1. Die Forschungsfrage
1.1 Das Forschungsproblem
Im vergangenen Jahrzehnt ist es der ästhetisch- plastischen Chirurgie gelungen, aus ihrem Schattendasein für Privilegierte herauszutreten. Sie zieht immer mehr Menschen ungeachtet ihrer sozialen Herkunft in ihren Bann. Dies verdankt sie einer immer größer werdenden Beachtung durch dieöffentlichkeit sowie der Medien.
Die Frage nach dem Grund für dieses stetig wachsende Interesse mündet in der soziokulturellen Entwicklung, die unsere Gesellschaft zielsicher anzustreben scheint. Die Zahl derer, die sich Tag ein Tag aus in Fitnesstudios quälen, Schönheitssalons besuchen und hier sei die zweite wichtige Emanzipation unseres Jahrhunderts erwähnt, die Nagelpediküre für Männer, oder den Weg zum ästhetisch- plastischen Chirurgen findet steigt von Minute zu Minute. Die Schlagwörter dieser Bewegung lauten körperliche Attraktivität, Jugendlichkeit, Fitneß, Schönheit, usw. Bedeutungsinhalt erhalten diese Begriffe durch die allseits gegenwärtigen optischen Medien. Durch sie werden subjektive Vorstellungen normativ korrigiert.
Doch diese Aspekte allein reichen nicht aus, die gegenwärtige Entwicklung unserer Gesellschaft, das äußere Erscheinungsbild derart stark zu gewichten, zu erklären. Erst die Verknüpfung oben genannter Schlagwörter mit einer weiteren gesellschaftlich als erstrebenswert erachteten Zielvorgabe, nämlich die des Erfolgs, lassen diesen ungeheuren Boom verständlich werden. Ein „schöner“ Mensch verbessert Chancen auf dem Heirats- und
1.2. Gibt es bereits Untersuchungen empirischen Charakters?
Im Laufe meiner Nachforschungen bin ich auf Untersuchungen aus den Bereichen der Sozialforschung sowie der Attraktivitätsforschung gestoßen. Diese Arbeiten untersuchten bereits die Wirkung von gesteigerten Selbstwertgefühl auf private sowie berufliche Erfolge. Ebenfalls die bevorzugte Behandlung schöner Menschen wurde bereits nachgewiesen. So legte man einer Bewerbung einmal ein Bild von einer attraktiven Frau und ein anderes Mal von einer weniger attraktiven Frau vor. Das Ergebnis zahlreicher Versuche zeigte ein bis zu 20 % höheres Anfangsgehalt für die attraktivere Frau. Doch konnte noch kein Zusammenhang zwischen dem gesteigerten Selbstwertgefühl durch eine Operation nachgewiesen werden. Ebenfalls interessant ist in wie weit dabei auf die Entwicklung des Selbstwertgefühls normatives und persönliches Schönheitsideal haben.
1.3. Scheint es sinnvoll empirische Forschungen durchzuführen?
Aufgrund meiner Nachforschungen bin ich der Meinung, daß eine empirische Untersuchung der Zusammenhänge immer noch Sinn macht, doch muß die Forschungsfrage differenzierter betrachtet werden. Die bereits geschilderten Untersuchungen lassen mich zu folgenden Überlegungen kommen.
1.4. Forschungsfrage
Meine endgültige Forschungsfrage lautet:
Die ästhetisch- plastische Chirurgie begegnet solchen Vorwürfen mit dem Hinweis auf den Faktor der Freiwilligkeit und Wahlmöglichkeit, den die Patienten dabei haben. Zudem spricht die kosmetische Chirurgie von den leitenden und fordernden Momenten für die Persönlichkeitsentwicklung des Patienten. Auch außerhalb der Berufsethik gibt es Stimmen die die kosmetische Chirurgie hinterfragen. So stellt sich die Frage ob es dem Menschen gestattet sei derart im Leben einzugreifen und zu Veränderungen was Gott gegeben hat. Doch diese Frage ist eher allgemeiner Art und nicht speziell auf die plastische Chirurgie begrenzt.
Ein Vorwurf der sich ausschließlich auf die plastische Chirurgie konzentriert kommt aus dem Bereich der Sozialforscher. Sie werfen der kosmetischen Chirurgie vor die Fokussierung auf äußere Werte voranzutreiben und damit dem Verfall der inneren Werte zu fordern.
