Diese Arbeit fragt danach, wie Führungskräfte faire Mitarbeiterbeurteilungen und Leistungsbewertungen abgeben können, ohne sich von Fehlinterpretationen durch bestimmte Merkmale eines Angestellten beeinflussen zu lassen. Hierfür wird vor allem das Kovarationsmodell von Harold H. Kelley genauer betrachtet.
Die soziale Wahrnehmung gehört zu unserem Alltag dazu. Sie ist ein wichtiger Prozess, welcher bestimmt, wie wir über andere denken und wie wir uns ihnen gegenüber verhalten. Wir sammeln unbewusst Informationen über andere Personen und bilden uns somit unsere Meinung über sie.
Demnach haben Menschen die Gewohnheit jemandem automatisch charakteristische Eigenschaften zuzuschreiben, je nachdem wie sie aussehen, wie sie reden oder wo man ihnen begegnet. Sogar wenn man einer Person noch nicht begegnet ist und stattdessen nur von ihr gehört hat, schreiben wir ihr bereits bestimmte Eigenschaften zu.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Attributionstheorie
2.1. Der Ursprung der Attributionstheorie
2.1.1. Funktion der Alltagspsychologie und Attribution
2.1.2. Klassifikation von Kausalattributionen
2.2. Das Kovariationsmodell von Harold H. Kelley
2.2.1. Das Kovariationsprinzip
2.2.2. Die Klassifikation von Ursachen
2.2.3. Kovariationsinformationen
2.2.4. Kritik am Kovariationsmodell
2.3. Attributionsverzerrungen
2.3.1. Korrespondenzverzerrung
2.3.2. Akteur-Beobachter-Verzerrung
2.3.3. Selbstwertdienliche Attributionsverzerrung
3. Führungskompetenz und Leistungsbeurteilung
3.1. Begriff und Ziele der Führungskompetenz und der Leistungsbeurteilung
3.2. Beurteilungsverfahren
3.3. Urteilstendenzen und Beurteilungsfehler
3.4. Maßnahmen zu einer gerechten Leistungsbeurteilung
4. Kritische Diskussion
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Hrsg = Herausgeber
z.B. = zum Beispiel
Tabellenverzeichnis
Tabelle: Vier Muster von Konsenus-, Konsistenz- und Distinktheitsinformationen und deren attributionale Implikationen
1. Einleitung
Die soziale Wahrnehmung gehört zu unserem Alltag dazu. Sie ist ein wichtiger Prozess welcher bestimmt, wie wir über andere denken und wie wir uns ihnen gegenüber verhalten. Wir sammeln unbewusst Informationen über andere Personen und bilden uns somit unsere Meinung über sie. (vgl. Parkinson, 2014, S.67) Demnach haben Menschen die Gewohnheit jemandem automatisch charakteristische Eigenschaften zuzuschreiben, je nachdem wie sie aussehen, wie sie reden oder wo man ihnen begegnet. Sogar wenn man einer Person noch nicht begegnet ist und stattdessen nur von ihr gehört hat, schreiben wir ihr bereits bestimmte Eigenschaften zu. (vgl. Benzino & Stoldt, 2011, S.25)
Im Rahmen dieser Hausarbeit bearbeite ich die Frage wie Führungskräfte faire Mitarbeiterbeurteilungen und Leistungsbewertungen abgeben können, ohne sich von Fehlinterpretationen durch bestimmte Merkmale eines Angestellten beeinflussen zu lassen. Hierfür werde ich zunächst näher auf die Attributionstheorien eingehen, insbesondere auf das Kovariationsmodell von Harold H. Kelley. Daraufhin bearbeite ich die Attributionsfehler die bei einem Beurteilungsprozess auftreten können. Anschließend gehe ich der Frage nach wie eine Führungskraft diese Fehler vermeiden kann und somit eine faire und objektive Beurteilung abgeben kann.
2. Die Attributionstheorie
Das Wort "Attribution" leitet sich aus dem lateinischen "attribuere" her und bedeutet "Zuschreiben von Ursachen". (vgl. Meyer, 2003, S.6) „Die Attributionstheorie beschäftigt sich mit unseren Erklärungen für unser eigenes Verhalten und das Verhalten anderer Menschen." (Parkinson, 2014, S.72) Demnach handelt es sich um einen Prozess bei dem wir zu Schlussfolgerungen über die Ursache eines Verhaltens einer Person kommen und welche Fehler dabei entstehen können. Diesen Prozess bezeichnet man als Kausalattribution. (vgl. Piontkowski, 2011, S.20) Hierbei kann es sich um eine andere Person handeln oder um einen selbst ("Selbstattribution"). (vgl. Parkinson, 2014, S.72)
In diesem Kapitel erläutere ich welches die wichtigsten Theorien der Kausalattribution sind und was sie über die Verarbeitung von Kausalinformationen aussagen, als auch welche Fehler dabei gemacht werden können.
