In einem Paris, das im Schatten der Nazi-Besatzung liegt, entfaltet sich eine Geschichte von Mut, Widerstand und Menschlichkeit in den dunkelsten Zeiten. Anna Seghers' ergreifende Erzählung "Das Obdach" wirft einen intimen Blick auf das Leben der Familie Meunier, deren Welt durch den Krieg und die Besatzungsmacht auf den Kopf gestellt wird. Als ein zwölfjähriger deutscher Junge, dessen Eltern im Widerstand aktiv waren, plötzlich vor ihrer Tür steht und Schutz sucht, sehen sich Luise und ihr Mann mit einer schweren Entscheidung konfrontiert. Nehmen sie das Kind auf und riskieren damit ihr eigenes Leben und das ihrer Kinder, oder weisen sie ihn ab und überlassen ihn seinem Schicksal? Luise, getrieben von Mitgefühl und einem unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen, öffnet ihr Herz und ihr Zuhause. Doch ihr Mann, ein desillusionierter Arbeiter, der die Schrecken des Krieges erlebt hat, hadert mit der Situation. Zerrissen zwischen Angst und Pflichtgefühl, muss er sich entscheiden, ob er sich dem Widerstand anschließt oder in der Resignation verharrt. "Das Obdach" ist mehr als nur eine Geschichte über den Zweiten Weltkrieg; es ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den moralischen Dilemmata, denen Menschen in Zeiten der Not begegnen. Es ist eine Geschichte über die Kraft der Menschlichkeit, die Fähigkeit zur Empathie und den unbezwingbaren Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit. Seghers' meisterhafte Charakterisierung und ihre eindringliche Schilderung des Lebens unter der Besatzung machen diese Kurzgeschichte zu einem zeitlosen Mahnmal gegen Krieg und Unterdrückung. Tauchen Sie ein in eine Welt voller Angst, Hoffnung und dem unerschütterlichen Willen, die Flamme des Widerstands am Leben zu erhalten. Erleben Sie, wie ein einzelner Akt der Barmherzigkeit das Leben einer ganzen Familie verändern und ein Zeichen der Hoffnung in einer dunklen Zeit setzen kann. "Das Obdach" ist ein literarisches Juwel, das Sie nicht unberührt lassen wird, eine bewegende Erinnerung daran, dass selbst in den dunkelsten Stunden der Menschlichkeit immer noch ein Licht leuchten kann, ein Aufruf zum Widerstand, der bis heute nichts von seiner Bedeutung verloren hat, ein Plädoyer für Mut und Mitgefühl in einer Welt, die beides dringend benötigt. Die Geschichte der Familie Meunier wird Sie fesseln und Ihnen noch lange nach dem Lesen im Gedächtnis bleiben, ein Denkmal für die stillen Helden des Widerstands und die unvergängliche Kraft der Menschlichkeit.
Analyse der Kurzgeschichte ,,das Obdach" von Anna Seghers:
Die Kurzgeschichte ,,das Obdach" wurde 1941 von Anna Seghers geschrieben . Sie spielt 1940 in Paris, das zu dieser Zeit, wie fast das gesamte Frankreich, von dem nationalsozialistischen Deutschland besetzt war. Die Geschichte handelt von einem 12jährigen Deutschen, dessen Vater von den Nazis gefangen wird und der darauf bei einer französischen Familie Obdach findet. Dieser Junge ist eine der drei Hauptfiguren. Die zweite ist Luise Meunier, die Mutter der Familie, in welcher der Junge Obdach findet. Die dritte Hauptfigur ist der Mann Meuniers, in dessen Entwicklung während der Geschichte das Leitmotiv zu sehen ist. Mein erster Eindruck war, daß Seghers auf den Widerstand gegen die Nazis aufmerksam machen und gleichzeitig dazu aufrufen wollte.
