In dieser Arbeit sollen folglich neben persönlichen Eigenschaften wie dem Alter oder dem jeweiligen Kontext, der Einfluss des Affekts auf die Risikobereitschaft untersucht werden. Hierzu erfolgen zunächst einige theoretische Erläuterungen zu den relevanten Begrifflichkeiten und Modellen. In Kapitel 3 wird das methodische Vorgehen erklärt. Kapitel 4 präsentiert anschließend die Ergebnisse der durchgeführten online-Befragung. Abschließend erfolgt in Kapitel 5 eine Analyse der durchgeführten Studie, in der die gefundenen Ergebnisse diskutiert und limitiert werden.
Die Risikobereitschaft wird von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst. Ob bewusst oder nicht, ziehen unterschiedliche Tendenzen im Umgang mit Unsicherheiten zahlreiche Konsequenzen nach sich. Das Ziel dieser Untersuchung ist es, drei Faktoren zu analysieren, die möglicherweise eine Beeinflussung der Risikobereitschaft zur Folge haben. Hierzu wurden insgesamt 133 Probanden untersucht und randomisiert einer Primingaufgabe unterzogen oder der Kontrollgruppe zugewiesen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Risikobereitschaft
2.1.1 Persönlichkeit
2.1.2 Kontext
2.1.3 Stimmung
2.2 Priming
2.3 Positiver Affekt
2.4 Affekt-Priming-Model
2.5 Mood-as-Information Model
2.6 Affect-Infusion-Model
2.7 Forschungsstand und Ableitung der Forschungsfragen/-hypothesen
3 Methode
3.1 Stichprobe
3.2 Untersuchungsdesign
3.3 Untersuchungsdurchführung
3.4 Erhebungsinstrumente und –material
3.4.1 Positives Priming und Kontrollfrage
3.4.2 Dospert-G
3.4.3 R1-Risikoskala
3.4.4 Soziodemografische Daten
3.5 Datenaufbereitung und statistische Verfahren
4 Ergebnisse
4.1 Deskriptivstatistische Auswertung
4.2 Inferenzstatistische Auswertung
4.2.1 Ergebnisse zur H1
4.2.2 Ergebnisse zur H2
4.2.3 Ergebnisse zur H3
5 Diskussion
5.1 Diskussion der Studienergebnisse
5.2 Limitationen dieser Studie
5.3 Implikationen für die zukünftige Forschung
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Deskriptive Statistiken für Dospert-G und R1-Risikoskala
Tabelle 2: Mittelwerte der Risikobereitschaft nach Personen mit Personalverantwortung, ohne Personalverantwortung und ohne Tätigkeit als Führungskraft
Abstract
Die Risikobereitschaft wird von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst. Ob bewusst oder nicht, ziehen unterschiedliche Tendenzen im Umgang mit Unsicherheiten zahlreiche Konsequenzen nach sich. Das Ziel dieser Untersuchung ist es, drei Faktoren zu analysieren, die möglicherweise eine Beeinflussung der Risikobereitschaft zur Folge haben. Hierzu wurden insgesamt 133 Probanden untersucht und randomisiert einer Primingaufgabe unterzogen oder der Kontrollgruppe zugewiesen.
Es hat sich gezeigt, dass ein durch die Primingaufgabe induzierter positiver Affekt keinen Einfluss auf die Risikobereitschaft hat. Neben dieser Analyse wurde das Alter mit der Bereitschaft Risiken einzugehen korreliert, wobei ein kleiner Effekt von r =.- .17 gefunden wurde. Außerdem hat sich gezeigt, dass sich die Risikobereitschaft bei Führungskräften mit Personalverantwortung, bei Führungskräften ohne Personalverantwortung bzw. bei Personen ohne Führungsfunktion signifikant unterscheidet.
