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Hausarbeit, 2018
12 Seiten, Note: 1,7
Das Schreckgespenst Aufsatz?
Der Schreibprozess
Texte bewerten und beurteilen
Was ist Leistungsbewertung?
Problematik der Ziffernote
Grundformen der Bewertung
Förderndes Beurteilen
Bewertend-prüfendes Beurteilen
Wie lässt sich Textqualität messen?
Züricher Textanalyseraster
Basiskataloge
Von der Schreibberatung zur Schülerselbstbeurteilung – verschiedene Beurteilungsmöglichkeiten
Schreibberatung und Bewerten als Dialog
Prozessorientiertes Benoten – Portfolio
Fazit
Literatur:
„Die Ziffernote kann der Komplexität eines geschriebenen Textes nicht gerecht werden.“ – Jürgen Baurmann
Aufsätze sind eine, der von Schüler und Schülerinnen am häufigsten gefürchtete Form der Klassenarbeit/ Klausur. Nicht selten gibt es nach der Korrektur Diskussionen und Enttäuschungen. Ein Grund hierfür kann die Undurchsichtigkeit der Endnote und das Unverständnis für diese sein. Wie kommt es zu einer Note und weshalb wurde ein anderer Text ähnlich oder ganz anders bewertet? Ist es überhaupt möglich Aufsätze und andere Schülertexte „gerecht“, also valide, objektiv und reliabel zu benoten? Welche Formen gibt es für so eine Bewertung und wie muss die Vorbereitung, sowie die Korrektur erfolgen?1
Für die Schüler und Schülerinnen, sowie deren Eltern, sind Klassenarbeitsnoten häufig nicht nachvollziehbar, die Korrektur erscheint zum Teil willkürlich. Dies betrifft vor allem Klassenarbeiten, in denen die Bewertungskriterien nicht transparent gemacht wurden. „Klassische“ Schulaufsätze werden bis heute nach dem Schema: Sprache, Inhalt, Form benotet. Diese Kategorien sind jedoch so umfassend, dass ein anschließendes Nachvollziehen der Einzelbenotung häufig nicht möglich ist. Zudem wirken viele Benotungen von Texten oft losgelöst vom Unterrichtsinhalt und der Klassenarbeitsvorbereitung. Es existieren jedoch viele verschiedene Ansätze zur Erneuerung der Leistungsbeurteilung und -bewertung, die das prozessorientierte Schreiben nach transparenten Kriterien in den Fokus rückt.2
In dieser Arbeit soll zunächst untersucht werden was Leistungsbeurteilung beinhaltet und wie sie mit der Schreibkompetenz verbunden ist. Anschließend sollen verschiedene Formen der Leistungsbewertung vorgestellt und auf ihre Vor- und Nachteile für den Schreibunterricht und die Korrekturarbeit analysiert werden. Im abschließenden Fazit soll dann ein Blick auf mögliche Perspektiven des Schreibunterrichts geworfen werden.
Um Aufsätze von Schülern und Schülerinnen „gerecht“ zu beurteilen, ist es zunächst sinnvoll den Schreibprozess genauer zu betrachten. Ein Schreibprozess ist definiert als das selbstständige Produzieren eines Textes bei dem Schritte des Planens, Formulierens und Überarbeitens vom Scheibenden umgesetzt werden müssen. Der Schreibprozess ist also systematisch zu beschreiben und vom Schreibenden in seine Einzelteile zu zerlegen. Grundlage für das Schreiben ist ein Schreibanlass mit konkretem Ziel. Das Planen enthält Recherchen zum Thema, Analyse der Adressaten, konkretes Definieren der Schreibpläne und Entwerfen der Struktur.3 Die Textproduktion kann erst nach ausreichender Planung beginnen, da es sich beim Formulieren eines Textes, egal welcher Form, um eine komplexe sprachliche Handlung und Verständigung über Raum und Zeit hinweg handelt.4 Der Schreibprozess ist also ein vielschichtiger Prozess und beinhaltet nicht nur das eigentliche Schreiben. Zudem verändert die Textproduktion ständig die eigene materielle Grundlage, was für viele Schüler eine zusätzliche Schwierigkeit darstellt.5 Für die „gerechte“ Leistungsbewertung sollten daher alle Aspekte des Schreibprozesses in Betracht gezogen werden, um einen möglichst nachhaltigen didaktischen Mehrwert zu erzielen.
