Ziel der Arbeit ist die Gegenüberstellung und Analyse der Cash-Dividende und dem Aktienrückkauf. Hierbei soll aus Unternehmens- und Anlegersicht erörtert werden, ob der Aktienrückkauf eine sinnvolle Alternative für eine Dividendenzahlung darstellt.
Im zweiten Kapitel werden die zwei Instrumente der Ausschüttungspolitik vorgestellt. Darüber hinaus erfolgt eine jeweilige Einordnung zu der Irrelevanz-, der Signalling-, der Transaktionskosten- und der Tax-Preference-Theorie. Im dritten Kapitel erfolgt eine Theorie-Praxis-Reflexion. Neben einer allgemeinen Untersuchung sollen die vorher abgeleiteten Hypothesen am Praxisbeispiel der Allianz SE und ihrer Ausschüttungspolitik überprüft werden. Abschließend resümiert das vierte Kapitel die gesammelten Erkenntnisse und versucht die anfängliche Fragestellung zu beantworten. Eine Einordnung in die aktuellen Entwicklungen in 2020 – bedingt durch die Corona Krise – soll hier ebenfalls erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Gang der Arbeit
2 Vergleich von Dividendenzahlung und Aktienrückkauf
2.1 Dividendenzahlung als klassisches Ausschüttungsinstrument
2.2 Aktienrückkauf als Alternative
2.3 Irrelevanztheorie
2.4 Signallingtheorie
2.5 Transaktionskostentheorie
2.6 Tax-Preference-Theorie
3 Theorie-Praxis-Reflexion
3.1 Auswirkungen von Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen
3.2 Praxisbeispiel Allianz SE
4 Zusammenfassung der Ergebnisse
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Die weltweite Corona Krise hat neben gesundheitlichen und sozialen Folgen, vor allem wirtschaftliche Hiobsbotschaften hervorgerufen. Durch nationale Lock-Downs, ansteigende Arbeitslosenquoten und explodierende Staatsschulden rutscht die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession.1
Diese Krise geht somit auch an der Börse nicht spurlos vorbei. In den ersten Wochen der Corona-Krise sind die weltweiten Kurse um 40 Prozent oder mehr gefallen.2 Der deutsche Aktienindex DAX hat bspw. in nur 28 Tagen fast 40 Prozent eingebüßt. Das markiert den schnellsten Absturz, den es in Deutschland je gab.3
Vor allem die Informationen über die umfassenden Konjunkturmaßnahen der Staaten machten eine schnelle Erholung der Kurse möglich, so hatte der DAX im zweiten Quartal 2020 mit einer Steigerung von 28 Prozent sein drittbestes Quartal seit der Gründung. Dennoch bleibt weiterhin die Angst vor einer zweiten Welle mit erneut ansteigenden Infektionszahlen. Eine solche zweite Welle könnte die Aktienkurse wieder einstürzen lassen.4
Unabhängig der weiteren Entwicklung steht bereits jetzt fest, dass die Dividendenzahlungen deutlich zurückgehen. Experten sehen einen Rückgang von 15 bis 35 Prozent als realistisch an. Ein Drittel der deutschen Topkonzerne senkt die Dividenden. Ein Viertel der Firmen - mehr als doppelt so viele Firmen wie im Vorjahr - zahlen überhaupt keine Dividende aus. Viele Unternehmen haben darüber hinaus Liquiditätsprobleme. Vor diesen Hintergründen wird die Frage der richtigen Ausschüttungspolitik wieder aufgeworfen.5
In den letzten Jahren kletterten Dividendenzahlung auf Allzeit-Hochs. Auch Aktienrückkäufe erfreuten sich über zunehmende Beliebtheit. Insgesamt war die Weltwirtschaft in einer sehr starken Verfassung.6
Langfristig wird sich die Situation an den Märkten wieder stabilisieren. Auch hier stellt sich weiterhin die Frage nach der richtigen Ausschüttungspolitik. Gegebenenfalls wird die allgemeine Antwort anders ausfallen als vor der Corona-Krise.7 Historisch gesehen ist bspw. die Dividende ein wichtiger Bestandteil der Gesamtrendite. Laut einer Studie der Allianz Global Investors, verantworten die Dividendenzahlung über den Zeitraum von 1970 bis 2018 rund 40 Prozent der gesamten Rendite.8
1.2 Ziel und Gang der Arbeit
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Gegenüberstellung und Analyse der Cash-Dividende und dem Aktienrückkauf. Hierbei soll aus Unternehmens- und Anlegersicht erörtert werden, ob der Aktienrückkauf eine sinnvolle Alternative für eine Dividendenzahlung darstellt.