1 Einleitung
Die Neigung Risiken in Kauf zu nehmen, ist nicht nur von Person zu Person unterschiedlich, sondern wird auch von Faktoren beeinflusst, die bei Risikoentscheidungen häufig nicht bewusst wahrgenommen werden. Diese Einflussfaktoren können die Risikobereitschaft irrational verzerren. Daher ist die Erforschung solcher Effekte ein wichtiger Gegenstand der psychologischen Wissenschaft. Esteky, Wineman und Wooten (2018), konnten beispielsweise feststellen, dass Manager dazu tendieren risikofreudiger zu agieren, wenn sie sich in einem höheren Stockwerk befinden. Da der genannte Kontextfaktor mit der eigentlichen Risikoneigung des Managers in keinem Zusammenhang steht, sollte dieser bei Risikoentscheidungen auch keinen Einfluss haben. Unsere Wahrnehmung wird allerdings weit häufiger beeinflusst, als nur von der Höhe des Stockwerkes in dem wir uns befinden. So haben verschiedene Untersuchungen gezeigt, dass auch unsere aktuelle Stimmung Einfluss auf unsere Präferenzen hat (Haase & Silbereisen, 2011). Durch die Beeinflussung des Denkens und Handelns wird letztendlich auch die Risikobereitschaft durch den Affekt verzerrt (Hermalin & Isen, 2000).
In dieser Arbeit sollen folglich neben persönlichen Eigenschaften wie dem Alter oder dem jeweiligen Kontext, der Einfluss des Affekts auf die Risikobereitschaft untersucht werden. Hierzu erfolgen zunächst einige theoretische Erläuterungen zu den relevanten Begrifflichkeiten und Modellen. In Kapitel 3 wird das methodische Vorgehen erklärt. Kapitel 4 präsentiert anschließend die Ergebnisse der durchgeführten online-Befragung. Abschließend erfolgt in Kapitel 5 eine Analyse der durchgeführten Studie, in der die gefundenen Ergebnisse diskutiert und limitiert werden.
2 Theoretischer Hintergrund
In den folgenden Kapiteln wird jeweils auf die relevanten theoretischen Konzepte eingegangen. Dabei werden Begrifflichkeiten definiert und Modelle erläutert, welche im Rahmen der Untersuchung von Interesse sind.
2.1 Risikobereitschaft
Menschen unterscheiden sich in der Art und Weise, Risiken und Unsicherheiten in Kauf zu nehmen. Diese Unterschiede werden oft als Unterschiede in der Risikobereitschaft beschrieben (Blais & Weber, 2006). Im Folgenden sollen drei häufig genannte Einflussfaktoren bezüglich der Unterschiede in der Risikobereitschaft näher betrachtet werden.
2.1.1 Persönlichkeit
Die Persönlichkeit eines Menschen hat einen erheblichen Einfluss auf die Ausprägung seiner Bereitschaft, Risiken einzugehen. Etabliert hat sich hierbei das Konzept der domänenspezifischen Risikobereitschaft. So sind manche Menschen nur in gewissen Domänen, wie etwa in finanziellen Belangen, risikobereiter als der Durchschnitt und in anderen Bereichen wiederum, beispielsweise in zwischenmenschlichen Situationen, unterdurchschnittlich risikoaffin (Frey et al., 2017). Ergebnisse solcher Untersuchungen weisen darauf hin, dass Risikobereitschaft ein ähnliches psychometrisches Muster aufweist wie psychologische Persönlichkeitsmerkmale. Es wird zudem angenommen, dass die Risikobereitschaft trotz der domänenspezifisch unterschiedlichen Ausprägungen, vergleichbar mit dem allgemeinen Faktor der Intelligenz, einem allgemeinen Faktor (der Risikobereitschaft) unterliegt. Das heißt, dass man in verschiedenen Lebensbereichen zwar unterschiedlich risikobereit sein kann, dass jedoch ein allgemeiner Faktor immer mitwirkt.Diese Erkenntnis wird auch durch die relativ hohe retest-Reliabilität relevanter Testverfahren untermauert (Frey et al., 2017). Da auch Unterschiede bezüglich der durchschnittlichen Risikobereitschaft vorliegen, stellt sich die Frage, warum manche Menschen eher bereit sind, Risiken in Kauf zu nehmen als andere. Die Ergebnisse zahlreicher Studien zeigen, dass die Risikobereitschaft stark von der jeweiligen Person abhängt. So ist hinsichtlich des Geschlechts eine erhöhte Bereitschaft für Risiken unter Männern zu beobachten. Auch das Alter spielt eine wichtige Rolle. Ältere Menschen neigen eher dazu, Unsicherheiten zu vermeiden (Frey et al., 2017). Bezüglich der Persönlichkeit und höherer Risikobereitschaft zeigen sich deutliche Korrelationen mit den Big-five-Faktoren Extraversion, Offenheit und niedrigem Neurotizismus (Nicholson et al., 2005).
