Diese Arbeit will einen näheren Blick auf die parallelen Strukturen in den Dichtungen Sapphos und dem Hohelied aufzeigen. Zunächst wird, um einen genaueren Überblick über das Hauptwerk zu erhalten, die Grundstruktur des Hohelieds aufgezeigt und ein Deutungsversuch als „profane Liebeslyrik“ sowie „sakrale Allegorie“ unternommen. Es folgt ein kurzer Exkurs in die antike Liebesdichtung der Sappho von Lesbos.
Beide lyrischen Stränge werden nun innerhalb eines Motivvergleichs gegenübergestellt, um sukzessiv die Parallelen zwischen dem Hohelied und den Dichtungen Sapphos herauszufiltern. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die formelle Konzeption, die Naturdiskurse, den Metaphoriken der Magie, die Liebeskrankheit sowie dem Hochzeitsdiskurs gelegt. Das Hohelied wird – aus arbeitstechnischen Gründen – im gesamten Verlauf dem Buch „Das Hohelied der Liebe“ (Elliger/Haag) entnommen.
Das Ergebnis der Analyse wird in einer abschließenden Zusammenfassung bewertet – und dabei auch die Frage nach den hellenistischen Zügen im Hohelied wieder aufgegriffen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Aufbau und grundlegende Charakteristika des Hohelieds
3. Deutungsversuch des Hohelieds
3.1 Allegorische Deutung
3.1.1 Deutungsbeispiele
3.2 Deutung als profane Liebeslyrik
3.2.1 Deutungsbeispiele
4. Die Liebesdichtung der Antike: Sappho
5. Ein Vergleich: Die Parallelen des Hohelieds
zu den antiken Liebesdichtungen Sapphos
5.1 Formelle Konzeptionen
5.1.1 Rhetorische Mittel
5.1.2 Figurenrede
5.2 Diskurse
5.2.1 Naturdiskurse
5.2.1.1 Topografien und Agrikulturelle Bilder
5.2.1.2 Pflanzen-Metaphorik
5.2.2 Liebeskrankheit
5.2.3 Mystische Elemente
5.2.4 Hochzeitsdiskurs
6. Zusammenfassung
7. Projektarbeit
8. Quellenverzeichnis
8.1 Primärquellen
8.2 Sekundärquellen
8.3 Internetquellen
9. Abbildungsverzeichnis
1. Einführung
Die Einstellung zur Sexualität ist einem starken Wandel unterlegen. Auch die katholische Kirche zeigt immer stärkere Tendenzen der Modernität: Die traditionelle Morallehre verliert mehr an Verbindlichkeit1, Papst Franziskus nennt die Sexualität gar ein „Geschenk Gottes, de[n] schönste[n] Punkt der Schöpfung“2. Anknüpfungspunkte bietet dabei das so genannte „Hohelied“, oft auch als „Hohes Lied“ oder auch „das Hohelied Salomos“ bezeichnet: Zum einen überragt diese älteste Liebesdichtung des Alten Testaments die damalige Poesie durch seine „Kühnheit und [den] Metaphernreichtum“3, zum anderen hat sie ihre gewaltige Deutungsgeschichte innerhalb der jüdischen wie auch christlichen Theologie „zum Exempel von spiritueller Sinnlichkeit und mystischer Kontemplation für die abendländische Tradition werden lassen“4.
Bislang gibt es einige Schwierigkeiten beim Verständnis des Werkes, da sich in der biblischen Literatur fast keine Spuren von Liebesdichtung in der Kultur des antiken Israels finden.5 Somit gilt, dass die Dekodierung und Deutung des Hohelieds aus ihm selbst zu gewinnen ist.
Jüngst wird das Hohelied immer häufiger in die hellenistische Zeit datiert6. Bereichert wird diese These durch die markanten Parallelen zur griechischen Dichtung, welche das Hohelied aufweist – zum einen durch die idyllischen, metaphorischen Motive, zum anderen durch die Beziehung zu den archaischen und hellenistischen Textkorpora wie Liebeszauber und Hochzeitsgedichten.7 In diesen Kontext tritt immer wieder der Name der antiken Lyrikerin Sappho von Lesbos auf, in deren Fragmenten sich – neben Dichtern wie Alkaios von Mytilene und Theokrit - eben diese Konzeptionen verdichtet wiederfinden lassen. So liegt es nahe, in der vorliegenden Arbeit einen näheren Blick auf die parallelen Strukturen in den Dichtungen Sapphos und dem Hohelied aufzuzeigen.