Bei einer positiven Auswertung der genannten Forschungsfrage muß sich diese Arbeit selbigen Vorwürfen stellen. Sie könnte einen noch stärkeren Boom der kosmetischen Chirurgie auslösen und vielen Menschen den Eindruck vermitteln, nur selbstbewußter und damit auch erfolgreicher werden zu können, wenn sie ihr Äußeres einem Schönheitsideal anpassen, daß von Kultur zu Kultur und selbst innerhalb einer Kultur zeitlich variiert.
Bleibt noch die ethische Verpflichtung dem Probanden gegenüber. Er muß über die Untersuchungsprozesse aufgeklärt werden, auf freiwilliger Basis beteiligt sein sowie die Garantie haben auf Wunsch anonym bleiben zu können.
Sind alle ethischen Problembereiche und die aus einer Untersuchung abwägbaren Folgen zufriedenstellend geklärt worden, das heißt die teilnehmenden Personen ausreichend
1.7 Der Forschungsplan
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Theoriebildung
Da die Fragestellung einen sehr komplexen Sachverhalt aufgreift und zudem auf eine hohe Zahl von Probanden zurückgreift, wird sich die Frage nicht zweifellos eindeutig beantworten lassen. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, das die Untersuchung einen deutlichen Trend aufzeigen wird. Ich denke das dieser Trend eine positive Beantwortung der Frage widerspiegeln wird.
3. Konzeptspezifikation
3.1 Objekte der Untersuchung ihre Beschreibung und Vorgehensweise
Die Untersuchung soll im Rahmen einer schriftlichen Befragung durchgeführt werden.
Hierzu werden die Fragebögen bei ausgewählten kosmetischen Chirurgen hinterlegt, so daß die Probanden schon vor der Operation das erste Mal ihre Daten und Informationen mitteilen. Sie erklären sich bereit die nach einem halben Jahr, nach einem Jahr, nach 3 sowie nach fünf Jahren nach der Operation folgenden Fragebögen ebenfalls zu beantworten. Dabei sind die Fragen natürlich von Bogen zu Bogen umformuliert worden und variieren, fragen aber nach den selben Werten. Somit erhält man verschiedenen Werte über eine Person und die dann in Korrelation miteinander gesetzt werden können und eine Entwicklung oder einen Verlauf aufzeigen können.
Um verläßliche Aussagen über den zu untersuchenden Sachverhalt machen zu können sollten mindestens tausend Patienten an dieser schriftlichen Befragung durch standardisierte Fragebögen teilnehmen. Zudem wird eine weitere Gruppe zur Beantwortung der Fragebögen
3.2 Definition verwendeter Begriffe
Schönheit:1 “ Schön ist, was uns gefällt, was anspricht und unsere Augen zum verweilen zwingt, schön ist, was über den durchschnitt des Alltags, des Gewöhnlichen, herausragt, die Norm durchbricht, aber doch nicht fremd wirkt.“1
Der Amerikaner Stephen Marquardt hat eine Schönheitsformel samt Schablone entwickelt. Dabei wird das Gesicht in Längenverhältnissen gemessen und eingeteilt( so ist das perfekte Gesicht in einem Verhältnis von 1. 1,618 gebaut). Seine Schönheitsformel lautet:“ Was von den Linien abweicht, korrigiert der Chirurg auf Wunsch mit dem Skalpell“2
Selbstwertgefühl: „ Bezeichnung für die gefühlsbezogene Seite des Selbstbewußtseins bzw. der Selbsteinschätzung. Das Selbstwertgefühl entsteht als Reaktion auf die in Sozialisation und frühkindl. Entwicklung erfahrenen sozialen Beziehungen und kann je nach Form und Qualität dieser Erfahrungen eine übersteigerte (Selbstüberschätzung), eine positive (Selbstachtung) oder negative ( Minderwertigkeitsgefühl) Vorstellung gegenüber dem eigenen Ich ausbilden“3
Erfolg: allg.: „ Positives Ergebnis einer Bemühung, das Eintreten einer erstrebten Wirkung“ In der Psychologie: „ Das Erfolgserlebnis hängt weniger von der absoluten Höhe der Leistung als von ihrer Übereinstimmung mit den selbst gesetzten Erwartungen und von einer Bestätigung durch die Umwelt ab. Liegt die Leistung unter dem erwarteten Niveau, so wird dies Mißerfolg, liegt sie im Bereich der Erwartung oder darüber, als Erfolg gewertet.“4
Ideal: allg.: „ Inbegriff der Vollkommenheit; Wunschbild, Vorbild, als höchster Wert sittlicher Identität als heraushebender Mensch auszeichnen läßt.
