Was genau ist Stress? Welche inneren und äußeren Prozesse werden in Stresssituationen durchlaufen und welche Bewältigungsstrategien stehen zur Verfügung? Viele Schüler sind unter anderem aufgrund des durch gesellschaftliche Richtlinien verstärkten Leistungsdrucks immer häufiger gestresst. Es handelt sich um einen Teufelskreis, in dem ein zu hohes Stresslevel zu verminderter Leistung in Prüfungssituationen, und dies wiederum zu einer daraus resultierenden Stresserhöhung führt. Vor allem bei Schülern, ohne hinreichende familiäre Förderung und Unterstützung, steht die Lehrperson in der Verantwortung durch pädagogische Operationen eine Stressreduktion aufseiten des Schülers zu bestärken. Im Folgenden wird Stress zunächst definiert, Auslöser werden erläutert und die psychologischen sowie physiologischen Auswirkungen aufgezeigt.
Anschließend wird die Thematik mithilfe des allgemeinen Anpassungssyndroms von Hans Selye und des transaktionalen Stressbewältigungsmodell von Richard Lazarus theoretisch eingebettet. Daran anschließend werden mögliche Stressfaktoren in der Institution Schule und daran angepasste Stressbewältigungsmöglichkeiten vorgestellt. In diesem Zusammenhang wird der Fokus besonders auf die Möglichkeiten der Lehrperson, die Stressreduktion der Schüler zu erzielen, gelegt. Abschließend folgt ein Fazit, welches die wesentlichsten, in der Arbeit herausgearbeiteten, Aspekte, zusammenfasst
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 WasistStress?
3 DasallgemeineAnpassungssyndrom nach HansSelye
4 Das transaktionale Stressbewältigungsmodell von Richard Lazarus
4.1 Bewertungsprozess und Bewältigungsverhalten
4.1.1 PrimäreBewertung
4.1.2 Sekundäre Bewertungen
4.2 Prozess derStressbewältigung: Coping
5 StressinderSchule
6 Möglichkeiten der Lehrperson für Stressreduktion der Schüler
7 Fazit
1 Einleitung
Am Arbeitsplatz, in der Familie oder in der Schule: Stress ist ein Alltagsphänomen. Jeder Mensch gerät unabhängig von Alter und Geschlecht in eine Vielzahl von Stresssituationen, wobei diese eher mehr oder weniger schwerwiegend sein können.
Das Kind, welches im Supermarkt allein an der Kasse steht, weil die Mutter „noch schnell" Milch holt, empfindet Stress, genau wie der Student, der innerhalb einer Woche eine Hausarbeit schreiben und abgeben muss. Auch der Angestellte, deraufgrund von Stellenkürzungen in das Büro des Chefs gebeten wird, empfindet Stress.
Doch was genau ist Stress? Welche inneren und äußeren Prozesse werden in Stresssituationen durchlaufen und welche Bewältigungsstrategien stehen zurVerfügung?
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der zuvor aufgeführten Fragestellung, wobei der Fokus hierbei insbesondere auf Möglichkeiten der Lehrperson, durch pädagogische Operationen die Stressreduktion des Schülers zu erzielen, liegt.
Viele Schüler sind unter anderem aufgrund des durch gesellschaftliche Richtlinien verstärkten Leistungsdrucks immer häufiger gestresst. Es handelt sich um einen „Teufelskreis", indem ein zu hohes Stresslevel zu verminderter Leistung in Prüfungssituationen, und dies wiederum zu einer daraus resultierenden Stresserhöhung führt. Vor allem bei Schülern, ohne hinreichende familiäre Förderung und Unterstützung, steht die Lehrperson in der Verantwortung durch pädagogische Operationen eine Stressreduktion auf Seiten des Schülers zu bestärken.
Im Folgenden wird Stress zunächst definiert, Auslöser werden erläutert und die psychologischen sowie physiologischen Auswirkungen aufgezeigt. Anschließend wird die Thematik mithilfe des Allgemeinen Anpassungssyndroms von Hans Selye und des transaktionalen Stressbewältigungsmodell von Richard Lazarus theoretisch eingebettet. Daran anschließend werden mögliche Stressfaktoren in der Institution Schule und daran angepasste Stressbewältigungsmöglichkeiten vorgestellt. In diesem Zusammenhang wird der Fokus besonders auf die Möglichkeiten der Lehrperson, die Stressreduktion der Schüler zu erzielen, gelegt. Abschließend folgt ein Fazit, welches die wesentlichsten, in der Arbeit herausgearbeiteten, Aspekte, zusammenfasst.