Zunächst wird, um einen genaueren Überblick über das Hauptwerk zu erhalten, die Grundstruktur des Hohelieds aufgezeigt und ein Deutungsversuch als „profane Liebeslyrik“ sowie „sakrale Allegorie“ unternommen. Es folgt ein kurzer Exkurs in die antike Liebesdichtung der Sappho von Lesbos.
Beide lyrischen Stränge werden nun innerhalb eines Motivvergleichs gegenübergestellt, um sukzessiv die Parallelen zwischen dem Hohelied und den Dichtungen Sapphos herauszufiltern. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die formelle Konzeption, die Naturdiskurse, den Metaphoriken der Magie, die Liebeskrankheit sowie dem Hochzeitsdiskurs gelegt. Das Hohelied wird – aus arbeitstechnischen Gründen – im gesamten Verlauf dem Buch „Das Hohelied der Liebe“ (Elliger/Haag) entnommen.
Das Ergebnis der Analyse wird in einer abschließenden Zusammenfassung bewertet – und dabei auch die Frage nach den hellenistischen Zügen im Hohelied wieder aufgegriffen.
2. Aufbau und grundlegende Charakteristika des Hohelieds
Das Hohelied, datiert auf ca. 300 v. Chr., wurde um die Zeitwende im Kanon der heiligen Schriften aufgenommen.8 In den christlichen Bibeln findet man das Buch im dritten Kanonteil des Alten Testaments unter den „Büchern der Weisheit und der Psalmen“, im jüdischen Kanon steht es in den „Schriften“ (ketuvim), untergebracht in den fünf Festrollen, welche zu den zentralen jüdischen Festen rezitiert werden.9
Der poetische Charakter des Hohelieds ist bereits im Titel enthalten – das hebräische schir ha-schirim, übersetzt „Lied der Lieder“, ist ein superlatives Konstrukt, welches das Hohelied als eines der schönsten, besten, oder hervorragendsten Lieder bezeichnet.10 Der Name „Hoheslied“ wurde erstmalig von Martin Luther kreiert, der damit einen Bezug zum so genannten „Hohelied der Liebe“ (1Kor 13) herstellt.11 Zugeschrieben wird es durch die Überschrift mit der Formulierung ascher liSchlomo – „welches ist von/ bezogen auf Salomo“ - dem biblischen König Salomo (Hld 1,1), Sohn Davids und Kohelet der Weisheit.12 Salomo selbst kommt dabei nicht explizit zu Wort, sondern erscheint nur als Nennung innerhalb der Lieder.
Die Abgrenzung der literarischen Einheiten des Hohelieds ist seit langem Diskussionspunkt bei Forschern und Exegeten. Die Vielgestaltigkeit der Einheiten in Bezug auf Charakter, Aufbau und Länge erschwert eine Abgrenzung der einzelnen Lieder voneinander.13 Yair Zakovitch, Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem, schlägt eine Gliederung in 27 Lieder und vier Fragmenten vor und orientiert sich dabei an chiastischen Entsprechungen, literarischen Techniken der Rahmung sowie strophischen Gliederungen.14 Zudem klassifiziert Zakovitch die einzelnen Lieder und ordnet sie gemäß Formalitäten und literarischen Besonderheiten den Gattungen „Traumlieder“, „Zanklieder“, „Beschreibungslieder“, „Rätsellieder“ sowie den „Betrachtungsliedern“ zu, wobei es dabei wiederum Überlappungen gebe.15
Sämtliche Einzellieder sind mit dem jeweils voranstehenden und nachfolgenden Text durch Assoziationen verknüpft, gelegentlich wird der primäre Textzusammenhang allerdings durch den Einschub von Fragmenten zerstört, so zerstört 8,5a den Kontext von 8,1-4 und 8,5b.16 Durch den poetischen Grundcharakter des Hohelieds können rhetorische Stilfiguren wie Wiederholungen einen Rückschluss auf die Struktur liefern, da diese in der Poesie höher gewichtet werden als Raum- und Zeitwechsel.
