Die Forschungsarbeit fokussiert die Fragestellung, inwieweit die verschiedenen Einflussfaktoren die Suizidrate tatsächlich beeinflussen. Der Suizid zählt weltweit zu den häufigsten Todesursachen und geht daher mit einer bedeutenden Relevanz einher. Bislang herrscht, trotz der beträchtlich hohen Zahl an Suizidtoten, jedoch weiterhin eine gewisse Verschwiegenheit der Thematik in der Gesellschaft. Demzufolge sind insbesondere Studien, die sich eingehend mit der Thematik beschäftigen, fortwährend von äußerster Seltenheit. Aus diesem Grund ist es von zentraler Bedeutsamkeit, die Gründe für einen Suizid genauer zu betrachten.
Das Ziel der Arbeit besteht darin, die Signifikanz der ausgesuchten Variablen auf die Suizidrate zu beurteilen. Die Auswahl der unabhängigen Variablen erfolgte hauptsächlich auf Basis theoretischer Ansätze, die sich bereits mit Einflussfaktoren auf den Suizid befasst haben. So dienten sowohl eine durchgeführte Studie als auch die Betrachtung verschiedener Literaturansätze der Variablenaufstellung. Die empirische Analyse hat gezeigt, dass lediglich der Anteil der Bevölkerung mit einer Alkoholkonsumstörung und der Anteil der Bevölkerung mit einer Depression sowie das bestehende Durchschnittsalter einen signifikanten Einfluss auf die Suizidrate haben. Hingegen war für den Anteil an Atheisten in der Bevölkerung, für das Bruttoinlandsprodukt sowie für die Schizophrenie kein kausaler Zusammenhang zur Suizidrate erkennbar. Im Folgenden werden die zuvor angeführten Ergebnisse in einer ausführlichen Betrachtung dargestellt und empirisch analysiert.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Executive Summary
2 Einführung in die Thematik
3 Überblick über Literatur und Forschung
4 Theoretische Grundlagen
5 Methodik und Daten
6 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
6.1 Deskriptive Statistik
6.2 Prüfung des Regressionsmodells
6.3 Prüfung der Modelprämissen
6.4 Interpretation der Ergebnisse
7 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Prozess der multiplen linearen Regressionsanalyse
Abbildung 2: Auflistung der unabhängigen Variablen
Abbildung 3: Modellzusammenfassung
Abbildung 4: Sieben Prämissen des linearen Regressionsmodells
Abbildung 5: Koeffizienten-Tabelle
1 Executive Summary
Der Suizid zählt weltweit zu den häufigsten Todesursachen und geht daher mit einer bedeutenden Relevanz einher. Bislang herrscht, trotz der beträchtlich hohen Zahl an Suizidtoten, jedoch weiterhin eine gewisse Verschwiegenheit der Thematik in der Gesellschaft. Demzufolge sind insbesondere Studien, die sich eingehend mit der Thematik beschäftigen, fortwährend von äußerster Seltenheit. Aus diesem Grund ist es von zentraler Bedeutsamkeit, die Gründe für einen Suizid genauer zu betrachten. Die vorliegende Forschungsarbeit fokussiert daher die Fragestellung, inwieweit die verschiedenen Einflussfaktoren die Suizidrate tatsächlich beeinflussen. Folglich besteht das Ziel der Arbeit darin, die Signifikanz der ausgesuchten Variablen auf die Suizidrate zu beurteilen. Die Auswahl der unabhängigen Variablen erfolgte hauptsächlich auf Basis theoretischer Ansätze, die sich bereits mit Einflussfaktoren auf den Suizid befasst haben. So dienten sowohl eine durchgeführte Studie als auch die Betrachtung verschiedener Literaturansätze der Variablenaufstellung. Die empirische Analyse hat gezeigt, dass lediglich der Anteil der Bevölkerung mit einer Alkoholkonsumstörung und der Anteil der Bevölkerung mit einer Depression sowie das bestehende Durchschnittsalter einen signifikanten Einfluss auf die Suizidrate haben. Hingegen war für den Anteil an Atheisten in der Bevölkerung, für das Bruttoinlandsprodukt sowie für die Schizophrenie kein kausaler Zusammenhang zur Suizidrate erkennbar. Im Folgenden werden die zuvor angeführten Ergebnisse in einer ausführlichen Betrachtung dargestellt und empirisch analysiert.