2 Was ist Stress?
Stress dient dem Menschen nicht nur in Extremsituationen, wie Kriegen oder Naturkatastrophen als Schutzfunktion, zur Verteidigung oder Fähigkeit zur Flucht, sondern tritt auch in den alltäglichsten Situationen auf.1 Gerät der Mensch in eine unausweichliche und überfordernde Situation, kommt es zur Stressentstehung. Der Körper reagiert mit verschiedenen körperinternen Prozessen, um die Höchstleistungsfähigkeit des Organismus, trotz Überforderung durch die Stresssituation, gewährleisten zu können. Stress ist folglich nicht zwangsläufig etwas, wie durch gesellschaftliche Assoziationen bewertet, schlechtes, sondern stellt vielmehr eine Anpassungsfähigkeit des Körpers an gegebene Umstände dar. Auch der Biochemiker Hans Selye beschäftig sich mit dem Phänomen des Stresses und unterscheidet dabei zwischen positivem und negativem Stress, fustress wird vom Menschen nicht als Belastung angesehen und beinhaltet Faktoren, welche dem Individuum Freude bereiten. Bei dieser Form von Stress kommt es zur Ausschüttung von Glückshormonen. D/stress hingegen entsteht aus Angst und wird dementsprechend als „schlechter" Stress bezeichnet. Er kann viele Auslöser, sogenannte Stressoren haben, welche bei jedem Individuum unterschiedlich sind. Hier wird vor allem zwischen körperlichen (z.B. Hunger), seelischen (z.B. Leistungsdruck) und sozialen (z.B. Konflikte oder Isolation) Stressoren unterschieden.2
Im weiteren Verlauf der Arbeit wird Stress im Sinne von Distress behandelt.
Befindet sich ein Individuum in einer Situation, in welcher es einem dieser Stressoren ausgesetzt ist, resultieren daraus sowohl psychische als auch physische Auswirkungen. Kopf- und Rückenschmerzen, Magendarmprobleme oder Schlafstörungen sind nur wenige Beispiele für körperliche Auswirkungen verursacht durch Stress. Psychisch kann sich Stress zum Beispiel in Form von innerer Unruhe, Depressionen oder Unzufriedenheit bemerkbar machen. Ist das Individuum dauerhaft Stresssituationen ausgesetzt, erhöht sich zudem das Risiko für diverse Krebserkrankungen, Alzheimer oder Herzinfarkte.3
3 Das allgemeine Anpassungssyndrom nach Hans Selye
Mit der sich daraus ergebenden Fragestellung, welche Prozesse sich bei der Konfrontation des Individuums mit den zuvor aufgeführten Stressoren in einer Stresssituation ergeben, beschäftigte sich auch der Biochemiker Hans Selye. In seinem Modell des allgemeinen Anpassungssyndroms, „beschreibt [er] mit einem physiologischen Konzept [,] „Stress" als Anpassungsreaktion eines Organismus auf endogene und exogene Stressoren."4 Dabei unterscheidet er zwischen drei Phasen, welche das Individuum bei einer Stresssituation durchläuft. In der ersten Phase, der Alarmreaktion, kommt es zu physiologischen Funktionsänderungen durch das vegetative, sympathische Nervensystem, welche aufgrund einer sogenannten Schockreaktion, ausgelöst durch die Konfrontation mit einem Stressor, eintreten.5 Diese physiologischen Funktionsänderungen, wie zum Beispiel Herzfrequenzerhöhung, Blutgefäßverengung und Adrenalinausschüttung, dienen einer Leistungssteigerung und erhöhten Körperfunktionsfähigkeit trotz bestehender Stresssituation und bedingen, dass das innere Gleichgewicht des Organismus gestört wird.6
In der darauffolgenden Phase, der Widerstandsphase, kommt es zu einer der ersten Phase entgegengesetzten Funktionsänderung, welche der Wiederherstellung von Stabilität dient. Auf der Basis der erworbenen Stabilität wird der Versuch der Minimierung und Bekämpfung des Stressors verfolgt.