Folgend wird ein mögliches Aufbauschema gezeigt, das sich inhaltlich an Ludger Schwienhorst-Schönberger orientiert.17 Dieses eigens erstellte Konstrukt teilt das Hohelied in 26 Lieder ein und weist – durch die Inhaltszusammenfassung der lyrischen Oberflächenstruktur - Tendenzen der profanen Deutung auf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Deutungsversuche des Hohelieds
Die Heiligkeit des Hohelieds ist seit jeher Stoff für Kontroversen: Die Frage nach einer „allegorischen“ oder „nicht-allegorischen, profanen“ Deutbarkeit wird durch die Abwesenheit von namentlich genannten Personen (abgesehen von Salomo und Sulamith) befeuert. Um wen es sich bei den Liebenden handelt, ist daher unklar – man keinen Rückschluss fassen, ob das Hohelied eine allegorische Gott-Mensch-Beziehung oder ein profanes, menschliches Liebespaar beschreibt.
Die Grenze zwischen Sexualität und Spiritualität war im Alten Orient fließend – was vergleichbare Texte dieses Kulturraums belegen.18 Die Auslegung als „profan“ oder „sakral“ ergab sich häufig durch Ort und Zeit, an denen der Text gelesen wurde. Auch kulturelle Aspekte spielten dabei eine Rolle. Um ein Verständnis vom ambivalenten Deutungscharakter des Hohelieds zu erhalten, werden folgend die beiden geläufigen Auslegungsrichtungen betrachtet.
3.1 Allegorische Deutung
Das Kennzeichen der Allegorie ist ihre „systematische und historische Vervielfältigung der Ähnlichkeitsoperationen“19. Die Allegorie konstruiert eine imaginäre symbolische Präsenz und „entwirft eine Ähnlichkeitsutopie zwischen Zeichen und Bezeichneten“20 auf nebeneinander bestehenden Bedeutungsschichten. Besonders in der Dichtung sowie der bildenden Kunst findet die Allegorie Verwendung.
Die Deutung des Hohelieds als Allegorie folgt einer langen Tradition: Seit Ende des 1. Jhd. n. Chr. galt das Hohelied im Judentum als heilige Schrift, später wurde es zur Festrolle für das Pessachfest – was ein säkulares Verständnis grundsätzlich ausschließen lässt.21 Im 2. Jhd. setzte sich Rabbi Akiba so dezidiert für die Heiligkeit des Hohelieds ein, dass er das Singen des Hohelieds in Kneipen schwer verurteilte.22 In der christlichen Tradition dominierte bis in die Neuzeit die allegorische Deutung „auf die Liebe zwischen Gott und Israel bzw. der Kirche“23, wobei dies ihren Höhepunkt bei Bernhard v. Clairvaux in der so genannten Brautmystik24 erreichte.
3.1.1 Deutungsbeispiele
Ein Beweis für die allegorische Auslegung scheinen die unzähligen Deutungsvariablen zu sein, die an anderen Textstellen der Bibel erwähnt werden. In 4Esra 5,24.26 werden die Allegorien „Lillie“ und „Taube“ für das auserwählte Volk verwendet – zwei Begriffe, die wiederholt im Hohelied auftreten und in denselben, theomorphen Kontext gesetzt werden können.25 Darüber hinaus werden in Joseph und Aseneth 18,9-11 Motive zur Beschreibung überirdischer Schönheit gebraucht, die stark an die Konzeption des Hohelieds erinnern.26 Jegliche Bilder und Figuren können somit im Hohelied als Allegorie gewertet werden, insofern „das visuell Erfahrbare etwas Transzendentes verkörpert“27. Die Möglichkeiten der allegorischen Auslegung besitzen dabei durchaus einen subjektiven und beliebigen Charakter. Selbst in der Forschung ist eine Vielzahl an Deutungsansätzen vorhanden. Eine weitverbreitete These sieht – neben dem allgemeinen Verständnis von der Liebe zwischen Gott und Israel – in dem Liebhaber Christus, in der Braut die christliche Gemeinde. Das Gurren der Turteltauben (2,12) können als Predigt der Apostel betrachtet, die Einladung zum Essen und Trinken (5,1) könnte allegorisch als Abendmahl gedeutet werden. Szenen, die einen besonders starken allegorischen Charakter besitzen, finden sich im Hohelied beispielsweise unter 1,12 / 2,15 / 2,17 / 6,3 / 7,14 oder auch in 8,13-1428.