2 Einführung in die Thematik
Denn die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht und man siehet die im Lichte die im Dunkeln sieht man nicht.
- Bertolt Brecht, Dreigroschenoper
Der Suizid gilt, trotz einer beträchtlich hohen Anzahl an Suizidtoten weltweit, immer noch als Tabuthema in der heutigen Gesellschaft. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nimmt sich alle 40 Sekunden eine Person das Leben. Dies entspricht jährlich etwa 800.000 Menschen, die an Selbstmord sterben. Damit zählt der Suizid zu den führenden Todesursachen und bestimmt 1,4% aller Todesfälle weltweit (Weltgesundheitsorganisation, 2019a). Die Anzahl der Suizidopfer übersteigt damit weltweit die Gesamtzahl der Toten durch Morde, Kriege, Unfälle und AIDS (Bronisch, 2007, S.10).
Pestizidvergiftungen, Erhängen und Schusswaffen gehören weltweit zu den häufigsten Selbstmordmethoden (Weltgesundheitsorganisation, 2014a). Jedoch scheint aufgrund der Verschwiegenheit und Unterrepräsentanz von Suizid in der Gesellschaft kaum einem bekannt, dass beispielsweise in Deutschland die Zahl der Suizidtoten die der Verkehrstoten deutlich übersteigt (Statistisches Bundesamt, 2019). Doch auch als weltweites Phänomen kann Selbstmord in fast jedem Alter stattfinden. Grundsätzlich sind dabei die Suizidraten bei Menschen ab 70 Jahren am höchsten, während in einigen Ländern die höchsten Raten bei Jugendlichen zu verzeichnen sind. Demzufolge gilt Selbstmord bei 15- bis 29-Jährigen als die zweithäufigste Todesursache (Weltgesundheitsorganisation, 2014a).
Anlässlich der steigenden Anzahl von Suiziden weltweit, gelten besonders die Ursachenforschung sowie die Prävention von Selbstmorden als bedeutende gesellschaftliche Aufgabe (Scherr, 2016, S.44). Demnach lassen sich vielfältige Ursachen für Suizidhandlungen identifizieren. Doch inwieweit beeinflussen die verschiedenen Faktoren tatsächlich die Suizidrate?
Basierend auf der zuvor erläuterten Relevanz der Thematik, besteht das Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit darin, die Einflussfaktoren auf die Suizidrate zu beurteilen. Durch die Heranziehung verschiedener Variablen wird die jeweilige Auswirkung auf die Suizidrate empirisch betrachtet. Vor diesem Hintergrund soll folglich die nachfolgende Forschungsfrage beantwortet werden:
Inwieweit beeinflussen die verschiedenen Einflussfaktoren die Suizidrate?
Die Forschungsarbeit umfasst insgesamt sechs Kapitel. Das vorliegende Kapitel beinhaltet eine Einführung in die Thematik. Diese stellt grundlegende Fakten über die Thematik, die Zielsetzung sowie den Aufbau der Arbeit dar. Darauffolgend erfolgt im zweiten Kapitel eine Übersicht über ausgewählte Literatur- und Forschungsansätze, die sich bereits mi der zugrundliegenden Thematik befasst haben. Im dritten Kapitel folgt die theoretische Grundlage, die die Suizidrate genauer erläutert. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Methodik und der Zusammenstellung der Datensätze. Zudem erfolgt im Zuge dessen die Aufstellung der Hypothesen. Im fünften Kapitel werden im Rahmen der empirischen Analyse das Regressionsmodell sowie die sieben Annahmen des OLS-Modells getestet. Im Anschluss werden die Ergebnisse interpretiert. Schlussendlich rundet in Kapitel sechs ein Fazit die gesamte Forschungsarbeit ab.
3 Überblick über Literatur und Forschung
Im vorliegenden Kapitel werden ausgewählte Literatur- und Forschungsansätze dargestellt, die sich bereits mit der zugrundliegenden Thematik befasst haben. Die Erkenntnisse stellen die Grundlage für die nachfolgende empirische Untersuchung dar.
Die Studie Suizidprävention: eine globale Herausforderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2014 erfasst den Wissensstand zu suizidalem Verhalten und verschiedenen Präventionsmöglichkeiten. Einen grundlegenden Teil dieser Studie bildete die Identifikation der Hauptrisikofaktoren für Suizid. Demnach lassen sich systemische, gesellschaftliche, kommunale, beziehungsbezogene sowie individuelle Risikofaktoren voneinander abgrenzen (Weltgesundheitsorganisation, 2014b, S.32). Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass weitaus mehr Ursachen den Suizid beeinflussen, weshalb eine vollständige Abdeckung der Faktoren nicht gewährleitstet werden kann.