Aufsätze sind eine Schreibform mit einem äußerst komplexen Schreibprozess, welcher viele unterschiedliche Kompetenzen verlangt, da das Produkt als einzelner Text fertiggestellt werden muss. Die Hauptschwierigkeit liegt dabei in der Kombination der Fähigkeiten: Rechtschreibung und Grammatik und der Ausdrucksfertigkeit. Das Endprodukt wird nahezu immer in geschlossener Form bewertet, denn nur in seltenen Fällen werden einzelne Arbeitsschritte berücksichtigt.6 In der Korrektur fallen viele Schwierigkeiten aus dem Schreibprozess auf die Lehrkraft zurück, da diese die Fähigkeiten und Fertigkeiten wieder isoliert und differenziert betrachten soll. Bei der Korrektur geht es vor allem um die Kennzeichnung formaler Fehler in Form von Korrekturzeichen und das Kommentieren von Inhalt und Struktur. Ein zusätzlicher wichtiger Aspekt ist die abschließende Beurteilung in Form eines Kommentars und meist in einer Ziffernote.7 Einige SuS reagieren dabei sehr sensibel in Bezug auf Noten. Die Korrektur und Herausgabe der Arbeiten sollte in Hinblick auf Beachtung, Trost und Zuspruch angepasst werden.8 Insgesamt dienen die Klassenarbeiten in erster Linie der Leistungserfassung, zugleich zeigen sie jedoch Fehler und Schwächen und sollten dem Ziel der Verbesserung dienen.9
Leistungen im Deutschunterricht werden je nach Curriculum meist in mündliche Leistungen und schriftliche Leistungen differenziert, wobei jedoch häufig nur Klassenarbeiten und Klausuren als schriftliche Leistungen gezählt werden. Andere, von der Form her, schriftliche Leistungen werden in die mündliche Note gezählt. Die Zeugnis- beziehungsweise Endnoten werden dann aus einem, je nach landesrechtlicher Regelung, festgelegten Verhältnis der mündlichen und schriftlichen Leistungen errechnet.10 Im Unterricht sind je nach Art und Form des Beitrages unterschiedliche Kriterien zur Bewertung wichtig. Neben notwendigen Fähigkeiten, wie beispielsweise Rechtschreibung und Orthographie, sind im Schreibunterricht auch abstraktere Fähigkeiten von Bedeutung, wie zum Beispiel die Transferfähigkeit und Selbstständigkeit von Schüler und Schülerinnen.11
Nach wie vor sind Klassenarbeiten und Klausuren im Deutschunterricht ein wichtiger Faktor für die Gesamtbewertung, dabei stellen häufig Aufsätze in unterschiedlichster Form den Hauptteil der schriftlichen Leistungsüberprüfung dar.12 Sie machen teilweise bis zu 50% der Zeugnisnote aus und sind curricular in Anzahl, Bearbeitungszeit und Aufgabenart vorgegeben.13
Becker-Mrotzek und Böttcher sehen in dieser Form eine zweifache Verengung des Schreibunterrichts. Zum einen in Bezug auf die Art und Weise der Leistungserbringung, nämlich die oben genannten schriftlichen und mündlichen Leistungen, und in Bezug auf die Art und Weise der Leistungsbeurteilung, in Form der Ziffernote. Diese ist leicht zu erteilen, durch im Voraus festgelegte Notenschlüssel, und ist leicht zu verrechnen, was der Selektionsfunktion von Noten zu Gute kommt. Aufgrund dieser grundlegenden Funktionen ist auf absehbare Zeit kein Verzicht auf Noten, im speziellen Ziffernoten, möglich.14 Für die nächste Zeit ist es also zwingend notwendig sich mit den Problemen aber auch den Chancen der Notengebung, in jeglicher Form, auseinanderzusetzen.
Studien haben eine nach wie vor große Beurteilungsvarianz bei Schülertexten aufgezeigt, vor allem in mittleren Leistungsbereichen sind große Streuungen zu beobachten.15
Für eine nachvollziehbare Leistungsbewertung sollte zunächst eine Einordnung und gleichzeitige Abgrenzung zwischen den Begriffen Bewerten, Beurteilen und Benoten erfolgen. Herangezogen werden hierfür die Darstellungen Becker-Mrotzeks und Böttchers.
Diese definieren das Bewerten als ein vor allem kognitiver beziehungsweise mentaler Prozess des Einschätzens, hierbei würden zum Teil bewusst, zum Teil unbewusst Wertmaßstäbe als Grundlage dienen, die sich in Form von einzelnen Kriterien beschreiben ließen. Der Bewertungsvorgang ist für beide Seiten, also sowohl Lehrende als auch Lernende mit Verstehensbemühungen verbunden und bildet gleichzeitig die Grundlage für weiteres Beurteilen und Benoten.
Das Beurteilen ist, im Gegensatz zum rein kognitiven Bewerten, eine tatsächlich verbal geäußerte Bewertung, dies kann dabei sowohl mündlich als auch schriftlich erfolgen. Die Schülerleistungen werden beim Beurteilen implizit oder auch explizit auf zuvor festgelegte Kriterien hin untersucht. Das wichtigste Ziel ist dabei das Formulieren einer möglichst konstruktiven Kritik, die Hinweise auf zukünftiges Verhalten enthalten sollte. Hinzu kommen konkrete Überarbeitungsvorschläge für die vorgelegte Leitung. Das Beurteilen kann in verschiedenen Formen erfolgen, die in der Schule am häufigsten vorkommende Form ist dabei die Lernentwicklungsbeschreibung oder als verkürzte Form die Lehrerkommentare in der Korrektur. Für die Entwicklung der Reflexionsfähigkeit der Schüler sollen diese Formen der Fremdbeurteilung möglichst in eine Selbstbeurteilung geführt werden, da diese auch Teil des Schreibprozesses ist.