Eine fehlende Regulation in Bezug auf den vorliegenden Stressor führt gegebenenfalls zu verschiedensten „Resignationserkrankungen".7
Nicht in diesem Modell berücksichtigte Faktoren sind kognitive Prozesse des Individuums, wie innere Motive, Gedanken und Gefühle, welche laut Lazarus einen erheblichen Einfluss auf die Stresssituation nehmen und von großer Bedeutung im Hinblick auf die Entwicklung von Präventivmaßnahmen sind.8
4 Das transaktionale Stressbewältigungsmodell von Richard Lazarus
4.1 Bewertungsprozess und Bewältigungsverhalten
Nach Lazarus wird unter Stress „ein Beziehungsgeschehen eines Individuums in seiner Auseinandersetzung mit der Umwelt verstanden, d.h. Stre[ss] wird hier in Form eines Beziehungskonzeptes unter Einbezug interaktiver Aspekte beschrieben, da diese Faktoren maßgeblich die Auswirkungen von Stress mitbestimmen."9
Reichen Ressourcen und Möglichkeiten eines Individuums nicht mehr aus, um bestimmten internen so wie externen Ansprüchen gerecht zu werden, kommt es zu Stress. Interne Ansprüche kommen vom Individuum selbst und können selbstgesetzte Ziele oder Aufgaben sein. Externe Ansprüche wirken von außen auf das Individuum ein und stellen anpassungsnotwendige Erwartungen oderAnforderungen an das Individuum dar.
Das Gleichgewicht bzw. Ungleichgewicht von der an das Individuum gestellten Anforderung und der Fähigkeit des Individuums diesen gerecht zu werden, ist entscheidend dafür, ob eine Situation als stressend oder nicht stressend empfunden wird.
Das Individuum bewertet dabei selbst, ob es sich bei der aktuellen Stresssituation um ein Risiko (Bedrohung), eine Schädigung/einen Verlust oder eine Gelegenheit, sich bei er Überwindung des Problems weiterzuentwickeln, indem die eigenen Fähigkeiten übertroffen werden, handelt. Zudem läuft während der gesamten Stresssituation ein Informationsverarbeitungsprozess ab, welcher die kognitiven Bewertungen, Handlungen und Gefühle des Individuums miteinbezieht. In diesem Zusammenhang kommt es zu regelmäßig wiederkehrenden Neuüberprüfungen im Hinblick auf das eigene Wohlbefinden.10
Die angesprochenen kognitiven Bewertungen können „sich entweder auf die Bedeutung des Ereignisses für das Wohlbefinden (primäre Bewertung) oder auf die verfügbaren Bewältigungsfähigkeiten und -möglichkeiten (sekundäre Bewertungen) einer Person beziehen."11
4.1.1 Primäre Bewertung
Bei der primären Bewertung schätzt das Individuum ein, ob die Situation irrelevant, positiv oder negativ (stressend) ist. Wird die Situation als irrelevant bewertet, hat dies weder positive noch negative Folgen. Eine Situation wird als positiv durch das Individuum bewertet, wenn es sich gut und sicher fühlt und keinerlei Anpassungs- und Bewältigungsbemühungen aufbringen muss. Wird das eigene Wohlbefinden jedoch im Hinblick auf individuelle Wertvorstellungen, Kompetenzen, Gesundheit oder soziale Anerkennung bedroht, wird die Situation als negativ und stressend bewertet, da das Verhältnis zwischen Individuum und der Situation unklar ist. Wird vom Individuum keine Abwehrmaßnahme ergriffen, kann dies eine Schädigung des Wohlbefindens nach sich ziehen.12
Handelt es sich bei der vorliegenden Stresssituation um eine als negativ bewertete, so wird diese zusätzlich im Hinblick darauf bewertet, ob die Stresssituation eine Schädigung/ einen Verlust, eine Bedrohung oder eine Herausforderung darstellt.
Bei einer Schädigung/einem Verlust handelt es sich um eine unausweichliche, bereits eingetroffene Schädigung, welche nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Hier bleibt dem Individuum lediglich die Möglichkeit negative Folgen bestmöglich zu minimieren und auszugleichen. Beispiele für eine solche Situation könnten der Verlust einer geliebten Person oder die Kündigung des Jobs sein, wobei solche Situationen mit Gefühlen wie Schmerz und Trauer einhergehen.
Eine Bewertung der Stresssituation als Bedrohung erweist sich vergleichend zurgrade aufgeführten Bewertung zwar nicht unmittelbar als Schaden, allerdings geht diese mit möglichen Zweifeln, in Bezug auf persönliche Bewältigungsfähigkeiten zukünftiger Probleme, einher. Es wird daraus resultierend ein zukünftig auftretender Schaden befürchtet.