Die Arbeit ist dabei nach der Einleitung folgendermaßen aufgebaut: Im zweiten Kapitel werden die zwei Instrumente der Ausschüttungspolitik vorgestellt. Darüber hinaus erfolgt eine jeweilige Einordnung zu der Irrelevanz-, der Signalling-, der Transaktionskosten- und der Tax-Preference-Theorie.
Im dritten Kapitel erfolgt eine Theorie-Praxis-Reflexion. Neben einer allgemeinen Untersuchung sollen die vorher abgeleiteten Hypothesen am Praxisbeispiel der Allianz SE und ihrer Ausschüttungspolitik überprüft werden.
Abschließend resümiert das vierte Kapitel die gesammelten Erkenntnisse und versucht die anfängliche Fragestellung zu beantworten. Eine Einordnung in die aktuellen Entwicklungen in 2020 – bedingt durch die Corona Krise – soll hier ebenfalls erfolgen.
2 Vergleich von Dividendenzahlung und Aktienrückkauf
2.1 Dividendenzahlung als klassisches Ausschüttungsinstrument
Die Dividendenzahlung stellt, abgesehen vom Verkaufserlös einer Aktie, den einzigen Zahlungsstrom dar, der einem Anteilseiger einer Aktie zufließt.9 In dieser Funktion ist die Dividende ein klassisches Ausschüttungsinstrument. So hat bspw. schon der Harvard Professor JB Williams, im Jahre 1938, die Bedeutung der Zahlungsströme folgendermaßen festgestellt: „In short, a stock is worth only what you can get out of it “10.
Grundsätzlich ist die Dividendenzahlung der anteilige Gewinn einer Aktiengesellschaft, den der Anteilseigner in Form einer liquiditätswirksamen Auszahlung erhält.11 Die Frage nach einer Ausschüttung ist nicht notwendigerweise abhängig von dem wirtschaftlichen Erfolg im betroffenen Jahr. So zahlen Unternehmen, die Verluste fahren, teilweise trotzdem Dividenden aus. Genauso gibt es Unternehmen, die sehr erfolgreich sind, und entweder nur eine sehr geringe oder gar keine Dividende auszahlen.12
Über die Verwendung des Bilanzgewinns entscheidet bei einer Aktiengesellschaft die Hauptversammlung.13 Allerdings darf aufgrund von gesetzlichen Vorschriften nicht der gesamte Gewinn als Dividende ausgeschüttet werden. Ein Teil des Gewinns muss zur Stärkung der Eigenkapitalbasis des Unternehmens den Rücklagen zurückgeführt werden.14
Rechnerisch sinkt bei einer Dividendenzahlung der Wert des Eigenkapitals um die Höhe der jeweiligen Dividende. Ceteris Paribus sinkt damit der Börsenkurs in derselben Höhe der Dividende. Die tatsächliche Veränderung des Aktienkurses kann jedoch in beide Richtungen abweichen, da unzählige Faktoren Einfluss auf den Aktienkurs nehmen.15
Dividendenzahlungen sind im Gegensatz zu regulären Zinszahlungen keine kontante Größe. Die Ausschüttung muss jedes Jahr auf der Hauptversammlung neu beschlossen werden.16 Zwar werden Dividenden oft konstant gehalten oder erhöht, so kann es aber auch zu Kürzungen oder Streichungen kommen.17 Ein aktuelles Beispiel dafür ist die aktuelle Corona Krise, die viele Unternehmen zu solchen Maßnahmen gezwungen hat.18
2.2 Aktienrückkauf als Alternative