2.1. Der Ursprung der Attributionstheorie
Die Attributionstheorie fand seinen Ursprung durch Fritz Heider. (vgl. Piontkowski, 2011, S.20) In diesem Kapitel werde ich die Entstehung sowie die Funktion der Attributionstheorie erläutern. Anschließend gehe ich auf das Kovariationsmodell von Harold Kelley ein und auf dessen Schwachstellen. Abschließend werden einige Attributionsverzerrungen näher analysiert.
2.1.1. Funktion der Alltagspsychologie und Attributionen
Der österreichische Psychologe Fritz Heider gilt als Begründer der Attributionstheorie. Unter Attribution versteht man die subjektiven (persönlichen) Schlussfolgerungen eines Beobachters bezüglich der Ursachen des beobachteten Verhaltens oder Ereignisses. Heider fordert in seinem Buch "The psychology of interpersonal relations”, welches im Jahr 1958 erschienen ist, dass die Alltagspsychologie als wissenschaftliche Psychologie anerkannt werden sollte. (vgl. Meyer, 2003, S.3) Unter Alltagspsychologie versteht man laut Kelley (1992) „[...] die Meinungen der gewöhnlichen Leute über ihr eigenes Verhalten und das der anderen Personen sowie über die vorauslaufenden Bedingungen und die Konsequenzen dieses Verhaltens.” (Kelley 1992; zitiert nach Meyer, 2003, S.2) Demnach soll die Alltagspsychologie erklären wie das alltagspsychologische Verhalten und Erleben entsteht und auf welche Weise die einmal gebildeten Überzeugungen unser Handeln beeinflussen, vorhersagen und kontrollieren. (vgl. Meyer, 2003, S.3)
Welche Funktion hat diese Erklärungstätigkeit, und welche Funktion haben Attributionen als Resultate dieser Tätigkeit? Nehmen wir das Beispiel von Heider in dem jemand in der Straßenbahn angerempelt wird. Ich deute dieses Ereignis als aggressive Handlung, wenn ich davon ausgehe, dass diese Person mir Schaden möchte. Gehe ich jedoch davon aus, dass diese Person gestolpert ist und das Anrempeln demnach aus Versehen passiert ist, dann werde ich das Geschehen nicht als aggressive Tat deuten, sondern als zufälliges Ereignis. Das bloße Wahrnehmen der Situation (angerempelt werden) reicht nicht aus um ein mögliches Ereignis vorherzusehen (Bedrohung). Erst die Erklärung des Geschehens (Attribution: Person möchte mir Schaden zufügen) verschafft dem Ereignis Bedeutung und ermöglicht ein Vorhersehen eines Geschehens und ein mögliches kontrollieren dessen (Flucht oder Ausweichen). (vgl. Meyer, 2003, S.8-9)
Wohingegen sich wissenschaftliche Psychologie auf empirische Forschung stützt, wird in der Alltagspsychologie, die auch "naive Psychologie" genannt wird, verallgemeinerte Aussagen zu zufälligen Alltagsereignissen gefällt. (vgl. Asendorpf, 2007, S.6-7)
Heider erläutert zwei Gründe weshalb die Alltagspsychologie Bestandteil der wissenschaftlichen Psychologie sein sollte: Erstens beeinflusst die Alltagspsychologie unser Erleben und Verhalten. Es handelt sich um eine subjektive Wahrnehmung, das heißt nicht jede Person wird auf die selbe Art und Weise auf ein Geschehen reagieren. Nehmen wir zum Beispiel eine schlechte Note als "Geschehen". Hat sich der Schüler nicht ausreichend auf den Test vorbereitet oder war dieser überdurchschnittlich schwierig und unangemessen für seinen Schuljahrgang? Vielleicht mag der Lehrer den Schüler auch einfach nicht und vergibt deswegen eine schlechte Note. Ob der Schüler jetzt von seinen Eltern angeschrien oder bestraft wird, hängt alleinig von dieser subjektiven Wahrnehmung der Eltern ab. (vgl. Meyer, 2003, S.3) Zweitens spricht Heider auch von "intuitiver Psychologie". Jeder Mensch nutzt intuitives Wissen in seinem Denken, das heißt dem Bewusstsein nicht direkt zugängliches Wissen. Man redet hierbei z.B. auch von einem "Bauchgefühl". Es sind demnach Gedanken die nicht kognitiv zu erfassen sind. So wird dieses intuitive Wissen stets (unbewusst) in der Forschung mit eingebunden, jedoch nicht explizit vom Psychologen benannt oder analysiert. (vgl. Meyer, 2003, S.4) Daher vertritt Heider die Meinung, dass die Alltagspsychologie in die wissenschaftliche Psychologie mit einbezogen werden sollte. (vgl. Meyer, 2003, S.4)
