In der folgenden Arbeit sollen Medien und ihr Einfluss auf die Entwicklung von Werten in der Jugendkultur analysiert werden, um möglichen negativen Auswirkungen entgegenzuwirken. Die Musikrichtung Deutschrap soll hierbei als vermutlicher Ausgangspunkt der Beeinflussung der Jugendkultur ebenfalls thematisiert werden.
"Habe 99 Probleme, aber keins mit Gras, yeah" -SXTN.
Provokante Zitate, wie dieses des Rapper-Duos SXTN, sind in Liedern des Deutschrap ständig zu hören. Doch nicht nur Rap sondern auch Pop, Jazz, Rap oder Blues – Musik ist heutzutage allgegenwärtig und ist auf Medien wie CDs, Schallplatten oder Streaming Plattformen wie Spotify, YouTube oder Apple Music für jeden zu jeder Zeit verfügbar. Medien und vor allem die digitalen Massenmedien wie z.B. Musik, spielen in der heutigen Zeit eine große Rolle. Besonders Deutschrap ist in den deutschen Charts stark vertreten.
Zu Beginn der Arbeit werden die für die Analyse benötigten Begriffe wie Jugendkultur und Werteverfall erläutert. Danach wird der generelle Medienkonsum Jugendlicher dargestellt, um eine grundlegende Vorstellung des Konsums Heranwachsender zu vermitteln. Anschließend wird Deutschrap thematisiert. Die Inhalte der Liedtexte werden anhand von Zitaten analysiert und thematisch eingeordnet. Besonders der Drogenkonsum soll in den Fokus gerückt werden. Hierfür wird auf Studien der Drogen- und Suchtbeauftragten der Bundesregierung eingegangen und diese dann im Folgenden mit den Inhalten der Musik in Verbindung gebracht und die mögliche Beeinflussung der Musik im Hinblick auf Cannabiskonsum überprüft. Außerdem wird mithilfe eines Zeitungsartikels untersucht, wie die Beeinflussung durch diese Musik funktioniert. Die Frage, ob Rapper eine Vorbildfunktion darstellen oder durch das Recht der Kunstfreiheit frei in ihrem Handeln sind, wird ebenfalls geklärt. Im zweiten Teil sollen praxisorientierte Maßnahmen im pädagogischen Kontext bezüglich des Drogenkonsums und des reflexiven Umgangs mit Liedtexten und dem Medium Musik an der weiterführenden Schule erarbeitet werden. Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Untersuchung der Beeinflussung durch den Deutschrap und die Findung pädagogischer Maßnahmen im Klassenzimmer.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Einführung in die Termini der Jugendkultur, ihrer Werte und der Beeinflussung durch Medien
2.1 Erläuterung von Jugendkultur
2.2 Der Werteverfall in der Diskussion
2.3 Darstellung des Medienkonsums von Jugendlichen
3. Untersuchung an Musikbeispielen des Deutschrap
3.1 Inhalte der Musiktexte
3.2 Drogenkonsum Jugendlicher
3.3 Auswirkungen der Musik auf die Jugend
4. Praxisorientierte Maßnahmen zum richtigen Konsum des Mediums Deutschrap und Vorbeugung von Drogenkonsum
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
„Habe 99 Probleme, aber keins mit Gras, yeah“ -SXTN
Provokante Zitate, wie dieses des Rapper-Duos SXTN, sind in Liedern des Deutschrap ständig zu hören. Doch nicht nur Rap sondern auch Pop, Jazz, Rap oder Blues – Musik ist heutzutage allgegenwärtig und ist auf Medien wie CDs, Schallplatten oder Streaming Plattformen wie Spotify, YouTube oder Apple Music für jeden zu jeder Zeit verfügbar. Medien und vor allem die digitalen Massenmedien wie z.B. Musik, spielen in der heutigen Zeit eine große Rolle. Besonders Deutschrap ist in den deutschen Charts stark vertreten. Jugendliche, die mit Smartphones, Internet und sozialen Netzwerken aufwachsen, nehmen einen großen Anteil der Hörerschaft ein. Eine hohe Medienpräsenz der digitalen Medien im Alltäglichen der Heranwachsenden sorgt für eine schon früh beginnende Vermittlung von „richtig“ und „falsch“, wie man sich gesellschaftlich verhalten sollte. Die von den heutigen „Stars“ vorgelebten Normen und Werte prägen Kinder und Jugendliche von klein auf. Die Liedtexte, deren Inhalte z.B. Homophobie, Rassismus, Gewalt, Drogenkonsum und Sexismus sind, sind, u.a. deshalb, stark umstritten. Jüngste Ereignisse wie die momentane Debatte Black lives matter1 über rassistische Polizeigewalt, Staatshomophobie ausgehend von der Regierung in Polen oder ein großer Drogenfund im Hamburger Hafen zeigen, dass die oben genannten Inhalte aktuelle gesellschaftlich Themen sind.