Der Studie zufolge kommt vor allem individuellen Risikofaktoren eine zentrale Bedeutung zu. Depressionen und Alkoholmissbrauch gelten dabei als die häufigsten Erkrankungen, die mit suizidalen Verhalten in Erscheinung treten. Daneben sind psychische Krankheiten wie Schizophrenie und bipolare Störungen Risikofaktoren für einen Suizid. Die Abhängigkeit von anderen Substanzen wie beispielsweise Heroin oder Cannabis ist ebenfalls als Risikofaktor anzuführen (Weltgesundheitsorganisation, 2014b, S.42). Im Hinblick auf die Suizidfälle nach dem Einkommensniveau der Länder zeigt die Studie, dass sich 75,5% der Suizide in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ereignen. Lediglich 24,5% der Suizidfälle sind Ländern mit hohem Einkommen zuzurechnen. Im Hinblick auf die Altersstruktur, ist die Suizidrate gemäß der Studie global betrachtet bei Personen unter 15 Jahren am niedrigsten, während sie bei Personen ab 70 Jahren am höchsten ist. Dabei ist anzumerken, dass sich bei regionaler Betrachtung durchaus Unterschiede ergeben können. Darüber hinaus ist die Suizidrate bei Männern wesentlich höher als bei Frauen (Weltgesundheitsorganisation, 2014b, S.20 ff.).
Neben der Weltgesundheitsorganisation finden sich auch in der Forschungsliteratur Risikofaktoren für Suizid. Schenk (2014, S.14) beispielsweise klassifiziert hierbei zwischen evolutionspsychologischen, genetischen und soziokulturellen Risikofaktoren. Wolfersdorf (2008, S.1325 in Scherr, 2016, S.49) hingegen rechnet Personen mit psychischen Erkrankungen (besonders Depressionen), Menschen mit suizidaler Vergangenheit, älteren Menschen (Vereinsamung, psychische oder körperliche Erkrankung), jungen Erwachsenen mit verschiedenartigen Problemen oder Krisen sowie Menschen mit chronischen, körperlichen oder lebenseinschränkenden Erkrankungen eine erhöhte Suizidalität zu.
4 Theoretische Grundlagen
In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der Suizidthematik und die damit einhergehenden Einflussfaktoren erläutert. Hierbei wird auf die Faktoren eingegangen, die nach psychologischem Erkenntnisstand signifikant auf das Ausmaß von Suizid in der Gesellschaft wirken. Die Ergebnisse aus diesem Kapitel sind ausschlaggebend für die drauffolgende Datenerhebung und die Formulierung der multiplen linearen Regressionsfunktion.
Der Ursprung des Begriffs Suizid liegt im lateinischen und bildet sich aus sui = seiner und cidere = töten, was so viel bedeutet wie seiner selbst töten (Duden, 2019a). Um ein fundiertes Begriffsverständnis zu erlangen, ist der Suizidbegriff zunächst von der Suizidalität abzugrenzen. Burton definiert Suizid als „(...) als die Handlung der absichtlichen Selbsttötung mit dem primären Ziel zu sterben“ (Burton, 2019, S.185 f.). Die Suizidalität meint dagegen Aktionen und Gedanken, die sich inhaltlich auf das Anstreben des Todes oder den Tod als denkbare Lösung beziehen. Daraus resultierend kann die Suizidalität als Überbegriff für Suizidgedanken, Suizidversuche und Suizidpläne verstanden werden (Teismann, 2014, S.6).
Die Ursachen für einen Suizid sind nach psychologischen und psychiatrischen Wissensverständnis multikausal. Dabei lassen sich die Ursachen in biologische, psychologische und soziale Risikofaktoren kategorisieren. Eine Stoffwechselstörung im Gehirn oder Suizide in der Familienhistorie sind Beispiele für biologische Ursache (Bronisch, 2014, S.56 ff.). Ursachen psychologischer Natur sind Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen, wie beispielsweise
Schizophrenie, aber auch Substanzmissbrauchserkrankungen (Wolfersdrof/Etzersdorfer, 2011, S.30). Soziale Faktoren beinhalten Diskriminierung, Missbrauchserfahrungen, Qualität des Gesundheitssystems und die politische Situation (Weltgesundheitsorganisation, 2014a, S.33).