2.1.2. Klassifikation von Kausalattributionen
Die 4 wichtigsten Kausalattributionen sind die
- Personabhängigkeit: Heider unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Ursachenzuschreibungen. Zum einen die internen Ursachen, welche innerhalb einer Person liegen. Hierbei handelt es sich um dessen Persönlichkeit, Einstellungen oder Charaktereigenschaften. Wenn wir das oben genannte Beispiel des Schülers nehmen, wird dem Ergebnis "gute Note in einer Klausur" demnach der Ursache "gute Vorbereitung und Leistung des Schülers" zugeschrieben. Zum anderen die externen Ursachen, welche in den äußeren Umständen einer Situation liegen. Hierbei wird dem Ergebnis "gute Note in einer Klausur" der Ursache "leichte Klausurbedingungen" zugeschrieben. (vgl. Meyer, 2003, S.11-12)
- Stabilität über die Zeit: Inwieweit ist eine Ursache stabil oder variabel? Heider spricht hier von dispositionalen (angeeigneten) in Gegenüberstellung zu vorübergehenden Faktoren. Die Erklärungsfaktoren lassen sich als zeitlich relativ stabil bezeichnen, wenn es sich z.B. um die Intelligenz der Person handelt. Sie können jedoch auch variabel sein, wenn es sich um eine momentane Stimmung der Person oder um ein Zufallsereignis handelt. (vgl. Meyer, 2003, S.12.)
- Kontrollierbarkeit: Heider unterscheidet inwiefern eine Ursache der willentlichen Kontrolle einer Person unterliegt. Demnach haben Personen nur Kontrolle über ihre Anstrengung. Begabung, Aufgabenschwierigkeit und Zufall gelten als unkontrollierbar. (vgl. Meyer, 2003, S.12)
- Globalität: Eine Ursache ist global, wenn sie sich in unterschiedlichen Situationen gleichermaßen auswirkt (immer widerkehrendes Erlebnis). Sie gilt als spezifisch, wenn sie auf eine bestimmte Situation beschränkt ist (einmaliges Erlebnis). (vgl. Meyer, 2003, S.12)
2.2. Das Kovariationsmodell von Harold H. Kelley
Der amerikanische Sozialpsychologe Harold Kelly gilt als Begründer der Kovariationstheorie. Unter Kovariationstheorie versteht man, „[...] dass Beobachter kausale Schlüsse über Verhalten ziehen, indem sie Daten über vergleichbare Fälle sammeln. Als Verhaltensursache wird vom Beobachter diejenige Person, Entität oder Situation angesehen, die mit dem beobachteten Effekt kovariiert.“ (Parkinson, 2014, S.75)
2.2.1. Das Kovariationsprinzip
Das Kovariationsprinzip, auch Kovariationskonzept genannt, ist ein Begriff der durch Kelley Bedeutung erlangte. Es ist ein Konzept welches allgemeine Erklärungen liefert, wie Menschen verschiedene Ursachen eines beobachteten Ereignisses gegenüberstellen. Demnach reagiert eine Person in einer bestimmten Situation auf bestimmte Weise auf ein Objekt. Die Funktion des Kovariationsprinzips ist es demnach herauszufinden, ob das Ereignis durch Eigenschaften der Person, des Objektes, der Situation oder durch eine Kombination dieser drei Elemente (Kovariation) entstanden ist. Ziel dieser Theorie ist es zu erforschen, welche Merkmale gegeben sein müssen, damit das Ereignis geschieht. Mit anderen Worten: Welche Faktoren müssen kovariieren, damit ein bestimmtes Erlebnis zustande kommt? (vgl. Parkinson, 2014, S.75)
2.2.2. Die Klassifikation von Ursachen
Laut dem Kovariationsprinzip gibt es drei mögliche Klassen von Ursachen eines Ereignisses :