Das Individuum kann jedoch daran anknüpfend, anders als bei Schädigung/Verlust, präventive Bewältigungsmaßnahmen ergreifen, um die befürchtete Bedrohung abzuwenden. Zweifel an eigenen Ressourcen, um diese Bedrohungsabwendung sicherzustellen, führen jedoch häufig zu der Entstehung von Gefühlen wie Furcht, Angst oder Besorgnis.13
Bei der Bewertung einer Situation als Herausforderung, werden die mit der jeweiligen Stresssituation verknüpften Gefühle nicht negativ konnotiert, sondern können auch mit positiven Gefühlen in Form von Hoffnung auf Erfolg assoziiert werden. Der entscheidende Unterschied zwischen der Bewertung als Herausforderung oder Bedrohung ist dabei auf der Basis der Einschätzung und Bewertung eigener Ressourcen und Fähigkeiten zu veror- ten. Wird die Stresssituation nicht als eine überfordernde, sondern vielmehr als eine fordernde eingeschätzt, so wird mit dieser nicht umgehend ein Misserfolg und Zweifel an eigenen Fähigkeiten assoziiert, sondern eine Möglichkeit der unter Beweisstellung eigener Fertigkeiten. Es ergibt sich für das Individuum also eine Form der Motivation und Überzeugung, durch eigene Anstrengung den durch den Stressor gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Bedeutsam ist zudem, dass all diese Einschätzungsprozesse zu jeder Zeit unterschiedlich intensiv auftreten und sich überschneiden können. Es gibt nicht die eine Einschätzung, vielmehr kommt es zu Mischzuständen, wobei immereine der Bewertungen am stärksten hervortritt. Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die primäre Bewertung, wie Lazarus sie anführt, auf zwei Stufen erfolgt. Das Individuum bewertet zu Beginn, ob eine Begebenheit als irrelevant, positiv oder stressend einzuordnen ist. Im Falle einer Stresssituation kommt es zu weiteren Einschätzungen im Hinblick auf einen möglichen Schaden/Verlust, eine Bedrohung oder Herausforderung. Schaden und Verlust bezieht sich auf Ereignisse der Vergangenheit oder Gegenwart, wobei hier die Schädigung des subjektiven Wohlbefindens bereits eingetreten ist. Einschätzungen einer Situation als Bedrohung oder Herausforderung sind hingegen zukunftsbezogen mit Blick auf Misserfolgserwartung oder Erfolgszuversicht.14 Die Form der subjektiven Bewertung einer objektiv identisch vorliegenden Stresssituation ist dabei bei jedem Individuum unterschiedlich und geht dementsprechend mit verschiedenen, der jeweiligen Situationsbewertung entsprechenden, Emotionen und Ausmaßen einher.
[...]
1 Vgl.:Tameling, Rainer: Stress und Stressbewältigung. Die Stresstheorien von Richard S. Lazarus und Aaron Antonovsky: 2014, S.ll
2 Vgl.: Stangl, Werner. (2019). Stress und wie er wirkt. Unter: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/STRESS/ (abgerufen am 23.2.2019)
3 Vgl.: Merkle, Dr. Rolf. (2018). Stress - was versteht man darunter? Unter: https://www.palverlag.de/stress- symptome.html (abgerufen am 23.2.2019)
4 Tameling, Rainer: Stress und Stressbewältigung. Die Stresstheorien von Richard S. Lazarus und Aaron Antonovsky: 2014, S. 22
5 Tameling, Rainer: Stress und Stressbewältigung. Die Stresstheorien von Richard S. Lazarus und Aaron Antonovsky: 2014, S. 22
6 Vgl.: Stangl, Werner. (2019). Stress und wie er wirkt. Unter: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/STRESS/ (abgerufen am 23.2.2019)
7 Vgl.:Tameling, Rainer: Stress und Stressbewältigung. Die Stresstheorien von Richard S. Lazarus und Aaron Antonovsky: 2014, S. 23
8 Vgl.:Tameling, Rainer: Stress und Stressbewältigung. Die Stresstheorien von Richard S. Lazarus und Aaron Antonovsky: 2014, S. 24
9 Tameling, Rainer: Stress und Stressbewältigung. Die Stresstheorien von Richard S. Lazarus und Aaron Antonovsky: 2014, S. 26
10 Vgl.:Tameling, Rainer: Stress und Stressbewältigung. Die Stresstheorien von Richard S. Lazarus und Aaron Antonovsky: 2014, S. 28
11 Tameling, Rainer: Stress und Stressbewältigung. Die Stresstheorien von Richard S. Lazarus und Aaron Antonovsky: 2014, S. 30
12 VgLTameling, Rainer: Stress und Stressbewältigung. Die Stresstheorien von Richard S. Lazarus und Aaron Antonovsky: 2014, S. 31
13 Vgl.:Tameling, Rainer: Stress und Stressbewältigung. Die Stresstheorien von Richard S. Lazarus und Aaron Antonovsky: 2014, S. 32
14 Vgl.:Tameling, Rainer: Stress und Stressbewältigung. Die Stresstheorien von Richard S. Lazarus und Aaron Antonovsky: 2014, S. 34