Suizidmethoden werden in harte und weiche Maßnahmen unterteilt. Harte Methoden sind beispielweise Suizide durch Erhängen, Erschießen, Erstechen oder einem Sprung aus großer Höhe. Zu den weichen Methoden zählen Suizide durch Medikamente oder Alkohol. Auffällig ist, dass bei dem Großteil der Personen die harte Suizidmethoden wählen, eine psychische Erkrankung zugrunde liegt (Zistl, 2004, S.183).
Als Instrument zur statistischen Messung von Suiziden wird die Suizidrate herangezogen. Für die Suizidrate wird der Anteil an Suiziden pro 100.000 Individuen in einer bestimmten Population verwendet (Global Change Data Lab, 2019).
5 Methodik und Daten
Im folgenden Kapitel wird auf die Methodik und die Erlangung der Daten eingegangen. Darüber hinaus wird die Erstellung des Datensatzes beschrieben, der zur Durchführung der multiplen linearen Regressionsanalyse benötigt wird. Ferner wird der Einfluss der unabhängigen Variablen auf die abhängige Variable mit psychologischen Erkenntnissen aus der Wissenschaft erläutert. Dabei werden die einzelnen unabhängigen Variablen definiert und auf ihren Zusammenhang mit dem Suizid untersucht. Abschließend wird ihre Relevanz für die Studie begründet.
Die Studie wurde in Form einer Querschnittanalyse durchgeführt. Hierbei erfolgte die Generierung der Daten im Rahmen einer Sekundärerhebung. Die für die Forschungsarbeit verwendeten Daten kommen aus den Datenbanken Global Change Data Lab und World Bank of Data. Diese Daten bilden die Grundlage für sämtliche statistische Operationen innerhalb dieser Arbeit. Das Portal Global Change Data Lab ist eine öffentliche Datenbank in Kooperation mit der Universität Oxford (Global Change Data Lab, 2019). Dabei wurden die Daten aller Länder der Welt aus dem Jahr 2016 berücksichtigt. Anschließend wurden die Daten in einer Tabellenkalkulation konsolidiert und dadurch für die Auswertung in der Statistik Software Statistical Package for the Social Sciences (SPSS) vorbereitet. Als Analyseinstrumente wurden innerhalb der Forschungsmethodik die deskriptive und die induktive Statistik verwendet.
Charakteristisch für die deskriptive Statistik ist die Beschreibung der Grundgesamtheit. Ziel hierbei ist es, die empirischen Daten durch Tabellen und Grafiken ordentlich darzustellen und 5 diese auf Merkmale und Merkmalsausprägungen zu untersuchen (Witte, 2019, S.12). Danach werden Kennziffern wie Mittelwerte, Streuungs- und Lageparameter zur Beurteilung der Beobachtungen verwendet (Messer/Schneider, 2019, S.21).
Die induktive Statistik, auch Inferenzstatistik genannt, hat als Wesensmerkmal die Wahrscheinlichkeitsrechnung inne. Die Schlüsse, die aus der Analyse gewonnen werden, erlangen innerhalb der Inferenzstatistik die Berechtigung, Aussagen zu generalisieren (Rößler/Ungerer, 2019, S.2). Für die Untersuchung der Kausalketten, die mit dem Suizid einhergehen, wird auf die Methode der multiplen linearen Regressionsanalyse zurückgegriffen. Bei der multiplen linearen Regressionsanalyse wird untersucht, ob ein statistischer Zusammenhang zwischen mehreren unabhängigen Variablen (X n) und einer abhängigen Variablen (Ŷ) besteht. Die Absicht hierbei ist es, eine valide Aussagefähigkeit für die Grundgesamtheit zu erlangen (Eckstein, 2006, S.203). Folgende Abbildung zeigt die systematische Durchführung der multiplen linearen Regressionsanalyse:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Prozess der multiplen linearen Regressionsanalyse (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Backhaus et al., 2018, S.67)
