Autor: Fox Mulder
Der aufgeklärte Absolutismus
Die Staatsphilosophie der Aufklärung: Christian Wolff, 1725 Wolff, passim Der aufgeklärte Absolutismus berief sich auf die in der Vernunft begründete Staatslehre der Aufklärungsphilosophie, deren Hauptvertreter in Deutschland Christian Wolff war. Sein staatstheoretisches Hauptwerk führte den Titel ,,Vernünftige Gedanken von dem gesellschaftlichen Leben der Menschen und insonderheit dem gemeinen Wesen; zu Beförderung der Glückseligkeit des menschlichen Geschlechtes den Liebhabern der Wahrheit mitgeteilet von Christian Wolffen" und erschien in erster Auflage 1725. Hier wird der Staat schlechthin, gleich welcher Regierungsform, auf den natürlichen Zweck aller menschlichen Gesellschaften, die Glückseligkeit und Wohlfahrt aller, zurückgeführt. Danach , werden dann Rechte und Pflichten der Obrigkeit bestimmt.
-210. Wenn die Menschen allen Pflichten gegen die Seele, den Leib und ihrenäußeren Zustand, die wir anderswo ausführlich abgehandelt, ein Genügen tun und alle Bequemlichkeiten des Lebens, die sie zu erlangen fähig sind, genießen wollen, so müssen die vielfältigen Verrichtungen, die hierzu erfordert werden, unter viele Menschen eingeteilet werden...
- 213. Da nun einzelne Häuser nicht alle Bequemlichkeiten des Lebens ihnen selbst verschaffen können, derer sie fähig sind, noch auch des ihrigen, ja ihres Leibes und Lebens gesichert sein, folgends das höchste Gut, darnach sie zu streben verbunden sind, nicht zu erlangen vermögen: so ist nötig, dass so viele sich zusammen begeben und mit vereinigten Kräften ihr Bestes befördern, bis sie in dem Stande sind, sich alle Bequemlichkeiten des Lebens zu verschaffen, der natürlichen Verbindlichkeit gemäß von einer Vollkommenheit zu der andern ungehindert fortzuschreiten und sich wider alle Beleidigungen sattsam zu verteidigen. Wenn dieses geschieht, so begeben sie sich in eine Gesellschaft, und der ungehinderte Fortgang in Beförderung des gemeinen Bestens, das sie durch vereinigte Kräfte erhalten können, ist die Wohlfahrt dieser Gesellschaft. Diese Gesellschaft pfleget man das
,,gemeine Wesen" zu nennen...
- 229. Da man im gemeinen Wesen davor zu sorgen hat, wie die gemeine Wohlfahrt befördert und die gemeine Sicherheit erhalten wird..., so ist nötig, dass gewissen Personen diese Sorge aufgetragen werde, und die anderen eins werden, dasjenige zu tun, was sie zu Erhaltung dieser Absichten für gut befinden. Jene werden Obrigkeiten, diese hingegen Untertanen genennet. Und demnach sind die Obrigkeiten Personen, denen die Sorge für die gemeine Wohlfahrt und Sicherheit im gemeinen Wesen oblieget. Hingegen die Untertanen sind Personen, welche sich verbindlich gemacht, den Willen der Obrigkeit ihren Willen sein zu lassen.
§ 230. Es ist demnach zwischen der Obrigkeit und den Untertanen ein Vertrag, nämlich die Obrigkeit verspricht alle ihre Kräfte und ihren Fleiß dahin anzuwenden, dass sie zur Beförderung der gemeinen Wohlfahrt und Sicherheit Diensame Mittel erdenke und zu deren Ausführung nötige Anstalten mache: hingegen die Untertanen versprechen dagegen, dass sie willig sein wollen alles dasjenige zu tun, was sie für gut befinden wird... § 242. Da die Beförderung der gemeinen Wohlfahrt auf der Beobachtung des Gesetzes der Natur beruhet, so muss derjenige, der den Willen haben soll, sie zu befördern, eine Fertigkeit haben, seine Handlungen dem Gesetze der Natur gemäß einzurichten, und Friedrich der Große und der aufgeklärte Absolutismus in Preußen also tugendhaft sein. Solchergestalt sind Verstand und Tugend die beiden Gründe, darauf die Wohlfahrt und Sicherheit des gemeinen Wesens beruhet. Wer demnach auf einige Art und Weise für das gemeine Wesen zu sorgen hat, es mag seine Einrichtung oder Verwaltung betreffen, der muss verständig und tugendhaft sein.