Eine der drei Hauptfiguren ist der 12jährige Sohn von zwei deutschen Widerstandskämpfern, die, laut Z.83 ff., aktiv antifaschistische Propaganda publizierten. Beide wurden verhaftet und in ein KZ gebracht, wo die Mutter starb und von wo der Vater fliehen konnte. In dieser Zeit lebte der Junge bei Verwandten. Eines Tages wird der Vater von der Gestapo verhaftet, wobei der Sohn jedoch nicht gefunden wird. In Z.90 (,,er hielt sich abseits und lachte nicht") sowie in Z.20 wird dieser, trotz seines Alters, als sehr erwachsen und ernst dargestellt: ,,Der Knabe habe, heimkommend von der Schule, die Verhaftung des Vater stumm, ohne Tränen, zur Kenntnis genommen. Dies deutet auch darauf hin, daß der Junge durch die jahrelange Flucht, mit einem solchen Ereignis gerechnet hat. In Z.40 wird er aber als relativ normaler Junge dargestellt, der zumindest äußerlich sich kaum von anderen Kindern unterscheidet. Durch den Satz ,,sie brauchen mich nicht zu nehmen, wenn sie Angst haben" macht Seghers klar, daß sich der Junge durchaus der Gefahr bewußt war, die er für die Familie Meunier darstellt.
Durch die Tatsache, daß der Junge auf keinen Fall zu seinen nationalsozialistischen Verwandten (,,auch meine verwandten waren Nazis",Z.87) zurück will (,,Zu meinen Verwandten werde ich doch nicht gehen",Z.83), wird klar, das er, wie seine Eltern gegen die Nazis ist. Dies läßt sich auch in Z. 86 erkennen (,,weil ich ihr Lied nicht mitsingen wollte"). Im Ganzen wollte Seghers mit dieser Figur verdeutlichen, daß nicht alle Deutschen Nazis waren, sondern daß es auch in Deutschland Widerstand gegen diese gab.
Luise Meunier ist die Frau eines Drehers und hat drei Kinder. Sie beweist, im Gegensatz zu ihrem Mann, während der ganzen Geschichte Mut zum Widerstand gegen die Nazis, indem sie den Jungen bei sich aufnimmt. Dies wird in Zeile 114 (,,dem fremden Knaben in einem zweiten Willkommen übers Haar strich") noch verstärkt, als sie, trotz der größer gewordenen Gefahr, den Jungen bei sich versteckt hält.
Im Ganzen symbolisiert diese Figur den ständigen, wenn auch passiven Widerstand gegen die Nazis.
Die dritte Hauptfigur ist der Mann von Luise Meunier. Seine Entwicklung während der Geschichte stellt das Leitmotiv dar. In Z. 62 (,,...der früher bei jedem Streik, bei jeder Demonstration mitgemacht hatte...") beschreibt Seghers den Mann als jemanden, der früher immer für seine Ideale und für sich selbst eingetreten ist. Nun aber, nachdem er ein Kriegsjahr Soldat war, und von den Deutschen besiegt wurde, ist sein Widerstand gebrochen (,,der Hitler hat nun einmal die Welt besetzt, da nützen keine Phrasen was dagegen",Z.60) Gleichzeitig zeigt er jedoch großen Respekt vor den Deutschen, indem er ihnen, wie in Z.96, Disziplin und Ordnung zuschreibt. Dazu kommt noch, daß seiner Meinung nach jemand, der Frankreich und damit ihn besiegen konnte, nicht schlecht sein kann (,,der Krieg sei nun einmal verloren, die Deutschen hätten nun einmal das Land besetzt",Z.95). Der Wendepunkt im Verhalten des Mannes und damit auch der Wendepunkt in der Geschichte, ist in Z.100 zu sehen. Hier wird ihm zum ersten mal klar, daß die Deutschen in Luxus leben, während die Franzosen so gut wie nichts haben (,,Ich möchte [...] einmal wieder ein richtiges Stück Käse zum Nachtisch haben. [...] Stell dir vor, was ich gesehen habe. Ein riesiges deutsches Lastauto ganz voll mit Käse"). Von diesem Zeitpunkt an wird die Meinung des Mannes über die Deutschen immer schlechter, da sie ihm immer mehr von seiner Existenz wegnehmen (,,Nazisoldaten besetzten die Wirtschaft und fühlten sich dort daheim",Z.127; ,,Das Ende vom Lied, verkürzte Arbeitszeit, verkürzter Arbeitslohn, Zwangstransporte",Z.149). Schließlich wird sein positives Bild der Deutschen von Ordnung und Disziplin durch ihr Verhalten gegenüber der beiden Schwestern total zerstört (,,die deutschen Monteure gingen bei ihnen jetzt ein und aus",Z.165).