Für den ersten Schritt, die Modellformulierung, werden unabhängige und abhängige Variablen definiert. Unter einem Modell wird ein abstraktes Abbild der Wirklichkeit verstanden. Die multiple lineare Regressionsgleichung hat somit folgende Form (Backhaus et al., 2018, S.63f.):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dabei gilt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bezogen auf die Forschungsfrage wurde als abhängige Variable (Ŷ) die Suizidrate gewählt. Die unabhängigen Variablen sind metrisch skaliert, womit die Variablen das höchste Skalenniveau besitzen. Um eine multiple lineare Regressionsanalyse durchführen zu können, ist eine maßgebliche Bedingung, dass bei den unabhängigen Variablen untereinander keine signifikante Korrelation besteht. Hierbei wird auch von der sogenannten Multikollinearität gesprochen (Eckstein, 2019, S.396). Die nachfolgende Tabelle zeigt die unabhängigen Variablen (Xn), die das der Arbeit zugrundeliegende Modell erklären sollen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Auflistung der unabhängigen Variablen (Quelle: Eigene Darstellung)
Unter einer Alkoholkonsumstörung (X 1) wird in der Psychologie die unkontrollierte und ständige Einnahme von alkoholischen Getränken verstanden. Die Gedanken der Betroffenen drehen sich ständig um Alkohol. Sie sind oft nicht in der Lage, dem Verlangen zu wiederstehen und greifen ständig zur Droge (Klicpera/Gasteiger-Klicpera, 2019, S.212). Für Kulturen, in denen Alkoholkonsum als etabliert gilt, ist eine Alkoholkonsumstörung oft ein Thema, das verschwiegen wird (Wolf, 2017). Forscher aus Malmö in Schweden haben herausgefunden, dass die Ursachen der Alkoholkonsumstörung, maßgeblich in den Genen liegt. Hierzu wurden Adoptivkinder und Adoptiveltern untersucht. Es zeigte sich, dass Adoptivkinder mit einem alkoholkranken biologischen Elternteil, eine 46 % höhere Wahrscheinlichkeit haben, selber alkoholkrank zu werden (Müller, 2015). Alkoholkonsumstörungen stellen, bezogen auf den Suizid, die zweitgrößte Ursache dar. Forscher machen hierbei die mit der Alkoholkonsumstörung einhergehenden psychischen Erkrankungen verantwortlich (Beck/Heinz, 2013). Aufgrund des wissenschaftlichen Zusammenhangs von Alkoholkonsumstörung und Suizid wurde diese Variable für die Studie ausgewählt.
Das Wort Atheisten (X 2) hat seinen Ursprung im griechischen und bildet sich aus dem Wort àtheos = gottlos (Duden, 2019b). Hierrunter werden Menschen verstanden, die in ihrer Weltanschauung einen Gott ablehnen (Dupré/Schneider, 2012, S.77). Stompe und Ritter stellen die Hypothese auf, dass es eventuell einen statistischen Zusammenhang zwischen Suizidraten und Atheisten gibt. Die Grundlage zu dieser Aussage liegt in der Tatsache, dass ein Teil der Atheisten eine liberale Haltung gegenüber Suiziden pflegen (Stompe/Ritter, 2011, S.118). Daher wird auch diese Ursache als Variable untersucht.
Bei der Schizophrenie (X 3) handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die bei 0,5 - 1 % aller Menschen während ihres Daseins auftreten kann. Kennzeichnend für die Schizophrenie sind Halluzinationen und Wahnvorstellungen, die für die Betroffenen ein erhebliches Leid mit sich bringen. Die Halluzinationen treten in Form von Stimmen auf, die sich negativ auf das Selbstwertgefühl auswirken (Ziegler/Lincoln, 2012, S.153f.). Für die Ursachen werden verschiedene Einflüsse verantwortlich gemacht. Unter anderem kann es an der genetischen Natur oder an negativen Lebenserfahrungen liegen. Meistens ist die Ursache multikausal und kann in der Regel nicht auf einen Einfluss reduziert werden. Untersuchungen haben sogar gezeigt, dass die Krankheit in den meisten Fällen ohne signifikante Auslöser zustande kommt (Gaebel, 2008). Es zeigt sich, dass Menschen mit Schizophrenie häufiger zu Suizid neigen als Menschen ohne die Diagnose. Dies fanden Forscher des Karolinska Instituts in Stockholm im Rahmen einer Langzeitstudie heraus (Tidemalm, et.al, 2008, S.1).