2.1.2 Kontext
Auch der Kontext spielt eine entscheidende Rolle bei der Vorhersage der Ausprägung der Risikobereitschaft. Hiermit ist zum einen das unmittelbare Umfeld einer Person gemeint, zum anderen aber auch der Rahmen, in welchem eine risikobehaftete Entscheidung getroffen wird.
So konnten Esteky, Wineman und Wooten (2018) beispielsweise feststellen, dass Manager dazu tendieren risikofreudiger zu agieren, wenn sie sich in einem höheren Stockwerk befinden. Auch die firmeninterne Position von Führungskräften (mit oder ohne Personalverantwortung) hat nach Goddman (2015) einen Einfluss auf die Risikobereitschaft. Manager mit Personalverantwortung zeigen in der Untersuchung eine geringere Risikobereitschaft als Manager ohne untergeordnetem Personal. Bezüglich des Entscheidungsrahmens sind ebenfalls einige Faktoren zu beachten. Wie innerhalb der Prospect-Theorie (Kahnemann & Tversky, 1972) beschrieben, ist die Risikobereitschaft höher ausgeprägt, wenn Entscheidungen mit Verlusten verbunden sind.
2.1.3 Stimmung
Der dritte Einflussfaktor auf die Risikobereitschaft, welcher im Rahmen dieser Arbeit näher betrachtet werden soll, ist die momentane Stimmung einer Person bzw. die Gefühle gegenüber bestimmten Stimuli. Beim Treffen von Entscheidungen verlassen sich Menschen häufig auf ihre Emotionen. Diese Tatsache, welche auch als Affekt-Heuristik bekannt ist, wurde von Slovic et al. (2007) im Rahmen einer Betrachtung verschiedener vergangener Experimente zur Urteilsbildung und Entscheidungsfindung populär. Eine der Betrachteten Untersuchungen (Fischoff et al., 1987) zeigte beispielsweise, dass je höher ein wahrgenommener Vorteil ist, umso niedriger wird dessen Risiko eingeschätzt. Das tatsächliche Risiko wird durch die positiven Emotionen niedriger erachtet. Allein durch die Gefühle wird eine Person demnach dazu verleiten, einen Stimuli als weniger risikoreich anzusehen.
2.2 Priming
Der Begriff Priming drückt die Anbahnung oder Voraktivierung eines bestimmten Reaktionsmusters aus. Ein Priming in der psychologischen Wissenschaft, beschreibt das Phänomen, dass ein zuvor dargebotener Stimulus (Hinweisreiz) Auswirkung auf die Art und Weise sowie auf die Effizienz der Verarbeitung eines anschließenden Stimulus hat (Rose et al., 1986). Gängige Erklärungen für die Funktionsweise eines Primes gehen von einer erhöhten Aktivierung neuronaler Netzwerke aus. Nach der Theorie der semantischen Netzwerke (Collins & Loftus, 1975), besteht das Gedächtnis aus miteinander verbundenen Knoten. Wird einer dieser Knoten durch einen Stimulus aktiviert, kommt es zu einer sich ausbreitenden Aktivierung solcher Gedächtnisinhalte, die eine semantische Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Reiz aufweisen. Je enger die Verlinkung von Reizen, desto ausgeprägter ist die Wirkung des Primes. Es wird zudem davon ausgegangen, dass Priming als ein unterbewusster, automatischer Prozess zu verstehen ist (Storback & Clore, 2008).