- 243. Und hieraus erhellet, wie höchst nötig es sei, dass Verstand und Tugend in die Welt gebracht werde, und wie nützlich alle derjenigen Bemühung ist, welche Verstand und Tugend in Aufnahme zu bringen sich angelegen sein lassen...
- 264. Regierende Personen verhalten sich zu Untertanen wie Väter zu den Kindern. Denn Vätern lieget ob, den Kindern alle Mittel zu verschaffen, die sie zur Beförderung der Vollkommenheit ihres innern undäußern Zustandes vonnöten haben, und ihnen ihre Handlungen zu Erhaltung dieser Absicht einzurichten: hingegen die Kinder sind verbunden zu tun und zu lassen, was ihnen von den Eltern in diesem Stücke befohlen wird, und also den Willen der Eltern ihren Willen sein zu lassen. Obrigkeiten oder regierenden Personen lieget ob, für die gemeine Wohlfahrt und Sicherheit zu sorgen, und demnach alle dazu nötige Mittel zu erdenken, wodurch der Untertanen Wohlfahrt auf das bequemste befördert werden kann, auch ihnen ihre Handlungen dergestalt einzurichten, wie es diese Absicht erfordert. Hingegen die Untertanen sind verbunden, dasjenige zu tun und zu lassen, was sie dazu gut befinden.
Derowegen ist klar, dass Obrigkeiten oder regierenden Personen eben das in Ansehung ihrer Untertanen oblieget, was Vätern in Ansehung ihrer Kinder: und sowohl Untertanen, als Kinder zum Gehorsam bereit und willig sein sollen. Und dannenhero werden auch regierende Personen mit Recht Landes-Väter und Väter des Vaterlandes genennet... § 441. Eine ganz uneingeschränkte Gewalt wird die höchste Gewalt, oder Souvraineté genennet, und wer diese besitzet, ein Souverainer Herr, oder ein Herr, über den niemand als GOTT zu gebieten hat. Derowegen da in der Monarchie ein Monarche eine unurnschränkte Gewalt hat, so hat ein Monarchie die höchste Gewalt und ist souverain. In-gleichen weil in der Aristokratie diejenigen, welche herrschen, gleichfalls eine unumschränkte Gewalt besitzen, so haben auch sie die höchste Gewalt und sind souverain. Unterdessen da im .gemeinen Wesen doch nichts darf befohlen werden0 als was die gemeine Wohlfahrt befördert und die gemeine Sicherheit erhält, so bleibet doch auch die höchste Gewalt von der Natur, folgends von GOTT eingeschränket. Und also haben alle Obrigkeiten, auch die Allerhöchsten, das ist, diejenigen, welche die höchste Gewalt haben, doch noch GOTT über sich, nach dem sie sich richten müssen. Derowegen ob gleich kein Mensch sie zur Rede setzen kann, was sie tun, und ihr Wille gelten muss; so dürfen sie doch nicht schlechterdinges tun, was sie gelüstet, sondern sie haben sowohl als diejenigen, welche eine eingeschränkte Gewalt besitzen, allzeit auf die gemeine Wohlfahrt und Sicherheit zu sehen, wo sie nicht Tyrannen werden wollen. Ihr Wille ist nicht die Regel ihrer Handlungen, sondern er hat eine Regel, darnach er determinieret werden wenn es recht hergehen soll...
- 450. Damit aber dasjenige, was ich von der Einschränkung der Macht und Gewalt der hohen Obrigkeit beigebracht, nicht unrecht ausgeleget werde, so finde ich noch folgendes zu erinnern für nötig: Ich habe hier bloß erwiesen, auf wie vielerlei Art und Weise sich die Macht und Gewalt einer hohen Landes-Obrigkeit einschränken lässet und aus was Ursachen solches geschehe; keinesweges aber behauptet, dass solches überall geschehen müsse. . . Gleichwie ich nun aber keine Absicht auf einen gewissen Staat habe, sondern bloß überhaupt beschreibe, was zu vernünftiger Beurteilung aller Staaten erfordert wird, so habe ich auch in diesem Stücke solches nicht übergehen können. Auch will ich jetzt nicht die Frage ausmachen, ob es besser sei, dass Macht und Gewalt der hohen Obrigkeit unumschränket verbleibe, oder nicht: denn das letztere hat sowohl einige Gründe vor sich, als das erstere... sondern er soll sich bemühen, ob durch sanftmütige Unterredungen friedfertiger Leute von beiden Teilen diese Spaltungen können gehoben werden...