Einen weiteren Einfluss auf diese These kann die Betrachtung des männlichen Protagonisten liefern: Seine Darstellung als Hirte (Hld 1,8) sowie König (Hld 1,4) gleicht der biblischen Symbolisierung Gottes als eben diese Figuren (z.B. Psalm 23,1 / Psalm 47,3). Diese Sichtweise potenziert sich durch die anthropomorphe Gottesvorstellung29, welche die Bibel an einigen Stellen aufweist (z.B. Gen 9,6) – so lässt sich die Männerfigur im Hohelied als Andeutung auf die Gestalt Gottes begreifen.
A. Robert, einer der letzten großen Vertreter der allegorischen Auslegung, deutete die fortschreitende Beziehung zwischen Braut und Bräutigam als die Geschichte Israels30. Dabei nahm er folgende Gliederung vor:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 (Quelle: Schwienhorst-Schönberger: Einleitung in das A.T.)
3.2 Deutung als profane Liebelyrik
Fast 2000 Jahre lang wurde die Deutung des Hohelieds als Liebeslied für obsolet betrachtet. Erst in jüngster Zeit gibt es Versuche, die Alternativen „allegorisch“ - „typologisch“ zu überwinden und ein Verständnis des Hohelieds als profane Liebeslyrik durchzusetzen.
Als profane Liebeslyrik wird eine spezielle Gedichtform bezeichnet, in welcher die Liebe zwischen zwei Menschen besungen wird. Subjektivität, Stimmung und Erlebnisse des lyrischen Ichs nehmen dabei eine besondere Stellung ein. Der Zusatz „profan“ betont den weltlichen Charakter des Gedichts – es wird somit explizit Abstand von religiösen Deutungen genommen.
Das profane Verständnis des Hohelieds rückte – nachdem die Aufklärung das Hohelied als „Paradigma für eheliche Treue“ interpretiert hat – mit den Arbeiten von J.G. Herder (um 1800), der es als Hochzeitslied bezeichnete, in den Vordergrund.31 Nach dem modernen, poetischen Maßstab lege der Sitz im Leben dort, „wo sich die Faszination der Liebe, des Verliebtseins und der Sehnsucht nach dem begehrenden und begehrten Menschen den normalen Konventionen des Lebens entzieht“32. Michael V. Fox, Professor am Institut für Hebräisch und Semitistik der University of Wisconsin-Madison, hebt eben diese Sehnsucht und Gleichheit innerhalb der Liebesbeziehung als essentielle Faktoren für eine profane Auslegung hervor:
„ Das Hohelied wurde nicht als Allegorie der Liebe zwischen Israel und Gott geschrieben. Gleichheit ist das Wesentliche in der Beziehung zwischen den jungen Liebenden des Hohenliedes, und es ist kaum möglich, dass dies als Modell der Beziehung Gottes zu Israel gemeint war [...] die voreheliche Werbung von Gleichen, wie wir sie im Hohenlied sehen [...] ist keine gute Entsprechung für die Beziehung zwischen Gott, dem Meister, und Israel, seinem Eigentum.“33
In den modernen Strukturanalysen stellt D.A. Dorsey fest, dass die einzelnen Lieder eine übergreifende Kompositionsstruktur aufweisen, in denen typisch lyrische Grundprinzipe Verwendung finden: Motiv- und Stichwortverbindungen, Refrains, Siebener Strukturen sowie reziproke Parallelismen.34 Dorsey konzentriert in seinem Schema zur profanen Darstellung das Hohelied auf eine Anordnung von sieben Einheiten:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 (Quelle: Schwienhorst-Schönberger: Einleitung in das A.T)
3.2.1 Deutungsbeispiele
Liebe und Erotik wurden in Israel als profane Phänomene betrachtet, von denen man nicht auf das Gottesverhältnis schließen kann.35 Dem profanen Charakter des Hohelieds entsprechend findet sich der Gottesname JHWH nicht im Text, selbst das theophore Element in 8,6b (starke Flammen) wird als Superlativmorphem aufgefasst.