3.3 Hypothesenbildung
Eine Schönheitsoperation wertet das Selbstwertgefühl auf, was sich wiederum positiv auf den Erfolg im privaten sowie beruflichen Leben auswirkt.
4. Operationalisierung
Beim Prozeß der Operationalisierung ist darauf zu achten, daß die Indikatoren die Kriterien der Validität, Reliabilität sowie Objektivität erfüllen. Um dies zu überprüfen bedient man sich des Verfahrens des Pretests.
In meinen Weiteren Ausführungen gehe ich davon aus, daß das Meßinstrument, in diesem Fall ein schriftlicher Fragebogen, die Phase des Pretests erfolgreich durchlaufen hat und somit sichergestellt ist, daß Validität, Reliabilität sowie Objektivität gewährleistet werden können.
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4.2 Meßtechnische Übersetzung der Indikatoren
Wie bereits erwähnt wird die erste schriftliche Befragung der Probanden bereits vor dem kosmetischen Eingriff durchgeführt. Die hieraus resultierenden Werte dienen als Basiswerte zum Vergleich späterer Datenerhebungen ( 6 Monate n. Op., ein Jahr n. Op., 3 Jahre n. Op., 5 Jahre n. Op.). Die nachfolgenden Befragungen sind in ihrer Wertigkeit als gleichgestellt zu betrachten. Aus jeder Befragung erhalte ich Werte für eine bestimmte Person, die dann in Korrelation zueinander gesetzt werden können. Hauptaugenmerk liegt bei der Bewertung der schriftlichen Befragung auf der Erfassung des Selbstwertgefühls. Dieser Teil muß so stark ins Gewicht fallen ,daß selbst eine massive Veränderung der Bereiche des Schönheitsbegriffes und der des Erfolgs keine Verzerrung des Testergebnisses bedeuten. Wobei der Bereich des Erfolgs ähnlich der Gruppe sind, die sich für einen kosmetischen eingriff entschieden haben (G1). Darum wird zusätzlich zur eigentlichen Testgruppe eine zweite als Vergleichsgruppe in die Erhebung miteinbezogen. Erst dadurch wird die objektive Beantwortung der Hypothese möglich.
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Nachdem die verschiedenen Gesamtergebnisse der Tests in einer Art Entwicklungskurve aufgezeichnet werden, kann die Gegenüberstellung mit der Vergleichsgruppe erfolgen. Dabei können beide Gruppen als Gesamtheit betrachtet werden oder aber auch einzelne Individuen gleichen Status miteinander verglichen werden.
Ist die Wertigkeit von G1 größer als die von G2, liegt die Kurve von G1 also über der von G2, kann die Hypothese als bestätigt gelten. Bei umgekehrten Verhältnissen oder bei gleicher Wertigkeit gilt sie als widerlegt.
G1>G2 Hypothese gilt als bestätigt G1<G2 Hypothese gilt als widerlegt
G1=G2 Hypothese kann nur in Verbindung mit der internen Betrachtung widerlegt/ bestätigt werden
Durch diese Art der Betrachtung wird ein direkter Bezug zwischen dem Selbstwertgefühl und der Schönheitsoperation geschaffen. Doch können die Ergebnisse bei dieser Art der Betrachtung dadurch verfälscht sein, daß andere Einflußgrößen als die der Schönheitsoperation für eine Aufwertung des Selbstwertgefühls geführt haben könnten.
Aus diesem Grund empfiehlt sich eine zweite Art der Betrachtung der Ergebnisse, nämlich die Betrachtung der kombinierten Deutung:
G1>G2 daraus folgt W0< W1 wobei W2, W3, W4 jeweils = W1 Hypothese bestätigt
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Forschungsfrage?
