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Hausarbeit, 2021
11 Seiten, Note: 2,0
1. Einleitung
2. Der Kulturbegriff
3. Der neue Rassismus
4. Ethnozentrismus und kulturelle Identität
4.1 Ethnozentrismus
4.2 Kulturelle Identität
5. Zugangsbarrieren
5.1 Zugangsbarrieren der Migrant*innen gegenüber Sozialarbeiter*innen
5.2 Zugangsbarrieren von Sozialarbeiter*innen gegenüber Menschen mit Migrationshin tergrund
6. Interkulturelle Öffnung
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
In Deutschland lebt eine Vielzahl von Menschen mit unterschiedlichen Kulturen zusammen. Migration nimmt zu und hat sich zu einem wichtigen Berufsfeld der Sozialen Arbeit entwickelt. Oft befinden sich Menschen mit Migrationshintergrund in herausfordernden Lebenssituationen und sind obendrein mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert. Es existieren zusätzlich zahlreiche Zugangsbarrieren, die Migrant*innen davon abhalten, Soziale Dienste in Anspruch zu nehmen. Sozialer Arbeit kommt unter anderem die Aufgabe zu, diese zu erkennen und abzubauen. In dieser Arbeit sollen einige dieser Barrieren aufgeführt und erläutert werden. Außerdem wird der Begriff der Kultur untersucht, welcher, obwohl er nicht einheitlich definiert ist, immer wieder zu Kontroversen in Politik und Gesellschaft führt und für migrationssensible Soziale Arbeit von großer Bedeutung sind.
Das Wort Kultur selbst stammt vom lateinischen Wort cultura, welches wiederrum mit dem Wort colere verwandt ist, was soviel wie ,pflegen' bedeutet. Dies bezog sich auf die Pflege der Natur, aber auch des sozialen Seins (vgl. Danzer 2017, S. 68).
Beim Versuch, Kultur zu definieren, stößt man unter anderem auf den anthropologischen Kulturbegriff. Der Begriff der Kulturanthropologie tauchte erstmals Mitte des 20. Jahrhunderts auf. Er entspringt dem Evolutionismus, der die Unterschiedlichkeit der Menschen aufgrund von Stufen soziokultureller Entwicklungen erklärt. Geert Hofstede bezeichnet die anthropologische Kultur als „kollektive Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie von Menschen von einer anderen unterscheidet" (Hofstede 1993, S. 19).
Die UNESCO definiert Kultur weitläufig als „Gesamtheit der einzigartigen geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Aspekte [...], die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen. Dies schließt nicht nur Kunst und Literatur ein, sondern auch Lebensformen, die Grundrechte des Menschen, Wertsysteme, Traditionen und Glaubensrichtungen" (UNESCO-Kon- ferenzberichte Nr. 5, S. 121). Kultur ist also ein nicht wirklich greifbarer, einzugrenzender Begriff, sondern ein dynamisches Konstrukt, das viele Aspekte menschlichen Lebens umfasst. Das Wort Kultur wird jedoch auch verwendet, um Ab- und sogar Ausgrenzungen vorzunehmen. Dies wird unter Anderem auch ersichtlich, wenn man verwandte Wörter, wie Leitkultur, Hochkultur oder Fremdkultur betrachtet, die bereits eine vermeintliche Hierarchie der Kulturen andeuten.
Rassismus ist out. Aber nicht wirklich. Rassismus ist vor allem in Deutschland seit dem Nationalsozialismus zum gesellschaftlichen Tabuthema geworden, auch der spannungsgeladene Begriff an sich wird tunlichst vermieden. Doch dies verhindert die Möglichkeit eines offenen Diskurses, anhand dessen die eigenen Handlungen reflektiert und sich deren Tragweite bewusst gemacht werden kann. Wird jemand auf eine von ihm/ihr begangene rassistische Handlung oder Bemerkung aufmerksam gemacht, wird der/diejenige den Vorwurf wahrscheinlich empört von sich weisen. Die Wenigsten identifizieren sich mit ausländerfeindlichen, gewaltbereiten Rechtsextre- mist*innen, welche ganz offen ihren Hass ausleben. Doch genau hier liegt der Schwachpunkt, denn Rassismus ist viel mehr als ein solches Stereotyp. Rassismus passiert oft unbewusst. Auf die umfassenden, strukturellen und institutionellen Ausmaße des Rassismus, welche meist nicht einmal als solche erkannt werden, kann hier zwar nicht im Detail eingegangen werden, rassistische Denkweisen müssen aber aufgegriffen werden, um zu erkennen, wie sich (Neo-)rassismus heute äußert und weiter existiert und vor welchem Hintergrund sich migrationssensible Soziale Arbeit unter Anderem bewegt.