Das Hohelied weißt zudem zahlreiche Motive und Ansätze auf, die den poetologischen Konzeptionen der Liebeslyrik zugeschrieben werden können. Die vorkommenden Stilisierungen wie „[d]eine Brüste will ich genießen wie Trauben des Weinstocks“ (Hld 7,9) oder „sein Gaumen ist lauter Süße, und alles an ihm ist Lust“ (Hld 5,16) können nicht nur als sexuell konnotiert betrachtet werden, sondern auch als eine überschwängliche Liebeseuphorie36, deren Konzeption Verwendung in der Liebeslyrik findet. Die „Idealisierung und Mystifizierung der Liebe (bzw. des Partners)“37 findet in Versen wie „[d]enn stark wie der Tod ist die Liebe, hart wie die Unterwelt die Leidenschaft“ (Hld 8,6) und „[g]roße Wasser können die Liebe nicht löschen, Ströme schwemmen sie nicht fort“ (Hld 8,7) statt. Eine zusätzlich mystische Bedeutungsaufladung erhalten die Partner indem sie als idealisierte Charaktere wie „Fürstentochter“ (Hld 7,2), „Schönste der Frauen“ (Hld 5,9) oder „König“ (Hld 3,9/3,11) bezeichnet werden. Weitere Motive der Liebeslyrik, die das Hohelied wiederzugeben scheint, sind die „Vergänglichkeit [...] einer Liebe/ die Trennung“38 (z.B. Hld 2,4-2,17) und auch die so genannte „Desillusionierung“39 (Hld 4,7).
Um im weiteren Verlauf einen Vergleich zwischen dem Hohelied und den antiken Dichtungen der Sappho herstellen zu können, werden die eben genannten Kriterien in Betracht gezogen und der Ansatz einer „profane Liebeslyrik“ als Deutungsmaxime gewählt.
4. Die Liebesdichtung der Antike: Sappho
Neuere Forschungen am Hohelied verlangen ein Einbeziehen der griechischen Liebeslyrik in die Interpretation, da sich einige konzeptionelle Parallelen zwischen dem Hohelied und der griechischen Literatur finden lassen.40
Grundsätzlich beschreibt die antike Liebeslyrik „die profane Liebe zwischen Mann und Frau [...] die sich dem streng gefassten Rahmen der sozialen Normen entzieht. Auch [sie][...] will versuchen, das Verhältnis der Geschlechter von maskuliner und femininer Welt durch neue Deutungsparadigmen zu ergänzen bzw. zu ersetzen“41. Das antike griechische Konzept der Liebe ist dabei keineswegs mit der modernen Vorstellung gleichzusetzten, da sie „keine individuelle [...] Beziehung zwischen zwei Partnern [...] war, sondern [...] streng an Institutionen gebunden [war.] [...] [D]ie eheliche Liebe [galt nicht in den] [] Themenkreis[] der literarischen Zeugnisse der Zeit“42. Homoerotische Beziehungen und sexualisierte Symposien galten als Katalysatoren der Dichtung.
[...]
1 Elliger, Katharina/Haag, Herbert : „Wenn er mich doch küßte...“. Das Hohe Lied der Liebe. Benzinger, Solothurn und Düsseldorf 1994: S.7.
2 Bohl, Cornelius: Sexualität – Das Schönste an der Schöpfung! In: Franziskaner, Frühling 2019, S.3.
3 Schmölders, Claudia: Die Erfindung der Liebe: berühmte Zeugnisse aus drei Jahrtausenden. München, Beck 1996: S.17.
4 ebd.