Auch das Verhältnis des Mannes zu dem Jungen verändert sich grundlegend. Zunächst ist er, wie in Z.57 klar wird (,,der Deutsche soll selbst sehen, wie er mit seinen Landsleuten fertig wird"), dagegen, den Jungen aufzunehmen. Als Luise Meunier den Jungen trotzdem aufnimmt, wobei sie ihrem Mann erzählt, der Junge wäre der Sohn einer Kusine, benutzt er ihn als ein Ventil für seinen Frust über die Deutschen und sein Leben (,,da der Knabe zu vorsichtig war und zu schweigsam, um einen Anlaß zu geben, schlug er ihn ohne solchen",Z.120). Mit der Zeit und mit der oben genannten Veränderung der Meinung des Mannes zu den Deutschen, wird der deutsche Junge, wie in den Zeilen 177 bis 180 (,,er hat immerhin was riskiert, und sein Sohn, alle Achtung. [...] Den Sohn dieses Deutschen, den würde ich aufnehmen, der könnte mich warm machen") klar wird, für den Mann ein Symbol für den Widerstand gegen die Deutschen. Ich denke, daß Seghers mit der Figur des Mannes dazu aufrufen wollte, den Widerstand gegen die Nazis niemals aufzugeben.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Kurzgeschichte ,,das Obdach" von Anna Seghers?
Die Kurzgeschichte ,,das Obdach" handelt von einem 12-jährigen deutschen Jungen im besetzten Paris des Jahres 1940, dessen Vater von den Nazis verhaftet wird. Der Junge findet Obdach bei einer französischen Familie.
Wer sind die Hauptfiguren in der Geschichte?
Die Hauptfiguren sind der 12-jährige deutsche Junge, Luise Meunier (die Mutter der französischen Familie) und ihr Mann.
Welche Rolle spielt der Junge in der Geschichte?
Der Junge, dessen Eltern im Widerstand gegen die Nazis aktiv waren, flieht nach der Verhaftung seines Vaters und sucht Schutz. Er symbolisiert den Widerstand gegen die Nazis innerhalb Deutschlands.
Wie wird Luise Meunier dargestellt?
Luise Meunier wird als mutige Frau dargestellt, die dem Jungen trotz der Gefahr Obdach gewährt und somit passiven Widerstand gegen die Nazis leistet.
Wie entwickelt sich die Figur des Mannes von Luise Meunier im Laufe der Geschichte?
Der Mann, anfangs desillusioniert und von den Deutschen beeindruckt, erlebt eine Wandlung. Durch die negativen Auswirkungen der Besatzung und das Verhalten der Deutschen wird sein anfänglicher Respekt in Ablehnung und schließlich in Sympathie für den Widerstand umgewandelt, was durch seine Haltung gegenüber dem Jungen verdeutlicht wird.
Was ist das Leitmotiv der Geschichte?
Das Leitmotiv ist die Entwicklung des Mannes Meunier und seine Wandlung von Resignation hin zur Erkenntnis der Notwendigkeit des Widerstands gegen die Nazis.
Welche Botschaft wollte Anna Seghers mit der Kurzgeschichte vermitteln?
Seghers wollte auf den Widerstand in Deutschland und den besetzten Ländern aufmerksam machen und gleichzeitig dazu aufrufen, den Widerstand niemals aufzugeben.
Wie wird der Junge anfangs dargestellt?
Der Junge wird trotz seines jungen Alters als sehr ernst und erwachsen dargestellt, was auf die traumatischen Erfahrungen durch die Verfolgung seiner Eltern und die Flucht zurückzuführen ist.
Welche Rolle spielen die deutschen Soldaten in der Entwicklung des Mannes Meunier?
Die deutschen Soldaten und ihr Verhalten, insbesondere ihr Luxus während der französischen Notlage und ihr respektloser Umgang mit den Franzosen, tragen maßgeblich zur Wandlung des Mannes Meunier bei.
Wie ändert sich die Beziehung des Mannes Meunier zu dem deutschen Jungen?
Anfangs ablehnend, da er den Jungen als Angehörigen des Feindes betrachtet, entwickelt der Mann im Laufe der Geschichte Sympathie und Respekt für den Jungen, da er ihn als Symbol des Widerstands sieht.
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- Peter Lindenlaub (Author), 2000, Seghers, Anna - Das Obdach, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/98656