Nicht von ,Rassen' zu sprechen gilt heute als selbstverständlich, zumal mittlerweile bekannt ist, dass das Konzept der Existenz von biologischen ,Rassen' wissenschaftlich nicht haltbar ist, wie u. A. auch von Fischer und anderen Zoolog*innen demonstriert wurde (vgl. Fischer et al. 2019, S. 399 ff). Dennoch findet die Lebensrealität von People of Color innerhalb dieser Kategorisierungen statt. Denn als das Wort ,Rasse' sich aus Köpfen und Mündern verabschiedete, wurde der Rassismus vermeintlich vor die Tür gesetzt, aber schlich sich durch die Hintertür wieder rein. Oder er wurde vielleicht nur zur Tür gebracht, aber nie wirklich gebeten, zu gehen. Schwarze Menschen und People of Color werden auch heute noch aufgrund rassifizierter Merkmale benachteiligt. Passend dazu ist die bekannte Aussage von Pat Parker: „Für die Weisse [sic!], die wissen möchte, wie sie meine Freundin sein kann. Erstens: Vergiss, dass ich schwarz bin. Zweitens: Vergiss nie, dass ich schwarz bin." (Pat Parker 1978, zitiert nach El-Maawi, https://al- zh.ch/artikel/news/was-wir-uns-bewusst-machen-muessen/, 12.12.20 [Anm. d. Verf.: Schwarz ist im Zitat kleingeschrieben]). Sich mit Rassismus oder ,Rassen' nicht auseinandersetzen zu müssen, ist ein Privileg, dass nur weißen Menschen Vorbehalten ist. „Es geht hierbei nicht um Schuldzuschreibungen. Es geht darum, anzuerkennen, dass Rassismus [...] ein komplexes Netzwerk an Strukturen und Wissen hervorgebracht hat, das uns - im globalen Maßstab - sozialisiert und prägt", schreibt Susan Arndt (Arndt 2017, S. 43). Der Rassismus ist ein kollektives Erbe, welches aktiv vertrieben werden muss. Und dazu muss man sich damit auseinandersetzen, es reicht also nicht, Rassismus totzuschweigen (vgl. ebd. 2017, S. 44).
Wie sehen rassistische Aussagen aus, wenn das Wort ,Rasse' nicht verwendet wird? Grundsätzlich wird der Begriff der ,Rasse' im neuen Rassismus durch noch wenig historisch aufgeladene und scheinbar frei interpretierbare Ausdrücke wie Kultur oder Ethnie ersetzt, weshalb auch oft von kulturellem oder kulturalistischem Rassismus gesprochen wird. „Dieser kulturelle Rassismus ist ein Rassismus ohne Rassen1, denn Rassisten und Adressaten des Rassismus repräsentieren nicht verschiedene Menschenrassen, sondern ethnische Gruppen [...]" (Diefenbach 2017, S. 838, [Anm. d. Verf.: Fußnote im Zitat]). Auf dem Afd Parteitag zur Europawahl 2018 hielt Afd Politiker Achille Demagbo seine bekannte Rede, in der er davor warnte, Deutschland mit Afrikaner*innen zu überfluten. Er erklärt dies mit, wie er meint, starken kulturellen Unterschieden zwischen Deutschen und Afrikaner*innen (vgl. Demagbo 2018, zitiert nach Mabanza, https://www.kasa.de/kommentiert/detail/invasion-aus-afrika-achille-metonou-demagbo-und- die-afd/, 13.12.2020). Mabanza weist dabei in seinem Artikel darauf hin, dass man nicht von einer Invasion oder Ähnlichem sprechen könne, da es unter 1% Afrikaner*innen in Deutschland gäbe und diese auch bei Geflüchteten nicht die Mehrheit darstellten (vgl ebd. 2018). Vermeintlich unüberwindbare kulturelle Differenzen werden immer wieder als Rechtfertigung, Andere auszuschließen oder zu diskriminieren, herangezogen.