- Person: Die Ursache einer Handlung oder eines Ereignisses liegt in einer (relativ) stabilen Eigenschaft der Person (z.B. unzureichende Begabung). (vgl. Meyer, 2003, S.14)
- Objekt: Die Ursache liegt in einer stabilen Eigenschaft des Objekts (z.B. Schwierigkeit oder Verständlichkeit eines Textes). Das Objekt kann auch eine andere Person sein. (vgl. Meyer, 2003, S.14)
- Umstände: Die Ursache liegt im Zusammentreffen besonderer Umstände. Es handelt sich hierbei um variable oder vorübergehende Faktoren (z.B. Zufall, Störung durch andere Person, Übelkeit). (vgl. Meyer, 2003, S.15)
2.2.3. Kovariationsinformationen
Wie findet man anhand des Kovariationsprinzips heraus, ob spezifische Merkmale der Person, des Objekts oder der Umstände die Ursache für ein Ereignis sind? Kelly unterscheidet hierbei zwischen drei verschiedene Arten von Informationen:
- Distinktheitsinformation: Diese Information bezieht sich darauf, inwieweit mit einer Variation von Objekten auch eine Variation des Effekts einhergeht. Dabei können die jeweiligen Objekte sich auch ähnlich sein. Hohe Distinktheit liegt vor, wenn der Effekt sich je nach Objekt verändert. Niedrige Distinktheit besteht, wenn trotz Variation des Objektes keine Veränderung des Effektes vorliegt. (vgl. Meyer, 2003, S.16-17)
- Konsensusinformation: Bei dieser Information gilt es herauszufinden ob ein und derselbe Effekt bei Variation der Person gleichbleibt oder variiert. Hoher Konsensus liegt vor, wenn der Effekt nur bei einer spezifischen Person auftaucht. Bei niedrigem Konsensus hingegen erscheint der Effekt nur bei der einen spezifischen Person. (vgl. Meyer, 2003, S.16)
- Konsistenzinformation: Hierbei wird beobachtet ob ein Effekt an verschiedenen Zeitpunkten immer gleich auftaucht oder nicht. Hohe Konsistenz tritt ein, wenn der Effekt bei einer Variation des Zeitpunkts immer gleich stattfindet. Niedrige Konsistenz liegt vor, wenn ein Effekt nur zu einem bestimmten Zeitpunkt auftaucht. (vgl. Meyer, 2003, S.17)
Die Verknüpfung dieser drei Informationskriterien entscheidet, auf welche Ursache ein Effekt zurückgeführt wird. (vgl. Meyer & Försterling, 1993, S.188-189)
Nehmen wir als Beispiel ein Chef der seine Mitarbeiterin Hannah anschreit:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung nach dem Modell von Kelley 1967 : Vier Muster von Konsenus-,
Konsistenz- und Distinktheitsinformationen und deren attributionale Implikationen von Aronson, Wilson, Akert (2004), S.118 Abb. 4.1
Anhand diesem Beispiel von Aronson, Wilson und Akert (2004) können wir verschiedene Ursachen analysieren. Im Falle, dass der Chef (Person) Hannah (Objekt) sonst noch nie angeschrien hat und auch sonst niemanden anschreit, lässt sich daraus schließen, dass die Ursache bei der Person, also beim Chef liegt (Personattribution). Demnach liegt ein niedriger Konsensus vor, da nur der Chef Hannah anschreit. Irgendetwas scheint ihn an Hannah persönlich zu stören. (vgl. Aronson, Wilson, Akert, 2004, S.118)
Nun überprüfen wir ob der Chef mit allen seinen Angestellten schimpft. Liegt eine hohe Distinktheit vor, dann schreit der Chef ausschließlich Hannah an (Objektattribution). Demnach liegt die Ursache bei Hannah. Möglicherweise hatte sie einen schlechten Tag und hat sich daher viele Fehler am Arbeitsplatz geleistet. (vgl. Aronson, Wilson, Akert, 2004, S.118)
Sollte es der Fall sein, dass der Chef sonst eigentlich nie mit seinen Mitarbeitern schimpft und dies nur heute der Fall war (Zeitpunkt), dann spricht man von einer niedrigen Konsistenz (Kontextattribution). Eine Ursache wäre zum Beispiel, dass seine Frau ihn verlassen hat und er deswegen zurzeit sehr verärgert ist. (vgl. Aronson, Wilson, Akert, 2004, S.118)