Im Folgenden sollen deshalb Medien und ihr Einfluss auf die Entwicklung von Werten in der Jugendkultur analysiert werden, um möglichen negativen Auswirkungen entgegen zu wirken. Die Musikrichtung Deutschrap soll hierbei als vermutlicher Ausgangspunkt der Beeinflussung der Jugendkultur ebenfalls thematisiert werden.
Zu Beginn der Arbeit werden die für die Analyse benötigten Begriffe wie Jugendkultur und Werteverfall erläutert. Danach wird der generelle Medienkonsum Jugendlicher dargestellt, um eine grundlegende Vorstellung des Konsums Heranwachsender zu vermitteln. Anschließend wird Deutschrap thematisiert. Die Inhalte der Liedtexte werden anhand von Zitaten analysiert und thematisch eingeordnet. Besonders der Drogenkonsum soll in den Fokus gerückt werden. Hierfür wird auf Studien der Drogen- und Suchtbeauftragten der Bundesregierung eingegangen und diese dann im Folgenden mit den Inhalten der Musik in Verbindung gebracht und die mögliche Beeinflussung der Musik im Hinblick auf Cannabiskonsum überprüft. Außerdem wird mit Hilfe eines Zeitungsartikels untersucht, wie die Beeinflussung durch diese Musik funktioniert. Die Frage, ob Rapper eine Vorbildfunktion darstellen oder durch das Recht der Kunstfreiheit frei in ihrem Handeln sind, wird ebenfalls geklärt. Im zweiten Teil sollen praxisorientierte Maßnahmen im pädagogischen Kontext bezüglich des Drogenkonsums und des reflexiven Umgangs mit Liedtexten und dem Medium Musik an der weiterführenden Schule erarbeitet werden. Hierzu werden der Medienkompetenzrahmen NRW oder Kampagnen wie Be smart – don’t start und Keine Macht den Drogen als Orientierungspunkte herangezogen. Ebenfalls gehe ich auf das Thema Identitätsbildung durch Medien nach dem Pädagogen Lothar Krappmann und auf die Moralentwicklungsstufentheorie nach Kohlberg ein. Beide Theorien dienen zur kurzen Einordnung und werden nicht weiter ausführlich thematisiert. Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Untersuchung der Beeinflussung durch den Deutschrap und die Findung pädagogischer Maßnahmen im Klassenzimmer.
2. Theoretische Einführung in die Termini der Jugendkultur, ihrer Werte und der Beeinflussung durch Medien
2.1 Erläuterung von Jugendkultur
Laut der Bundeszentrale für politische Bildung versteht man unter dem Begriff Jugendkultur „bestimmte Lebensvorstellungen und Lebensstile von jungen Menschen, die den Wunsch haben, ihren eigenen Weg zu finden. Jugendliche wollen z.B. durch Kreativität, künstlerische Ideen und intelligente Einfälle ihre Lebensweise verändern, eigene Werte entwickeln und selbstständige Entscheidungen treffen.“ (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung o.J.) Der Begriff der Jugendkultur ist jedoch problematisch definierbar. Immer mehr Ausdifferenzierungen und Auffächerungen sorgen für eine große Menge an jugendkulturellen Stilen (vgl. Reißmann 2020:5-6). Die Multioptionsgesellschaft, die eine eigenverantwortliche Gestaltung des Lebens fordert, macht die Jugendkultur zu einer undefinierbaren Phase. Vielmehr ist die Jugend eine autonome und vielgestaltige Lebensform. „Denn jeder Versuch, die Jugend als Ganzes zu kennzeichnen, ganz gleich mit welchem Etikett man es versucht, verfehlt von vornherein die Wirklichkeit.“ (Vogelsang:1 o.J.). Eine Unterscheidung zur Begriffsfindung der Generationen ist die Unterscheidung und Bezeichnung der „digital natives“ und „digital immigrants“ (vgl. Reißmann 2020:3). Durch eine immer präsentere Medienumgebung spricht man auch von „digitalen Jugendkulturen“. Medien lassen eine neue Generationengestalt erkennen, die Heranwachsende in ihrer ganzen Mentalität verändere (Reißmann, Wolfgang 2020:5-6).