Die Forschungsfrage befasst sich mit der zunehmenden Popularität der ästhetisch-plastischen Chirurgie und den Gründen für dieses wachsende Interesse. Es wird untersucht, inwieweit das Streben nach körperlicher Attraktivität, Jugendlichkeit, Fitness und Schönheit mit dem gesellschaftlich erstrebenswerten Ziel des Erfolgs zusammenhängt.
Welche Voruntersuchungen gibt es bereits zu diesem Thema?
Es gibt bereits Untersuchungen aus der Sozial- und Attraktivitätsforschung, die die Wirkung von gesteigertem Selbstwertgefühl auf private und berufliche Erfolge untersucht haben. Auch die bevorzugte Behandlung schöner Menschen wurde bereits nachgewiesen. Allerdings fehlt bisher ein Zusammenhang zwischen gesteigertem Selbstwertgefühl durch eine Operation und dem Einfluss normativer und persönlicher Schönheitsideale auf die Entwicklung des Selbstwertgefühls.
Welche Forschungsfrage wird in der Studie verfolgt?
Die Forschungsfrage lautet:
Welche Kritik gibt es an der ästhetisch-plastischen Chirurgie?
Kritiker werfen der ästhetisch-plastischen Chirurgie vor, die Fokussierung auf äußere Werte voranzutreiben und damit den Verfall der inneren Werte zu fördern. Zudem wird die Frage aufgeworfen, ob der Mensch das Recht hat, derart in die von Gott gegebene Natur einzugreifen.
Welche ethischen Aspekte müssen bei der Forschung berücksichtigt werden?
Ethische Verpflichtungen gegenüber den Probanden umfassen die Aufklärung über die Untersuchungsprozesse, die freiwillige Teilnahme sowie die Garantie der Anonymität auf Wunsch.
Wie ist der Forschungsplan aufgebaut?
Der Forschungsplan ist in einem Abschnitt der Leseprobe abgebildet.
Welche Theoriebildung liegt der Untersuchung zugrunde?
Da die Fragestellung komplex ist, wird sich die Frage nicht eindeutig beantworten lassen. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Untersuchung einen deutlichen Trend aufzeigen wird, der eine positive Beantwortung der Frage widerspiegelt.
Wie werden die Objekte der Untersuchung beschrieben und welche Vorgehensweise wird angewendet?
Die Untersuchung soll im Rahmen einer schriftlichen Befragung mit standardisierten Fragebögen durchgeführt werden. Die Fragebögen werden bei ausgewählten kosmetischen Chirurgen hinterlegt, so dass die Probanden bereits vor der Operation das erste Mal ihre Daten und Informationen mitteilen. Sie erklären sich bereit, die nach einem halben Jahr, nach einem Jahr, nach drei sowie nach fünf Jahren nach der Operation folgenden Fragebögen ebenfalls zu beantworten. Eine Vergleichsgruppe wird ebenfalls in die Befragung einbezogen.
Wie werden die verwendeten Begriffe definiert?
Die verwendeten Begriffe Schönheit, Selbstwertgefühl, Erfolg und Ideal werden im Rahmen der Konzeptspezifikation definiert.
Welche Hypothese wird aufgestellt?
Die Hypothese lautet: Eine Schönheitsoperation wertet das Selbstwertgefühl auf, was sich wiederum positiv auf den Erfolg im privaten sowie beruflichen Leben auswirkt.
Wie erfolgt die Operationalisierung der Forschung?
Beim Prozess der Operationalisierung ist darauf zu achten, dass die Indikatoren die Kriterien der Validität, Reliabilität sowie Objektivität erfüllen. Um dies zu überprüfen, bedient man sich des Verfahrens des Pretests.
Wie erfolgt die messtechnische Übersetzung der Indikatoren?
Die erste schriftliche Befragung der Probanden wird bereits vor dem kosmetischen Eingriff durchgeführt. Die hieraus resultierenden Werte dienen als Basiswerte zum Vergleich späterer Datenerhebungen. Hauptaugenmerk liegt bei der Bewertung der schriftlichen Befragung auf der Erfassung des Selbstwertgefühls. Eine Vergleichsgruppe wird einbezogen, um die Hypothese objektiv beantworten zu können.
- Arbeit zitieren
- Lenia Ulmann (Autor:in), 2000, Kann das Selbstwertgefühl durch ein Angleichen an ein vorgegebenes Schönheitsideal auf Dauer gestärkt werden?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/98889