Der Aktienrückkauf ist, vor allem in den USA, zu einem beliebten Ausschüttungsinstrument aufgestiegen. Als Beispiel dienen die 449 Unternehmen, die von 2003 bis 2012 im amerikanischen Börsenindex Standard & Poors 500 notiert waren. Diese Unternehmen nutzten in diesem Zeitraum 54 % ihrer Gewinne für den Rückkauf ihrer eigenen Aktien. Im Gegensatz dazu wurden 37 % der Gewinne als Dividenden ausgeschüttet.19
In Deutschland gewinnen die Aktienrückkäufe ebenfalls an Bedeutung, jedoch dominiert weiterhin die Dividende als Ausschüttungsinstrument.20 Dies steht ebenfalls im Zusammenhang mit der rechtlichen Grundlage für Aktienrückkäufe, da diese in Deutschland erst ab dem Jahr 1998 gegeben ist.21
Grundsätzlich erwirbt eine Aktiengesellschaft bei einem Aktienrückkauf eigene Anteilsscheine von den Anteilseignern wieder zurück. In Deutschland ist dafür ein Beschluss der Hauptversammlung erforderlich, der es dem Unternehmen ermöglicht, bis zu Zehn Prozent des Grundkapitals zu erwerben.22
Bei diesem Prozess erhalten die Anteilseigner keinen Zahlungsstrom – außer bei einem Verkauf der Aktie. Bei dem Aktienrückkauf existieren die Anteile weiterhin, werden jedoch stillgelegt. Demnach wirkt der Aktienrückkauf wie eine Reduktion der ausgegebenen Aktien.23 Daraus folgt eine Reduzierung des Anteils mit einem Mitbestimmungsrecht und eine Steigerung der Aktiennachfrage. Insgesamt profitiert der Börsenkurs der Aktie davon und der Gewinn pro Aktie steigt.24
Führt man einen Aktienrückkauf durch, gibt es vier verschiedene Durchführungsarten. Von den meisten Unternehmen wird der Rückkauf als Open-Market-Repurchase bevorzugt. Hierbei kauft das Unternehmen die Aktie, wie andere Investoren, über die Börse zum aktuellen Marktpreis.25 Eine weitere Variante ist das Repurchase-Tender-Offer, bei dem die Aktien zu einem zuvor festgelegten Preis – typischerweise ca. 20 Prozent über dem derzeitigen Aktienkurs – gekauft werden. Die dritte Variante ist die Dutch Auction. Hier bietet das Unternehmen mehrere mögliche Preise an und Anteilseigner können Angebote abgeben, wie viele Aktien sie jeweils verkaufen würden. Die vierte Variante ist die direkte Verhandlung mit den Investoren.26
2.3 Irrelevanztheorie
Hinsichtlich der wissenschaftlichen Untersuchung der Ausschüttungspolitik ist weiterhin die von Modigliani und Miller im Jahr 1961 veröffentlichte Irrelevanztheorie relevant. Die Theorie unterstellt – vor dem Hintergrund eines vollkommenen Marktes – eine Irrelevanz der Dividenden.27 Die Anwendbarkeit der Theorie gilt dabei ebenfalls für Aktienrückkäufe.28
Die Irrelevanz wird damit begründet, dass der Shareholder Value eines Unternehmens bei einer Ausschüttung nicht verändert wird. Im Falle einer Ausschüttung setzt sicher dieser Wert aus der Dividende und dem Barwert der Aktie zusammen. Bei der Auszahlung der Dividende ist der Barwert der Aktie in gleicher Höhe gesunken. Wenn keine Dividende gezahlt wird, sinkt der Barwert der Aktie nicht um die Höhe der potenziellen Dividende.