Diese Feindseligkeit gegenüber ,den Anderen', das Emporheben des eigenen Seins, der eigenen Kultur, könnte man unter dem Begriff Ethnozentrismus zusammenfassen.
Ethnozentrismus ist ein gedankliches Konzept, nach dem die eigene Kultur oder Ethnizität als die Maßgebende betrachtet wird. Normen der eigenen Gesellschaft werden auf andere Gesellschaften übertragen (vgl. Hofsteede 1993, S. 305). Die eigene Kultur wird als überlegen und Andere als unterlegen, oder gar untermenschlich bewertet. Durch diese Hierarchisierung und Ausgrenzung werden rassistische Stereotype gebildet. Bozay ist der Meinung, dass Migrant*innen durch diese von Vorurteilen verursachte Ausgrenzung ein noch verstärktes Minoritätsgefühl entwickeln und es zu einer Art Wechselwirkung kommt. Wenn eine ethnische Gruppe sich definiert, muss sich daraufhin automatisch die andere Gruppe redefinieren (vgl. Bozay 2017, S. 223 ff). „Wo ,deutsche Identität' an Profil gewinnt, werden ethnisch-nationale Homogenitätsvorstellungen und Ethnozentrismus ebenfalls verstärkt" (Bozay 2017, S. 225).
Anfang des 20. Jahrhunderts kam, so Gärber und Schädelin, die Ethnologie als Wissenschaft noch dem Kolonialismus zugute und untersuchte aus der europäischen Kultur heraus vor allem, wie man Andere dieser unterordnen kann. Der Begriff Ethnozentrismus entwickelte sich erst mit dem Dekolonialisierungsprozess, als nach dem zweiten Weltkrieg „offenbar [wurde], dass die Entfaltung der europäischen Kultur nicht zur Vervollkommnung der Menschheit, sondern zu Konzentrationslagern, Verfolgung und Vertreibung von Völkern, erbarmungsloser Bombardierung der Zivilbevölkerung und schliesslich [sic!] zu Hiroshima geführt hatte." (Gärber/Schädelin 1990, S.71).
Jedem Individuum und jeder Gruppe als Ganzes obliegt eine kulturelle Identität, mithilfe derer sich Mitglieder identifizieren, oder Nicht-Mitglieder abgrenzen lassen.
Gerhard Danzer definiert kulturelle Identität als „Prozesse und Resultate [...], in denen eine Identifikation, Distanzierung oder Ablehnung des Einzelnen mit für ihn relevanten Kulturinhalten erfolgt" (Danzer 2017, S. 67). Dagegen enthält sich Janne Mende einer genaueren Definition, mit der Begründung, dass Kultur und Identität an sich schon zwei komplexe, schwer zu definierende Begriffe seien (vgl Mende 2016, S. 44). Mende betrachtet zwei verschiedene Zugänge zu kultureller Identität. Einerseits die Ansicht, dass die jeweilige kulturelle Identität eine unveränderbare Gegebenheit ist, die ein Individuum erfährt und annimmt (also nicht frei entscheidet), sobald es in eine Gesellschaft hineingeboren wird, von der diese vorgegeben ist. Obwohl es einen gewissen Austausch zwischen den Kulturen gibt, lassen sie sich klar voneinander abgrenzen. Von einer Kultur in eine andere zu wechseln ist grundsätzlich nicht unmöglich, muss aber aus freien Stücken passieren, da die kulturelle Identität eng mit der persönlichen verflochten ist. Der andere Ansatz geht davon aus, dass kulturelle Identität ein Geflecht aus den Einflüssen verschiedener Kulturen ist, in dem sich das Individuum nach Belieben frei bewegen kann (vgl. Mende 2016, S. 44ff). Auch im gesellschaftlichen, oder politischen Diskurs existieren zwei Begriffe, die diese Ansätze widerspiegeln: Multikulturalität, was ein nebeneinander existieren, beziehungsweise Zusammenleben verschiedener Kulturen beschreibt und Interkulturalität, also das Vermischen dieser Kulturen innerhalb einer Gesellschaft durch Austausch und Interaktion.
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