5 Zakovitch, Yair: Das Hohelied. Herder, Freiburg, Basel, Wien, 2004: S. 30-31.
6 Vgl. Walter, Sebastian: Das hellenistische Hohelied – Eine Magisterarbeit, unter: https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/17497/file/Walter_Sebastian_Magisterarbeit.pdf (abgerufen am 2.11.2019); S.3.
7 Vgl. ebd.
8 Vgl.Schmölders, Claudia: S.17.
9 Vgl. Birnbaum, Elisabeth: Das Hohelied Salomos. In: Zwischen dir und mir. Exegesen, Bibelarbeiten und Anregungen zum Hohelied der Liebe. Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen-Vlyn 2017: S. 15.
10 Vgl. Birnbaum, Elisabeth: S.16.
11 Vgl. Birnbaum, Elisabeth: S.17.
12 ebd.
13 Vgl.Zakovitch, Yair: S.31.
14 Vgl. Zakovitch, Yair: S.31-33.
15 Vgl. Zakovitch, Yair: S.40f.
16 Vgl. Zakovitch, Yair: S.68f.
17 Vgl. Schwienhorst-Schönberger: Das Hohelied. In: Einleitung in das Alte Testament. 6 Auflage. W. Kohlhammer, Stuttgart: 2006.
18 Birnbaum, Elisabeth: S.21.
19 Von Graevenitz, Gerhart: Gewendete Allegorie. In: Allegorie: Konfiguration von Text, Bild und Lektüre. Opladen/ Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 1998: S. 98.
20 Vgl. ebd.
21 Vgl. Bartelmus, Rüdiger: Das Hohelied. In: Ringvorlesung Liebesdichtung von der Antike bis zum Barock. Literaturwissenschaft Online, 08.04.2019: S.1. URL: http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/wp-content/uploads/2015/10/Hohelied_Zusammenfassung.pdf (Abgerufen am 3.10.2019).
22 Vgl. Hagedorn, Anselm: Hoheslied. In: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Mai 2006: S.9. URL: http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/21454/ (Aufgerufen am 3.10.2019).
23 ebd.
24 Vgl. ebd.
25 Vgl. Hagedorn, Anselm: Hoheslied. In: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Mai 2006: S.9.
26 Vgl. ebd.
27 Zakovitch, Yair: S.94.
28 Krinetzki, Günter: Kommentar zum Hohenlied. Bildsprache und theologische Botschaft (BET16), Frankfurt a. M., Bern 1981:S.21.
29 Zakovitch, Yair: S.95.
30 Schwienhorst-Schönberger, Ludger: S.390.
31 Vgl. Hagedorn, Anselm: S.9.
32 Hagedorn, Anselm: S.4.
33 Solomon, Norman: Einführung in das Hohelied. In: Haus-Ohrbeck.de. URL: https://www.haus-ohrbeck.de/fileadmin/user_upload/02_Haus-Ohrbeck/Bibelforum/2011/deutsch/VortragNormanSolomon-deutsch.pdf: S.4 (Aufgerufen am 10.10.19).
34 Vgl. Schwienhorst-Schönberger, Ludger: S.391.
35 Vgl. Hagedorn, Anselm: S.5.
36 Vgl. Blecken, Gudrun: Deutsche Liebeslyrik vom Barock bis zur Gegenwart. Bange Verlag, Hollfeld, 2012: S.10.
37 ebd.
38 Blecken, Gudrun: Deutsche Liebeslyrik vom Barock bis zur Gegenwart. Bange Verlag, Hollfeld, 2012: S.10.
39 ebd.
40 Vgl. Hagedorn, Anselm: S.7.
41 Hagedorn, Anselm: S.7.
42 Käppel, Lutz: Liebeslyrik der griechischen Antike. In: Ringvorlesung Liebesdichtung von der Antike bis zum Barock. Literaturwissenschaft Online, 22.04.2019: S.1f. URL: http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/wp-content/uploads/2015/10/Antike_Zusammenfassung.pdf (Abgerufen am 3.10.2019).