Das Benoten definieren Becker-Mrotzek und Böttcher als zusammenfassende Bewertung, die häufig in Form einer Ziffernote, oder in dem ihr entsprechenden Ausdruck, wie „gut“, „ungenügend“ usw. ausgedrückt wird. Eine ausformulierte Benotung ist dabei nahezu gleichzusetzen mit der Beurteilung.16
Wie im vorherigen Kapitel geschildert endet ein gesamter Korrekturprozess meist in der Benotung durch eine Ziffernote. Diese Form der Notengebung ist schon seit vielen Jahren Norm in der deutschen Schulpolitik. In der Sekundarstufe I findet man das klassische 1-6 Notensystem. In der Sekundarstufe II wird das ausdifferenziertere 1- 15 Punktesystem genutzt, das aber auf dem 1- Notensystem fundiert. Der didaktische Nutzen dieser Ziffernoten ist stark umstritten und gerade für den Aufsatzunterricht werden immer wieder neue Alternativen gesucht. Die Ziffernoten sind mit einigen Problemen verbunden, vor allem wird kritisiert, dass die Noten oft weniger die Textqualität als die orthographische Korrektheit ausdrücken. Aufsatznoten können zudem nicht „nachgemessen“ werden und stellen somit nur Schätzungen der tatsächlichen Schülerleistungen dar. Häufig zeigen die Noten auch keine wirkliche Benotung sondern setzen die Leistungen der Schüler nur in Bezug zueinander und bilden eine Reihenfolge innerhalb einer Bezugsgruppe, in den meisten Fällen die Klasse. Alles in allem sind Notenurteile nicht valide, also nur bedingt gültig, weil sie lediglich das äußere Erscheinungsbild oder die Orthographie konkret erfassen können und eben nicht die eigentlich zu bewertende Textqualität. Zusätzlich sind die Notenurteile nicht zuverlässig, weil sie nicht reliabel sind, da sie bei Wiederholung der gleichen Leistung nicht immer zu gleichen Benotung führen. Letztlich sind Notenurteile auch stark subjektiv, da sie immer stark davon abhängen wer benotet.17
Um Geschriebenes zu beurteilen und zu bewerten sollte im Voraus vom Korrigierenden entschieden werden in welcher Form dies geschehen soll. Martin Fix unterschieden zwei wesentliche Formen der Beurteilung. Zuerst nennt er das „fördernde Beurteilen“, welches ein mündliches oder schriftliches Feedback des Lesers beziehungsweise des Lehrenden beinhaltet. Beim fördernden Beurteilen steht das gemeinsame Verständnis des Textes im Vordergrund und soll durch Weiterarbeit und Überarbeitung zur Textoptimierung führen. Der wichtigste Faktor der Beurteilung ist also die Rückmeldung an den Schreiber, dieser soll sich in seinem Text neu orientieren und motiviert werden, den Text entsprechend zu verbessern. Konkret soll der Leser bzw. Lehrende Hinweise auf Fehler oder Unstimmigkeiten im Text geben. Das fördernde Beurteilen erlaubt den Schülern und Schülerinnen das selbstständige Erweitern ihrer Kompetenzen und eine eigenständige Erfolgskontrolle, da die eigenen Bemühungen deutlich im Vordergrund stehen. Das fördernde Beurteilen ist somit fester Bestandteil des Schreibprozesses und steht nicht an dessen Ende, wie bei anderen Beurteilungsformen. Im Vordergrund steht die Entwicklung der Schreibkompetenz der Schüler und nicht das Testen und Messen dieser Kompetenz. Die andauernde Förderung und Mithilfe durch die Lehrkraft ist Kernpunkt dieser Methode.18
[...]
1 Becker-Mrotzek/ Böttcher (2009), S. 86
2 Nussbaumer S.3
3 Becker-Mrotzek/ Böttcher (2009), S .25.
4 Ebd. S. 28.
5 Ebd. S. 29.
6 Brand (2010), S. 237-240.
7 Ebd. S. 244.
8 Ebd. S. 250.
9 Brand (2010), S. 251.
10 Ebd. S.231.
11 Ebd. S.234.
12 Ebd. S.237.
13 http://db2.nibis.de/1db/cuvo/datei/de_gym_si_kc_druck.pdf S.32-35
14 Becker-Mrotzek/ Böttcher (2009), S. 86.
15 Becker-Mrotzek/ Böttcher (2009), S. 87.
16 Ebd. S.88.
17 Becker-Mrotzek/ Böttcher (2009), S. 89.
18 Fix (2006),S. 188.
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