2.2 Der Werteverfall in der Diskussion
Über reduzierte Intelligenz, Kompetenzverluste im Allgemeinen oder ein moralischer Verfall von Jugendlichen, werden die Stimmen und Klagen über die Jugendlichen von heute immer lauter. (vgl. bildungswissenschaftler.de) Die Frage hier ist, ob es sich um einen Werteverfall handelt oder Generationen und ihre Ansichten einen Wandel durchleben. Werte sind „Strukturen normativer Erwartungen, die sich im Zuge reflektierter Erfahrungen (Tradition, Sozialisation, Entwicklung einer Weltanschauung) herausbilden.“ (Suchanek et al. o.J.). Ein Werteverfall bedeutet einen Niedergang gesellschaftlicher und individueller Normen und Wertvorstellungen.
Werte sind ein Produkt der Moderne durch die Demokratisierung und den Verlust der Autorität in der Ständegesellschaft (vgl. Grau 2008:23). Die Epoche der Postmoderne, in der wir heutzutage leben, bringt viele gesellschaftliche Veränderung, wie Pluralisierung, Individualisierung, Flexibilisierung und Technisierung mit sich. Diese Veränderung sorgt nun auch für eine andere Gewichtung und einer Zunahme von verschiedenen Werten (vgl. Reichertz 2008:67,75). Werte sind z.B. Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit. Abweichende und vielfältige Lebensstile wie Homosexualität oder das Leben in einer Patchwork Familie2 werden heutzutage akzeptiert. Die Toleranzgrenze war früher niedriger. Gesetzestreue dagegen ist zeitlos und zeigt keine Veränderung. Die Norm, den Gesetzen des Gesetzgebers zu folgen, unterscheidet sich im Wert, der aus der Gesetzgebung entsteht. Hier entsteht die Frage, ob es jemals eine Wertestabilität gab und man somit einen Werteverfall beklagen kann (vgl. Gottberg/Prommer 2008:7). Auch Alexander Grau stellt den Werteverfall und die Bedeutung von Werten in Frage. „Werte sind keine moralischen Entitäten3 und schon gar keine objektiven Tatsachen, die rational erkennbar sind.“ (Grau 2008:17). Werte gelten als „permanente Orientierungshilfen“ und „Orte der normativen Selbstvergewisserung einer Gesellschaft“ (ebd. 2008:15,17). Sie sind jedoch von moralischen Normen zu unterscheiden. Werte sind gesellschaftliche Konstrukte und Entwürfe des Wünschenswerten (vgl. Reichertz 2008:68). Dagegen sind „Normen oder auch Tugenden nicht verhandelbar und nicht demokratisch. Tugenden zwingen uns im gewissen Sinne autototalitär zu sein. Deshalb sind sie das Fundament, das den Wertehandel erst legitimiert.“ (ebd. 2008:31).
2.3 Darstellung des Medienkonsums von Jugendlichen
Die Mehrheit der Heranwachsenden lebt in einem Medienalltag. Medien gelten hier als selbstverständlich: „So sieht ein normaler Medientag bei mir aus: Morgens wach‘ ich vom Radio auf, lese vor der Schule manchmal den Trierischen Volksfreund, Musik bei den Hausaufgaben, danach eine Stunde Computer, abends Fernsehen, meistens Serien.“ (Vogelsang, Walter:7). Laut JIM-Studie 2019 sind 89 Prozent der Jugendlichen täglich online, pro Tag für durchschnittlich 205 Minuten. Ein Drittel der Mediennutzung fällt dabei auf die Online-Kommunikation. 93 Prozent der Befragten tauschen sich mehrmals pro Woche über WhatsApp aus. Auf dem zweiten Platz der Nutzung landen unterhaltende Inhalte: Hier nennen die Befragten am häufigsten die Video-Plattform YouTube, die vor allem zum Ansehen von Musikvideos genutzt wird. Die Informationssuche via YouTube hat sich im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte auf ein Drittel reduziert. Die Befragten nutzen am liebsten Musik-Streaming Dienste wie Spotify (66%), um Musik zu hören – zum Nachteil von Radiosendern (50%) und YouTube (52%) (vgl. JIM Studie 2019).