Ursprüngliche Priming Experimente befassten sich vor allem mit lexikalischen Entscheidungsaufgaben. Fazio et al. (1986) konnten neben der semantischen Aktivierung bestimmter Wortgruppen ähnliche Aktivierungen von Einstellungen zeigen. In ihrem später als affektives Priming bekannt gewordenen Forschungsgebiet nahmen die Autoren eine Verbindung zwischen Objekt und Bewertung an. Wird ein bestimmtes Objekt dargeboten, führt dies zu einer automatischen Aktivierung der mit diesem Objekt assoziierten Einstellung. Diese Aktivierung erleichtert folglich die Beurteilung des Reizes (Storback & Clore, 2008).
In Kapitel 2.4 wird im Rahmen des Affekt-Priming-Modells näher auf die Auswirkungen eines affektiven Primings eingegangen.
2.3 Positiver Affekt
Affektivität wird im Allgemeinen als die Gesamtheit des Gefühls- und Gemütslebens bezeichnet. Es umfasst Affekte, Emotionen, Stimmungen und Triebhaftigkeit. Auch kurzandauernde (Zorn, Wut, Hass, Freude) und langandauernde Affekte (Stimmung) werden zusammengefasst (Bleuler, 1916). Der Begriff Affekt wird oft als Gegensatz zum Begriff Kognition verwendet, jedoch können sich beide wechselseitig beeinflussen (Loewenstein & Lerner, 2003). Ein Affekt hat kommunikative, motivationale und kognitive Folgen. Ein positiver Affekt führt beispielsweise zu mehr Hingabe und beeinflusst die Informationsverarbeitung durch die Anfälligkeit für Heuristiken (Barrett, Mesquita & Oechsler, 2007).
Tellegen und Watson (1985) entwickelten das Zwei-Faktoren Modell der Affektivität. Die Autoren unterscheiden dabei einerseits zwischen einem positiven und einem negativen Affekt und andererseits hinsichtlich einer hohen oder niedrigen Ausprägung des jeweiligen Pols. Ein Positiver Affekt ist durch Interesse, Aktivität und Aufmerksam gekennzeichnet. Eine hohe Ausprägung äußert sich durch Energie, Konzentration und freudiges Engagement, niedriger positiver Affekt hingegen durch Lethargie und Traurigkeit. Auf der negativen Seite ist der Affekt als unangenehmer Spannungszustand gekennzeichnet. In hoher Ausprägung durch Gereiztheit, Nervosität, Angst, in niedriger durch Ruhe und Ausgeglichenheit (Eschenbeck, 2009).
2.4 Affekt-Priming-Model
Das Affect-Priming Modell (Forgas, 2008) beschreibt den Affekt als einen wesentlichen Bestandteil der kognitiven Repräsentation, mittels derer automatisch und unvermeidlich eine primende Wirkung auf Ideen, Gedanken und Erinnerung erfolgt. Das Modell besagt demnach, dass der Affekt durch die Beeinflussung verschiedener kognitiver Prozesse eine indirekte Wirkung auf unsere Urteile und Einstellungen, während der Verarbeitung von Informationen ausübt (Forgas, 1995). Durch diesen Prozess werden Entscheidungen oder Handlungen in einer der Stimmung entsprechenden Richtung beeinflusst (Forgas, 1990).
