im Fachkonzept der Sozialraumorientierung unterscheidet man drei Teilgebiete, auf die im weiteren Verlauf dieses Kapitels noch eingegangen wird. Die Sozialraumorientierung setzt am Willen, den Fähigkeiten und dem Eigensinn ihrer Klientinnen an und stützt sich im hohen Maße auf deren Ressourcen. Zusätzlich zu individuellen Ressourcen stützt sich sozialraumorientierte Arbeit auf die vorhandenen Möglichkeiten und Ressourcen des Lebensraumes. Dadurch wird die Bedeutung des Einzelfalles abgeschwächt und in Zusammenhang mit dem sozialen, materiellen und institutionellen Umfeld gebracht, welches ihn umgibt (vgl. Fehren/Hinte 2013: S. 28).
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