Aufgrund des hohen Aufkommens ist es erheblich, dass jeder Nutzer digitaler Medien eine Kompetenz im Umgang mit diesen besitzt. Die neue Welt der Medien, in der Vieles neu ist und viele keine Erfahrung haben, birgt Gefahren wie z.B. die schlechte kindliche Entwicklung oder Anonymität im Web, die Identitätsannahme einer anderen Person. Die ethische Verantwortung, Medienunerfahrung zu gewähren, steht zur Diskussion (vgl. Gottberg/Prommer 2008:8). Die Funktion von Medien für Jugendliche ist die normative und sozialisatorische Orientierung an den Medieninhalten. Eine Identitätsbildung ohne Medien ist heute kaum mehr vorstellbar (vgl. Rath/Marci-Boehnecke 2008:78).
Der Beitrag des social webs zur Identitätsentwicklung ist hoch. Ein sog. Als-ob-Spiel mit Identitäten ermöglicht die Verortung des eigenen Selbst, da man verschiedene Handlungsoptionen ausprobieren und Erfahrungen im virtuellen Raum nutzen kann. Auch werden vielfältige Identitätsangebote wie z.B. Subkulturen anderer Länder bereitgestellt. Durch Feedback wie ein gefällt mir auf Facebook oder ein Kommentar unter dem eigenen Instagram-Post wird die Ausbildung der eigenen sozialen Identität ermöglicht. Des Weiteren fordert das Internet Selbstmanagement, Beziehungsmanagement und Informationsmanagement. Es existieren Inspirationen und Anregungen zur Identitätsarbeit. Bei der Selbstauseinandersetzung geht man der Frage nach, wer man ist und fördert die Selbstwahrnehmung durch Vergleiche oder Rückmeldungen und bietet ebenfalls viel Raum zur Auseinandersetzung mit sich. Die Sozialauseinandersetzung dient zur Herstellung und Pflege von Kontakten und Freunden. Eine weitere Kompetenz ist die Sachauseinandersetzung in der eine Reflexion, was wichtig und unwichtig, real oder fake, wie Dinge präsentiert werden, die Mechanismen im Hintergrund wirken, erforderlich ist.4 Zudem bieten z.B. auch Stars oder Influencer5 Orientierung. „Orientierung suchen Jugendliche in medialen Bezugspersonen für bestimmte Teile ihres gesamten Rollenspektrums […]“ (ebd. 2008:86). Rath und Marci-Boehnecke nennen auch den Begriff der „Medienmoralisierung“. Werte werden über Medien kommuniziert. Es entsteht ein aktiver Austausch zwischen Rezipienten und Kommunikator und die Wertehaltung Heranwachsender wird in ihr Denken eingebaut. Die hier benötigte Medienkompetenz ist auch als Werturteilskompetenz zu betrachten: „Die Fähigkeit, kognitive Akte des Bevorzugens und Nachsetzens zu plausibilisieren, wollen wir dabei als werturteilende Argumentationsfähigkeit betrachten.“ (ebd. 2008:82).