Bower (1981) konnte hierzu in einem Experiment zeigen, dass eine positive Emotion als Prime für positive Kognitionen wirkt. So assoziierten Versuchsteilnehmer in einer guten Stimmung mit dem Begriff “leben” Wörter wie Liebe, Freiheit, Spaß, Offenheit und Freude. Versuchsteilnehmer in schlechter Stimmung assoziierten den Begriff dagegen mit Kampf, Konkurrieren, Anstrengung und mühsam.
2.5 Mood-as-Information Model
Das Mood-as-Information Modell konzeptualisiert die Rolle subjektiver Erfahrungen einschließlich Stimmungen, Emotionen, Erfahrungen und körperlicher Empfindungen bei der Urteilsbildung (Schwarz, 2011). Forscher gehen davon aus, dass Menschen ihre Gefühle als Informationsquelle nutzen, wobei unterschiedliche Gefühle unterschiedliche Arten von Informationen liefern. Die durch eine Stimmung hervorgerufenen Gefühle können zum einen valide Informationen zur Bewertung eines Bezugsobjektes liefern, zum anderen jedoch auch keinerlei Verknüpfung aufweisen und daher im Rahmen rationaler Informationsverarbeitung kontraproduktiver Natur sein (Schwarz, 2011).
2.6 Affect-Infusion-Model
Wie kommt es dazu, dass der Affekt unser Denken und Urteilen beeinflusst? Das Affekt-Infusion-Modell kombiniert die Ansätze des Affect-Priming Models mit denen des Mood-as-Information Models und dient der Vorhersage der Ausprägung einer Wirkung des Affekts auf das Denken und Handeln. Das Modell beinhaltet vier Prozessstrategien (Direkte Zugangsstrategie, Motivationale Verarbeitung, Heuristische Verarbeitung und Affekt-Priming), welche jeweils unterschiedlich starken kognitiven Aufwand erfordern. Aufgrund des unterschiedlich hohen kognitiven Aufwandes kommt es bei den Strategien zu unterschiedlich starken Ausprägungen der Wirkung des Affekts auf das Denken und Urteilen. Dabei gilt, je höher der Aufwand, desto größer die Auswirkung der Stimmung (Forgas, 1995).
2.7 Forschungsstand und Ableitung der Forschungsfragen/-hypothesen
Aus den theoretischen Darlegungen konnte festgestellt werden, dass die Risikobereitschaft unter anderem von zwei Faktoren beeinflusst wird. Die Persönlichkeit sowie der Kontext, in dem sich eine Person befindet, können die Risikoneigungen eines Menschen verstärken oder abschwächen. Der aktuelle Forschungsstand zu diesen Zusammenhängen lässt sich als umstritten beschreiben. Beispielsweise wird zwar häufig angenommen, dass ältere Menschen weniger risikofreudig sind, trotzdem lassen sich widersprüchliche Studienergebnisse finden (Bonem, Ellsworth & Gonzalez, 2015). Aufgrund der nicht eindeutigen Forschungslage soll in dieser Studie eine Analyse des Zusammenhangs zwischen der Risikobereitschaft und dem Alter erfolgen.
Zusätzlich wird erforscht, ob der Kontext einen Einfluss auf die Bereitschaft Risiken einzugehen hat. Hierfür soll gemessen werden, ob Personen, die als Führungskraft tätig sind eine höhere Risikobereitschaft aufweisen als Menschen ohne Führungsverantwortung. Zusätzlich soll hierbei eine Differenzierung zwischen Führungskräften mit und ohne Personalverantwortung untersucht vorgenommen. Keinan und Bereby-Meyer (2017) fanden hierzu beispielsweise heraus, dass Personalverantwortung einen signifikant verringernden Effekt auf das in Kauf nehmen passiver Risiken hat. In dieser Arbeit sollen mithilfe des Dospert-G sowie der R1-Skala Unterschiede in der allgemeinen Risikobereitschaft ermittelt werden.