Depressionen (X 4) sind eine sehr verbreitete psychische Krankheit, die von Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit, Unlust und Konzentrationsproblemen gekennzeichnet ist. Zudem klagen Patienten über Schlafstörungen und Anorexie (Weltgesundheitsorganisation, 2019b). Die Ursachen für Depressionen lassen sich in psychosoziale Aspekte und neurobiologische Aspekte aufteilen. Als Beispiel für psychosoziale Aspekte können Traumata angeführt werden, wohingegen neurobiologische Aspekte genetische Faktoren ausmachen (Deutsche Depressions Hilfe, 2019). Aus klinischen Beobachtungen geht hervor, dass Menschen mit Depressionen zu Suizidalität und auch zu Suizid neigen (Mitterauer, 2009, S.46). Depressionen zählen mit den Alkoholkonsumstörungen zu den zweitgrößten Ursachen für Suizid (Beck/Heinz, 2013).
,,Das Bruttoinlandsprodukt [ BIP (X 5)] misst die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Inland nach Abzug aller Vorleistungen. Es ist in erster Linie ein Produktionsmaß. Das Bruttoinlandsprodukt errechnet sich als Summe der Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche zuzüglich des Saldos von Gütersteuern und Gütersubventionen“ (Gabler Wirtschaftslexikon, 2018). Die Wahl der Variable BIP erfolgte auf der Hypothese, dass das Bruttoinlandsprodukt eine Auswirkung auf die Suizidrate besitzt.
Das Durchschnittsalter (X 6) spielt bei der Suizidthematik eine besondere Rolle. Beispielweise ist in Deutschland die Suizidrate im Alter fünfmal höher, weshalb auch diese Variable Einfuhr in die Studie findet (Ärzteblatt, 2019).
Es ist darauf hinzuweisen, dass die vorliegenden unabhängigen Variablen (X n) nur bedingt alle Ursachen für Suizid abdecken. Jedoch liegt die Vermutung nahe, dass die Variablen X 1, X 2, X 3, X 4 und X 6 von allen überprüften, die höchste Korrelation aufweisen werden. X 5 soll dabei mehr als Überprüfungsvariable dienen. Dennoch ist auch hierbei ein positiver Einfluss anzunehmen. Ferner kann nun auf Grundlage der definierten (X n) Variablen die Schätzfunktion des Regressionsmodells formuliert werden. Diese lautet wie folgt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die gewählten Vorzeichen bilden sich aus den theoretischen Grundlagen, aus bestehender Literatur und aus aktuellem Forschungsgegenstand. Zum Beispiel ist anzunehmen, dass ein Anstieg der Alkoholkonsumstörung (X1) zu einem Anstieg der Suizidrate führt.
Die Güte des obigen Regressionsmodells sowie die Signifikanz der definierten unabhängigen Variablen wird in Kapitel 6.2 untersucht. Die geschätzte Regressionsfunktion des Regressionsmodells wird nach Vorbild folgender formaler Funktion für die vorliegenden empirische Forschungsarbeit gebildet (Eckey/Kosfeld/Dreger, 2013, S.83f.):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dabei gilt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
6 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
6.1 Deskriptive Statistik
Auf Basis der in Kapitel 5 vorgestellten Datensätze, wird im Folgenden zunächst die deskriptive Statistik dargestellt. Danach wird das Gesamtmodells der multiplen linearen Regression überprüft, bevor die sieben Modellprämissen getestet werden. Im Anschluss werden die Ergebnisse interpretiert. Die Datenerhebung sowie die weiterführende Analyse wurden unter Heranziehung der Statistiksoftware SPSS durchgeführt.
Um ein deskriptives Bild des Datensatzes zu erhalten, wird auf die Kennzahlen Mittelwert, N- Werte und Standardabweichung eingegangen. Die Tabelle in Anhang A zeigt auswertbare Werte von N = 160. Dies sind alle Werte, zu denen jeweils Informationen zu allen X Variablen vorliegen.
Der Mittelwert der abhängigen Variable Suizidrate beträgt für das Jahr 2016 9,29 pro 100.000 Individuen mit einer Standardabweichung von 5,916. Dabei ist das Minimum der Suizidrate 0,5 und reicht bis 31,9. Das Land mit der höchsten Suizidrate stellt mit 31,9 pro 100.000 Einwohnern Litauen dar. Das Durchschnittsalter der Stichprobe beträgt dabei 27,61 Jahre mit einer Standardabweichung von 8,43 Jahren. Eine Tabelle der deskriptiven Statistik befindet sich in Anhang B.
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