Häufig gestellte Fragen
Was ist der aufgeklärte Absolutismus laut Christian Wolff?
Laut Christian Wolff berief sich der aufgeklärte Absolutismus auf die in der Vernunft begründete Staatslehre der Aufklärungsphilosophie. Wolffs Hauptwerk, "Vernünftige Gedanken von dem gesellschaftlichen Leben der Menschen und insonderheit dem gemeinen Wesen," argumentiert, dass der Staat auf dem natürlichen Zweck aller menschlichen Gesellschaften basieren sollte: der Glückseligkeit und Wohlfahrt aller Bürger. Daraus werden dann die Rechte und Pflichten der Obrigkeit abgeleitet.
Welche Pflichten haben Obrigkeit und Untertanen nach Wolffs Staatsphilosophie?
Wolff beschreibt einen Vertrag zwischen Obrigkeit und Untertanen. Die Obrigkeit verpflichtet sich, alle ihre Kräfte und ihren Fleiß zur Förderung der gemeinen Wohlfahrt und Sicherheit einzusetzen. Die Untertanen verpflichten sich im Gegenzug, willig zu tun, was die Obrigkeit für gut befindet.
Welche Rolle spielen Verstand und Tugend im Staatswesen nach Wolff?
Verstand und Tugend sind laut Wolff die beiden Grundlagen für Wohlfahrt und Sicherheit des Gemeinwesens. Jeder, der auf irgendeine Weise für das Gemeinwesen zu sorgen hat, muss verständig und tugendhaft sein.
Wie verhalten sich Regierende zu ihren Untertanen nach Wolff?
Wolff vergleicht das Verhältnis zwischen Regierenden und Untertanen mit dem zwischen Vätern und Kindern. Regierende sollen für das Wohl ihrer Untertanen sorgen, so wie Väter für das Wohl ihrer Kinder sorgen. Untertanen sollen ihren Regierenden gehorsam sein, so wie Kinder ihren Eltern gehorsam sein sollen. Regierende werden daher auch als Landes-Väter und Väter des Vaterlandes bezeichnet.
Was bedeutet Souveränität (höchste Gewalt) in der Monarchie und Aristokratie laut Wolff?
Laut Wolff bedeutet Souveränität eine uneingeschränkte Gewalt. In einer Monarchie besitzt der Monarch diese unumschränkte Gewalt. In einer Aristokratie besitzen diejenigen, die herrschen, ebenfalls diese unumschränkte Gewalt. Jedoch bleibt die höchste Gewalt auch in Monarchien und Aristokratien durch die Natur und somit durch Gott eingeschränkt. Alle Obrigkeiten, auch die höchsten, haben Gott über sich und müssen sich nach ihm richten. Auch wenn kein Mensch sie zur Rechenschaft ziehen kann, dürfen sie nicht tun, was sie wollen, sondern müssen auf die gemeine Wohlfahrt und Sicherheit achten.
Inwiefern ist die Macht der hohen Obrigkeit eingeschränkt?
Wolff erörtert verschiedene Arten und Weisen, wie die Macht der Landes-Obrigkeit eingeschränkt sein kann und aus welchen Gründen dies geschieht. Er betont jedoch, dass er nicht behauptet, dies müsse überall geschehen. Er beschreibt lediglich, was für eine vernünftige Beurteilung aller Staaten erforderlich ist, ohne eine bestimmte Staatsform zu favorisieren.
Welche Rolle spielt Religion in der Staatsführung?
Der Fürst hat laut Text kein Recht, in Religionssachen durch einen Rechtsspruch zu entscheiden, der mit Gewalt durchgesetzt werden kann. Unterschiedliche Meinungen und Gebräuche in Religionssachen dürfen den gemeinen Frieden nicht stören.
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- Fox Mulder (Autor:in), 2000, Der Aufgeklärte Absolutismus, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/98044