3. Untersuchung an Musikbeispielen des Deutschrap
3.1 Inhalte der Musiktexte
Deutschrap, oder auch deutscher Hip-Hop genannt, ist bekannt für seine drastische Wortwahl und Provokation (vgl. Wegener 2008: 119). Themen wie Gewalt, Drogen, Kriminalisierung und Missachtung von Frauen sind in vielen Liedtexten zu erkennen. Die Rapper-Gruppe 187 Strassenbande zeigt sich in ihrem Lied „10 Jahre“ frauenfeindlich und frauenmissachtend: „Und weil ich so Erfolg bei den Frau’n hab ist Putzen und Blasen heute ihr Auftrag“ (Genius 2016). Das Lied „9mm“6 von Gzuz zeigt den nicht vorhandenen Respekt vor der Polizei und die Verherrlichung von Gewalt. „Meine 9mm, Baby heutzutage geht es schnell auf den Straßen. 9mm, sie regelt Probleme und stellt keine Fragen. 9mm, Digga, wozu die Polizei, sind wir mal ehrlich.“ (ebd. 2015). Doch vor Allem auch der Konsum von Drogen wird immer wieder erwähnt. Nicht nur das Lied „Bongzimmer“ von SXTN handelt vom häufigen Konsum und der Verherrlichung von Marihuana: „Habe 99 Probleme, aber keins mit Gras“, „Hier macht alles einen Sinn, hier geht’s mir gut. Ich bin den ganzen Tag im Bongzimmer.“ (ebd. 2017).“ Auch Bonez MC und Raf Camora rappen in ihrem Lied „Kokain“ von Drogenbesitz und Drogenhandel: „Die Taschen voll mit Geld wegen Kokain“ (ebd. 2018).
Die Rap-Szene wird für die behandelten Themen kritisiert. 2018 fand diese ihren Höhepunkt. Die Rapper Kollegah und Farid Bang sorgten mit Liedzeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ für einen Eklat. Sie entfachten die Diskussion über die Kunstfreiheit weiter. Schlussendlich haben sie sich nicht strafbar gemacht. „Denn auch für diese Musikrichtung gelte die in der Verfassung verankerte Kunstfreiheit.“ (Süddeutsche Zeitung 2018). Doch trotz der Kunstfreiheit sind viele Leute skeptisch. „Politik, Bildung und Erziehung spekulieren über einen Werteverfall und eine Abstumpfung der Jugend.“ (Wegener 2008:119). Dafür werden die Protagonisten des Deutschrap verantwortlich gemacht.
Im Folgenden wird diese These anhand des Drogen- und Suchtberichts der Drogenbeauftragten der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Beeinflussung des Mediums Musik geprüft.
3.2 Drogenkonsum Jugendlicher
Auch die Musik ist Auslöser für die Thematisierung von Drogen. Die Legalisierung des Betäubungsmittel Cannabis wird in der Politik diskutiert. Die Droge gilt als harmlos und wird gesellschaftlich akzeptiert. Besonders junge Menschen konsumieren Cannabis in hohem Maße (vgl. Drogen-und Suchtbericht 2019). Der regelmäßige Konsum bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren im Jahr 2018 liegt bei 1,2 Prozent. Der Konsum auf Lebenszeit bei 9,6 Prozent. Bei den Jugendlichen von 18-25 Jahren hat der regelmäßige Konsum einen Prozentanteil von 5,9 Prozent. Jugendliche im Alter von 18-25 Jahren, die in ihrem Leben mindestens einmal Cannabis konsumiert haben, stellen einen Prozentsatz von 40,5 Prozent dar. Auch der Konsum dieser Altersgruppe im letzten Jahr liegt bei 22 Prozent während acht Prozent der Jugendlichen von 12-17 Jahren im letzten Jahr Cannabis konsumiert hat. Der Konsum im Monat davor liegt bei den 12-17-Jährigen bei 3,1 Prozent und bei den jungen Erwachsenen von 18-25 bei 9,2 Prozent (siehe Anhang).
Fest zu stellen ist, dass der Konsum bei jungen Erwachsenen deutlich höher ist als der bei den minderjährigen Jugendlichen. Blickt man auf den Verlauf der Jahre, sieht man, dass der regelmäßige Konsum und auch der in den letzten 30 Tagen bei beiden Altersgruppen keinen hohen Anstieg oder Abstieg zeigt. Die Kurven des Konsums bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren zeigen eine Zunahme bis zum Jahr 2004 und Abnahme bis 2011. Danach nimmt der Konsum tendenziell wieder zu. Ähnlich bei den 18-25-Jährigen. Hier nimmt der Konsum auf Lebenszeit bis 2004 stark zu und bis 2018 wenig wieder ab (ebd.). Selbst in den Jahren von 1993 bis 1997 ist der regelmäßige Konsum höher als im Jahr 2018.
Bezüglich der Untersuchungen des Wertverfalls und der Behauptung, die Musik als Massenmedium wäre ausschlaggebend für den Drogenkonsum der heutigen Jugend, kann aus der Studie der Drogenbeauftragten der Bundesregierung zunächst keine Auffälligkeit festgestellt werden. Sicher ist jedoch, dass die Zahl an jugendlichen Cannabiskonsumenten hoch ist.