Im Ergebnis bleibt der Shareholder Value in beiden Fällen gleich, da Ausschüttungen zwar zu einer Finanzierungslücke führen, diese jedoch wieder durch eine Kapitalerhöhung ohne Nachteile geschlossen werden kann.29
Kritisch betrachtet, wird die Theorie mathematisch weiterhin als schlüssig angesehen. Die zugrunde liegenden Prämissen werden jedoch bei der Übertragung in die Realität hinterfragt, da beispielsweise Principal-Agent-Konflikte, welche im nächsten Abschnitt erörtert werden, existieren können und die Rationalität von Investoren nicht gegeben ist. Genauso existieren in der Realität Transaktionskosten.30
2.4 Signallingtheorie
Die Agency-Theorie ist ebenfalls auf die Untersuchung der Ausschüttungspolitik anzuwenden. Die Anteilseigner, die als Prinzipale fungieren, übertragen die Leitung eines Unternehmens an ein Management, welches die Rolle des Agenten einnimmt. Hierbei entsteht eine asymmetrische Informationsverteilung. Das Management könnte den Informationsvorsprung nutzen um opportunistisch zu handeln und damit den Shareholder Value schädigen.31
Aus diesem Grund sind die Anteilseigner gewillt, das Management zu kontrollieren, um den Informationsvorsprung abzubauen. Dies führt zu Agency-Kosten, obwohl die Asymmetrien nicht vollständig behoben werden kann. Gemäß dem wohlfahrtsökonomischen Effizienzkriterium gilt es diese Agency-Kosten zu minimieren.32
Die Signalling-Theorie ist eine Untertheorie der Agency-Theorie. Sie soll einen Ansatz bieten, um die Informationsasymmetrien abzubauen. Dies erfolgt durch positive Signale, die die Unsicherheit von Anteilseignern mindern soll.33
[...]
1 Vgl. Kronen Zeitung, Börse, 2020, S. 8.
2 Vgl. AssCompact, Aussichten Aktienanleger, 2020, S. 66.
3 Vgl. Jauernig, H., Stotz, P., Börse, 2020, o. S.
4 Vgl. Scherbaum, C., Börse, 2020, o. S.
5 Vgl. Regner, W., Dividenden-Crash, 2020, S. 32.
6 Vgl. FAZ, Aktienrückkäufe, 2018, o. S., DSW, Dividendenstudie 2018, 2018, o. S.
7 Vgl. AssCompact, Aussichten Aktienanleger, 2020, S. 66.
8 Vgl. Regner, W., Dividenden-Crash, 2020, S. 32 f.
9 Vgl. Hasler, P. T., Bewertung von Aktien, 2011, S. 111.
10 Williams, JB, Investment, 1938, S. 57 f.
11 Vgl . Perridon, L. et al., Finanzwirtschaft, 2017, S.609.
12 Vgl. Bösch, Martin, Finanzwirtschaft, 2013, S. 112 ff.
13 Vgl. Bösch, Martin, Finanzwirtschaft, 2013, S. 112.
14 Vgl. Holzmeister, F. et al., Finanzwirtschaft, 2019, S. 296.
15 Vgl. Bösch, Martin, Finanzwirtschaft, 2013, S. 113.
16 Vgl. Schulz, A., Aktienrenditen, 2006, S. 38.
17 Vgl. DSW, Dividendenstudie 2018, 2018, o. S.
18 Vgl. Regner, W., Dividenden-Crash, 2020, S. 32.
19 Vgl. Lazonick, W., Börse, 2014, S. 70.
20 Vgl. Sendel-Müller, M., Weckes, M., Aktienrückkäufe, 2018, S. 2.
21 Vgl. Schulz, A., Aktienrenditen, 2006, S. 20 f.
22 Vgl. Sendel-Müller, M., Weckes, M., Aktienrückkäufe, 2018, S. 2.
23 Vgl. Erickson, K.H., Corporate Finance, 2018, S. 42.
24 Vgl. Bösch, Martin, Finanzwirtschaft, 2013, S. 118.
25 Vgl. Becker, Hans P., Investition und Finanzierung, 2016, S. 169 f.
26 Vgl. Elsevier, Finance, 2008, S. 103.
27 Vgl. Modigliani, F., Miller, M. H., Dividend Policy, 1961, S. 411-433.
28 Vgl. Seifert, U., Aktienrückkauf, 2006, S. 63.
29 Vgl. Berk, J., DeMarzo P., Finanzwirtschaft, 2016, S. 590 f.; Prokot, A., Ausschüttungspolitik, 2006, S. 60.
30 Vgl. Prokot, A., Ausschüttungspolitik, 2006, S. 60.
31 Vgl. ebd., S.60-96.
32 Vgl. Jensen, M., Meckling, W., Agency Costs, 1976, S. 308-357.
33 Vgl. Spremann, K., Reputation, 1988, S. 613 ff.; Spremann, K., Asymmetrische Informationen, 1990, S: 579 f.