Nachdem die momentane Stimmung eines Menschen durch verschiedene Priming-Prozesse einen Einfluss auf das Denken und Handeln hat, soll in dieser Arbeit neben dem Einfluss von Persönlichkeit und Kontext, die Wirkung eines positiven Affekts auf die Risikobereitschaft untersucht werden. Studien wie die von Haase und Silbereisen (2011) oder Juergensen, et al., (2018) fanden einen negativen Zusammenhang zwischen positivem Affekt und der Risikobereitschaft, jedoch liegen auch hierzu widersprüchliche Daten vor. Nach Rhodes und Pivik (2011) legen Menschen mit positivem Affekt ein risikoreicheres Fahrverhalten an den Tag. In dieser Arbeit wird daher getestet, ob ein positiver Affekt die Risikobereitschaft tatsächlich signifikant verringert.
Ausgehend von der aktuellen Literatur und der Forschungsfrage sollen folgenden Hypothesen untersucht werden.
H1: Die Risikobereitschaft wird durch einen positiven Affekt signifikant verringert
H2: Es besteht ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Risikobereitschaft bei Führungskräften mit Personalverantwortung, Führungskräften ohne Personalverantwortung und Personen ohne Führungsverantwortung
H3: Mit zunehmendem Alter nimmt die Risikobereitschaft ab
3 Methode
3.1 Stichprobe
Die Rekrutierung erfolgte über die persönlichen Kontakte der Autoren, über Umfrageplattformen wie surveycircle oder thesius sowie über spezielle Gruppen auf Social-Media Plattformen wie beispielsweise Xing. Da es sich bei der Befragung um die Untersuchung eines allgemeinen Persönlichkeitsmerkmals handelt, wurden lediglich Personen unter 18 Jahren von der Befragung ausgeschlossen.
Insgesamt nahmen 149 Probanden an der Befragung teil. Davon erhielten 73 den Fragebogen für die Experimentalgruppe und 62 den, für die Kontrollgruppe. Zuerst wurden alle Personen ausgeschlossen, die den Fragebogen vor der letzten Seite abgebrochen hatten. Anschließend erfolgte die Prüfung der Datensätze auf Plausibilität. Hierbei wurden Fragebögen, deren Dauer unter 150 Sekunden lag oder bei denen sich Bearbeitungsmuster erkennen ließen, gelöscht.
Nach der Ausreißeranalyse konnten die Daten von 133 Probanden ausgewertet werden. Hiervon waren 68 (51%) weiblich, 65 (49%) männlich. Der Mittelwert des Alters betrug 31.62 Jahre, die Standardabweichung lag bei 14.73 Jahren. Die Altersrange lag zwischen 18 – 67 Jahren. Innerhalb der Experimentalgruppe konnten insgesamt 73 Fragebögen ausgewertet werden (34 (46%) weiblich, 39 (54%) männlich; M Alter = 29.76, SD Alter = 14.03, Range: 18 – 67). Bezüglich der Kontrollgruppe wurden nach der Ausreißeranalyse 60 Datensätze analysiert (34 (57%) weiblich, 26 (43%) männlich; M Alter = 30.48, SD Alter = 14.83, Range: 18 – 67).
Innerhalb der Gesamtstichprobe (n =133) hatten 3 Probanden einen Volks- oder Hauptschulabschluss bzw. Quali, 21 die Mittlere Reife, 75 ein Abitur oder die Hochschulreife und 33 einen Bachelor- oder Masterabschluss. Zudem gaben 32 Probanden an, als Führungskraft tätig zu sein, wobei 18 dieser Führungskräfte Personalverantwortung tragen.
3.2 Untersuchungsdesign
In der präsentierten Studie wurden Fragebögen zur Selbsteinschätzung verwendet. Es handelt sich um eine quantitative Untersuchung, welche als Ziel die Untersuchung von Unterschieden hat. Die Umfrage fand vom 04.12.2019 bis zum 20.01.2020 online über die Plattform soscisurvey statt.
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