3.3 Auswirkungen der Musik auf die Jugend
„Es gibt wohl nur wenige Dinge, die uns auf so einfache Weise mit Glück erfüllen können, die derart präsent sind und einen so großen Einfluss auf unser Leben haben wie Musik.“ -Birgit Herden
Die Präsenz von Musik im Alltag Jugendlicher ist unumstritten, so auch Birgit Herden. Auf dem Weg zur Schule oder Arbeit, auf Feiern oder zuhause beim Kochen. Musik ist allgegenwärtig und bringt viele Funktionen für Heranwachsende mit sich. „Musik, so zeigt sich, wirkt auf allen Ebenen des Gehirns, sie hat einen direkten Zugang zu Emotionen und ist tief verankert in der Menschheitsgeschichte“ (Zeit Online 2011). Michael Altrogge spricht von dem „Ausdruck jugendkultureller Welten“ durch die Musik (Altrogge 2008: 99). Musik bewirkt ein Gefühl der eigenen Welt, abgeschirmt von der heutigen institutionalisierten Welt, aus der Heranwachsende fliehen möchten (vgl. Wegener 2008: 124). „Die Jugendlichen selbst beschreiben sich in ihrer gegenwärtigen Situation als Teil des gesellschaftlichen Alltags. Ihre Probleme, mangelnden Perspektiven und subjektiven Befindlichkeiten sehen sie nicht singulär, sondern als kollektives Phänomen.“ (Wegener 2008: 127). Das Gegenteil wird hier jedoch durch Matthias Rath und Gudrun Marci-Boehnecke anhand der Moralstufentheorie von Lawrence Kohlberg7 dargelegt. Moral bedeutet die Grundhaltung von richtig und falsch. Kohlberg unterscheidet zwischen der präkonventionellen, der konventionellen und postkonventionellen Stufe und diese sind nochmal jeweils in zwei Stadien unterteilt. Kohlberg nimmt an, dass ein fließender Übergang zwischen den jeweiligen Stufen stattfindet und eine feste Reihenfolge, die nicht umkehrbar ist, feststeht. Nicht jeder erreicht die höchste Stufe. Die präkonventionelle Stufe beinhaltet die Autoritätsmoral, an der sich zuerst an Bestrafung und Gehorsam und dann egoistisch orientiert wird. Die Gruppenmoral findet in der konventionellen Stufe statt. In Stadium drei wird nach individuellen Absichten und einem Bestätigungswunsch gehandelt. Die soziale Ordnung wird ab Stadium vier gestützt. Die letzte, postkonventionelle Stufe beinhaltet die Grundsatzmoral, in der sich an universal gültige und moralische Werte gehalten wird. Die persönliche Meinung ist hier relativ und es wird sich an universellen, ethischen Prinzipien orientiert.8
[...]
1 Black lives matter (dt. Schwarze leben zählen) ist eine internationale Bewegung, die sich zusammengefunden hat, um auf Rassismus und Gewalt gegen farbige Menschen aufmerksam machen.
2 Familie, in der außer dem gemeinsamen Kind oder den gemeinsamen Kindern der Eltern auch Kinder aus früheren Beziehungen leben
3 [gegebene] Größe, Einheit (Duden)
4 Die Inhalte basieren auf gedanklichen Eigenleistungen, unter Berücksichtigung ehemaliger Unterrichtsinhalte des Fachs Pädagogik meiner Schulzeit.
5 Personen, die sich in sozialen Netzwerken, meistens auf Instagram, durch hohe Presenz und Einfluss (auf ihre Zuschauer und Follower) auszeichnen und diese zu Werbezwecken nutzen.
6 „9mm” steht für das Waffen-Kaliber bzw. den Durchmesser der Patrone. Die deutsche Polizei schießt überwiegend in 9mm. (Genius 2015)
7 Lawrence Kohlberg war Psychologe und Erziehungswissenschaftler
8 Die Inhalte basieren auf gedanklichen Eigenleistungen unter Berücksichtigung ehemaliger Unterrichtsinhalte des Fachs Pädagogik meiner Schulzeit.