Im Falle, dass alleinig der Chef immer nur Hannah anschreit und das jedesmal wenn er sie sieht, lässt sich daraus schließen, dass es etwas an der Kombination zwischen Person und Objekt gibt, das dazu führt, dass der Chef mit Hannah schimpft. (vgl. Aronson, Wilson, Akert, 2004, S.118)
So lässt sich zusammenfassen, dass ein Verhalten (das Anschreien) auf die Ursache (Person, Objekt, Zeitpunkt) attribuiert wird, mit der es gemeinsam auftritt. (vgl. Aronson, Wilson, Akert, 2004, S.118)
2.2.4. Kritik am Kovariationsmodell
Kelley (1972) selbst erkannte an seinem Kovariationsmodell Schwachstellen. Da das Sammeln von Kovariationsinformationen oftmals zu zeitaufwendig oder gar nicht möglich ist, ergänzt der Beobachter die fehlenden Informationen durch eigene Erfahrungen oder durch Annahmen darüber wie das Ergebnis zustande kam. Demnach liegt dem Prozess häufig nur eine einzige Beobachtung vor. Diese Kausalanalyse wird auch als kausales Schemata bezeichnet. Nach Kelley wird bei den kausalen Schemata der Fehler gemacht, dass man nach einmaliger Beobachtung bestimmte Ursachen ausschließt und Vermutungen über unbeobachtete Kausalfaktoren aufstellt. Kausale Schemata können somit als Wissensstrukturen gedeutet werden, welche Attributionen steuern. Zudem verdeutlichen Studien, dass die Konsensusinformationen im Prozess der Attribution meist weniger berücksichtigt werden, als die Distinktheits- und Konsistenzinformationen. (vgl. Parkinson, 2014, S.77)
Nach Kelley existiert eine Vielzahl an kausalen Schemata. Jedoch gibt es zwei, welche besonders oft auftauchen. Das ist zum einen das Schema der multiplen hinreichenden Ursachen. Bei diesem Schema gibt es mehrere Ursachen die zum Effekt führen können, jedoch ist eine Ursache bereits ausreichend um die Wirkung zu erzielen. Zum anderen ist die Rede vom Schema der multiplen notwendigen Ursachen. Hier reicht ein Faktor, welches das Ereignis erklärt, nicht aus. Es sind mehrere Ursachen die vorhanden sein müssen, damit der Effekt eintritt. (vgl. Parkinson, 2014, S.77)
Die beiden obig genannten kausalen Schemata werden mit zwei bestimmten Attributionsprinzipien in Verbindung gebracht: Beim Abwertungsprinzip greifen wir auf das Schema der multiplen hinreichenden Ursachen zurück. Kelly argumentiert hier, „[...] dass Beobachter alternative Ursachen ausschließen, wenn sie bereits andere Faktoren kennen, die den beobachteten Effekt bewirken können." (Parkinson, 2014, S.77) Mit anderen Worten bedeutet das, dass das Abwertungsprinzip die Rolle einzelner Ursachen abwertet, dies im Falle, dass verschiedene Ursachen für den selben Effekt vorliegen. Nehmen wir das Beispiel eines Radfahrers der mit hoher Geschwindigkeit einen Berg hinab fährt. Wir wissen, dass die abfallende Steigung der Grund der hohen Geschwindigkeit ist. Wir benötigen also keine weiteren Ursachen um diesen Effekt zu erklären. Es ist klar, dass der Effekt wegen der Situation (abfallende Steigung) und nicht wegen der Person (Kraft des Radfahrers) entstanden ist. (vgl. Parkinson, 2014, S.77) Das Aufwertungsprinzip hingegen, „[...] dass die Kausalfaktoren stärker sein müssen, wenn ein hemmender Einfluss auf einen beobachteten Effekt vorhanden ist." (Parkinson, 2014, S.77) Im Falle des Radfahrers welcher mit hoher Geschwindigkeit (Effekt) einen Berg hinauffährt (hemmender Einfluss), werden wir dies auf die Kraft des Radfahrers (Kausalfaktor) schließen. Beide Prinzipien funktionieren nicht nur bei physischer, sondern auch bei psychischer Gegebenheiten (z.B. Mathematikproblem lösen). (vgl. Parkinson, 2014, S.77)
[...]